„Superbrain Comics – Auf den Spuren der Dinosaurier“ von MK Reed, Loewe Verlag (2024)
Dies ist bereits der zweite Band der sehr unterhaltsamen Sachbuch-Comic-Reihe Superbrain Comics. Auch hier startet das Buch mit einem umfassenden Vorwort durch einen Wissenschaftler bevor der Comic im erzählerischen Sachbuchstil zu einem bestimmten Thema unterhält. Diesmal werden die Leserinnen und Leser auf eine Reise zu den Dinosauriern mitgenommen. Chronologisch starten wir mit der Entstehung der Erde und springen von Erdzeitalter zu Erdzeitalter. Parallel begleiten wir eine Forschergruppe, die von ihren Dino-Funden berichtet und Details dazu erklärt.
Farbenprächtig und ansprechend aufgemacht wird hier archäologisches Wissen an der Seite diverser Hinweise zu bekannten Forscherinnen und Forschern vermittelt. Geschichte wird lebendig!
Ähnlich wie im ersten Band kann ergänzendes Wissen zu den im Text verwendeten fett gedruckten Wörtern im Glossar nachgelesen werden. Sprechblasen, Panels, groß geschriebene Geräuschwörter – alle erdenklichen Comic-Elemente finden Gebrauch und machen die Geschichte der Dinos und unserer Erde einfach ansprechend erlebbar.
Band drei soll bald erscheinen, und wir dürfen auf das nächste Thema gespannt sein, das bestimmt genauso gut unterhalten wird.
Anja Kuypers
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Superbrain Comics – Auf den Spuren der Dinosaurier
MK Reed
Illustrationen von Joe Flood
Aus dem Englischen von Anna Taube
Loewe Verlag (2024)
Kinder-Sachbuchcomic
ISBN 978-3743218017
gebunden, 128 Seiten
15 €
„Der Bärbeiss“ von Josephine Mark, Kibitz Verlag (2024)
Bereits im Jahr 2013erschien Der Bärbeiss von Annette Pehnt und Jutta Bauer im Hanser Verlag.
Nun liegt das Kinderbuch im neuen Kleid, in einer Comicadaption vor. Neu interpretiert von der mehrfach prämierten Autorin und Illustratorin Josephine Mark.
In vier Kapiteln wird die Geschichte des grantigen Bärbeiss erzählt, der neuerdings inmitten einer idyllischen Berglandschaft in einem kleinen Dorf lebt. Dort könnte das Leben nicht schöner sein...
Während der Pinguin sich um eine kleine Tierkinderschar kümmert und sie liebevoll mit Eissorten wie Fisch- oder Karotteneis versorgt, erklingt ein sehr lautes Geräusch aus der Nachbarschaft. Der Bärbeiss ist in das alte Waschbärhaus eingezogen, und alle Dorfbewohner wollen ihn kennenlernen. Vorneweg das kleine Tingeli im Tütü mit gelben Haarschleifchen. Mutig klopft es an die Tür des neuen Bewohners.
„Das macht man doch so: Du gehst zu deinen Freunden und bringst gute Laune mit und sie freuen sich, wenn du kommst.“
Weit gefehlt, denn das grummelige monsterähnliche Geschöpf ist alles andere als freudig überrascht. Er findet alles grässlich, hat permanent schlechte Laune, schaut immer griesgrämig drein und will einfach nur in Ruhe gelassen werden. Da hat er die Rechnung aber ohne Tingeli gemacht. Dieser gibt partout nicht auf und sucht den Kontakt zum Bärbeiss auf unterschiedlichste Art und Weise: er backt Kuchen, kleidet sich noch hübscher, lädt ihn zum Kaffee ein, bastelt ihm einen tollen Drachen und kümmert sich um Bärbeiss` verdorrten Garten. Aber schafft es das kleine, unglaublich liebe, hilfsbereite und sympathische Tingeli wirklich die sanfte Seite des Bären herauszukehren?
