Bilderbücher

Familie Maus macht Waschtag“ von Kazuo Iwamura, NordSüd Verlag (2025)

 

Heute ist ein Schönwettertag, an dem man Wäsche waschen mag.“

Und alle 14 Mäuse der Großfamilie helfen fleißig mit. Sie ziehen die Betten ab, suchen die Schmutzwäsche zusammen und laufen, bewaffnet mit einem klassischen Waschbrett, gemeinsam zum Fluss herunter. Dumm nur, dass der Frosch am Fluss ein Nickerchen machen möchte und sich das Waschbrett als Unterlage aussucht, um kurz darauf damit auf dem Wasser abzutreiben.

Können sie den Frosch wieder rechtzeitig einfangen?

Und bleibt am Ende noch genügend Zeit, die Wäsche zu erledigen?

Eine hübsche Kurzgeschichte, in Paarreimen erzählt, bei der die Texte im unteren Seitenbereich - ähnlich einer Fußzeile - dargestellt werden.

Alle Illustrationen der seitenumfassenden Darstellungen sind mit einem leichten Grünschimmer überzogen.

Dieses fröhliche, familiäre Miteinander erinnert an alte Waschrituale bei bestem Wetter in der Natur. So, wie es früher einmal war.

Kurz, hübsch, sympathisch.

 

Anja Kuypers

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Familie Maus macht Waschtag

Kazuo Iwamura

Deutsche Fassung in Versen von Rose Pflock

NordSüd Verlag (2025)

Bilderbuch

ISBN 978-3314107177

gebunden, 40 Seiten

17 €

 

Kajak – Eine Geschichte in zwei Richtungen“ von Clémence Sabbagh, Moritz Verlag (2025)

 

Eine ganz wunderbare Geschichte, die erst von vorne nach hinten und dann von hinten nach vorne gelesen werden will. Ein Buch in zwei Richtungen, das kein Wendebuch ist. Toll!

Das Mädchen Ada und ihr Freund, das Monster Bob, langweilen sich in der warmen Jahreszeit. Sie chillen am Flussufer, während ein Kajak steuerlos vorbei schippert. Prompt entscheiden sie sich für eine Tour mit dem Gefährt über das Wasser. Aber leider will das Paddeln nicht so richtig funktionieren. Es braucht eine genaue Absprache, wer wann in welche Richtung rudert. Das klappt so gar nicht... Außerdem jagt während der Flussfahrt eine abenteuerliche Situation die nächste.

Am Ende kentert der Kahn, und der Ausflug endet im Streit. Schade, dabei sind sie doch eigentlich gute Freunde.

Aber wenn man jetzt der Aufforderung der französischen Autorin folgt und die Geschichte erneut, aber diesmal von hinten nach vorne liest, könnte die Freundschaft noch gerettet werden...

So schön gelöst!

Stets im Mittelpunkt aller doppelseitigen Illustrationen ist der mit einem Grünschimmer unterlegte Fluss. Die Geschichte ist eben immer in Bewegung. Das Buch verwendet ausschließlich wörtliche Rede, die zwar im Comicstil dargestellt wird, aber auf die Verwendung von Sprechblasen gänzlich verzichtet. Ebenfalls schön gelöst!

Für mich ist mit diesem Buch, das sich der Pflege und wahren Bedeutung von Freundschaft annimmt, ein neuer Stern am Bilderbuchhimmel aufgegangen.

 

Anja Kuypers

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Kajak – Eine Geschichte in zwei Richtungen

Clémence Sabbagh

Illustrationen von Magali Bardos

Aus dem Französischen von Tobias Scheffel

Moritz Verlag (2025)

Bilderbuch

ISBN 978-3895654725

gebunden, 56 Seiten

15 €

 

9 kleine Menschen“ von Regina Feldmann, Nord Süd Verlag (2025)

 

Zu Beginn des Buches sind neun schwangere Frauen zu sehen. Sie kommen alle aus derselben Stadt und entbinden schlussendlich am selben Tag neun kleine Menschen. Weiter im Text heißt es: „...und seh`n ziemlich glücklich aus.“

In Paarreimen wird das Heranwachsen der neun kleinen Menschen erzählt. Sie stammen aus unterschiedlichen Familien. Mal gibt es bereits Geschwisterkinder, manche haben nur ein Elternteil oder zwei gleichgeschlechtliche Eltern. Da sie alle verschiedene Herkünfte haben und verschiedene Erziehungsstile genießen, werden es somit am Ende neun vielfältige Menschen sein.

Sie wurden zwar am gleichen Tag geboren, entwickeln sich aber auf individuelle Art und Weise. Sie sind „nicht alle gleich“, mögen es am liebsten bunt.

Die farbig vielseitigen Illustrationen, die Situationen aus den facettenreichen Familienleben abbilden, begleiten den Text passgenau.

Alle sind so unterschiedlich und doch irgendwie gleich. Alles könnte so einfach sein. In Frieden miteinander leben und sich gegenseitig respektieren.

Dieses Buch zeigt wie es gehen könnte, am Beispiel von neun kleinen Menschen, die sich im Laufe ihres Lebens immer wieder begegnen und friedlich, respektvoll miteinander umgehen. Seite an Seite. Schön!

 

Anja Kuypers

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9 kleine Menschen

Regina Feldmann

Illustrationen von Martina Stuhlberger

Nord Süd Verlag (2025)

Bilderbuch

ISBN 978-3314107139

gebunden, 40 Seiten

18 €

 

Am Ende der Welt“ von Anna Desnitskaya, Gerstenberg Verlag (2025)

 

Zwei Kinder. Zwei Länder. Zwei Familienkonstellationen. Zwei Wohnorte am Meer.

So lebt die junge Vera mit ihrer Mutter auf der Halbinsel Kamtschatka, und der junge Lucas wohnt mit seinem Vater im Süden Chiles. „Am Ende der Welt“, sagte seine Oma einst.

Dieses Wendebuch ist von beiden Seiten lesbar. Zum einen wird die Geschichte Veras erzählt, und zum anderen aus der Sicht Lucas`, bevor sie sich in der Mitte des Buches inhaltlich begegnen.

Beide Kinder und deren Länder werden in den jeweiligen Geschichten vorgestellt. Wie leben sie, was sind deren Hobbies und welche Besonderheiten gelten für deren Alltag.

Vera und Lucas kennen einander nicht. Noch nicht..... beide träumen sich Freunde herbei und besuchen allabendlich mit ihren Elternteilen den Strand. Leuchten mit einer starken Taschenlampe auf den dunklen Ozean hinaus. Wie ein Leuchtturm, der die Wasseroberfläche abtastet.

Eines Tages treffen sich die Lichtstrahlen und ein besonderer Kontakt entsteht. So unterschiedlich deren Leben auf den ersten Blick auch sein mögen, so gleich sind am Ende doch.

Wunderschön gelöst über die Methodik eines Wendebuches und den drei textlosen Doppelseiten zur Mitte des Buches, wenn sich die Lichter der Kinder treffen.

Ein tatsächliches „Ende der Welt“ gibt es also doch nicht... Denn irgendwie begegnen sich die alle Menschen auf unterschiedliche Arten und Weisen im Laufe ihres Lebens mehrfach. Eine hübsche Vorstellung.

 

Anja Kuypers

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Am Ende der Welt

Anna Desnitskaya

Aus dem Russischen von Thomas Weiler

Gerstenberg Verlag (2025)

Bilderbuch

ISBN 978-3836962599

gebunden, 48 Seiten

16 €

 

Das Aufklapp-Wimmelbuch“ von Lilly L´Arronge, Esslinger Verlag (2025)

 

Wimmelbuch meets Pop-Up-Buch.

Dieses recht kleinformatige Buch entpuppt sich nach jedem Auf- und Umklappen automatisch als großes Bild. Und auf jeder abgebildeten Alltagssituation gibt es viel zu entdecken: auf dem Bahnhof, am Strand, in den Bergen, auf dem Meer, auf der Autobahn.

Offizielle, von der Künstlerin mitgegebene Suchaufträge gibt es kaum, dafür aber viele Gesprächsmotivationen. Und wer sich dem Buch kreativ hingibt, wird schnell herausfinden, dass sich manche Figuren und Gegenstände auf unterschiedliche Art und Weise wiederholen. Wo finde ich.....????

Sehr bunt, sehr hübsch, sehr ansehnlich.

Es darf auch geschmunzelt werden. Und zwar recht häufig. So werden alle Altersklassen beim Betrachten dieses Aufklapp-Wimmelbuches bedient.

Ein Buch, das mit dem ersten Aufklappen überrascht.

 

Anja Kuypers

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Das Aufklapp-Wimmelbuch

Lilly L´Arronge

Esslinger Verlag (2025)

Wimmelbuch

ISBN 978-3480239863

gebunden, 10 Seiten

11 €

 

 

Max, der Gemüseheld“ von Sabrina Maria Quint, Gerstenberg Verlag (2025)

 

Max macht das, was er am allerliebsten macht. Er hegt und pflegt seinen Garten.“

Die Waldtiere machen sich über ihn lustig. Wie kann ein Fuchs nur so viel Obst und Gemüse anbauen und es dann noch selber essen wollen? Er ist doch ein Fuchs....

Max lässt sich leider von dem Getuschel der Tiere beeindrucken, läuft zum nächsten Bauernhof und stibitzt ein Huhn. Mit Huhn Wilma unter dem Arm stapft er zufrieden nach Hause. Bär und Wolf schauen unbemerkt durch das Fenster und sind auf einmal mächtig stolz auf den Fuchs. Nun scheint er doch noch seiner wahren Berufung gefolgt zu sein.

Aber ist er das wirklich? Oder war es nur ein schlauer Schachzug, um seine Waldnachbarn milde zu stimmen.... Denn eigentlich verfolgt er einen ganz anderen Plan

Ein hübscher Titel übers Kochen und über Ernährung grundsätzlich. Außerdem über den Mut, an der eigenen Lebensweise festzuhalten. Und wenn es dann noch gelingt, Freunde zu überzeugen, sich einfach mal auf etwas Neues einzulassen, ist der Tag gerettet.

Wichtige Fakten verpackt in eine unterhaltsame Tiergeschichte.

 

Anja Kuypers

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Max, der Gemüseheld

Sabrina Maria Quint

Illustrationen von Henrike Wilson

Gerstenberg Verlag (2025)

Bilderbuch

ISBN 978-3836963282

gebunden, 32 Seiten

15 €

 

 

Was macht ein Dino im Museum“ von Marie Gamillscheg, leykam: Verlag (2025)

 

Ja, wo gibt es denn so etwas? Da stehen ein paar Dinosaurier und warten auf den Bus, der sie zum Museum bringen soll. Gemeinsam möchten Linseblick, Langhals, Minisaurus und Co. die neue Ausstellung über ihre Artgenossen besuchen.

Unter den strengen Blicken der Museumswächter, die hier in Form von Stühlen dargestellt werden, stellen die Urzeit-Freunde schnell fest, dass das Museum nur einen Themenschwerpunkt abbildet: „Immer nur T-Rex, T-Rex, T-Rex.“

Überall nur Informationen und Exponate über den scheinbar mächtigsten aller Dinos. Dabei hat die Urzeitwelt doch so viele, verschiedene, verrückte Exemplare zu bieten.

Prompt werden die Dinos aktiv und kuratieren die Ausstellung neu. Sie räumen um, stellen aus und beschreiben neu.

Viele lustige, illustratorisch bestens umgesetzte Schmunzelmomente. In diesem Buch steckt jede Menge Energie, mit denen sich die sympathischen Dinos den Umbaumaßnahmen annimmt.

Über Vielfalt und Einzigartigkeit – denn es gibt immer und überall deutlich mehr, als nur eine Perspektive oder ein Exemplar einer Spezies. Auch die Urzeit-Welt war bunt.

 

Anja Kuypers

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Was macht ein Dino im Museum

Marie Gamillscheg

Illustrationen von Anna Süßbauer

leykam: Verlag (2025)

Bilderbuch

ISBN 978-3701183616

gebunden, 32 Seiten

18 €

 

 

Wenn der Wind vom Meer erzählt“ von Sonja Stangl, Tyrolia Verlag (2025)

 

Eines Morgens saß der Bär auf dem Hügel hinterm Haus. Niemand wusste, woher er gekommen war und weshalb.“

Zu Beginn des Buches bemühen sich die Bewohner der kleinen Ortschaft leidlich um das Felltier. Da dieser aber nicht reagiert, lassen sie schnell von ihm ab und lassen ihn einfach dort sitzen. Bis auf ein kleines Mädchen, deren Zimmerfenster direkt in Richtung des Hügel zeigt. Schon länger beobachtet sie das Schauspiel und möchte nun endlich den Grund erfahren, weshalb der Bär tagaus, tagein dort sitzt.

Ich wollte ihn unbedingt kennenlernen. Aber wie?“

Sie entwirft die Strategie der Gegensätze... Das Mädchen durchbricht die Stille um den Bären herum und tritt laut mit einem Megafon auf. Ein Glück für den Bären, der nämlich schwerhörig ist und die Menschen bislang einfach nicht verstanden hat.

Das Megafon entpuppt sich als „Hörhilfe“, und das Mädchen macht es möglich, dass der Bär von nun an „mit den Ohren sehen kann“.

Dieses Buch ist eine philosophische Verzauberung, in der das junge Mädchen und der alte Bär, trotz mancher Gegensätze, einen freundschaftlichen Weg zueinander finden. Viele wunderbare Szenen.

Doch genauso schnell wie die Freundschaft begonnen hat, endet sie.... Denn eines Tages sitzt der Bär nicht mehr auf dem Hügel...

Eine tiefer gehende Geschichte, die überwiegend in schwarz/weiß illustriert wird und mit roten Akzenten spielt. Sehr, sehr gerne empfohlen.

 

Anja Kuypers

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Wenn der Wind vom Meer erzählt

Sonja Stangl

Illustrationen von Noa Sauer

Tyrolia Verlag (2025)

Bilderbuch

ISBN 978-3702242787

gebunden, 32 Seiten

18 €

 

 

Wolkenschaum“ von Michael Hammerschmid, Jungbrunnen Verlag (2025)

 

In diesem poetischen Bilderbuch warten zwölf Gedichte – allesamt klein geschrieben – darauf, von Leserinnen und Lesern gelesen und verinnerlicht zu werden. Sie beschreiben kurz und knapp, aber nicht minder herzlich unterhaltend die Lebensumwelt von Kindern. Das, was sie im Alltag beschäftigt... Einfach mal stehen bleiben und sich umschauen, Fahrradfahren, lachen, spielen....

Der naive, unberührte Erfindergeist von Kindern wird hier in Worte verpackt. Ein Spiel mit Worten und Wortneuschöpfungen, die poetisch angeordnet sind. Weitestgehend reimfrei.

Eine Animation an die Jüngsten, sich selber Gedanken zu machen. Diese aufzuschreiben und darüber zu sprechen.

was du mit deinem lachen kannst: eisen verbiegen, steine schmelzen, menschen erschrecken (die dort grantig um die ecke biegen) die sonne aufwecken, die eltern überzeugen, nettheit abstauben und das obwohl du`s fast nicht merkst, kein scherz“

Schlicht, aber nachhaltig. Kindergedichte mit Strahlkraft.


Anja Kuypers

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Wolkenschaum

Michael Hammerschmid

Illustrationen von Maria José de Telleria

Jungbrunnen Verlag (2025)

Gedichtband

ISBN 978-3702659998

gebunden, 32 Seiten

18 €

 

 

Und wenn ich dann ankomme“ von Alexandra Holmes, Tyrolia Verlag (2024)

 

In diesem Wendebuch kann die Geschichte über das Wegfahren und Ankommen aus zweierlei Perspektiven gelesen und angeschaut werden.

Zwei Sichtweisen von Kindern, die das Ankommen unterschiedlich erleben und fühlen. Einmal geht es um eine simple Reise, ein anderes Mal um einen ungewollten Umzug in ein anderes Land, eine Fluchtgeschichte.

Wenn ich weggeh, dann kommt in Kisten, was wir behalten und zu Bekannten, was nicht bei uns bleibt. Opa schenkt mir ein Fotoalbum, damit ich auch später noch weiß, wer ich war.“

In diesem Kontext werden viele Situationen beschrieben. Vom Verlassen und Ankommen, von Vorfreude bis Unsicherheit. Allesamt poetisch und illustratorisch kunstvoll inszeniert.

Und wenn ich ankomme, dann sprechen meine Eltern Englisch. …. Die Landessprache können wir nicht, doch mit Händen und Füßen zu reden macht Spaß.“

Sehr ansprechend und kreativ umgesetzt.

 

Anja Kuypers

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Und wenn ich dann ankomme

Alexandra Holmes

Illustrationen von Judith Vrba

Tyrolia Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3702242275

gebunden, 26 Seiten

18 €

 

Komm, wir trösten den kleinen Stern“ von Mira Schönegge, Südpol Verlag (2024)

 

Eine Erde, eine Vulkaninsel namens Ometepe, ein kleines Häuschen, ein Kind namens Schnipsel und ein Schwein namens Rolf. Außerdem ein Sternchen namens Ninjesi und der Mond.

Damit wären alle Protagonisten kurz erwähnt.

An einem Abend auf der Insel möchten sich Schnipsel und Rolf den Sternenhimmel ansehen und entdecken dabei das Sternchen.

Die zwei haben sich in Stellung gebracht, sie sitzen beieinander und spähn in die Nacht. Und plötzlich – ganz schüchtern – sehen sie im Dunkeln ein zärtlich glitzerndes Sterngewand funkeln....“

Die Freunde erfahren, dass der Stern Ninjesi heißt und sich dringend eine Umarmung wünscht.

Nichts leichter als das, denken sich die beiden, um ziemlich schnell festzustellen, dass der Weg bis zum Sternchen doch deutlich weiter ist, als ursprünglich angenommen. Dennoch probieren sie so einiges aus, bis sich der Mond einmischt und seine Hilfe anbietet. Aber ob es am Ende für eine Umarmung reichen wird?

Die hübsche Geschichte ist überwiegend in Paarreimen erzählt, und dank dieses Rhythmus` erfahren die jungen Leserinnen und Leser hier einen besonderen Sprachzugang.

Zum gemeinsamen Lesen und darüber sprechen. Über Freundschaft, Zusammenhalt, Mut und …... natürlich Umarmungen!

 

Anja Kuypers

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Komm, wir trösten den kleinen Stern

Mira Schönegge

Südpol Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN ‎978-3965942721

gebunden, 52 Seiten

22 €

 

Ab ins Musiktheater“ von Lisa Manneh, Tyrolia Verlag (2024)

 

Die Vereinigten Bühnen von Wien veröffentlichen dieses textlose Wimmelbuch, um allen Interessierten einen Blick hinter die Kulissen einer Theaterproduktion zu ermöglichen.

Hier wird chronologisch der Weg von der Probe bis zur Aufführung mit allem drum und dran dargestellt: die Maske, das Bühnenbild, der Probenraum, das Orchester und vieles mehr.

Sämtliche Berufsbilder, die in die Produktion eines Musiktheaters involviert sind, werden hier ebenfalls vorgestellt: der Dirigent, der Tontechniker, der Maler, die Lichttechniker, die Musiker, die Putzkräfte, die Verwaltungskräfte, die Schneider, Maskenbildern.....

Nur zusammen ist man stark, und nur zusammen können umfangreiche Produktionen gelingen.

Mit diesem Buch bekommen die Leserinnen und Leser einen guten Eindruck von der intensiven Arbeit im Theater. Hier soll am Ende das Stück vom schlauen Füchslein entstehen und aufgeführt werden.

Schön gelöst, dass die Betrachter des Buches in verschiedene Perspektiven schlüpfen dürfen, um einen lückenlosen Blick einnehmen zu können.

Theater in aller seiner Faszination und von A bis Z. Toll gemacht! Eine Hommage an das Theaterleben und seine Künstler. Jeder Einzelne ist wichtig, damit die Vorstellung gelingt, die Zuschauer begeistert sind und gerne wiederkommen. Ein gelungenes Wimmelbuch!

 

Anja Kuypers

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Ab ins Musiktheater

Lisa Manneh

Tyrolia Verlag (2024)

Sachbuch - Wimmelbuch

ISBN 978-3702242299

gebunden, 16 Seiten

19,95 €

 

Wie Haie in die Heia gehen“ von Maite Pérez, Thienemann Verlag (2024)

 

Ein Sachbuch, bei deren Betrachtung man garantiert nicht müde wird. Obwohl es ums Schlafen geht.... Und zwar um das Schlafverhalten von Tieren, bevor auf den ersten paar Seiten Grundsätzliches zum Schlafen vorgestellt wird.

Es gibt soooooo viele Möglichkeiten, an verschiedenen Orten auf unterschiedliche Arten zu schlafen. Wer schläft wie und wo? Und was passiert eigentlich mit uns, wenn wir schlafen?

Das Sachbuch enthält mehrere Kapitel zum Thema, innerhalb dessen das Wissen in Textblöcke mit passenden Illustrationen aufgeteilt ist. Hier wird Bekanntes und weniger Bekanntes beschrieben.

Kanarienvögel wachen mit der Sonne auf, und wenn es dunkel wird, plustern sie ihr Gefieder auf, stecken den Kopf unter den Flügel, und dann wird geschlafen.“

Giraffen hingegen machen in Gruppen nur kurze Nickerchen, während der Rest der Herde Wache hält. Einige schlafen im Stehen, andere im Liegen. Manche mit verdrehtem Hals wie echte Verrenkungskünstler.

Ganz besonders zauberhaft ist die Schilderung der Otter. Wie sie sich zur Schlafenszeit an den Händen halten, um während des Schlafens - rücklings auf der Wasseroberfläche - nicht abzutreiben.

Ein hübsches Buch für Tierliebhaber und Sachbuchanfänger. Schöne Geschichten gepaart mit Wissenswertem über das individuelle Schlafverhalten von Tieren in der Luft, unter Wasser, an Land oder unter der Erde.

Die Leserinnen und Leser werden zwischendurch direkt angesprochen. Mit der Bitte, den eigenen Schlaf mit den vorgestellten Arten zu vergleichen. Wichtiges Thema – hübsch aufgemacht. Dieses Buch hält wach :-)

 

Anja Kuypers

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Wie Haie in die Heia gehen

Maite Pérez

Illustrationen von Paula Bossio

Aus dem Spanischen von Ilse Layer

Thienemann Verlag (2024)

Sachbuch

ISBN 978-3522460682

gebunden, 44 Seiten

16 €

 

Die schönste Wunde“ von Emma AdBage, Beltz und Gelberg Verlag

 

Während eines harmlosen Tischtennisspiels in der Pause auf dem Schulhof stürzt ein Junge und verletzt sich am Knie. Jarno, ein Lehrer, der gerade Aufsicht führt, ist sofort vor Ort und kümmert sich um ihn. Zahlreiche Mitschüler stehen ebenfalls drumherum, haben Mitleid und wollen sehen, wie es weitergeht. Der Junge wird von Jarno ins Lehrerzimmer getragen, wo er neben der Rektorin zum Ausruhen auf dem Sofa sitzen darf. So weit, so tragisch. Aber eigentlich gar nicht so schlimm... JA, die Wunde blutet und JA, es tut bestimmt weh. Kinder in diesem Alter fallen nun mal im Spiel zuweilen hin und verletzen sich leicht. So war es, so ist es, und so wird es immer bleiben.

Der Schmerz des weiterhin namenlosen Jungen ist garantiert echt. Aber wenn sich die Mitschüler, die Lehrkräfte, die Familie dann fortan pausenlos um den Verletzten kümmern und ihr Mitgefühl äußern, kann sich auch schnell ein wohliges Gefühl einstellen und den Schmerz vergessen lassen. Denn es ist schön, umsorgt zu werden.

Das Buch ist zu keinem Zeitpunkt überheblich oder nimmt die Situation nicht ernst. Es bildet die Realität ab, die allen geläufig ist. Da entpuppt sich eine wehende Wunde irgendwann als besonders und vielleicht sogar als angenehm. Eine hübsche, unaufgeregte Geschichte über die schönste Wunde eines sympathischen Protagonisten, der seine Verletzung genau „im Blick“ hat.

Der Text befindet sich inmitten toller Illustrationen, und die gelungene Mischung aus Sprache und Bild birgt sehr viel kreatives Vermittlungspotential.

Die Wunde als stiller Handlungsteilnehmer. Toll!

 

Anja Kuypers

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Die schönste Wunde

Emma AdBage

Aus dem Schwedischen von Friederike Buchinger

Beltz und Gelberg Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3407759207

gebunden, 25 Seiten

14 €

 

 

Der Weg nach Hause“ von Oliver Jeffers, van Hacht Verlag (2024)

 

Es war einmal ein Junge“

Mit diesen Worten beginnt das Bilderbuch und zeigt einen Jungen im rot-weiß geringelten Pullover, der des nachts alleine ein Boot aus dem ruhigen Meer an einen leeren Strand zieht.

Wo kommt er her? Wo will er hin?

Die Geschichte wird aufgerollt, und wir starten Tage zuvor im Kinderzimmer des namenlosen Jungen, der in seinem Kleiderschrank ein realistisch großes Flugzeug findet.

Wenig überrascht steigt er in das Flugzeug und fliegt los. Sein Ausflug findet ein jähes Ende, als die Menge Kerosin schwindet. Zum Glück kann er sich in letzter Minute auf den Mond retten und landet dort. Das gleiche Schicksal ereilt auch einen kleinen Marsmenschen, der nun ebenfalls mit seinem Raumschiff auf dem Mond festsitzt. Sie lernen sich kennen und tauschen sich über mögliche Rettungsaktionen aus. „Der Junge sprang hinunter zur Erde, um zu holen, was sie brauchten.... geradewegs hinunter.“

Das Werkzeug für die erfolgreichste aller erdachten Alternativen ist schnell beschafft, und erneut geht es hinauf zum Mond. Eine Rettungsaktion sondergleichen. Zwei Wesen, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten. Sie helfen einander aus dieser misslichen Lage. Mission completed heißt es irgendwann und beide fliegen ihrer Wege. Ob sie sich jemals wiedersehen werden?

Oliver Jeffers setzt Akzente in Sprache und Bild und regt an, sich in Gesprächen weiter über die Geschichte, die jede Menge gedanklichen Zwischenräume lässt, auszutauschen. Toll!

 

Anja Kuypers

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Der Weg nach Hause

Oliver Jeffers

van Hacht Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3968260471

gebunden, 32 Seiten

18 €

 

Emils kleines Haus“ von Simona Ceccarelli, Thienemann Verlag (2024)

 

Emils Eltern trennen sich. Jeder wohnt nun in einem eigenen Haus, wenn auch unweit voneinander entfernt. Die erste großformatige Illustration skizziert diesen Moment ganz wunderbar: der Vater trägt Kartons und läuft nach links, die Mutter trägt Kartons und läuft nach rechts.

Emil soll sich entscheiden, bei wem er zukünftig leben will. Aber... der kleine Junge beschließt kurzerhand in ein eigenes Haus zu ziehen. „Das Haus war winzig, hatte aber alles, was er brauchte: sein Lieblingsbuch,....“

Gemeinsam mit dem Stoffkrokodil Coco ist er nun auf der Suche nach dem richtigen Ort für sein tiny Haus, das dank der montierten Räder unter dem Boden mobil und somit leicht zu transportieren ist.

Was zunächst als attraktive Lösung erscheint, entpuppt sich zügig als Sammelsurium von Entbehrungen in einem vollkommenen Alltag: Umarmungen fehlen, keine Kekse zum Essen, hübscher Gesang im Haus und vieles mehr vermisst der kleine Emil. Gut, dass Coco und Emil am Ende eine tolle Idee haben, um allen und allem gerecht zu werden.

Das Buch verfügt über eine schöne, bunte Farbenvielfalt inmitten der von Trennungsschmerzen geprägten Geschichte.

Darüber hinaus zeigt es Möglichkeiten und Anlässe auf, wie es am Ende doch funktionieren kann. Denn eins ist sicher: „Auf die Liebe der Eltern ist immer Verlass“

 

Anja Kuypers

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Emils kleines Haus

Simona Ceccarelli

Thienemann Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3522460705

gebunden, 40 Seiten

16 €

 

 

Morris – der Junge, der den Hund sucht“ von Bart Moeyaert, Hanser Verlag (2024)

 

Zu Beginn sind die Leserinnen und Leser Teil einer feinsten Familienidylle: ein Kind baut im verschneiten Garten einen hübschen Schneemann, um kurz darauf von der Familie in Empfang genommen zu werden und Lob für diese tolle Kreation zu erhalten. „Was für ein Glück du hast.“

Der Junge Morris hatte leider nicht ganz so viel Glück in seinem Leben. „Es waren traurige Dinge passiert.“

Seitdem lebt er bei seiner Oma in einem kleinen Dorf, irgendwo in den Bergen. Die Großmutter verdient den Lebensunterhalt für die beiden mit dem Nähen und Verkauf bunter Patchworkdecken, hergestellt aus gespendeten Stoffresten der Nachbarn.

Im Haus lebt ebenfalls eine schwarz weiße Hündin, die auf den Namen Houdini hört und Morris ziemlich auf Trab hält. Denn Houdini geht immer ihren eigenen Weg und läuft am liebsten fort. „Sie wollte laufen. Und am liebsten: weg. Auf den Berg.“

Morris ist daran gewöhnt, sie bis hoch auf die Bergspitzen zu verfolgen, um sie dann wieder einzufangen und nach Hause zu bringen. Im Laufe der Zeit kennt er sich bestens im Gebirge aus und ist mit der Natur vertraut.

Als es aber zu schneien anfängt, wird das Einfangen der Hündin zunehmend schwieriger.

Neben den natürlichen Hürden, kämpft Morris noch gegen einen ihm drohenden Schafhirten, und der neue Freund der Großmutter entpuppt sich als Rüpel und Bedrohung für alle.

Äußerst metaphorisch und literarisch, illustratorisch wertvoll, ist dieser Titel mehr, als eine Geschichte über einen Jungen, der ständig versucht einen Hund einzufangen.

Ein gern empfohlenes Buch für geübte Leserinnen und Leser.

 

Anja Kuypers

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Morris – der Junge, der den Hund sucht

Bart Moeyaert

Illustrationen von Sebastiaan van Doninck

Aus dem Niederländischen von Bettina Bach

Hanser Verlag (2024)

Kinderbuch

ISBN 978-3446281172

gebunden, 64 Seiten

15 €

 

 

Wo sind meine Farben?“ von Maybel Lüscher, Neptun Verlag (2024)

 

Familie Schmetterling lebt hoch in einem Baum. Sie freuen sich auf ihren Nachwuchs, der noch in einer Insektenpuppe steckt. Diese wird aufs Herzlichste gehegt und gepflegt.. Sie können es kaum erwarten, ihr Kind nach dem Schlüpfen kennenzulernen und in der Familie willkommen zu heißen.

Die Geschichte spielt im Frühling: „blühende Bäume mit schönen grünen und lilafarbenen Blättern.“

Der umfangreiche Text schafft es, alle Sinne der Leserinnen und Leser anzusprechen. So sehr ist er gespickt mit Adjektiven und Verben. Man lernt hier mit den Augen zu riechen und zu hören.

Es kommt der Tag, an dem die kleine Mariposita schlüpft. Doch wider Erwarten entspricht sie auf den ersten Blick nicht der Farbenvielfalt und dem Flugvermögen eines Schmetterlings. „Ihr Kind hatte weder farbige noch große Flügel.“

Mariposita ist sehr neugierig. Sie möchte am liebsten alles, rund um die bunte Blumenwiese, auf der der Familienbaum steht, entdecken und die Bekanntschaft mit allen tierischen Nachbarn machen.

Ihre Mutter hingegen nutzt die Zeit, um viele, bunt gemischte, kulinarische Köstlichkeiten für die Kleine herzurichten. So bunt, wie die Farben des Regenbogens.

Ein hübsches Buch über Veränderungen und Empfindungen, eingerahmt in eine herzliche Familienidylle in einer intakten Naturszenerie.

Über die ersten Schritte und den Antritt einer aufregenden Reise ins eigene Leben.

 

Anja Kuypers

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Wo sind meine Farben?

Maybel Lüscher

Illustrationen von Sybille Eyer

Neptun Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3858203564

gebunden, 40 Seiten

22 €

 

Das Nori sagt Nein“ von Antje Damm, Moritz Verlag (2024)

 

Das Nori – was ist es eigentlich? Ein Mensch, ein Tier, ein Wesen..... Auf jeden Fall ist es sympathisch, und darauf kommt es an. Niedlich, wie es so in seinem Erdloch sitzt und die frisch gepflückten, roten Beeren fein säuberlich mit der Gabel isst.

Eher zufällig macht es die Bekanntschaft mit einem Menschen, einer Riesin, die das Nori direkt mit zu sich nach Hause nimmt. Dort muss es auf einem Regal sitzen, auf einem vom Menschen zugewiesenen Platz. Manchmal muss es auch im Puppenhaus nächtigen, zwischen diesen starren, unbeweglichen Dingen. Viel zu viel Druck für das eigentlich lebenslustige Nori. Und so platzt dem Nori irgendwann die Hutschnur, und es schreit laut NEIN.

Sei stark! Sei du selbst! Kämpfe für das, was du wirklich willst!

Die kurze, aber sehr eindrucksvolle Geschichte ist in schwarz/weiß gehalten. inklusive perfekt inszenierter Farbakzente. Es braucht ein wenig Phantasie, um sich das Drumherum farbig vorzustellen. Aber genau darum geht es.... Vorstellungsvermögen hervorkitzeln. Erwecke das Leben und gestalte es so, wie du möchtest.

Absolut phantastisch gelöst und perspektivisch toll umgesetzt. Ein neuer Diamant aus der Feder von Antje Damm.

 

Anja Kuypers

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Das Nori sagt Nein

Antje Damm

Moritz Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3895654626

gebunden, 48 Seiten

16 €

 

Erinnerst du dich?“ von Sydney Smith, Aladin Verlag (2024)

 

Ein zauberhaftes Bilderbuch über Erinnerungen und innige Familienliebe. Mutter und Sohn liegen nebeneinander und schauen sich an. Gemeinsam erinnern sie sich an besondere Momente in der Vergangenheit.

Wie war es, als der Sohn sein erstes Fahrrad erhielt und zum ersten Mal damit stürzte? Erinnerst Du Dich an das Picknick im Grünen, zu dem wir frische Beeren aßen? Oder als in der stürmischen Nacht das Licht ausfiel?

Die Texte sind farblich unterschiedlich gekennzeichnet. Je nachdem, wer gerade spricht.

Zu Beginn des Buches teilen die beiden schöne Erinnerungen, an eine Zeit, als die Familie noch vollständig war. Denn im Verlauf werden die Rückblenden trauriger. Mutter und Sohn verlassen die Heimat, und der Vater bleibt zurück. Warum nur? Vermutungen dürfen geäußert werden, eine Auflösung gibt es nicht.

Nach dem Familienriss beginnen die beiden ein neues Leben in einer anderen Stadt, in einem anderen Land. Doch auch hier geht die Sonne auf und unter, und das Leben verheißt neue Erinnerungen für die Zukunft. Dessen sind sie sich bewusst, und sie freuen sich darauf.

Ein wunderschönes Buch, das zum Erzählen, zum Spekulieren einlädt. Eventuelles will besprochen und Vergangenes erinnert werden.

Die ganzflächigen Illustrationen sind großartig und fangen die individuelle, emotionale Lage wunderbar ein.

Eine berührende Geschichte über ein intensives Familienleben und Erinnerungen, die im Austausch noch mehr bedeuten und zusätzlich verbinden.

 

Anja Kuypers

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Erinnerst du dich?

Text und Illustrationen von Sidney Smith

Übersetzt von Bernadette Ott

Aladin Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 9783848902354

gebunden, 40 Seiten

18 €

 

Schlaf, Stella, schlaf!“ von Ted Forström, Mixtvision Verlag (2024)

 

Während der Vater dem Kind eine Geschichte zur guten Nacht im Bett vorliest, liegt Hündin Stella eingekuschelt zwischen den beiden auf der Bettdecke.

Stella möchte entspannen, streckt die Glieder aus und gähnt. Doch dann hört sie ein Geräusch aus dem Nebenraum. Sie springt auf, läuft vor die geschlossene Kinderzimmertüre und fängt an zu bellen. Der Vater unterbricht das Lesen, geht zur Tür und lässt den Hund nachsehen. Immerhin ist es ihre Aufgabe, die Familie vor Eindringlingen zu beschützen.

Vielleicht haben Eichhörnchen einen Minibagger ausgeliehen und einen Tunnel in die Küche des Hauses gegraben, vermutet der Hund. Oder es ist ein Bus voller fremder Hunde, der geradewegs ins Wohnzimmer gefahren und in den Fernseher gekracht ist, phantasiert sie weiter.

Stellas abstruse Ideen, woher das Geräusch kommen könnte, entpuppen sich alle als harmlos und erklärbar.

Die Situationskomik entsteht durch die vielen Male, die Stella aufspringt und der Vater das Vorlesen unterbrechen muss. Und immer war es umsonst....

Stella kommt einfach nicht zur Ruhe, der Vater ist zunehmend genervt und das Kind traurig, weil es nichts über das Ende der Geschichte erfährt. Was ist nur mit Stella los?

Eine sehr kurzweilige, unterhaltsame und hübsch illustrierte Geschichte über Zwei- und Vierbeiner, die unter einem Dach wohnen und aufeinander aufpassen. Über Träume und Phantasien, über das Schlafen und nicht zur Ruhe kommen mit einer tierischen Protagonistin. Sehr gelungen!

 

Anja Kuypers

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Schlaf, Stella, schlaf!

Ted Forström

Illustrationen von Asa Lucander

Aus dem Schwedischen von Cordula Setsman

Mixtvision Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3958542259

gebunden, 40 Seiten

17 €

 

Der Baum und der Fluss“ von Aaron Becker, Gerstenberg Verlag (2024)

 

In dem zauberhaften, textlosen Bilderbuch ist ein Baum Protagonist sämtlicher dargestellten Szenerien.

Es beginnt mit einer schönen bunten Landschaft, durch die sich ein Fluss, vorbei an dichten Wäldern schlängelt. Der Baum befindet sich stets auf der rechten Seite der ganzflächigen Illustrationen. Am Anfang sieht man ein Kind inmitten der idyllischen Natur auf dem Baum herum klettern, während im Hintergrund einige Menschen gemeinsam ein Holzhaus bauen.

Auf der nächsten Doppelseite sind weitere Siedler erkennbar, die sich in der Nähe des Flusses niederlassen und zusätzliche Unterkünfte bauen.

Der Szenenausschnitt sowie die Perspektive auf die Landschaft bleiben immer identisch. Einzig das Land rund um den Baum verändert sich von Seite zu Seite.

Denn auf den Folgeseiten mutieren die Holzhäuser zu Häusern aus Stein, und die Menschenmengen nehmen zu. Außerdem erscheint der Fluss begradigt, und der Wald reduzierter. Aber der Baum bleibt. Er steht und trotzt sämtlichen Veränderungen. Selbst die Krieger und Kämpfer, die im Laufe der vielen Jahre immer mal wieder auftauchen, haben keine Chance gegen das starke, mächtige Holzgewächs.

Die Industrialisierung hält Einzug, und die Stadt wird noch größer. Von dem einst breiten Fluss ist nur noch ein Rinnsal übrig. Langsam verändert sich auch der Baum. Seine Äste werden karger und können die Last kaum mehr ertragen. Die Natur ergibt sich. Und man sieht die letzte Eiche fallen...

Doch dank des ewigen Kreislaufs erwächst aus der Baumfrucht irgendwann ein neuer Baum, nachdem das Urbane schon längst wieder verfallen ist.

Vom Wachsen und Gedeihen, vom Verfallen und Vergehen.