Mit unterschiedlich vielen Panel pro Seite und durchgängig bunt illustriert, vermittelt das Buch eine wichtige Botschaft zum Thema Freundschaft.
Eine sehr gelungene Comicadaption des Klassikers aus dem Jahr 2013.
Anja Kuypers
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Der Bärbeiss
Josephine Mark
Annette Pehnt
Illustrationen von Jutta Bauer
Kibitz Verlag (2024)
Kindercomic
ISBN 978-3948690274
gebunden, 64 Seiten
15 €
„Superbrain Comics – Die Geheimnisse der Wale“ von Casey Zakroff, Loewe Verlag (2024)
Sachbücher für Kinder sind klasse. Comics für Kinder sind klasse. Eine Kombination aus Sachbuch und Comic ist superklasse! Und das gibt es hier!!!
In der neuen Reihe der Superbrain Comics wird Sachwissen in eine Comicgeschichte verpackt. Klasse! :-)
Nach einem recht umfassenden Vorwort eines Wissenschaftlers zum Thema, dürfen sich die jungen Leserinnen und Leser auf einen Comic freuen, in dem die Geheimnisse der Wale gelüftet werden.
In diesem ersten Band nimmt der Schnabelwal Flitz Kontakt zu anderen Walen auf und stellt ihnen Fragen zum Leben als Wal. Inspiriert durch ein Unterwasser-Mikrofon, mittels dessen die Menschen Walforschung betreiben wollen, mutiert Flitz nämlich zu einer Art Podcast-Redakteur unter Wasser. Während der „walischen“ Unterhaltung wird jede Menge Wissen transferiert.
Wie unterhalten sich Wale überhaupt und woher kommt die Wasserfontäne im Rückenbereich?
Haben Wale eigentlich ein Skelett, und warum sind sie offiziell keine Fische, obwohl sie im Wasser leben?
Hier findet feinste Sensibilisierung für den Umgang mit den imposanten Tieren statt, und am Ende wird jeder verstehen, warum der Schutz der Wale so außerordentlich wichtig ist.
Manche Begriffe werden in den Sprechblasen fett gedruckt, andere sind mit einem Sternchen versehen. Allesamt Hinweise auf weitere Erläuterungen im Glossar am Ende der Geschichte.
Immer leicht verständlich und gut erklärt.
Ein Sachbuch im neuen Kleid mit ganz viel Potential zur literaturpädagogischen Vermittlung.
Sehr ansprechend, in Teilen amüsant, farbenfroh und zu jeder Zeit unterhaltend.
Zur Mitte des Jahres soll bereits der dritte Teil erscheinen, der bestimmt genauso interessant sein wird.
Anja Kuypers
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Superbrain Comics – Die Geheimnisse der Wale
Casey Zakroff
Illustrationen von Pat Lewis
Aus dem Englischen von Anna Taube
Loewe Verlag (2024)
Kinder-Sachbuchcomic
ISBN 978-3743218000
gebunden, 128 Seiten
15 €
„Kleiner Strubbel – Keine Angst, liebe Susi!“ von Pierre Bailly, Reprodukt Verlag (2024)
Welch eine hübsche Reihe aus dem Reprodukt Verlag. Der kleine Strubbel erlebt in jedem Band ein anderes Abenteuer. Immer textlos, immer als Comic interpretiert, immer unterhaltsam.
Jeder Band beginnt mit der Verabschiedung des kleinen Strubbels von seiner Mutter an der Haustüre.
Strubbel läuft los und gerät in eine spannende, magische Situation.
In diesem Buch findet er auf seinem Weg ein Amulett und steckt es in seinen Rucksack. Welches Geheimnis diesen Stein wohl umgibt?
Wie Super Mario springt er über Steinblöcke, stürzt ab und fällt ins Wasser. Dort entdeckt er ein Schloss aus Diamanten. Darin leben ein kleiner Elefant namens Susi und eine Teekanne.