Ein neuer genialer Titel aus der Feder von Aaron Becker, der es immer wieder schafft, auch ohne Text Botschaften mit Tiefe zu vermitteln.

 

Anja Kuypers

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Der Baum und der Fluss

Aaron Becker

Gerstenberg Verlag (2024)

Buch für alle

ISBN 978-3836962933

gebunden, 32 Seiten

16 €

 

 

Kamelefant und Dromedackel“ von Michael Ende, Thienemann Verlag (2024)

 

Michael Endes Unsinngedichte, die „Schnurpsenzoologie“, wurden nun erstmals farbig illustriert und neu aufgelegt.

Je Doppelseite dürfen sich die Leserinnen und Leser über einen Vers im Paarreim freuen, der eine neue Tierart vorstellt: „Im Urwald, Forschern unbekannt, lebt fröhlich der Kamelefant.“

Die ganzseitigen Illustrationen setzen den „Dromedackel“, die „Papageis“, das „Maikäferkel“ wunderbar in Szene.

Es ist immer ein Mix aus zwei Tieren. Mein klarer Favorit ist der „Forellensittich“.

Das Buch lädt zu Gesprächen über weitere, außergewöhnliche Tierarten ein. Im Text heißt es gar: „Sei doch so gut und mal sie mir, dann gibt es sie auf dem Papier.“

Der bekannte, mehrfach ausgezeichnete Autor besticht durch heitere Reime und ungewöhnliche tierische Kreationen. Und da Phantasie bekanntlich keine Grenzen kennt, sind weitere Ideen herzlich willkommen.

Anregend und lustig, hübsch und tierisch – ein Titel zum Weiterempfehlen.

 

Anja Kuypers

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Kamelefant und Dromedackel

Michael Ende

Illustrationen von Ariane Emmerich

Thienemann Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3522460330

gebunden, 48 Seiten

16 €

 

Meine Mama ist ein Kunstwerk“ von Hana Acabado, von Hacht Verlag (2024)

 

Ein Kunstwerk ist meine Mama: wie ein Bild ohne Rahmen – so sitzt sie da.“

Der Sohn himmelt seine übergewichtige Mutter an, deren Körper mit zahlreichen Tattoos übersät ist.

In Paarreimen erzählt der Junge über das Leben seiner Mama. „Ihr rechter Arm erzählt von ihrem Leben [...]“

In deren Umfeld gibt es viele Menschen mit Körpermalereien. Aber wie gehen andere Leute in der Stadt damit um? Manche schauen genauer hin, andere schauen angewidert weg. Manche lächeln, andere tuscheln.

Ob jemand Tattoos hat oder Haut ohne Zier – überlass es doch einfach ihm oder ihr!“

Treffender könnte die Quintessenz des Titels nicht lauten. Denn alle Menschen sind gleichen Ursprungs, und alle haben etwas zu erzählen. Und manche tragen das Leben eben auf der Haut.

Das macht sie weder zu besseren, noch zu schlechteren Menschen.

Neben der moralischen Vermittlung tauchen die Leserinnen und Leser noch in die Vergangenheit der Tattoo-Kunst ein. Diese existiert bereits seit vielen, vielen Jahren und birgt so manche Überraschungen oder Geheimnisse.

Auch die Gegenwart spart die Autorin nicht aus und unternimmt einen Ausflug in ein heutiges Tattoo-Studio.

Dieses Buch ist mehr als eine Geschichte über die innige Liebe zwischen Mutter und Sohn. Es ist ein Buch über Vielfalt, angelehnt und vermittelt über die Kunst von Tattoos.

Wie Kunstwerke sind die Menschen der Welt.“

 

Anja Kuypers

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Meine Mama ist ein Kunstwerk

Hana Acabado

Aus dem Englischen von Ulrich Störiko-Blume

von Hacht Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3968260457

gebunden, 32 Seiten

19 €

 

 

Das ausgelassene ABC“ von Ina Hattenbauer, Gerstenberg Verlag (2024)

 

Was zuvor als regelmäßiger Beitrag in der Kinderzeitschrift Gecko erschien, liegt jetzt erstmalig als Buch vor. Das gesamte Alphabet wird hier auf außergewöhnliche Art vorgestellt und optisch ansprechend illustriert.

Von A bis Z, Seite für Seite, wird jedem Buchstaben eine Doppelseite gewidmet. Und irgendwie doch nicht.... Denn bei der Vorstellung jedes einzelnen Graphems wird es eigentlich nur ausgespart.

Ohne A drückt die Taube auf die Tube. Und die Maus ist ...“ Wie muss es richtig heißen, wenn ich den Buchstaben, um den es geht, wieder verwende? Eine andere Art sich dem Alphabet zu nähern. Weglassen statt Verwenden.

Brutkleidmode“ - welcher Buchstabe fehlt, damit das Wort auf anderen Ebenen wieder Sinn macht?

Die Leserinnen und Leser werden animiert mitzudenken, mitzusprechen.

Sämtliche Lösungen findet man auf der letzten Umschlagseite. Nur für den Fall, dass man unsicher ist.

Auf jeder Doppelseite werden durch das Weglassen des Hauptbuchstabens neue Wörter kreiert, die zum Schmunzeln und Lachen einladen. Es gibt einiges zu entdecken und zu erlesen.

Außerdem wird jedem Buchstaben eine andere Szenerie zugeteilt: auf dem Wasser, in der Stadt, auf dem Land, auf dem Acker, zwischen Kackhäufchen, mitten im Schnee, in der Bar, auf den Bergen, kurz vorm Mond,....

Ein witziges, unterhaltsames, lehrreiches Bilder-Sachbuch über das ABC.

 

Anja Kuypers

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Das ausgelassene ABC

Ina Hattenbauer

Gerstenberg Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 9783836962506

gebunden, 32 Seiten

20 €

 

Warum wir weinen“ von Eymard Toledo, Gabriel Verlag (2024)

 

Mutter und Sohn sitzen bei gutem Wetter entspannt auf einer Parkbank. Die Erwachsene liest dem Kind vor, und plötzlich fallen dem Sohn viele Fragen ein. Kopfüber baumelt er über der Rückenlehne der Bank und beginnt seine Mutter mit Fragen zu löchern. Dabei ist ihm diese Frage am wichtigsten: „Mama, warum weinen wir eigentlich?“

Die Mutter nimmt sich die Frage zu Herzen, überlegt kurz und gibt viele kreative Antworten.

Manchmal entstehen die Tränen aus einer Wut heraus, wie eine dunkle Wolke, die sich bei Gewitter ausschüttelt. Ein anderes Mal ist es bloß Traurigkeit, die den Körper verlassen will und muss.

Weinen macht uns stark, es hilft beim Wachsen. Viele, viele Gründe fallen der Mutter ein, warum wir eigentlich weinen. Gründe, die die meisten Leserinnen und Leser kennen sollten und vielleicht sogar schon mal selber erlebt haben. Und falls nicht, erklären die Illustrationen und die kurzen Textbeiträge die Umstände für das Weinen sehr gut.

Jeder dieser Gründe hat einen tieferen Sinn. Weinen ist eine Emotion, und Emotionen sind wichtig. Sie sollten immer und überall und vor allem zu jeder Zeit gezeigt werden dürfen. Alles andere ist ungesund.

Der Text auf den ganzseitigen Illustrationen ist auf den Dialog zwischen Mutter und Sohn reduziert. Und in allen Illustrationen taucht immer wieder ein kleines Mädchen auf, die Ähnlichkeit mit der Mutter hat...

Und manchmal weint man einfach nur vor Glück. Vielleicht wegen einer gelungenen Mutter-Sohn-Beziehung.

Ein rundum gelungenes Bilderbuch über die wohl gefühlvollste Körperflüssigkeit von allen.

 

Anja Kuypers

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Warum wir weinen

Fran Pintadera

Illustrationen von Ana Sender

Aus dem Spanischen von Ilse Layer

Gabriel Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3522306461

gebunden, 40 Seiten

17 €

 

 

Das Zyx“ von Flix, Kibitz Verlag (2024)

 

Während des Zähneputzens im heimischen Bad gerät das Zyx, ein kleines Wesen mit Ohren wie Hörnern und einer sehr langen Rüsselnase, auf magische Weise in eine Welt voller versperrter Türen.

Unweit der Türen am Lagerfeuer hockte ein riesiges Ungeheuer.“

Das Monster empfiehlt dem Zyx die 17. Türe zu öffnen. Was mit einem Ausflug auf rosa Wölkchen beginnt, endet mit der Gefangenschaft auf einem Piratenschiff.

Aber das Zyx wäre nicht das Zyx, wenn es sich nicht selber aus dieser misslichen Lage befreien könnte.

Es schippert alleine in einem Holzruderboot über die hohen Wellen des Ozeans, bis es auf eine Insel trifft, die wunderbare Dinge für ihn bereithält. Und auch von hier geht es immer weiter und weiter...

Eine phantastische Reise des Zyx durch viele zauberhafte Welten, in der es Abenteuer bestehen muss und außergewöhnliche Wesen trifft.

Das Besondere an diesem Buch? Die Texte sind in Reimform geschrieben, und der Autor widmet jeder Buchseite einen Buchstaben. Dessen nicht genug, wird das ABC hier rückwärts aufgerollt.

Auf diese Weise kommt das Zyx auch zu seinem Namen, bevor es in die abenteuerlichen Welten abtaucht.

Die Leserinnen und Leser können auf jeder Seite des comicartig gestalteten Bilderbuches mit ganzseitigen Illustrationen Details zur Abenteuerwelt sowie Dingen mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben entdecken.

Hübsch aufbereitet und gut durchdacht.

Und was mit Zähneputzen begann, endet auch damit.....

 

Anja Kuypers

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Das Zyx

Flix

Kibitz Verlag (2024)

Bilder-Sachbuch

ISBN 978-3948690311

gebunden, 48 Seiten

15 €

 

 

Kayabu“ von Eymard Toledo, BaoBab books (2024)

 

Das Mädchen Naná lebt in einem Dorf am Ufer des Amazonas. Sie besucht die Schule und ist erstaunt, als eines Tages ein neuer Schüler neben ihr sitzt, der ein Faultier auf den Schultern trägt und auf den Namen Kayabu hört. Trotz Ermahnung der Lehrerin, dass Tiere im Unterricht nicht erlaubt seien, bringt er am nächsten Tag einen Fisch mit.

Kayabu ist ein lustiger, ein sonderbarer Junge, der mit seiner Familie und vielen Tieren einfach über den Fluss in das Dorf gekommen ist. Er kann besonders gut schwimmen und noch besser tauchen.

Naná und er freunden sich schnell an. Nach und nach erfährt sie mehr von den Menschen, die ursprünglich aus dem Regenwald stammen und wegen heftiger Waldbrände ins nächste Dorf fliehen mussten.

Rausgerissen aus ihrer natürlichen Lebensumgebung ist die Familie nun erstmalig von Elektrizität und Geld umgeben. Sie müssen den Sinn des Ganzen erlernen und versuchen zu verstehen. In ihrer Welt gehört allen alles. Naná hört gespannt zu und lernt im Gegenzug Dinge ungefragt zu teilen und weniger in Machtverhältnissen zu denken.

Integriert in die Geschichte erfahren die Leserinnen und Leser Details über Regenwälder, Brandrodung und Menschenvertreibungen grundsätzlich. Wie kann man aus Lianen Trinkwasser gewinnen und wie sollte man sich verhalten, wenn man sich im Wald verläuft.

Eines Tages kommt Kayabu einfach nicht mehr zur Schule. Deren Behausung ist leer, und das Buch endet. Viele offene Fragen, die zur Aufarbeitung des Themas und Buchinhaltes bestens aufgegriffen werden können. Wird es ein Wiedersehen zwischen den ungleichen Kindern geben? Und was haben sie jeweils voneinander gelernt?

Wunderbare Illustrationen säumen den Weg der schönen Geschichte rund um Vielfalt sowie Toleranz und machen ein Eintauchen in andere Welten und Kulturen möglich.

 

Anja Kuypers

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Kayabu

Eymard Toledo

Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler

Baobab books (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3907277249

gebunden, 32 Seiten

22 €

 

 

Die Blumenfrau“ von Ann-Christin Plate, Nord-Süd Verlag (2024)

 

Die Autorin und Illustratorin lebt und arbeitet in Berlin. Sie wählt als einzige Handlungsszene einen Bahnhofsvorplatz aus. Die Menschen dort sind stets in Eile, sie wollen ihre Züge erreichen.

Plate skizziert eine hektische Stadt mit wenig Zeit zum Durchatmen.

Mittendrin in dieser Szenerie sitzt die Blumenfrau auf dem Boden der Wege, über die die Menschen laufen. Unentdeckt, ungeachtet.

Sie legt die Blumen aus den Taschen vor sich und beginnt, Sträuße zu binden.“

Vom Frühjahr bis in den Winter hinein sitzt sie dort und hofft durch den Blumenverkauf auf den einen oder anderen Euro der Städter.

Das gesamte Jahr hindurch sitzt die Blumenfrau an ihrem Platz.“

Mal wird sie beachtet, ein anders Mal nicht. Mal erhält sie Geld, ein anderes Mal nicht.

Einzig der kleine Junge Wanja, der täglich auf dem Weg zur Kita an der Blumenfrau vorbeiläuft, bleibt immer stehen, und gegenseitig schenken sie sich ein kleines Lächeln. Ab und zu kaufen er und seine Mutter auch ein paar Blumen bei der alten Frau.

Zwischen der Alten und dem Jungen wächst eine besondere Beziehung heran. So zart, wie die Blumen der Frau, die sie täglich vor sich auslegt.

Doch eines Tages sitzt die Blumenfrau nicht mehr an ihrem angestammten Platz, und sie taucht auch nie mehr auf.

Das Buch endet und lässt die Leserinnen und Leser mit vielen Fragen zurück. Diese Lücke soll den Blick schärfen. Was passiert eigentlich um mich herum? Welche Geschichten stecken hinter den Menschen, die mir begegnen?

Das Buch spielt mit Gegensätzen, wie naiv und real, jung und alt, arm und reich. Es wirft Fragen auf und gibt nur ansatzweise Antworten. Perfekt geeignet für anschließende Gespräche.

Eine sanfte Geschichte, die berührt, die wach macht und sofort wirkt.

 

Anja Kuypers

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Die Blumenfrau

Ann-Christin Plate

NordSüd Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3314106750

gebunden, 40 Seiten

18 €

 

 

Guten Morgen, schöner Tag“ von Elisabeth Steinkellner, Tyrolia Verlag (2024)

 

Aus dem Tag eines kleinen Mädchens....

Voller Freude begrüßt die Kleine am Morgen den Tag. Gerne würde sie alles akribisch beobachten, aber sie muss den Bus erwischen, der sie zur Kita bringen soll. Mit offenen Augen und voller Enthusiasmus auf das, was noch kommen mag, betritt sie die Einrichtung und begrüßt ihre Freunde.

Sie ist vertieft im Spiel als sie am Nachmittag wieder abgeholt wird. Zu Hause wird gemeinsam gegessen, und dann darf sie ein Bad nehmen. Bevor das Licht in ihrem Zimmer gelöscht wird, lesen die Eltern natürlich noch aus einer Geschichte vor.

Ein unaufgeregtes Buch, das die Sonnenseiten darstellt. Ohne Ärger, Frust oder Angst. Über ein Kind, das gute Laune hat, gerne Dinge erforscht und einfach nur Spaß hat. Hier möchte man nochmal Kind sein!

Die Autorin gestaltet jedes Thema einer Doppelseite in einer anderen Grundfarbe und begleitet die jungen Leserinnen und Leser durch den Tag.

Der Text ist in Schweifreimen formuliert und regt an, ergänzende Gespräche über die Situationen zu führen. Wie sieht dein Tag aus, heißt es zum Schluss.

In dieser mehrsprachigen Ausgabe, kann die Geschichte in sieben verschiedenen Sprachen erlebt werden (englisch, arabisch, deutsch, türkisch, serbisch, kroatisch, bosnisch).

 

Anja Kuypers

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Guten Morgen, schöner Tag

Elisabeth Steinkellner

Illustrationen von Michael Roher

Tyrolia Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3702241971

gebunden, 26 Seiten

16 €

 

 

Von wegen Regen!“ von Nelly Buchet, NordSüd Verlag (2024)

 

Eine Mutter verabschiedet ihre Töchter an der Türe und winkt ihnen aus einem Haus nach, das direkt am Hafen liegt.

Die beiden Mädchen laufen froh gelaunt Richtung U-Bahn. Dabei zieht die kleinere an der Hand der älteren Schwester, die eine Tasche bei sich trägt. Es scheint, als würden die beiden heute einen Ausflug machen.

Auf dem Weg zum Ziel, das bis hierher für die Leserinnen und Leser noch unbekannt ist, gönnen sie sich wegen der Sommerhitze zunächst ein Eis. Es ist so ein „Beine-kleben-am-Sitz-fest“ Wetter.

Schnell entpuppt sich der Ausflug als Reinfall. Zuerst tropft das Eis der Jüngeren viel zu schnell aus dem Hörnchen, noch bevor die Kleine es ablecken kann. Dann ist die Stadt voller Menschen und nirgendwo gibt es etwas zu trinken. Und zu guter Letzt fängt es noch an zu regnen.

Jetzt flüchten alle Menschen und die Schwestern, die zum Glück ein Regencape dabei haben, werden noch von vorbeifahrenden Autos nassgespritzt.

Unser Plan fiel ins Wasser.“ Eigentlich wollten sich die Mädchen im Zoo die Tiere ansehen. Doch die haben sich wegen der Nässe in Sicherheit gebracht, und die Kinder stehen vor scheinbar leeren Gehegen.

Jede wettertechnische Alternative, wie ein Besuch in der Bibliothek, funktioniert aus unterschiedlichen Gründen nicht.

Aber dann erfährt die Geschichte eine Wendung.... Die Mädchen stellen fest, dass der Regen auch sein Gutes hat. Denn das Spielen in Pfützen, das Heulen mit den Wölfen, wenn die Dunkelheit aufzieht, das simple Anschauen der Regentropfen oder das Spielen im leeren U-Bahn Bereich macht man auch nicht alle Tage.

Ein wunderschönes Bilderbuch über zwei Schwestern, die sich nicht nur gut verstehen, sondern auch die Zeit – trotz des Regens – gemeinsam genießen und kreativ gestalten können.

Auf jeder der insgesamt 40 Seiten befinden sich ganzseitige Illustrationen, die allesamt nur mit höchstens einer Textzeile untertitelt sind. Demnach bietet das Buch noch jede Menge Möglichkeiten für ergänzende Gespräche oder literaturpädagogisches Arbeiten.

 

Anja Kuypers

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Von wegen Regen!

Nelly Buchet

Illustrationen von Rachel Katstaller

Aus dem Englischen von Anna Schaub

NordSüd Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3314106309

gebunden, 40 Seiten

18 €

 

 

Die kleinen Bücher der kleinen Brontes“ von Sara O`Leary, Von Hacht Verlag (2024)

 

Die Geschichte erzählt aus dem Leben der Familie Brontes zu Beginn des 19. Jahrhunderts in einem Dorf in England und beruht auf einer wahren Begebenheit.

Eine Zeit jenseits der digitalen Medienvielfalt macht erfinderisch. So verbringen die sechs Kinder ihre Freizeit stets kreativ und einfallsreich. Sie schreiben sich gegenseitig kurze Geschichten und Gedichte auf, die sie kleinen, selbst gebastelten Büchern verewigen und lesen sie im Familienkreis vor.

Der Vater ist sehr um die Bildung all seiner Kinder bemüht, sei es Junge, sei es Mädchen. Alle dürfen die Schule besuchen und in die Welt der Bücher eintauchen.

Ein unaufgeregtes Buch über eine Familie, die die englische Literaturszene maßgeblich mit gestaltet hat.

In einem Jahrhundert, das von vielen Katastrophen geprägt war, die auch an den Brontes nicht spurlos vorbeigehen. Und dennoch gehen sie frohen Mutes durch das Leben und machen das Beste aus jedem Moment.

Zur Untermauerung der englischen Idylle des vorherigen Jahrhunderts sind die meist großformatigen Illustrationen in Brauntönen gehalten.

Im Anhang erfahren die Leserinnen und Leser noch einiges über den chronologischen Verlauf der Handlungsteilnehmer, obwohl im Buch lediglich die Kinderjahre geschildert werden. Außerdem darf man sich auf eine Bastelanleitung zur Herstellung eigener, kleiner Bücher freuen.

Noch heute werden die letzten verbleibenden kleinen Bücher der Brontes` Familie in Museen ausgestellt.

Dank der sehr kindgerechten und der direkten Ansprache der Leserschaft, eignet sich der Titel schon für die Kleinsten.

 

Anja Kuypers

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Die kleinen Bücher der kleinen Brontes

Sara O`Leary

Illustrationen von Briory May Smith

Von Hacht Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3968260365

gebunden, 40 Seiten

18 €

 

 

Der Wortschatz“ von Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger, NordSüd Verlag (2024)

 

Was gibt es Schöneres, als Bilderbücher über Wörter und Sprache....

An einem milden Herbstmorgen war Oscar beim täglichen Löcherbuddeln. Da entdeckte er eine prächtige Holztruhe.“ Was da wohl drin sein mag? Der kleine, gewitzte Junge malt sich alles Mögliche aus, und nach zwei Tagen intensivsten Phantasierens und Probierens öffnet er die Truhe. Und er findet.... WÖRTER!

Ein buntes, wildes Durcheinander von aneinander gereihten Buchstaben, die sich ineinander verheddert haben.

Etwas enttäuscht, nahm Oscar eines der obersten Wörter heraus.“ Denn mit Wörtern kann Oscar nichts anfangen. So viele tolle Sachen hatte er sich erhofft, und dann das.

Wenn aber die Wörter mit einem Mal lebendig zu werden und das verkörpern, wofür sie stehen, ist es etwas anderes....Da kann das kleine Vogelhäuschen schon mal POMPÖS werden oder der Igel ändert seine Farbe, als ihn das Wort QUIETSCHGELB erwischt. Wann immer Oscar mit den Wörtern um sich wirft, kann der Kran plötzlich FEDERLEICHT, der Drache HANDZAHM werden.

So viele schöne, teils außergewöhnliche Wörter sind in der Kiste. Lang nicht mehr gehörte Wörter.

Was passiert aber, wenn die Kiste leer ist? Wenn Oscar die Wörter fehlen? Dann geht er auf die Suche und trifft die kreative Louise, die ihre buntsatte Blumenwiese goss.“ und in der Lage ist, immer wieder „frische“ Wörter zu machen.

Welch ein Bücher-Schatz! Wörter sind wunderbar und einzigartig. Aber sie können auch verletzen und kräftig wirken, wenn man sie unvorsichtig nutzt und einsetzt. Deshalb sollte man behutsam mit ihnen umgehen.

Eine tolle Botschaft, eine wichtige Botschaft, die dieses gelungene Gemisch aus Geschichte, Sprache und Illustrationen hier vermittelt. Eine Truhe voller Leben und Genuss. Ein neuer Bilderbuchschatz!

 

Anja Kuypers

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Der Wortschatz

Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger

NordSüd Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3314106705

gebunden, 48 Seiten

17 €

 

 

Der Tigerprinz“ von Chen Jianghong, Moritz Verlag (2024)

 

Jäger waren gekommen und hatten sie getötet.“

Die Geschichte steigt direkt nach der Tat an einer Tigermutter ein. Die Menschen hatten ihr ihre Jungen genommen.

Voller Aggressionen ist die Tigerin auf Rache gesinnt, überfällt wahllos Dörfer und greift Menschen an. Sie kanalisiert ihre Trauer in Wut und möchte den Tod ihrer Kinder rächen.

Die Nacht ist erfüllt vom Wehgeschrei der Menschen.“ Die wissen sich nicht mehr zu helfen und suchen Rat bei der Dorfältesten Lao Lao. Deren Rat besagt, dass der König nicht die Soldaten, sondern seinen eigenen Sohn zur Tigerin entsenden soll. Der König verlässt sich auf die Weissagung der Alten und vertraut ihren Worten, dass dem Kleinen nicht geschehen werde. Ein Amulett soll den Jungen beschützen und ihn an seine Mutter erinnern, die ihn voller Kummer gehen lässt.

In sich ruhend und mit einer gehörigen Portion kindlicher Naivität lässt der Junge alles geschehen und verhält sich gegenüber der Tigerin, die ihn im Wald aufgreift, freundlich offen. Entgegen aller brutalen Szenarien, die man sich ausmalen kann, nimmt sich die Raubkatze des Kindes an.

Eine einzigartige Beziehung und Freundschaft entsteht, bis sich die Königin und der König nach Jahren wieder auf die Suche nach dem einst „geopferten“ Sohn machen.

Wie wird die Tigerin reagieren, wenn man ihr erneut das Kind nehmen will?

Eine Geschichte mit Märchencharakter zwischen Mensch und Tier. Wunderschön warmherzig erzählt.

Feinste Illustrationen runden den Text wunderbar ab.

Das mehrfach prämierte Original stammt aus dem Jahr 2005 und wurde jetzt in einer leicht verkleinerten Ausgabe neu aufgelegt.

 

Anja Kuypers

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Der Tigerprinz

Chen Jianghong

Aus dem Französischen von Erika und Karl A. Klewer

Moritz Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3-89565-456-5

gebunden, 48 Seiten

15 €

 

 

Die neue Häschenschule“ von Anke Engelke, Esslinger Verlag (2024)

 

Der Untertitel dieser Geschichtet lautet: „Wie Fuchs und Hase Freunde wurden.„

Ja, wie kann das nur funktionieren? Engelke hat sich des Originals von Fritz Koch-Gotha und Albert Sixtus angenommen, das 1924 zum ersten Mal erschien und es ordentlich modernisiert.

Und doch passt die Grundgeschichte immer noch...

Peter Hase kann es kaum erwarten zur Schule zu kommen. Am Morgen wird er mit Küssen und einem Pausensnack von der Mutter verabschiedet und läuft los.

Zu seiner Verwunderung steht heute in der Klasse, in der sich alle Schülerinnen und Schüler mit Ghetto-Fäustchen begrüßen, ein weiterer Stuhl am Tisch. Wer da wohl sitzen wird? Es ist ein Fuchs, namens Brehm. Erstaunlich wie ruhig die Hasenklasse bleibt. Obwohl er doch zu den ärgsten Fressfeinden gehört. Die Lehrerin erklärt mit Eintritt des Fuchses sofort, dass keine Gefahr von ihm ausgehe, da er sich vegan ernährt. Nun gut! In Geschichten ist eben vieles möglich. In der Pause knabbern alle nur gesunde Snacks, bevor es mit Sachunterricht weitergeht.

Dort lernen sie, dass die Gefahr für Hasen weniger von anderen Tieren, sondern vielmehr von den Menschen ausgeht. Sie vergiften die Felder, sie mähen mit großen Maschinen, sie jagen.

Ebenso wie im Original, wird allen Tierkindern auch hier Angst und Bange.

Besonders abenteuerlich wird es, als sie auf dem Rückweg von der Schule einem im Unterricht besprochenen Mähdrescher begegnen.

Die Tatsache ignorierend, dass die Arbeit der Menschen auf den Feldern durchaus ihre Berechtigung hat, wird in der Neuauflage des Buches die wichtige Botschaft vermittelt, dass jedem eine Chance gebührt. Sei es Mensch, sei es Tier. So wird der Fuchs, trotz seiner anderen Lebensweise, gerne in der Klasse aufgenommen und findet sofort Freundinnen und Freunde.

In wechselnden Reimschemata wird hier auf moderne Art aus dem Alltag eines Hasenjungen erzählt. Rundum hübsch illustriert in einer ländlichen Idylle.

Was besonders gut gefällt: die Wahl des Fuchsnamens, vermutlich in Anlehnung an Brehms Tierleben.

 

Anja Kuypers

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Die neue Häschenschule

Anke Engelke

Illustrationen von Mareike Ammersken

Esslinger Verlag (2024)

Bilderbuch

gebunden, 40 Seiten

ISBN 978-3480238385

14 €

 

 

Café Käfer“ von Marie Gamillscheg, leykam: Verlag (2024)

 

Am Rande der Wiese, wo der Wald beginnt, liegt das Café Käfer. Es ist kaum größer als ein Champignon.“, Hier ist der Käfer König!, heißt es auf einem Schild, das über dem Eingang angebracht ist.

Das Käfer-Café ist inhaltlich kaum von einem Café für Menschen zu unterscheiden. Es gibt eine Jukebox, verschiedene Sitzmöglichkeiten, eine Bar, eine Tafel, auf der die Tagesspezialitäten angekündigt werden und Hinweisschilder, wie „Käfer haften für ihre Larven“ an den Wänden. Und ähnlich der heutigen Zeit, bleiben auch hier die Gäste mehr und mehr aus. Aber Tassa, der Tausendfüßler und Stammgast des Cafés ist geblieben und liest gemütlich in dem Buch „Eine kurze Geschichte der Käfer“. Einer der wenigen, die sich in einer Tristesse über das Artensterben und die Ausrottung mit Gleichgesinnten austauscht.

Während dieses traurigen Trübsals steht Karli, die Chefin des Café-Käfers, teilnahmslos hinter dem Tresen. Sei weiß nicht, wie es weitergehen soll... Seitdem nebenan ein Menschenhaus gebaut und die Wiese dadurch erheblich verkleinert wurde, bleiben die Insekten und Käfer aus. Sie suchen sich andere, sicherere Unterkünfte.

Aber wie kann man dem Café, das einst Treffpunkt Vieler war, wieder zu neuem Glanz verhelfen? Ein Fest muss her. Eine richtig große Sause! Diese Idee steckt an, und alle verbleibenden Gäste packen mit an, bringen das Etablissement wieder auf Vordermann oder -frau.

Langsam füllt sich das Café wieder! Karli wird es ganz krabbelig um ihr Käferherz.“

Zusammenhalt ist jetzt gefragt. Denn am Ende sind wir doch alle gleich, erkennen sowohl die Käfer, als auch alle neuen und alten Gäste.

Dieses Buch spiegelt menschliches Verhalten in einer Welt voller Käfer. On top gibt es viele Schmunzler und doppeldeutige Textpassagen.

Die wichtigsten Käferarten, die die Leserinnen und Leser zuvor kennenlernen, werden im Nachgang zur Geschichte nochmal gezielt vorgestellt. Eine Geschichte in der Welt der Krabbler, die aktueller kaum sein könnte.

 

Anja Kuypers

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Café Käfer

Marie Gamillscheg

Illustrationen von Anna Süßbauer

leykam: Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3701183012

gebunden, 64 Seiten

20 €

 

 

Nichts für den König“ von Olivier Tallec, Gerstenberg Verlag (2024)

 

Der König hatte alles.“ Er sammelt gerne und Vieles, wenn nicht gar alles. Stundenlang sortiert er seine Sammlungen und beschriftet sie mit einer nicht enden wollenden Akribie.

Irgendwann sagte man ihm, er bräuchte Nichts. Aber was ist das Nichts? Kaum nachgedacht, macht sich der König auf die Suche danach. Wo findet man es, und gibt es dort noch viel davon?

Er sucht im Wald, in Büchern, unter dem Mikroskop, unter dem Teppich, in der Wüste. Aber nirgendwo gibt es das Nichts. Denn überall, wo er sucht, gibt es doch etwas und sei es noch so klein.

Ich will Nichts!“, lässt er seine Untertanen wissen. Aber das „Nichts blieb unauffindbar.“.

Während der gesamte Hofstaat für ihn auf der Suche ist, schafft der gut strukturierte König in der Zwischenzeit in seinen Kammern schon mal Platz für das Nichts. Er befreit sich von allem, was er hat.

Ein toller, kindgerechter Titel über die Konsumgesellschaft unserer Zeit.

Untermalt durch sehr pointierte, reduzierte, aussagekräftige Illustrationen.

Tallec hält den Leserinnen und Lesern einen Spiegel vor das Gesicht. Eigentlich braucht es gar nicht viel, um glücklich zu sein. Und nackt sind wir doch am erträglichsten – mit Blick auf die letzte Doppelseite des gelungenen, großformatigen Bilderbuches.

Es bleibt die Frage offen, ob die Kleinsten diese Botschaft verstehen werden.

Ein gern empfohlenes Buch für alle Altersstufen.

 

Anja Kuypers

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Nichts für den König

Olivier Tallec

Aus dem Französischen von Ina Kronenberger

Gesrtenberg Verlag (2024)

Bilderbuch

ISBN 978-3836962384

gebunden, 40 Seiten

15 €

 

 

Yuna und die Sache mit dem Mögen“ von Rebecca Mönch, Südpol Verlag (2024)

 

„Alle mögen Yuna.“ Kurz nach ihrer Ankunft in der Menschenwelt verzaubert der kleine Hund einfach alle: den Postboten, die Bäckerin, die eigene Familie, andere Hunde, die Vögel im Garten......... Nur einen kann Yuna mit ihrer fröhlichen, lockeren, sympathischen Art nicht überzeugen, ihren Nachbarn. Der grantige Herr, der sich gerne im Garten um seine Beete kümmert, Katzen mag, aber auch sehr gut Querflöte spielt, kann sich einfach nicht mit dem neuen Vierbeiner anfreunden. Dabei gibt sich Yuna alle erdenkliche Mühe. Sie überrascht ihn mit einem spontanen Besuch, pflückt ihm ein paar Blumen, lässt sich zuvor sogar baden und optisch aufhübschen. Aber keine Maßnahme fruchtet. Warum mag der Nachbar sie einfach nicht?

„Yuna verkriecht sich zwischen den dichtesten Büschen. Sie fühlt sich sehr klein.“

Manchmal braucht es Zuspruch von guten Freunden, um festzustellen, dass es gar nicht so wichtig ist, von allen gemocht zu werden.

Ein schönes Bilderbuch mit einer wichtigen Botschaft. Verkörpert durch eine zauberhafte kleine Hündin, die erst noch lernen muss, sich selber treu zu bleiben.

Der Autorin und Illustratorin Rebecca Mönch gelingt eine kurzweilige Geschichte, die sie in schillernde Bilder verpackt. Ob ihr eigener Hund, der ebenfalls Yuna heißt und im Nachwort zur Geschichte erwähnt wird, als Vorbild der vierbeinigen Protagonistin diente, bleibt offen...

Eindeutig ist jedenfalls die Entscheidung, dass dies ein gelungenes Buch ist, das an dieser Stelle gerne empfohlen wird.

 

Anja Kuypers

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Yuna und die Sache mit dem Mögen

Rebecca Mönch

Südpol Verlag (2024)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3965942493

16 €

 

Metti Meerschwein und das Ostergeheimnis“ von Madlen Ottenschläger, ars edition Verlag (2024)

 

So langsam verschwindet der Winter, und die ersten Schneeglöckchen stecken ihre vorwitzigen Nasen durch die noch kühle Erde. Der Frühling ist mit großen Schritten im Anmarsch.

Alle Tiere auf dem Bauernhof freuen sich sehr. Besonders das Meerschweinchen Metti, das dort mit ihren besten Freunden Hedi und Oskar, den beiden Hasenkindern, lebt. Einfach ein schönes Leben!

Auch Metti und ihre Freunde können die wärmere Jahreszeit kaum abwarten. So hüpfen sie vergnügt umher und recken ihre Nasen in die frische, von Sonnenstrahlen durchzogene Luft.

Nur Oskar verschwindet immer öfter. Warum nur? Liegt es an ihnen?

Hedi und Metti spionieren und finden am Ende heraus, weshalb der Hasenjunge immer zwischen Hühnerstall und Werkstatt pendelt. Alles sehr interessant!

Auch mit ihrem zweiten Metti-Bilderbuch-Band überzeugt das Autorinnen-Illustratorinnen-Team vollends und regt das Lesen durch das Spiel mit verschiedenen Schriftformaten, einer unterhaltsamen Geschichte sowie hübschen Illustrationen an.

Wo kreative Wortneuschöpfungen, wie “geheimnissen“ oder „Schneeballschnell“ den Text versüßen und lebendig werden lassen. Wo überwiegend ganzseitige Illustrationen die Inhalte wunderbar darstellen und für zusätzliches Vergnügen sorgen. Und wo die jungen Leserinnen und Leser direkt angesprochen und nach ihrer Meinung gefragt werden.

Eine wahre Freude, die Leidenschaft für die Gestaltung von Bilderbüchern beim Lesen zu spüren.

Wer die eigene Wartezeit auf den Frühling und den frühen Sommer verkürzen möchte, liest diesen neuen Band rund um die sympathische Nager-Dame Metti.

 

Anja Kuypers

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Metti Meerschwein und das Ostergeheimnis

Madlen Ottenschläger

Illustrationen von Stefanie Reich

ars edition Verlag (2024)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3845854663

16 €

Nick und der Sturm“ von Benji Davies, Aladin Verlag (2023)

 

„Nick lebte mit seinem Vater und sechs Katzen am Meer. Es war Herbst, und Oma war zu Besuch.“

Ein Haus am Meer. Weit und breit keine weiteren Behausungen. Der Vater bastelt am Dach des leicht windschiefen Gebäudes und gleicht Unebenheiten aus. Nick holt währenddessen seine Oma, am überschaubar großen eigenen Anleger ab, wo sie ihr Ruderboot festmacht.

Aber statt idyllischer Strandspaziergänge mit der Familie ist heute spielen, malen und Kekse essen im Innern des kleinen Hauses angesagt, in dem kurzerhand auch mal die Wäsche neben dem Esstisch aufgehangen wird.

Ein Sturm kündigt sich an, und zum Glück ist die Oma da, die Nick am Abend eine Geschichte erzählt, während draußen der Wind tobt und die Wellen tosen lässt.

Sie berichtet von einem Mädchen, das mit seiner Familie wegen eines Unwetters sogar ihre Insel verlassen musste. Hochwasser überspülte einst ihr Haus am Meer und trennte sie von ihrem Freund, dem Wal. Das Wasser verschluckte sogar ihre Holzflöte, auf der sie so gerne spielte und sich darüber mit dem Wal unterhielt.

Die Familie bezog eine neue Insel und baute aus angeschwemmten Bauteilen der ehemaligen Hütte ein neues Haus am Meer. Welche Rolle spielte der ehemalige Walfreund dabei?

Nick ist so gepackt von der Geschichte, dass er überhaupt nicht einschlafen kann, aber so manches über die eigene Lebensgeschichte erfährt und sich eine Parallele zwischen Vergangenheit und Gegenwart offenbart.

Eine herzergreifende Familiengeschichte zwischen Walgesängen und einsamen Stränden.

Umrahmt von vielen, meist doppelseitigen, wunderbar gezeichneten Illustrationen aus der gleichen Feder des Autors.

Ein Meer, ein Sturm, eine Familie, ein Zuhause und ganz viel Gefühl.

 

Anja Kuypers

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Nick und der Sturm

Benji Davies

Übersetzung von Evi Naumann

Aladin Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3848902255

16 €

 

 

Da ist ein Gespenst im Haus“ von Oliver Jeffers, Von Hacht Verlag (2023)

 

Das Buch beherbergt eine illustratorische Mischung aus alten schwarz/weiß Fotos und aktuellen Zeichnungen.

„Hallo, komm doch bitte herein“, lädt ein Mädchen in einem gelb-grauen Ringelkleid mit blauen Haaren, die zu Zöpfen gebunden sind, die Leserinnen und Leser in das alte herrschaftliche Haus ein. Das kann ja nur spannend werden!

„Ich hatte schon eine ganze Weile keinen Besuch mehr“, gibt sie zu. Warum nur?

Schnell wird deutlich, dass es in den alten Gemäuern angeblich spuken soll. Zwischen den einzelnen großformatigen Seiten mit einer einzigartigen Collagetechnik befinden sich Seiten aus Pauspapier. Und wenn man diese umblättert, legt sich auf das darunter liegende Bild eine neblig milchige und geheimnisvolle Schicht. Und mit dieser zusätzlichen Papierlage werden plötzlich mehr und mehr Gespenster in typisch weißer Tuchkleidung sichtbar.