Sie spielen gemeinsam, laufen umher und haben Spaß. Aber Susi hat ständig Angst und fühlt sich unwohl. Erst als der kleine Strubbel der Elefantenprinzessin das Amulett umhängt, gewinnt sie neuen Mut und traut sich zu hüpfen, zu rutschen, zu schwimmen, zu schaukeln.
Alle drei erleben eine wundervolle Zeit in dem Unterwasserschloss.
Aber irgendwann wird die Sehnsucht nach der Mutter zu groß, und der kleine Strubbel nimmt den gleichen Weg zurück zum elterlichen Wohnhaus, wo ihn seine Mutter schon sehnsüchtig erwartet.
Wieder einmal ein Abenteuer voller Wunder und Magie für den kleinen Strubbel und ein neuer Band aus einer Reihe, die immer wieder begeistert.
Insbesondere die textlosen Bücher eigenen sich hervorragend für die literaturpädagogische Arbeit mit Kindern, gleich welchen Alters. Also, los geht’s..... lesen und kreativ vermitteln! Es lohnt sich.
Anja Kuypers
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Kleiner Strubbel – Keine Angst, liebe Susi!
Pierre Bailly
Illustrationen von Céline Fraipont
Reprodukt Verlag (2024)
Bilderbuch
ISBN 978-3956404061
gebunden, 32 Seiten
12 €
„Tsai Kun-lin – Der Junge, der gerne las“ von Yu Pei-yun, Baobab Books (2023)
Mit dieser Graphic Novel aus Taiwan wird aus dem tatsächlichen Leben des Tsai Kun-lin erzählt, der 1930 in Taipeh in eine Familie mit acht Kindern hineingeboren wurde.
Die Autorin traf den Mann, dessen Leben so ereignisreich war, dass sie für das Aufschreiben und Skizzieren seiner Geschichte entschied.
Dieser erste von geplanten drei Bänden beschreibt die ersten Lebensjahre des Mannes, der als Taiwanese geboren wurde und sich Zeit seines Lebens verschiedenen Besatzungsmächten fügen musste. Jeder politische Machtinhaber wollte Spuren hinterlassen, das Land formen und sich mit Sprache und Lehren einen Namen machen.
So kam es, dass er durch die japanische Besetzung im zweiten Weltkrieg sowie der späteren chinesischen Macht jedes Mal seinen Namen ändern und eine neue Sprache erlernen musste.
Kun-lin ist Grundschullehrer und Büroangestellter, schließt sich den linksgerichteten Kämpfern an und recherchiert in taiwanesischer Vergangenheit und spekuliert über die Zukunft des Landes.
Über das Lesen und Schreiben als Grundbedürfnis, das dem Protagonisten in „seinem“ Land mit den ungewollt vielen Gesichtern am Ende zum Verhängnis wird.
Und jede Menge Wissen über ein fernes Land, das viele Wandel überstehen musste. Darunter ein kleiner Junge, der sein Leben mit Lesen und Schreiben als einzige feste Größe zu managen versucht und es als Anker im Leben nutzt.
Eine klassische Graphic-Novel in überwiegendem schwarz/weiß mit roten Akzenten, die den jeweiligen Machtwandel darstellen sollen. Wunderbar gelöst!
Im Anhang der fesselnden Novel werden Daten und Fakten auf einen Blick zusammengefasst.
Heute setzt sich Kun-lin unermüdlich immer noch für Menschenrechte und Gerechtigkeit ein, dieser Band endet mit seiner Verhaftung im Jahr 1950.
Im zweiten Band wird weiter aus dem schicksalsträchtigen Leben Kun-lins berichtet.