Sie verstecken sich im Kronleuchter, unter dem Tisch oder zwischen den Treppenpfosten. Das Mädchen bleibt ahnungslos. Sie kann sie einfach nicht sehen und vermutet nur, dass sie im Haus umher geistern. Aber die Leserinnen und Leser sind einen Blick voraus. Dank der Folienseiten sehen sie ganz genau, wo sich die lustigen Gesellen verstecken.

Man möchte rufen oder auf sich aufmerksam machen, um dem Mädchen mitzuteilen „Da ist ein Gespenst im Haus!“.

Wieder einmal ist dem britischen Autor und Illustrator ein Meisterwerk gelungen, über das gesprochen werden darf, soll und muss. Das Buch beherbergt viele literaturpädagogische Ansätze zur kreativen Vermittlung der Inhalte und der Botschaft.

Manche Originalfotos sind mit erläuternden Untertiteln versehen und öffnen somit einmal mehr die Türen zu den Welten älterer Architektur und Baustile.

Durch und durch gelungen und daher gerne empfohlen.

 

Anja Kuypers

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Da ist ein Gespenst im Haus

Oliver Jeffers

Übersetzung von Katharina Naumann

Von Hacht Verlag (2023)

Bilder-, Kinderbuch

gebunden, 80 Seiten

ISBN 978-3968260358

24 €

 

 

Die graue Stadt“ von Torben Kuhlmann, NordSüd Verlag (2023)

 

Wer hätte gedacht, dass es so viele verschiedene Grautöne gibt... Kuhlmann gibt den Leserinnen und Lesern auf der ersten Umschlagseite direkt einen guten Überblick: „Rotgrau“, „Mörtelgrau“, „Bleigrau“, „Mopsgrau“, um nur einige zu nennen...

Dieses Buch birgt eine gelungene Mischung aus gar textlosen Seiten mit doppelseitigen, wunderbaren Illustrationen und Seiten, die mit Textblöcken gefüllt sind und vielmehr an ein Kinderbuch erinnern. Der Umfang hat den Autor und Illustrator dazu veranlasst, das Buch in Kapitel einzuteilen.

Zu Beginn bildet Kuhlmann eine durchweg graue Stadt aus der Vogelperspektive ab. Es gibt viele Fabriken und qualmende Schornsteine zu sehen. Und inmitten dieser Tristesse steht das Mädchen Robin in ihrem gelben Regenmantel, die erst kürzlich mit ihrem Vater in die Stadt gezogen ist. Sie ist sehr erstaunt und vor allem traurig über das Aussehen der Stadt und vermisst die Farbvielfalt, das Bunte, das Fröhliche.

In ihren Umzugskartons befinden sich viele farbige Dinge, die zumindest ihr eigenes Zimmer etwas freundlicher wirken lassen.

„Etwas stimmt mit dieser Stadt nicht.“ Selbst die Malergeschäfte haben nur ein Grausortiment im Angebot. Ab und zu trifft sie Gleichgesinnte, die im Verborgenen ihre Farbfreiheit ausleben. So weit es geht und so lange es unentdeckt bleibt

In der Schule wird Robin zum Nachsitzen verpflichtet, da sie partout ihren gelben Mantel nicht ablegen will und im Kunstunterricht bunte statt graue Bilder malt.

Während der Extrastunde, in der sie stoisch ablaufende Benimmvideos auf alten Fernsehgeräten ansehen muss, lernt sie Alani kennen. Auch er eckt immer wieder mit seinen Ausflügen in die Welt der Farben an.

Gemeinsam finden sie im Laufe der Geschichte den wahren Grund für die graue Stadt heraus und nehmen es mit einem Machtsystem auf. Das Abenteuer beginnt.

Zum Ende der Geschichte gibt Kuhlmann noch einen Ausflug in Sachen Farbenlehre und erklärt Verfahren der Farbmischung.

Ein neues Buch aus der Feder des Mannes, dessen Illustrationen einzigartig sind und jedes Buch zu einem Kunstwerk machen.

 

Anja Kuypers

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Die graue Stadt

Torben Kuhlmann

NordSüd Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 64 Seiten

ISBN 978-3314106521

20 €

 

 

Jims brillante Weihnachten“ von Emma Thompson, Beltz und Gelberg Verlag (2023)

 

„An Jim war nichts Glamouröses. Er hatte eine kahle Stelle am linken Vorderbein und schief sitzende Ohren, ihn umwehte ein herber Geruch, und sein eines Auge tränte, weshalb er kaum etwas damit sah.“

In diesem Zustand landet der Hund eher zufällig im Wohnhaus von Sir Henry Cole, dem Direktor eines bedeutenden Museums in London.

Der gute Mann nimmt Jim bei sich auf, und Jim wird Museumshund. Er folgt Sir Henry überall hin und liebt die Exponate im Museum. Außerdem ist der Vierbeiner ein leidenschaftlicher Leser. Ab und an trübt sein tränendes Auge den Lesegenuss. Wie gerne hätte er das Monokel seines Herrchens, das er „Brill“ nennt.

Doch Sir Henry braucht seine Sehhilfe selber. Zumal Weihnachten vor der Türe steht und er, wie jedes Jahr, viele Weihnachtsgrüße versenden möchte. Dies erfordert jede Menge Zeit, da jede Karte handgeschrieben formuliert werden muss.

Kurzerhand „erfindet“ der Mensch die allererste gedruckte Weihnachtskarte, die einfach und schnell mehrfach produziert werden kann. Aber wie kann er sie veröffentlichen und so berühmt machen, dass alle sie kaufen möchten?

Gut, dass er sich auf seinen Hund Jim verlassen kann, der selbst Kontakte zum Königshaus pflegt...

Die Geschichte spielt in England gegen Ende des 19. Jahrhunderts und gibt eine wahre Begebenheit wider. Denn noch heute erinnert eine Gedenktafel im Museum an den treuen Gefährten und seinen Menschen, die Weihnachten revolutionierten.

Ein hübsches Buch, das anrührt und mit tollen Illustrationen des bekannten Axel Scheffler angereichert ist.

In weihnachtlicher Ausgestaltung über tierische, generationenübergreifende Freundschaften und die Rettung eines struppigen Mischlings mit ehrlicher Schönheit.

Rundum gelungen!

 

Anja Kuypers

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Jims brillante Weihnachten

Emma Thompson

Illustrationen von Axel Scheffler

Beltz und Gelberg Verlag (2023)

Bilder-/Kinderbuch

gebunden, 80 Seiten

ISBN 978-3407757494

17 €

 

 

Anton und der Gargoyle“ von Jo Ellen Bogart, NordSüd Verlag (2023)

 

Welch ein Genuss. Dieses textlose Bilderbuch erfüllt sehr viele Kriterien für erfolgreiches, kreatives, literaturpädagogisches Arbeiten mit Kindern.

Die Betrachterinnen und Betrachter dürfen sich auf viele Details freuen, die es zu entdecken gilt und über die gesprochen werden darf und muss.

Wie ein Kamerazoom nähert man sich auf der ersten Seite einem Haus, bevor man es betritt und häppchenweise die Fotowand im Wohnbereich erkundet. Und schnell hat man einen guten Eindruck von der Vergangenheit und Gegenwart der Familie des Hauses gewonnen, in dem Anton mit seinen Eltern lebt.

Comicartig, zwischen ein und vier panel pro Seite, wird die Geschichte des kleinen Jungen beschrieben, der einen großen, grauen Stein am Abend auf seinen Nachttisch legt. Am nächsten Morgen ist der Stein zerbrochen und man sieht, dass er von innen hohl ist. Die Betrachter sind Anton voraus und sehen bereits, was passiert ist. Ein junges Steinmonster, was dem Fantasiegeschöpf eines Gargoyle – ein figürlicher Wasserspeier - ähnelt, versteckt sich im Zimmer des Jungen. Die beiden lernen sich kennen und spielen miteinander. Eine ungewöhnliche Freundschaft, von der seine Eltern nichts ahnen.

Anton erkundigt sich über die Art und das Wesen der Gargoyles und findet heraus, dass sie unter anderem am Notre-Dame in Paris sitzen.

Vielleicht kommt das kleine Geschöpf daher und möchte wieder nach Hause?

Der Zufall will es, dass die Familie aus familiären Gründen plötzlich nach Paris reisen muss. Anton verstaut den Wasserspeier in seinem kleinen Reiserucksack, und das Abenteuer in der französischen Hauptstadt, rund um Notre-Dame kann beginnen....

Diese textlose Geschichte berührt auf unnachahmliche Weise und lässt den sonst eher negativ konnotierten Gargoyle positiv dastehen.

Der durchgängig feine Strich der Illustrationen gibt einmal mehr die Zurückhaltung dieser herzlichen Rettungsaktion wider und lässt Herzen schmelzen.

 

Anja Kuypers

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Anton und der Gargoyle

Jo Ellen Bogart

Illustrationen von Mja Kastelic

NordSüd Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 56 Seiten

ISBN 978-3314106569

18 €

 

 

So oder so – einfach Pinguin sein“ von Marcus Pfister, NordSüd Verlag (2023)

 

„Jeder Pinguin ist anders. Aber jeder ist ein Pinguin.“

Welch hübsche, bunte, kurze Geschichte über gelebte Vielfalt anhand der sympathischen Pinguine.

„In der Antarktis lebt eine Pinguin-Kolonie. Aus der Ferne scheinen sie alle gleich zu sein – halt einfach eine große Pinguin-Gruppe. Aber jeder von ihnen ist verschieden.“

Und nun schaut der Autor und Illustrator genauer hin und stellt einige der Tiere vor.

Luca ist neu in der Kolonie und fällt mit seinem roten Schnabel und dem goldenen Haarschopf immer wieder auf. Kein Problem für alle anderen. So ist es wenigstens schön bunt in der Gruppe.

„Auch Ida gehört dazu.“ Ein ruhiges Mädchen, die auf der Suche nach sich selber ist und deshalb etwas weniger spricht. Auch Kein Problem für die anderen. Sie ist trotzdem Teil der Gruppe.

Und dann gibt es noch Felix, der immer „gut gelaunt, freundlich und hilfsbereit“ ist. Ein ganz positiver Charakter, der sich trotz seiner zwei kurzen Stummelflügel nicht klein kriegen lässt.

Auf jeder Doppelseite wird ein Pinguin vorgestellt. Mit seinen besonderen Eigenschaften, seinem besonderen Aussehen oder mit seinem besonderen Verhalten. Und die Kolonie?

Die schert sich nicht darum, wer sich wie und warum „so oder so“ verhält. Denn „jeder ist ein Pinguin“. Und das ist gut so!

Auf bekannte Pfister-Art pointieren die ganzseitigen Illustrationen die message des Textes. Ansprechend, kindgerecht, ohne viel Schnickschnack.

Ein zauberhaftes Bilderbuch über gelebte Vielfalt für die kleinsten, angehenden Leserinnen und Leser, die gleich zu Beginn, auf dem Cover, alle Farben des Regenbogens entdecken dürfen.

 

Anja Kuypers

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So oder so – einfach Pinguin sein

Marcus Pfister

NordSüd Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3314106590

17 €

 

 

Das Tännchen Felix“ von Thomas Meyer, NordSüd Verlag (2023)

 

Alle ausschließlich tierischen Protagonisten dieses hübschen Bilderbuches, das auch über die Weihnachtszeit hinaus gelesen werden will, werden auf der ersten Umschlagseite vorgestellt.

Da gibt es Frau Immergrün, die Bären-Lehrerin, Selma, das Häschen und die beiden Tannenbäume, den großen Kurt und den eher klein gewachsenen Felix.

In der Baumschule bringt Frau Immergrün den vielen unterschiedlichen Tannen bei, was sie wissen müssen, um später ein guter Weihnachtsbaum zu werden.

Die drei wichtigsten Grundregeln lauten: schön gerade stehen, nicht mitsingen und möglichst wenig Nadeln verlieren!

Der große Kurt hält sich für ziemlich schlau und meint jetzt schon alle Kriterien zu erfüllen, um für eine Tierfamilie der beste Baum zu sein. Dabei macht er sich immer über den kleinen Felix lustig und stellt seine Qualitäten in Frage.

„Haha, aus dir wird nie ein Weihnachtsbaum! So will dich doch niemand!“

Trotz der Aufmunterungen durch Frau Immergrün verliert Felix nach und nach den Glauben an sich selbst. Und als er am Tag, als die Tiere des Waldes in die Baumschule kommen, um sich einen Baum auszuwählen, mit dem sie das Fest aller Feste feiern wollen, als einziger übrig bleibt, ist er vollends traurig.

Bis die kleine Selma mit ihrem Papa um die Ecke kommt...

Welch hübsche Geschichte über Mut und Selbstvertrauen im weihnachtlichen Kontext für die jüngsten angehenden Leser. Kindgerechte, ansprechende, ganzseitige Illustrationen begleiten die gut gewählte Textmenge und veranschaulichen den Inhalt auf wunderbare Art.

Bereits auf dem Cover ist das Thema Weihnachten durch haptische Gimmicks spürbar und macht Lust, die zauberhafte Geschichte über einen kleinen Tannenbaum zu lesen, der am Ende ein ganz Großer wird.

 

Anja Kuypers

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Das Tännchen Felix

Thomas Meyer

Illustrationen von Philippe Goossens

NordSüd Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3314106620

17 €

 

In der Savanne stimmt was nicht!“ von Madlen Ottenschläger, Mixtvision Verlag (2023)

 

„Und wie es sich für einen ganz normalen Morgen in der Savanne gehört, spickt die Sonne über die Savannenfelsen und kitzelt die roten Pavian-Popos.“

Bei zauberhaftem Glühwürmchenlicht berichtet Papa Löwe in der Löwenhöhle ausführlich, wie er zu der roten Badewanne kam, die jetzt inmitten des Wohnraumes von Familie Löwe steht.

Und was macht man mit einer Badewanne? Ist doch klar! Man füllt sie mit Schokopudding und Bonbons zum Frühstück.

Mit dem perfekten Gespür für den richtigen Erzählton gelingt der Autorin wieder einmal eine wunderbar kindgerechte, blumig witzige Beschreibung des lustigen Lebens und der Stimmung in der Savanne.

Am Montag sieht auch alles noch ganz normal und gut aus, aber ab Dienstag ist plötzlich nichts mehr, wie es war. Warum schleicht Papa Löwe in der Nähe von Zebra Zora und Gabi Gazelle herum? Hat er etwa seine eigens aufgestellten Savannenregeln vergessen? Abstand halten war doch angesagt. Die anderen Tiere werden auch schon misstrauisch. Was ist da los?

Mit ihrer „Ich-entdecke-alles-Lupe“ und ihrem Detektivinnen-Hut macht sich Leonie Löwenkind auf den Weg durch die Savanne. Denn irgendetwas stimmt da nicht...

Leonie und ihr bester Freund Luis Löwe sammeln Indizien und sind auf Spurensuche, um das Rätsel zu lösen.

Eine tolle Vorlesegeschichte, die auch den Vorleserinnen und Vorlesern Spaß machen wird.

Dank der Menge wörtlicher Rede und der vielen, bunten, hübschen Illustrationen ein wahrer Genuss.

 

Anja Kuypers

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In der Savanne stimmt was nicht

Madlen Ottenschläger

Illustrationen von Andrea Stegmaier

Carlsen Verlag (2023)

Kinderbuch

gebunden, 80 Seiten

ISBN 978-3551522061

14 €

 

 

Kann ich alleine!“ von Kathrin Schärer, Hanser Verlag (2023)

 

Die Autorin und Illustratorin punktet mit wunderschönen Illustrationen.

Hinter den dicken Pappdeckeln verbergen sich dünnere Seiten. Auf diese Weise werden die Kleinsten hier schon auf die Haptik weiterführender Bücher herangeführt.

Doch worum geht es in dem Buch?

Verschiedene Tierkinder begleiten die älteren Vorleser*innen und die jüngeren Betrachter*innen durch einen ganzen Tag. Zwischen Aufstehen und Zubettgehen werden viele Tätigkeiten kleiner Tiere gezeigt, die sie bereits alleine bewerkstelligen können. „Kann ich alleine!“

So sind es überwiegend Verben, die zu lesen sind und bildlich dargestellt werden.

„aufstehen“ heißt es, und man sieht ein kleines Eichhornkind, dass sich aus seinem Bett schält.

Auf der nächsten Seite sieht man es „frühstücken“.

Ein anderes Tierkind übernimmt den weiteren Tagesablauf. Es muss sich „anziehen“ und „in den Kindergarten gehen“.

Vom „tapfer sein“ bis „schwimmen“ und „neue Welten entdecken“ werden ganz zauberhaft illustrierte Tierkinder durch den Tag begleitet, bevor das Igelkind am Abend noch einer Geschichte lauscht und unser Eichhornkind wieder „einschläft“.

Neben den Darstellungen der vielen Verben, lernen die Kleinsten einen klassischen Tagesablauf kennen und werden animiert, selber zu reflektieren, was sie bereits alles können.

Durch und durch gelungen!

 

Anja Kuypers

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Kann ich alleine!

Kathrin Schärer

Hanser Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 64 Seiten

ISBN 978-3446277236

14 €

 

 

Hast du morgen Zeit?“ von Jasper Andersen, Thienemann Verlag (2023)

 

Wenn die Dachsdame mit einem Strauß bunter Luftballons sehnsüchtig auf die Uhr am Marktplatz schaut, weil sie vermutlich auf jemanden wartet...

In diesem Bilderbuch, das ausschließlich tierische Protagonistinnen und Protagonisten beheimatet, springt man von einer Szene in die nächste. Pro Doppelseite eine Szene.

Vom Tennisspiel unter Fröschen, zum Biberfest an den See. Und vom Krankenhaus zum Geburtstagsfest. Ein abwechslungsreiches Hin und Her mit unterschiedlichen Tierarten in einer in sich verknüpften Geschichte, die einmal mehr den Unterschied zwischen heute und morgen verdeutlicht.

„Könntest du morgen unseren Zaun streichen?“, fragt die Kängurutante […] Übermorgen hätte ich Zeit, sagt der Känguruneffe.“

Wer hat wann Zeit und kann wem helfen?

Wunderschön durchdacht und umgesetzt.

Was vor den Toren eines Tennisplatzes begann, endet genau wieder dort. Alles hängt irgendwie zusammen.

Über die Rettung von zehn oder elf Enten aus einem brennenden Haus, über Berufe und verschiedene Alltagsszenen. Es gibt immer und überall viel zu entdecken und viel, worüber es zu sprechen lohnt.

Ob die Leserinnen und Leser noch erfahren werden, auf wen die Dachsdame wartet?

Ein witziges, unterhaltsames, wimmliges Verabredungskarussell.

 

Anja Kuypers

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Hast du morgen Zeit?

Jasper Andersen

Illustrationen von Anke Hennings-Huep

Thienemann Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 40 Seiten

ISBN 978-3522460422

15 €

 

 

 

„Herr Anton war zu aufgeregt zum Schlafen. Die ganze Nacht lag er wach unter seiner Decke und plante einen Ausflug für seine Freunde.“

Herr Anton ist der einzig menschliche Protagonist der Geschichte. Er ist schon älter, hat dünnes, gräuliches Haar und trägt einen grünen Anzug.

Er arbeitet im Stadtzoo, versorgt dort die Tiere, die im Laufe der Zeit zu seinen Freunden geworden sind. Allen voran der Elefant, das Nashorn, der Pinguin und die Schildkröte.

Sie alle lieben es, von ihm gehegt und gepflegt zu werden.

Herr Anton arbeitet viel und ist deshalb häufig müde. Aber er beklagt sich nie darüber.

Dafür gähnt er oft oder ärgert sich, wenn er den Wecker mal wieder überhört. „Biep-biep!“

An einem Tag, als das „Bieb-biep!“ unaufhörlich durch sein Schlafzimmer hallt, hatte er eigentlich einen Ausflug mit den Zootieren geplant.

Weil er aber verschläft, deshalb den Bus verpasst und noch die ganze Arbeit im Zoo erledigen muss, kann der Ausflug nicht stattfinden. Wie schade...

Aber die Tiere haben eine Idee und planen etwas im Geheimen. Freunde eben!

Mittels feiner, zurückhaltender Zeichnungen wird einmal mehr die Zartheit und Vorsicht im Umgang miteinander suggeriert.

Eine zauberhafte kurze Geschichte über das Wichtige im Leben, einen Mann und echte Freundschaften. Sympathisch, ruhig und mit ganz viel Herz.

 

Anja Kuypers

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Herr Anton verpasst den Bus

Philip C. Stead

Illustrationen von Erin E.Stead

Gerstenberg Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 48 Seiten

ISBN 978-3836962254

18 €

 

 

Momo – ein Bilderbuch“ von Michael Ende, neu interpretiert von Simona Ceccarelli, Thienemann Verlag (2023)

 

Anlässlich des 50jährigen Jubiläums des Originals „Momo“ von Michael Ende, erscheint die Geschichte erstmalig in abgewandelter Form als Bilderbuch.

Momo kann besonders gut zuhören und nimmt sich Zeit für alle Menschen, die ihr begegnen.

„Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.“

Die Geschichte ist nicht neu, die Interpretation derselben durchaus. Sie erzählt von einem kleinen Mädchen mit krausen, braunen Haaren, das in der Ruine eines ehemaligen Amphitheaters lebt. Kein Bewohner der Stadt weiß Näheres über ihre Herkunft. Sie war auf einmal da...

Und doch besuchen sie das Mädchen täglich. Ohne Scheu erzählen sie ihr von ihren Sorgen und Nöten. Und was macht Momo? Sie hört einfach zu. Kommentiert nicht, gibt keine schlauen Tipps und Tricks, sondern gönnt sich und den Besuchern Zeit und Aufmerksamkeit.

Außerdem kann sie wunderbare Spiele erfinden und erzählt phantastische Geschichten.

Entgegen dem Geschichtsverlauf in Endes Original, tauchen in dieser Bilderbuchvariante keine grauen Herren auf, die den Leuten die Zeit stehlen, um selber existieren zu können.

Hier erfährt die Freundschaft Momos zu Beppo, dem Straßenkehrer eine besondere Beachtung. Von ihm kann die kleine Momo noch viel lernen, bevor sie wieder in ihrem Theater sitzt und einfach in die Stille hinein lauscht.

„Und wer nun noch immer meint, zuhören sei nichts Besonderes, der mag nur einmal versuchen, ob er es auch so gut kann.“

Gelungene Adaption der preisgekrönten Geschichte mit herausragenden Illustrationen, die einmal mehr die Wichtigkeit und Bedeutsamkeit der Kernaussage des Buches hervorheben.

Durch und durch gelungen.

 

Anja Kuypers

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Momo – Ein Bilderbuch

Michael Ende

neu interpretiert von Simona Ceccarelli

Thienemann Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3522460514

16 €

 

 

Der Mondwächter“ von Zosienka, Atrium Verlag (2023)

 

„Emil hat eine Einladung von den Wächtern der Nacht bekommen. Sie wollen heute, bei ihrem Treffen etwas Wichtiges verkünden.“ Wer wird der neue Mondwächter?

Die Tiere küren Emil, den Eisbären. Er darf nun auf den Mond aufpassen und dafür sorgen, dass es ihm gut geht.

Emil bereitet sich akribisch vor, informiert sich und packt einen Rucksack mit allerlei Dingen zusammen.

Mit Stellenantritt sucht er sich in jeder Nacht eine neue höchste Stelle in der Umgegend, um dem Mond besonders nah sein zu können. Er verscheucht Fledermäuse oder saugt Wolken mit dem Sauger ein, damit der Mond eine klare Sicht hat.

Emil gibt sich wirklich Mühe, aber so ganz scheint er die Lage nicht im Griff zu haben. Denn der Mond verändert sich: er wird kleiner, bis er eines Tages ganz verschwindet.

Emil macht sich Sorgen und sucht nach den Gründen für dieses Phänomen.

Dieses wunderschön illustrierte Bilderbuch erklärt den Kleinsten, verpackt in diese zauberhafte Geschichte, die Mondphasen. Nur gut, dass es andere Tiere gibt, die sich bestens auskennen.

Eine hübsche Geschichte mit Lehrcharakter, die sich nicht nur als Gute-Nacht-Geschichte eignet. Viele Dialoge machen den Text besonders erlebbar.

Und das Schlussbild gefällt mir am besten. Der sympathische Emil gibt dem Mond ein Küsschen, als dieser sich wieder in vollem Umfang zeigt. Puh, Glück gehabt!

Er hat den Mond eben doch gut bewacht.

 

Anja Kuypers

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Der Mondwächter

Text und Illustrationen von Zosienka

Atrium Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 40 Seiten

ISBN 978-3855351879

15 €

 

 

So kam das mit dem Drachen“ von Daniel Fehr, Thienemann Verlag (2023)

 

Voller Erwartung einer phänomenalen Geburtstagsüberraschung öffnet der namenlose Ich-Erzähler das Geschenk seiner Großmutter.

„Ich versuchte zu lächeln und sagte DANKE. Denn wenn man ein Geschenk bekommt, lächelt man und sagt DANKE, auch wenn man mit dem Geschenk nicht zufrieden ist. Es war nämlich ein Bilderbuch. Genau dieses, mit dem Titel „So kam das mit dem Drachen“.“

Glücklicherweise scheint seine ältere Schwester einen Faible für Bücher zu haben und so tauscht er den Titel mit ihr gegen ein Piratenschwert.

So ganz überzeugt ihn das Schwert nicht, denn er tauscht seine Errungenschaft schnell weiter.

Der Junge kommt nach und nach in den jeweils kurzfristigen Besitz eines Laserschwertes, eines Balls und sogar eines Aquariums. Das Tauschen reißt nicht ab, bis er eines Tages den Tausch seines Lebens macht...

„Viel besser, als alles andere. Das Beste. Für immer und ewig.“

Und manchmal kommt das Gute einfach zurück. Vor allem unerwartet...

Welch hübsche Geschichte über die belebende Phantasie in Büchern und unvorhergesehene Ereignisse.

Klasse illustriert mit vielen Details zum Entdecken und darüber sprechen.

Zum Vorlesen und zum Selberlesen geeignet.

Voller Inspirationen zur kreativen Literaturvermittlung. Sympathisch, unterhaltsam, einfach gut!

 

Anja Kuypers

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So kam das mit dem Drachen

Daniel Fehr

Illustrationen von Sebastian Mourrain

Thienemann Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3522459730

15 €

 

 

Monster, Monster – Fast umsonster“ von Jan Kaiser, Thienemann Verlag (2023)

 

Bereits auf der ersten Umschlagseite wird man von vielen Monsteraugen angesehen, die sich inmitten einer Fellpracht tummeln. Was ist da los?

Zu Beginn sieht man eine alte Dorfstraße mit verfallenen Häusern und schiefen Dächern in einer nebligen Düsterstimmung.

Links und rechts des altertümlichen Straßenbelages reihen sich obskure Geschäften aneinander.

Der Autor nimmt die Leserinnen und Leser in das zweite Obergeschoss einer seltsamen Behausung mit: „Im zweiten Stock im rechten Flur: Dort ist die Monster-Agentur.“

Hier können Interessenten Monster kaufen. Große, kleine, dicke, dünne, mit einem oder mehreren Augen, mit und ohne Fell, reich an besonderen Eigenschaften oder einfallslos. Monster für alle Lebenslagen.

In diesem Buch werden acht Monster auf die gleiche Art und Weise präsentiert. Der jeweilige Name des Monsters fungiert als Überschrift und in ein paar Versen werden die Eigenarten des Monsters beschrieben.

Die doppelseitigen Illustrationen bieten Raum zum Entdecken und Begreifen, zum Stöbern und Schmunzeln. Die Illustratorin Nüsch nutzt eine ansprechende Farbzusammenstellung, in der die Monster perfekt hervorstechen. „Ladenhüter Lumpi sitzt grummelnd in der Ecke unter seiner Häkeldecke.“ „Die Laufmonster von Skagerrak, die gibt es nur im Zehnerpack.“ „Und Ingolf, der fast alles weiß, gibt es heut zum Spitzenpreis.“

Zum Schluss des Bilderbuches erreicht ein Postpaket die Monster-Agentur. Was da wohl drin sein mag?

Der Autor lüftet das Geheimnis und macht den Inhalt den Leserinnen und Lesern zum Geschenk. Eine hübsche Idee, hübsch verpackt und hübsch umgesetzt.

Eine Geschichte, die keine klassische ist, aber zu einer werden könnte. Anlass für viele weitere Momente und Potential für sich anschließende Erzähl-, Schreib- oder Zeichenmomente.

Solche Monster wünscht man sich. Und solche Bücher sowieso.

 

Anja Kuypers

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Monster, Monster – Fast umsonster

Jan Kaiser

Illustrationen von Julia Nüsch

Thienemann Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3522460019

15 €

 

 

Joan Procter - Drachendoktor“ von Patricia Valdez, von Hacht Verlag (2023)

 

Eichen, Schildkröten, Krokodile und Co.. Dies sind die Tiere, die die 1897 in England geborene Joan Procter am liebsten um sich hat.

Während andere Gleichaltrige mit Puppen spielen oder Kaninchen streicheln, beobachtet und erforscht die junge Joan sämtliche Reptilien, die sie finden kann.

Dieses erzählende Sachbilderbuch für Kinder ab fünf Jahren schildert das Leben einer weitestgehend unbekannten Wissenschaftlerin, die ihr ungewöhnliches Hobby zum Beruf machen konnte. Eine wichtige Botschaft für die Jüngsten, dass man Vieles erreichen kann, so man es tatsächlich möchte und daran glaubt.

Viele zufällige Wege sowie ihr unbändiger Wissensdurst in der Herpetologie (Forschung von Reptilien und Amphibien) brachten ihr am Ende die Abteilungsleitung für Reptilien im Londoner Zoo und weltweite Anerkennung unter Zoologen ein.

Untypisch für diese Zeit, in der die Frauen meist andere Rollenbilder erfüllen mussten.

Als 1927 die ersten Komodo-Warane in Europa und London eintrafen und Joan Procter sich intensiv mit den als „Drachen“ verschrien Tieren beschäftigte und den Menschen die Angst vor den Kolossen nahm, war ihr jeder Ruhm sicher.

Dieses Buch schildert mit pointierten, leicht verständlichen Texten den Verlauf ihres Lebens. Stets begleitet von ansprechenden Illustrationen, die den Textinhalt bestens untermalen.

Das Autoren-Illustratoren-Duo schafft es, Joan Procter, die bereits 1931, mit nur 34 Jahren an einer unheilbaren Krankheit starb, so eindrücklich vorzustellen, dass man man zum Ende des Buches dringend mehr über diese faszinierende Frau und ihre besondere Arbeit erfahren möchte.

Ein sehr gelungenes, erzählerisches Sachbuch.

 

Anja Kuypers

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Joan Procter - Drachendoktor

Patricia Valdez

Illustrationen von Felicita Sala

van Hacht Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 40 Seiten

ISBN 978-3968260280

16 €

 

 

Der kleine Yeti“ von Angelique Leone, Picus Verlag (2023)

 

Der klassische Weihnachtsmann erhält Verstärkung. Oder gibt es in Wirklichkeit doch gar keinen W-Mann? Und wer steckt unter der eigentümlichen Verkleidung?

Diese Geschichte zeigt eine Vermutung auf und nimmt sich des Themas durch und durch liebevoll sympathisch an.

Getarnt mit einer roten Latzhose, einem rotem Schal und einer roten Mütze schleicht sich der namenlose Protagonist – ein kleiner Yeti – in die Menschenwelt und gerät in eine weihnachtliche Szenerie.

Es ist schon spät und alle Menschen schlafen bereits. Aber der festlich geschmückte Weihnachtsbaum leuchtet in allen Farben, und für den Weihnachtsmann stehen Kekse bereit.

So etwas Leckeres hat der kleine Yeti, der mit seinen Eltern hoch oben in den verschneiten Bergen lebt, noch nie gegessen.

Schon seit langer Zeit wollte er sich die Menschen einmal näher ansehen, doch seine Eltern haben ihn immer davor gewarnt.

Nun steht er da... im Wohnzimmer einer menschlichen Behausung. Vor dem prächtigen Baum und findet es herrlich.

Doch plötzlich steht ein kleiner Junge vor ihm und erkundigt sich, ob er wohl der W-Mann sei. Was soll der kleine Yeti jetzt tun?

Welche hübsche kleine alternative Weihnachtsgeschichte über eine sympathische Yeti-Familie.

„Mama Yeti malt meistens große Zeichnung an die Wände der Höhle. Papa Yeti baut Skulpturen aus Schnee und der kleine Yeti bastelt am liebsten Spielzeug aus Holz...“

Ganzseitige, wunderhübsche Zeichnungen säumen den dezent eingefügten Text über den jungen Yeti, der sich in die Menschenwelt verläuft.

Die vorwiegend blauen Farben spiegeln gekonnt die eisigen und schneebedeckten Landschaften wieder, in der die Geschichte spielt.

Erst als der rot verkleidete Yeti die heimelig dekorierte Hütte betritt, schimmern bunte Farben auf den Seiten und machen Lust auf Weihnachten.

Die ausgewogene Menge wörtlicher Rede gestaltet die Geschichte zusätzlich lebendig und greifbar. Unterhaltsam, kurzweilig, schön.

 

Anja Kuypers

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Der kleine Yeti

Angelique Leone

Illustrationen von Christine Davenier

Picus Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 40 Seiten

ISBN 978-3711740342

18 €

 

 

Das ist doch nur für Mädchen“ von Madlen Ottenschläger, Carlsen Verlag (2023)

 

Der kleine Manni hält einen rot glitzernden Rock in Händen. Voller Erwartung, dass seine Mutter ihm diesen kaufen möge.

„Das ist doch nur für Mädchen, sagt Mama und kauft Manni eine Hose.“

So gerne würde er auch mit seinen Freundinnen Teegesellschaft spielen oder Puppen frisieren, aber seine Freunde kommentieren ebenfalls, dass dies nichts für Mädchen sei.

Selbst Papa versucht ihn vom Fußballspielen zu überzeugen, statt gemeinsam Übungen an der Turnstange zu machen.

Mannis durchgängig verständnislose Mimik kommt auf den ganzseitigen Illustrationen bestens zur Geltung.

Es kommt der Tag, an dem er den gleichaltrigen Paul trifft. Und Paul trägt fast genau den Glitzerrock, den Manni so gerne hätte. Noch besser: Paul rutscht ganz selbstbewusst, im Rock gekleidet eine Rutsche auf dem Spielplatz herunter. Wie mutig, denkt Manni.

Und als Manni anfängt genauer hinzusehen, bemerkt er weitere Freunde, die „Mädchensachen“ machen und viele Freundinnen, die „Jungensachen“ machen. Es geht also doch!

Welch wunderbar leichte Geschichte für die Jüngsten über ein Thema, das leider immer noch nicht final in der Gesellschaft angekommen ist.

Sehr gelungen und wertvoll setzt das Autoren-Illustratoren-Duo auf eingängige Strukturen und ansprechende Bilder.

Eine überaus wichtige Botschaft wird hier für Groß und Klein bestens verpackt.

Denn am Ende lernen auch die Erwachsenen von dem vorbildlichen Verhalten ihrer Kinder.

Man lernt eben nie aus... Und manchmal sind die Kinder einfach klüger, als die Erwachsenen.

 

Anja Kuypers

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Das ist doch nur für Mädchen

Madlen Ottenschläger

Illustrationen von Jennifer Coulmann

Carlsen Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3551521323

13 €

 

 

Der Junge und der Elefant“ von Freya Blackwood, Knesebeck Verlag (2023)

 

Ein Kunstwerk, ein Traum, eine Geschichte.

Völlig textlos wird zeichnerisch aus dem Leben eines Jungen berichtet, der Bäume rettet und für die Begrünung einer städtischen Szenerie sorgt.

Das Buch beginnt mit der Darstellung eines typischen Schultages des namenlosen, kleinen Protagonisten. Eher demotiviert lustlos macht er sich in Uniform, mit seinem roten Rucksack auf den Schultern durch eine hektisch umher laufende Menschenmenge auf den Weg zum schmucklosen Schulgebäude.

Er ist nicht Teil des umtriebigen Pausenbetriebes, sondern sitzt separat und beobachtet still.

Auch nach Schulschluss zu Hause scheint er auf sich alleine gestellt zu sein und verschwindet unbemerkt mit zwei Schüsseln voller Essen in den Garten des Nachbarhauses.

Dort teilt er sich die Speisen mit einem Elefanten. Oder vielmehr einer Baumformation, die einem Elefanten optisch ähnelt. Und erstmals sieht man den Jungen lächeln....

Als kehre er zu einem Freund zurück, dem er vorliest, mit dem er Fußball spielt, bei dem er sich einfach wohlfühlt.

Die Zeit vergeht, und eines Tages soll das Nachbarhaus verkauft werden. Bauarbeiter haben die Bäume, die dem Neubau weichen sollen, bereits mit einem X markiert. Darunter der Elefantenfreund.

Nun muss der Junge handeln. Und zwar schnell.

Der australischen Illustratorin gelingt ein feiner, aber aussagekräftiger Strich, der jede noch so kleine emotionale Regung einfängt und gekonnt wiedergibt.

Ganzflächige Illustrationen stellen eine Erzählung dar, die sich feinfühlig und phantasievoll kreativ einem wichtigen Thema annimmt und nebenher über bedeutsame Freundschaften berichtet.

Jede Menge künstlerischer Input zum Ansehen, darüber reden und träumen.

 

Anja Kuypers

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Der Junge und der Elefant

Freya Blackwood

Knesebeck Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 40 Seiten

ISBN 978-3957287106

16 €

 

 

Von der Maus, die ihr Lachen verlor“ von Thomas Lochner, MartaPress Verlag (2023)

 

„In einem großen grünen Urwald lebte eine kleine Maus, die ihr Lachen verloren hatte und nicht wusste, warum. Vor allen Dingen aber wusste die kleine Maus nicht, wie sie ihr Lachen wiederfinden konnte.“

Also macht sie sich auf den Weg durch ihre Heimat, den Urwald und trifft verschiedene Tiere, denen sie die immer gleiche Frage stellt: “Hallo, ich bin die kleine Maus und habe mein Lachen verloren, könnt ihr mir helfen, es wiederzufinden?“

Die Affen, das Nashorn und der Elefant haben zwar allesamt gute Einfälle, wie sie ihr Lachen finden könnte, aber die kleine Maus kontert immer wieder, dass sie zu dieser Idee keine Lust hätte.

Als sie aber die Giraffe mit ihrem wunderbar langen Hals trifft, der sich zu mancher Rutschpartie eignet, ändert das Mäuschen plötzlich ihre Meinung.

Wer nun annimmt die Geschichte sei hier zu Ende, irrt sich gewaltig. Denn die kleine Maus tritt irgendwann, nachdem sie ihr Lachen wieder gefunden hat, den Rückweg durch den Urwald an und trifft auf alte Bekannte.

Dank der eingängigen Struktur, der überschaubaren Menge Handlungsteilnehmer*innen sowie den einprägenden Satzwiederholungen eignet sich diese kurze, aber feine Geschichte besonders gut zum Vorlesen mit kleinen Kindern.

Die bunten Illustrationen teilen sich jeweils eine Doppelseite mit dem dazugehörigen Text, und auch hier unterliegt die Darstellung einer gewissen Struktur.

Am Ende dürfen sich alle großen und kleinen Leserinnen und Leser mit der kleinen Maus freuen, die endlich wieder glücklich ist.

 

Anja Kuypers

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Von der Maus, die ihr Lachen verlor

Thomas Lochner

Illustrationen von Vlasta Göder

Marta Press Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 28 Seiten

ISBN 978-3968370255

18 €

 

 

Nicht immer nur blau“ von Robert Tregoning, Atrium Verlag (2023)

 

„Hiermit gibt die Regierung öffentlich bekannt: Alles, was nicht blau ist, wird per Gesetz verbannt.“ Fortan gibt es in der nicht näher benannten Kleinstadt blaue Häuser, blaue Straßen, blaue Wiesen, blaue Zäune, blaue Bäume, blaue Autos und noch viel mehr Blaues. Überall, wohin man auch schaut, ist alles blau. Mal heller, mal dunkler. Selbst die Menschen sind angehalten, blaue Kleidung zu tragen. Es könnte kaum eintöniger sein....

Bis ein namenloser Junge, der die Farbe Gelb so sehr liebt, eines Tages ganz unbemerkt ein gelbes Gummientchen in den Rucksack steckt, das er bei Aufräumarbeiten im Park zufällig findet.

„Zu Hause kommt die Ente zu all den gelben Sachen, die er schon seit einiger Zeit rettet....“

Denn in einer Kiste im Schrank versteckt er all seinen gelben Funde. Und wenn er die Schranktüren bei Nacht öffnet, scheint sogar ein gelbes Licht heraus und es duftet mit einem Mal ganz gelb.

Dann tanzen alle Dinge in der Luft herum, und der Junge freut sich.

Eines Nachts, während eines Freudentänzchens kommt plötzlich sein Vater ins Zimmer hinein.

Und entgegen aller Befürchtungen versteht er seinen Sohn und hilft ihm sogar dabei, die Farbe Gelb noch ein wenig mehr zu mögen.

Mittels dieser kleinen, aber feinen Geschichte wird dargestellt, wie einfach es sein könnte, alle Menschen zu mehr Vielfalt und Offenheit zu bewegen.

„Jeder Mensch soll leben, ganz wie es ihm gefällt.“ Eine wichtige Botschaft für unsere Gesellschaft und für deren Umsetzung es immer noch jede Menge Mut braucht.

Der kleine Protagonist der Geschichte lebt vor, wie einfach es sein könnte.

Der Text ist in verschiedene Reimschemata verpackt und passt sich den ansprechenden Illustrationen wunderbar an. Einfach und hübsch, aber aussagekräftig und mächtig.

 

Anja Kuypers

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Nicht immer nur blau

Robert Tregoning

Illustrationen von Stef Murphy

Übersetzung von Yvonne Hergane

Atrium Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3855350292

14 €

 

 

Der Geräuschehändler“ von Kathrin Rohmann, Knesebeck Verlag (2023)

 

Dieses sehr textlastige Bilderbuch wird als Vorlesebuch beworben. Es kann allerdings auch von guten Erstleserinnen und Erstlesern selber gelesen werden. Auf jeden Fall lohnt es sich!

„In einer Straße dieser Stadt steht ein Haus, das dir bestimmt noch nicht aufgefallen ist, denn es sieht ganz gewöhnlich aus. Es hat drei Stockwerke und ist grün gestrichen.“

Darin wohnt der sympathische Geräuschhändler, der für jeden Kunden das passende Geräusch parat hält.

Am Montag kommt zum Beispiel die Straßenlaterne ins Geschäft und bittet ihn um ein paar lautstarke Straßengeräusche, damit sie nachts schlafen kann. Die Laterne ist nämlich an eine gewisse Geräuschkulisse gewöhnt, und nachts ist es ihr mangels Autoverkehr viel zu ruhig.

Einen Tag später braucht der engagierte Zirkusdirektor eine ordentliche Stimmungskanone, um den Zirkus Simsalabim beim Straßenumzug durch den Ort lautstark ankündigen zu können.

„Die Kapelle ist krank“, sagt er und benötigt nun Hilfe.

Am Mittwoch verlangt das ausgelaugte Gespenst Gruselgeräusche, damit es in der folgenden Nacht so richtig durchstarten kann.

In allen Fällen kann der Händler natürlich helfen. Er kramt in seinen Dosen, öffnet Schachteln, sammelt Laute zusammen, horcht an Kästchen und Gläsern, bevor er sich für die passenden Geräusche für seine Kundinnen und Kunden entscheidet.

Sein schier endloses Sortiment brumselt, sumselt, knirscht, und knöchert unglaublich. Er kennt sich aus und weiß genau, was seine Kunden brauchen.

Als er für die Reisekrähen afrikanische Geräusche zusammensuchen soll, packt ihn auf einmal selbst die Sehnsucht nach fernen Ländern, in denen er auf die Suche nach neuen, außergewöhnlichen Geräuschen gehen kann.

Das Buch unterliegt einer gewissen Struktur - sortiert nach den Wochentagen und den auffälligsten Kunden am Tag. Die Autorin nutzt immer gleiche Sätze oder Satzanfänge, die bei der Textmenge einen roten Faden in der Geschichte mimen.

Die meist großflächigen Illustrationen untermalen den Text hervorragend. Ein Genuss! Unwillkürlich geht man als Leserin oder Leser plötzlich anders hellhörig durch die Welt.

Mit einem säuselnden Ping, Paff, Puff und einem scheppernden Klingalong sehr gerne empfohlen.

 

Anja Kuypers

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Der Geräuschehändler

Kathrin Rohmann

Illustrationen von Jule Wellerdiek

Knesebeck Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 48 Seiten

ISBN 978-3957287175

16 €

 

Was macht die Nacht?“ von Dirk Gieselmann, Aladin Verlag (2023)

 

Eine wunderbare Vater-Tochter-Geschichte wartet auf interessierte Leserinnen und Leser.

Beide Protagonisten bleiben namenlos. Sie sind vielmehr der knappe Wegweiser durch das Buch und einer Szenerie zur guten Nacht.

Als die Tochter um acht Uhr am Abend ins Bett soll, löchert sie ihren Vater: „Was ich dich schon immer mal fragen wollte.....[...] Was passiert eigentlich, wenn ich schlafe?“

Der Vater antwortet geduldig. Aber statt eines neutralen Berichtes über das Verhalten der Tiere bei Nacht oder eines naturwissenschaftlichen Ansatzes, hat er andere Beispiele im Gepäck.

Poetisch und phantastisch formuliert erzählt er, was in jeder Stunde zwischen dem Einschlaf- und Aufwachmoment passieren könnte.

„Um elf Uhr, wenn du so fest schläfst wie noch nie, wird jemand Weltmeister im Spazierengehen, hört die Nachtigall ihre Lieblingsschallplatte, heult die Alarmanlage nach ihrer Mutter....“

Nach jeder, durch den Vater erzählerisch skizzierten Stundengeschichte, horcht die Tochter nach: „UND DANN?“

Weiter geht`s mit den kreativen Ideen: „... hebt der Kran ganz sacht die Pakete mit den Träumen in alle Kinderzimmer, fahren der Nachtwächter und der Einbrecher gemeinsam zur Arbeit.....“

Auf den großflächigen, meist doppelseitig umfassenden Illustrationen ist immer der Mond zu sehen. Es scheint fast, als seien die Zeichnungen leicht verschwommen. So, als würden Schlaf und Traum ineinander verschmelzen...

Das Zwiegespräch zwischen Vater und Tochter findet parallel zu den träumerischen Ausflügen weiterhin statt.

Ein wunderbares Buch mit einem anderen Ansatz als Gute-Nacht-Geschichte.

 

Anja Kuypers

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Was macht die Nacht?

Dirk Gieselmann

Illustrationen von Stella Dreis

Aladin Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 40 Seiten

ISBN 978-3848902095

20 €

 

Lesen ist doof“ von Nils Freytag und Silke Schlichtmann, Hanser Verlag (2023)

 

 

In der Größe eines Geschenkbandes kommt dieses Buch mit ganz viel Macht daher.

So konnten Nils Freytag und Silke Schlichtmann weitere 20 Illustratorinnen und Illustratoren gewinnen, um dieses Werk zum Thema Lesen zu gestalten.

Jede*r schuf eine Illustration, die auf der jeweils rechten Seite abgebildet ist, und auf der linken Seite befindet sich nur ein Satz, der immer mit den gleichen Worten „Lesen ist doof, weil....“ beginnt.

„..., weil ich nicht einschlafen kann.“ oder „..., weil ich es noch nicht kann.“ oder „..., weil Bücher echt nicht schmecken.“

Viele Gründe, warum Lesen einfach doof ist. Zu keinem Zeitpunkt wird auch nur ansatzweise versucht zu erklären, dass Lesen vielleicht doch ganz nützlich oder wertvoll sein kann.

Denn während des Lesens der abgebildeten Zeilen und während des Betrachtens der Illustrationen entwickeln sich automatisch zahlreiche Gegenargumente im Kopf der Leserinnen und Leser.

Eine Form der umgekehrten Psychologie. Wunderbar gelöst!

Eine Hommage an das Lesen auf ganz andere Art und Weise.

Kleinformatig und wortkarg. Aber intensiv und nachhaltig.

Sehr gerne empfohlen.

 

Anja Kuypers

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Lesen ist doof

Nils Freytag und Silke Schlichtmann

Illustrationen von 20 verschiedenen

Hanser Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 48 Seiten

ISBN 978-3446275980

15 €

Das Aquarium bleibt heute geschlossen“ von Michael Augustin, Thienemann Verlag (2023)

 

„Der Hecht fühlt sich schlecht. Der Butt ist kaputt.“ Oder „Der Scholle geht`s nicht dolle. Die Quappe zieht `ne Flappe.“

Was ist denn hier los?

In Paarreimen wird über viele verschiedene Fische geschrieben, denen es allesamt überhaupt nicht gut geht. Von der Dorade über den Rochen bis zum Wels. Und den laust der Pelz.

Alle Schwimmtiere haben ein Leiden, was sie sehr unglücklich aussehen lässt. Der eine hat einfach nur Kummer, die nächste hat gebrochen. Von allem etwas.

Im Aquarium sieht es deshalb sehr trostlos aus. Nur niedergeschlagene Fische, die sich unwohl fühlen. Also wird am Ende entschieden, dass das Aquarium heute geschlossen bleibt.

Auf jeder Seite im Buch werden ein bis zwei Fischarten illustriert. Traurig und müde, einfach fertig sehen sie aus. Es gibt also einen guten Grund, weshalb sie bitte heute niemand durch die Scheiben des Aquariums ansehen sollte. Aber die Leserinnen und Leser tun es trotzdem...

Mitfühlend und doch ein wenig amüsiert über die Darstellung der Tiere, unterhält das Buch mit witzigen Reimen. Auch wenn zum Schluss noch eine Wendung schön gewesen wäre....

Wichtig, dass die Zielgruppe dieses Bilderbuches erfährt: allen Lebewesen geht es irgendwann mal nicht gut. Jeder fühlt sich mal unwohl und hat keine Lust zu irgendwas. Auch Fische.

Ein hübsches Buch, für das sich nach einer gemeinsamen Betrachtung gerne ein Ende ausgedacht werden darf.

 

Anja Kuypers

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Das Aquarium bleibt heute geschlossen

Michael Augustin

Illustrationen von Andrea Ringli

Thienemann Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3522459853

15 €

Herr Kleemann und sein Fisch“ von Beate Teresa Hanika, Mixtvision Verlag (2023)

 

„Als Herr Kleemann zum Fluss kommt, ist es noch dunkel. Er packt seinen Klappstuhl und seine Angel aus, setzt sich auf den Stuhl, wirft die Angel ins Wasser und ist zufrieden.“

Ein echter Angler kann sich in Geduld üben und so vergehen tatsächlich einige Stunden, bis Herr Kleemann einen großen Fisch an der Angel hat.

„Er ist silbern und am Bauch hat er goldene Punkte.“ Der Eimer, den er für seinen Fang vorgesehen hat, ist eigentlich zu klein für das Tier. Also geht er zügig nach Hause und entlässt den Fisch in die Badewanne.

„Wenn Herr Kleemann die Augen schließt, hört er das leise Blubbern der Bläschen, die aus dem Maul des Fisches kommen.“

Das Tier ist einfach zu schön, um es zu essen. Also verbringen Herr Kleemann und seine Frau fortan die meiste Zeit im Badezimmer, um dem Fisch Gesellschaft zu leisten.

Das Leben könnte nicht besser sein.

Aber von Tag zu Tag geht es dem Fisch schlechter und das Ehepaar Kleemann muss eine Entscheidung treffen...

Welch wunderhübsche Geschichte über eine Beziehung zwischen zwei Menschen, die über das Umsorgen eines Tieres wieder enger zueinander finden.

Drei Handlungsteilnehmer mit gleichberechtigten Parts, die zurückhaltend innig miteinander verbunden sind. Es lohnt sich immer, das Kleine, das Unscheinbare genauer anzusehen und das Glück zuzulassen.

Ein Bilderbuch mit farbenprächtigen Illustrationen, das nachhaltig die Themen Miteinander und Füreinander aufgreift.

 

Anja Kuypers

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Herr Kleemann und sein Fisch

Beate Teresa Hanika

Illustrationen von Merle Goll

Mixtvision Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 40 Seiten

ISBN 978-3958541962

17 €

Am Leuchtturm gibt es Erdbeereis“ von Katja Gehrmann und Constanze Spengler, Moritz Verlag (2023)

 

Welch wunderbare Anknüpfung an den ersten Titel des kreativen Autoren-Illustratoren-Duos Gehrmann und Spengler „Seepferdchen sind ausverkauft“.

Die beiden bedienen sich auch hier wieder der bekannten Protagonisten des ersten Buches und schicken sie diesmal in den Urlaub auf eine Insel, die auf den Umschlagseiten in Gänze abgebildet ist.

Papa und Mika, aus deren Perspektive der Text geschrieben ist, wollen es sich so richtig schön machen. „Morgens gehen wir zum Strand und schwimmen oder spielen Federball.“

Es könnte kaum besser sein. Jetzt fehlt nur noch das tägliche Eis vom Eiswagen, der immer am Strand Halt macht. Da Papa an einem Morgen mit seinem dicken Buch beschäftigt ist und partout weiterlesen möchte, darf Mika alleine zum Eiswagen gehen. Muss aber versprechen, auf keinen Fall weiter, als bis zum Eiswagen zu gehen. „Ist doch klar.“

Was Papa zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen kann, dass Mika eine unfreiwillige Inselrundfahrt unternehmen wird. Denn sie erwischt den Eiswagen nicht mehr und „reist“ ihm quer über die Insel hinterher. Dabei erfährt sie Unterstützung durch einen Esel, eine Postbotin, der Frau vom Gemüsestand auf dem Markt, einem Busfahrer, einem Kapitän, einem Taxifahrer und sogar von einem Piloten. Irgendwo muss dieser Eiswagen doch sein....

Aber Mika hält sich an ihr Versprechen, das sie ihrem Vater zu Beginn gegeben hat.

Wie sie das wohl anstellt? Nun, dieses sehr unterhaltsame und extremst charmante Buch hat die Antworten parat.

Hier und da gibt es Anspielungen auf den ersten Titel. Geschickt eingebaut erzeugen sie nette Schmunzelmomente beim Betrachter.

Wieder einmal eine wunderhübsche Vater-Tochter-Geschichte, die das Herz öffnet.

Und nur „Gut, dass Papa so gerne dicke Bücher liest.“

Sehr gerne empfohlen!

 

Anja Kuypers

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Am Leuchtturm gibt es Erdbeereis

Constanze Spengler

Illustrationen von Katja Gehrmann

Moritz Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 48 Seiten

ISBN 978-3895654381

15 €

Der kluge Keks“ von Jory John, Adrian Verlag (2023)

 

In der Ich-Perspektive empfängt ein namenloser und mit bunten Streuseln verzierter Keks die Leserinnen und Leser auf der ersten Seite.

Ausgestattet mit Armen und Beinen sieht man ihn über einen Zebrastreifen laufen, in Richtung einer Bäckerei, in der er lebt.

„Es ist ein warmer und freundlicher Ort, um dort seine Zeit zu verbringen.“

Und dann beginnt der Keks aus seiner Vergangenheit zu erzählen, die für ihn nicht immer so rosig und süß war, wie es heute der Fall ist. Er berichtet von seinen Schwierigkeiten in der Schule...

„Manchmal hatten wir Schulstunden, in denen ich überhaupt keine Ahnung hatte, worum es ging. Ich konnte einfach nicht mithalten.“

Dabei wäre er doch so gerne ein smarter Keks gewesen, der immer Antworten auf alle Fragen parat hat.

Glücklicherweise hatte der Keks bei Frau Biscotti Unterricht, die alle Kekskinder ermutigte, etwas zu erschaffen, was einzigartig ist.....

Von da an änderte sich das Leben des Kekses schlagartig, und er möchte mit diesem Buch seine positiven Erfahrungen mit den jungen Leserinnen und Lesern teilen, ihnen Mut zusprechen, falls sie eines Tages in eine ähnliche Situation geraten sollten.

Es braucht nicht immer die ausgefallensten Fähigkeiten und das Aufstellen von Rekorden. Manchmal sind es vielmehr die kleinen Dinge, die unauffälligen Sachen.

Ein Mut-Mach-Buch, das vermitteln will, an sich selber zu glauben.

Darauf zu vertrauen, dass immer wieder alles gut werden wird.

 

Anja Kuypers

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Der kluge Keks

Jory John

Illustrationen von Pete Oswald

Adrian Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 40 Seiten

ISBN 978-3985851225

12,95 €

 

 

Alfonso geht angeln“ von John Hare, Moritz Verlag (2023)

 

Der amerikanische Autor und Illustrator John Hare, der mit der textlosen Bilderbuchreihe über eine Schulklasse und ihre außergewöhnlichen Ausflüge zum Mond, in die Tiefsee und auf den Vulkan Furore machte, widmet sich in diesem Buch der seltenen Tierrasse, den Alligatorschildkröten.

Die riesigen Kriechtiere suchen sich unter Wasser ihr Essen. Dazu reißen sie das Maul weit auf und wackeln mit ihrer wurmartigen Zunge, um Fische anzulocken.

Der sympathische Protagonist Alfonso gehört dieser Spezies an.

„Alfonso angelte für sein Leben gern. Es war sein liebster Zeitvertreib. Eines Morgens zog er los, um sich sein Frühstück zu angeln. […] Alfonso taucht tief in den Teich hinab.“

Wie beschrieben sieht man die mächtige Schildkröte auf dem Boden des Sees liegen und mit geöffnetem Mund auf Beute warten. Er übt sich in Geduld, und tatsächlich taucht irgendwann eine kleine Elritze auf. Erst eine, dann ein ganzer Schwarm. Alfonso freut sich. Und sein Magen auch.

Dass die vielen, kleinen Elritze aber diesen „Wurm“, also seine Zunge, der Oma zum Geburtstag schenken wollen, weckt ungeahnte Empathie in ihm.

Er kann doch nicht einfach die Oma samt Familie verspeisen? Und noch dazu an ihrem Geburtstag?

Alfonso mutiert zum Freund und Retter in der Not und weiß auf einmal die anderen Qualitäten des Lebens zu schätzen.

Eine unglaublich warmherzige Geschichte über eine massige Kröte mit sanftem Charakter.

Der Text fügt sich auf den wunderbaren, ganzseitigen Illustrationen ein.

Und wer zu diesem Zeitpunkt noch kein Schildkröten-Fan ist, wird es dann garantiert werden.

Ein typisches John Hare Buch mit dem Potential zum Bestseller.

 

Anja Kuypers

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Alfonso geht angeln

John Hare

Übersetzunng von Bettina Münch

Moritz Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 48 Seiten

ISBN 978-3895654374

15 €

 

 

Jan der kleine Maler“ von Jean-Luc Englebert, Picus Verlag (2023)

 

Jan ist recht klein für sein junges Alter. Er trägt eine grüne Kluft und eine gelbe Mütze. Aber Jan ist schon alt genug, um zu arbeiten.

Denn die Geschichte spielt im späten Mittelalter. Eine Zeit, in der es üblich war, dass auch Kinder arbeiteten.

Zu Beginn sehen wir eine für damalige Zeiten typische Marktszene. Vielleicht in Venedig?

Der kleine Protagonist ist als Lehrjunge auf dem Weg zu seinem Meister, einem Maler, in das Atelier. Als Zuarbeiter bereitet er mit weiteren Lehrjungen die Holztafeln vor, damit der Künstler sie bemalen kann. Alle Lehrjungen fühlen sich geschmeichelt und können froh sein, diese Arbeiten verrichten zu dürfen.

Als Jüngster unter ihnen darf Jan noch nicht viele Arbeiten erledigen und hat deshalb Zeit, den Meister bei der Arbeit zu beobachten.

Den ausgefeilten Arbeitsstil des Künstlers versucht Jan allabendlich in seinem Zuhause zu kopieren. Irgendwann möchte er genauso gut sein.

Als dem Künstler ein umfangreicher Malauftrag zuteil wird, stellen die Ateliermitarbeiter fest, dass nicht mehr genügend blaue Farbe vorhanden ist. Ob Jan eine Idee hat?

In der Geschichte werden die Grundlagen der Malerei verarbeitet.

Jede Buchseite ist illustratorisch gleich strukturiert: die Bilder umfassen zwei Drittel einer jeden Seite, und der Text ist für den restlichen Platz unterhalb der Illustrationen vorgesehen.

Englebert arbeitete zunächst als Comiczeichner, dessen Ursprung man hier noch spürt.

Übers Pinsel anspitzen und Mörsern von Farbpigmenten. Und einen Jungen, der seinen Traum verwirklichen möchte und sein Können unter Beweis stellen darf.

Wie aus Leidenschaft Profession werden kann.

 

Anja Kuypers

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Jan der kleine Maler

Jean-Luc Englebert

Picus Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 40 Seiten

ISBN 978-3711740328

18 €

 

 

Ich bin Victorine“ von Jet van Overeem, Gerstenberg Verlag (2023)

 

Victorine ist unsportlich. Victorine hat keine Freunde. Victorine hat lange dünne Beine. Victorine hat einen unaussprechlichen Namen. Und Victorine errötet, wenn sie im Unterricht etwas gefragt wird.

Scheinbar viele Gründe, um von den Mitschülern dreist und gemein gemobbt zu werden. Immer wieder machen sie sich über sie lustig. Zeitweilig fragt sie sich selber, ob die Kinder womöglich Recht haben....

Durch und durch verunsichert läuft sie durchs Leben und sucht Rat bei einer Katze oder einem Baum. In der Ich-Perspektive lässt sie die Leserinnen und Leser an ihren Selbstzweifeln teilhaben und spricht sie direkt an: „Findet ihr es fies, dass die Kinder das taten?“

Nur an den Wochenenden oder in den Ferien kommt Victorine zur Ruhe, kann entspannen und so sein, wie sie wirklich ist. Ein fröhliches Mädchen, die die Natur liebt und gerne Fahrradausflüge unternimmt.

Und plötzlich wird sie von einem anderen Kind angesprochen und zum Spielen eingeladen....

Eine Wende in dem Leben des kleinen Mädchens, das schon so viel Häme und Gemeinheiten ertragen musste.

Jeder Mensch ist einzigartig. Und das ist auch gut so!

Ein Buch über Respekt und Würde, über Selbstvertrauen und Mut in der Welt der kleinen Victorine, die viel stärker ist, als sie es zu glauben wagt.

 

Anja Kuypers

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Ich bin Victorine

Jet van Overeem

Illustrationen von Annemarie van Haeringen

Gerstenberg Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3836961950

14 €

 

 

Felix und sein Monster“ von Henrike Wilson, Gerstenberg Verlag (2023)

 

Der kleine Felix ist ein wenig ängstlich. Er erschreckt sich schon, wenn eine Katze seinen Weg kreuzt oder ein Hund ihn ankläfft. Immer macht er sich zu viele Sorgen und Gedanken.

Im Kindergarten wäre er doch so gerne wie sein Freund Paul, der wilde Schaukelmanöver unternimmt und dabei gar keine Angst hat. Felix bewundert ihn sehr.

Eines Nachts träumt er davon, dass alle Kinder ihm im Kindergarten „Angsthase“ hinterherrufen.

Und schon wieder verspürt er ein Kribbeln im Bauch. Diese doofe Angst! Am meisten ärgert er sich über sich selbst. Die Wut in ihm wächst heran und will raus...

Von nun an werden in dem Buch die Angst und die Wut groß, schwarz und zottelig illustriert.

Denn Felix malt „sein Monster“ auf, und vor diesem hat er erstaunlicherweise gar keine Angst.

Es lebt ja lediglich auf dem Papier. Mit dem „Monster“ kann er sogar toben und eingekuschelt schlafen. Und mit ihm an seiner Seite kann er auch genauso wild schaukeln wie sein Freund Paul. Selbst der bellende Hund des Nachbarn macht ihm keine Angst mehr und er kann ihn streicheln.

Auf jeder Seite wird in die Szene gezoomt. Ein direkter Blick, ohne viel Schnick und Schnack. Gekonnt gelöst und hervorragend illustriert.

 

Anja Kuypers

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Felix und sein Monster

Henrike Wilson

Gerstenberg Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3836961578

16 €

 

 

Ruby mit den roten Schuhen“ von Kate Knapp, Esslinger Verlag (2023)

 

„Ruby mit den roten Schuhen ist ein weißes Häschen“, so heißt es direkt zu Beginn des gefühlvollen Bilderbuches.

Schon als Baby hatte Ruby immer kalte Füße, sodass ihre Großmutter ihr dicke, weiche, rote Schühchen strickte. Seitdem trägt liebt das Häschen, das immer noch bei ihrer Oma im bunten Bauwagen lebt, rote Schuhe und trägt keine anderen Farben mehr.

Die Großmutter hat ihr Vieles beigebracht, was es braucht, um ein zufriedenes Leben führen zu können. „Von ihrer Oma hat Ruby auch gelernt, mit Tieren, Pflanzen und Bäumen zu sprechen.“ Die kleine Ruby ist ein durch und durch freundliches Häschen, die fröhlich ist und respektvoll mit anderen umgeht. „Ruby liebt auch die Ruhe und den Frieden in ihrem Garten.“

Ein unaufgeregtes Buch, das weitestgehend ohne Spannungsbogen auskommt. Und dennoch berührt es! Es braucht nicht immer die wilden Abenteuer, gemeine Gegenspieler oder dramatische Szenen. Hier geht es um eine einzigartige Großmutter-Enkelin-Beziehung, die an Tiefe kaum zu toppen ist. Die zwei sind eins. Sie lieben das, was sie tun. Und noch besser: sie können das tun, was sie lieben.

Genauso zart wie der Text, schmiegen sich die farbenprächtigen Zeichnungen auf den Seiten an und suchen einen Weg in das Herz der Leserinnen und Leser. Zu keinem Zeitpunkt kitschig.

Der australischen Autorin gelingt das Aufzeigen eines Alltags, wie er den meisten Menschen im Laufe der Jahre abhanden gekommen sein dürfte.

 

Anja Kuypers

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Ruby mit den roten Schuhen

Kate Knapp

Esslinger Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3480238460

12 €

 

 

Mama macht Feierabend“ von Madlen Ottenschläger, Carlsen Verlag (2023)

 

Wer kennt nicht dieses kurze Wörtchen „SO“, dass trotz seiner Kürze so viele Botschaften aussenden kann. Beginnt vielleicht gerade etwas oder geht etwas zu Ende?

In dieser Geschichte ahnt der kleine Anton nichts Gutes, als seine Mutter die ach so heimelige Spielsituation am frühen Abend mit dem Wort „SO“ kommentiert.

Er weiß genau: jetzt muss er sich fürs Bett fertigmachen. Aber unser kleiner Protagonist ist pfiffig und weiß genau, wie er das Procedere hinauszögern kann...

Da ist der noch dringend benötigte, letzte Toilettengang vor der langen Nacht. Ein Schlückchen Wasser gegen den Durst, das freiwillige Aufräumen der Spielsachen, die sich noch nicht in ihre Kisten verzogen haben. Und natürlich eine „Kratz-Kuschel-Einheit“ von Mama, die schon leidlich die Augen verdreht, weil der Jüngste partout noch nicht schlafen möchte und sie doch den Feierabend herbeisehnt.

„Feierabend?“, denkt Anton und blinzelt. „Was soll das sein?“

Kurzerhand steht er unbemerkt, als Mama ihn schon in den tiefsten Träumen vermutet, wieder aus seinem Bett auf, schleicht sich aus seinem Kinderzimmer und beginnt, seine Mutter beim „Feierabendmachen“ zu beobachten.

Und was er dann sieht, verschlägt ihm die Sprache....

Er sieht zum Beispiel, wie sie viele Süßigkeiten am Abend isst, und hört sie dann auch noch pupsen. Das geht ja mal gar nicht...

Für die Leserinnen und Leser bleibt die Antwort offen, ob Anton träumt oder ob seine Mutter tatsächlich all diese Dinge macht, für die er vermutlich getadelt werden würde.

Mit ganz viel Humor erzählt Madlen Ottenschläger aus dem Leben einer Mutter, die nach getaner Arbeit ihren Feierabend nach allen Regeln der Kunst genießen möchte und am Ende des Tages erschöpft auf die Couch fällt.

Eine amüsant kurzweilige Geschichte, die an der Seite wunderbar gelungener, farbenprächtiger Illustrationen ein großes Ganzes ergibt.

Wer also das Rätsel um den sagenumwobenen Feierabend lösen möchte, - so wie der kleine Anton es macht - sollte sich dieses Buch gönnen. Sehr gerne empfohlen!

 

Anja Kuypers

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Mama macht Feierabend

Madlen Ottenschläger

Illustrationen von Marta Balmaseda

Carlsen Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3551519832

13 Euro

 

 

Omas Pakete“ von Matthias Kröner, Beltz und Gelberg Verlag (2023)

 

„Die Pakete von Oma sind deshalb so toll, weil sie vom anderen Ende der Welt zu mir kommen“, sagt die junge Protagonistin, deren Freude auf das nächste Überraschungspaket der Großmutter nicht größer sein könnte.

Dann sieht man die Oma in ihrem Haus stehen, wie sie das in rosa Papier eingewickelte Paket mit bunten Stickern verziert und die große blaue Schleife final umbindet.

Im Hintergrund und mit Blick durch das Fenster des Hauses schimmert der blaue Ozean.

Das Paket ist fertig und tritt nun seine weite Reise an.

Über den Ozean, durch Wälder, über Flüsse, durch die Stadt, mit dem Schiff, mit dem Fahrrad, mit dem Zug oder Auto und dem Flugzeug. Kaum ein Verkehrsmittel, kaum ein naturales Hindernis wird ausgespart. Jeder noch so vorstellbare Transportweg wird hier dargestellt und wunderbar in Szene gesetzt. Am Tage und in der Nacht.

„Sie sind im Regen gestartet und im Regen gelandet.“ Sogar der Zoll wird erwähnt, der seiner Arbeit nachkommt und als einziger in das Innere des Paketes schauen darf. So viele Menschen halten das Paket in Händen, ahnen vielleicht oder wissen sogar, was in ihm steckt.

Die Leserinnen und Leser bleiben allerdings ahnungslos. Und das soll auch bis zum Ende des Buches so bleiben...

Hier wird einmal mehr verdeutlicht, wie groß unsere Welt tatsächlich ist. Aber auch wie groß innige Verbundenheit sein kann, die keine Grenzen kennt.

Und eine Enkelin, die jedes Paket von der Oma mit Spannung erwartet.

Wunderbar gezeichnet und gefühlvoll getextet.

 

Anja Kuypers

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Omas Pakete

Matthias Kröner

Illustrationen von Taltal Levi

Beltz und Gelberg Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 30 Seiten

ISBN 978-3407757098

14 €

 

 

Kommt ein Alligator in die Stadt“ von Judith Henderson, Thienemann Verlag (2023)

 

Ein namenloser Junge, der mitten im Wald in einem roten Haus lebt, spaziert eines Tages umher und macht eine unglaubliche Entdeckung.

Denn untypisch für diesen Lebensraum trifft er im Wald auf einen Alligator, der sich in einer Pflanzenranke verfangen hat.

Damit das Reptil ihn nicht frisst, während er es befreit, füttert der Junge das Tier sehr großzügig und singt ihm Einschlaflieder vor, bis der Alligator tatsächlich schläft.

Ranke durchschneiden – befreien – weglaufen. Der Plan geht auf!

Doch alles Fortlaufen nützt nichts, denn der Alligator folgt dem Jungen bis zum roten Haus und sucht weiterhin seine Nähe.

Trotz anfänglicher Bedenken freunden sich die beiden an und haben eine schöne, gemeinsame Zeit. Wären da nur nicht die ängstlichen Städter und der böse drein blickende Bürgermeister, der erst recht nichts Gutes im Sinn hat. Alle sind nicht damit einverstanden, dass in ihrer kleinen Gemeinde von nun an ein großer Alligator leben soll.

Der Junge macht es sich zur Aufgabe, die Menschen von der Harmlosigkeit und Liebenswürdigkeit des Tieres zu überzeugen.

An der Seite wunderschöner Illustrationen handelt der Text von Mut, Überzeugungskraft, Freundschaft und Schutz von Lebewesen, die unsere Hilfe benötigen.

Eine Abenteuer-Geschichte aus dem englischen Sprachraum, die mit Gegensätzen spielt und zum Schluss eine unerwartete Wendung vorhält.

Durch und durch gelungen und daher gerne empfohlen.

 

Anja Kuypers

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Kommt ein Alligator in die Stadt

Judith Henderson

Illustrationen von Andrea Stegmaier

Thienemann Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3522460101

15 €

 

 

Was passiert denn da?“ von Antje Damm, Gerstenberg Verlag (2023)

 

Die wunderbare Autorin und Illustratorin Antje Damm, die es immer wieder schafft mit ihren ausgefallenen Büchern rundum zu begeistern, trifft auch mit diesem Titel den besonderen Ton.

Sie öffnet einmal mehr Tür und Tor in kreative, phantastische Welten, die für Kinder und Erwachsene gleichermaßen einladend sind.

In diesem Buch wird auf der Vorderseite eine meist fotorealistische Szene dargestellt, und auf der jeweiligen Rückseite wird diese fortgeführt oder gänzlich aufgelöst.

Zum Beispiel zeigt Damm einen Hund, der auf der Vorderseite den Blick vom gedeckten Tisch nicht abwenden kann. Was wird wohl passieren? Wer umblättert erfährt, dass der Hund es nicht nur beim Blick belässt, sondern sich wohlwollend bedient, bevor der Mensch vor einem leeren Teller sitzt.

Seiten später sehen wir ein Mädchen, das einen Hund ohne Ohren im Arm hält. Wird sie ihm helfen können?

Oder was wird aus den vielen Buntstiften, die neben einem Modellauto wahllos auf einem Tisch herumliegen?

Und wie wird sich der Junge verhalten, um dessen Kopf eine Fliege penetrant umherfliegt und ihn nervt?

Umblättern und staunen lautet das Motto.

Antje Damm hat diesen besonderen Blick und bedient sich hier verschiedener Themen, wie Angst, Zerrissenheit, Freude, Liebe und so viel mehr.

Sie beschönt Nichts und erspart sich und ihren Leserinnen und Lesern Klischees.

Die von ihr geschaffenen Erzählanlässe begeistern große und kleine Leutchen. Sehr gelungen!

 

Anja Kuypers

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Was passiert denn da?

Antje Damm

Gerstenberg Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 96 Seiten

ISBN 978-3836961943

16 €

 

 

Tumult auf Santa Paulina“ von Barbara Müller, Marta Press (2023)

 

Handlungsort dieser kurzweiligen Geschichte ist eine kleine Insel, mitten im nicht näher benannten Meer, auf der ein einzelner Berg steht.

Und ganz oben, auf der Spitze des Berges steht ein Schloss, in dem die beiden sympathischen Prinzessinnen Zoe und Sunniva leben.

Außer ihnen wohnen noch die beiden liebenswerten „Monster“ Rosi und Viola dort, die die Prinzessinnen vor Bösewichten beschützen sollen.

Wie sie das machen? „Rosi kann ihr rosiges Fell in klebrige Zuckerwatte verwandeln.“

Die Feinde kleben dann einfach an ihr fest.

Und Viola fängt die Angreifer auf andere Art und Weise. „Wenn sie ihr zu nahe kommen, blubbert Viola einfach riesige Blubberblasen um die Bösewichte herum und bläst sie damit hoch in die Luft.“

Bestens geschützt durch die beiden flauschigen Bodyguards leben alle ein entspanntes, fröhliches Leben auf dem Schloss.

Als Viola und Rosi allerdings zu einer dreitägigen Monsterparty auf das Festland eingeladen werden und das Schloss verlassen müssen, sind die Prinzessinnen auf sich alleine gestellt.

Ihren Mut müssen sie unmittelbar nach der Abreise der Flauschis unter Beweis stellen, als die ersten Bösewichte auftauchen.

Selbst ist die Frau, selbst sind die Mädchen. Erfinderisch kreativ schlagen sie die Angreifer in die Flucht. Girlpower pur!

Eine hübsche Geschichte über zwei Prinzessinnen, die keineswegs ihr adeliges Klischee erfüllen, sondern mutig und vorausschauend handeln.

Die Autorin verwendet viel wörtliche Rede, die das Lesen / Vorlesen on top auflockert.

Und die ansprechenden, kindgerechten Illustrationen geben dem Buch den letzten Schliff, um es an dieser Stelle gut und gerne empfehlen zu können.

 

Anja Kuypers

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Tumult auf Santa Paulina

Barbara Müller

Illustrationen von Ann-Kathrin Nikolov

Marta Press (2023)

Bilderbuch

gebunden, 48 Seiten

ISBN 978-3968370187

22 €

 

 

Anja und der besondere Apfelkuchen“ von Cornelia Schwarzer, Marta Press (2023)

 

Dieser Titel stammt, wie so viele weitere wunderbare Bücher aus der Reihe „Alle dabei“. Geschichten, die in leichter Sprache geschrieben wurden und somit allen Interessent*innen einen sanften Einstieg in die Welt des Lesens ermöglichen.

Große Zeilenabstände, einfache Satzkonstruktionen und eine serifenarme Schriftart sind nur einige der Eckpunkte, die für leichte Sprache stehen.

In der Geschichte wird eine Familiensituation beschrieben, wie sie immer und überall passieren könnte. Tochter Anja kehrt an einem Freitag von der Schule zurück nach Hause zurück, und der Vater empfängt sie mit einem leckeren Mittagessen.

Als Mama etwas später von der Arbeit heimkommt, muss sie sich schnell umziehen, denn ihre Freundin Marlene hat ihren Besuch angekündigt.

Papa und Anja helfen beim Tischdecken und bereiten die Getränke vor.

Marlene bringt einen selbstgebackenen Apfelkuchen mit. „Dieser Kuchen ist etwas Besonderes. Ich habe die Äpfel nämlich gerettet“, sagt sie und erläutert der Familie die Idee hinter dem Projekt der Lebensmittelrettung.

Alle sind begeistert und wollen nun ebenfalls Lebensmittel retten, verwerten und mit anderen teilen. Lebensmittel, die einfach nur nicht mehr der „Supermarkt-Norm“ entsprechen und die ansonsten weggeworfen werden müssten.

Dabei eignen sie sich doch noch für so viele schmackhafte Dinge, wie beispielsweise diesen veganen Apfelkuchen, dessen Rezept am Ende des Buches abgedruckt ist.

Außerdem werden manche Kernbegriffe der Geschichte im Anschluss noch in Gebärdensprache dargestellt.

Die Farb- und Musterwahl der auf den Text abgestimmten Illustrationen wechseln von Seite zu Seite und gestalteten das Buch somit durch und durch bunt.

Ein absolut gelungenes Buch in literarischer und illustratorischer Vielfalt zum Thema Lebensmittelrettung.

Einfach mal lesen und dabei ein schönes Stückchen Apfelkuchen genießen.

 

Anja Kuypers

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Anja und der besondere Apfelkuchen

Cornelia Schwarzer

Illustrationen von Olesja Reiser

Marta Press (2023)

Bilderbuch

gebunden, 44 Seiten

ISBN 978-3968370125

22 €

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© Anja Kuypers