Anja Kuypers
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Tsai Kun-lin, Der Junge, der gerne las
Yu Pei-yun
Illustrationen von Zhou Jian-xin
Baobab Books (2023)
Graphic-Novel
broschiert, 168 Seiten
ISBN 978-3907277171
25 €
„Q-R-T Weltraumtechnik“ von Ferdinand Lutz, Reprodukt Verlag (2023)
Seit 2011 erscheint „Q-R-T“ regelmäßig als Comicstrip in dem Kindermagazin „Dein Spiegel“.
Aufgrund des Erfolgs und der amüsanten Unterhaltung entschied man sich, „Q-R-T“ als Kindercomic in Form eines gebundenen Buches zu verlegen, und mittlerweile ist bereits der fünfte Band beim Berliner Verlag Reprodukt erschienen.
Lustig Unterhaltsames aus dem Leben des Außerirdischen Q-R-T`s, der mit seinem Hund Flummi, einem Gestaltwandler, der sich auf Zuruf in alles Mögliche verwandeln kann, irgendwann auf die Erde kam.
Auf der Erde nennt er sich Kurt und lebt in einer Wohnung eines Hochhauses. Als Erklärung für sein ständiges Alleinsein sagt er, dass seine Eltern viel auf Reisen seien.
Es gibt nur ein Mädchen, dem er sich anvertraut: seine Nachbarin Lara.
Gemeinsam erleben sie so manches Abenteuer, und sie erklärt ihm das Leben auf der Erde, das nicht immer einfach zu verstehen ist.
Die Bücher sind strukturell immer gleich aufgebaut, was für die Leserzielgruppe ein wichtiger Anker ist. Durchgängig bunt und fast durchweg in panels mit gleichem Seitenaufbau, wird in jedem Band eine andere Geschichte erzählt. Orientiert an den zuvor veröffentlichen strips im Kindermagazin, werden die Geschichten hier erweitert und miteinander verwoben.
In diesem Buch müssen sich die beiden mit Weltraumtechnik beschäftigen. Der eigentlich 122 Jahre alte Q-R-T, alias Kurt, erklärt Lara so einige Feinheiten, aber auch sie weiht ihn in die Geheimnisse von Türklingeln ein.
Dumm nur, wenn die eine oder andere Technik versagt. Vor allem dann, wenn das Doppelleben Kurts aufzufliegen droht, weil Q-R-T mal eben die Flugbahnen von Raketen ändern will und der misstrauische Nachbar Görmann mit Aluhut und Wünschelrute unterwegs ist.
Witzig und kurzweilig. Wie immer ein Genuss und demnach gerne empfohlen.
Anja Kuypers
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Q-R-T - Weltraumtechnik
Ferdinand Lutz
Reprodukt Verlag (2023)
Kindercomic
88 Seiten
ISBN 978-3956403736
Preis 16 €
„Weltraumpolizistin Oma Gurke“ von Patrick Wirbeleit, Kibitz Verlag (2023)
Oma Gurke lebt im Altenheim und strickt gerne. Dass ihr diese Leidenschaft zum Ende der Geschichte noch helfen wird, ahnt sie zu diesem Zeitpunkt nicht.
Trotz aller Wollknäuel und Stricknadeln ist der Oma langweilig, und sie sehnt endlich mal wieder etwas „Abenteuerliches“ herbei.
Kaum zu Ende geträumt, wird sie aus ihrem alten Leben gerissen und tauscht unfreiwillig den „Körper“ mit einem Polizeibot des Planeten Helga-Centauri.
„Ich bin eine alte Frau vom Planeten Erde, die unfreiwillig in eine Botrüstung gesteckt wurde.“
Statt ihrer sitzt nun der Außerirdische in ihrem Lehnsessel und weiß ebenso nicht, wie ihm geschieht.
So erstaunt Oma Gurke auch ist, genießt sie die Tatsache, dass ihr das Laufen und Springen plötzlich wieder leicht fällt. Weg sind die ältlichen Gelenkbeschwerden.
Und somit kann sie sofort den eigentlichen Job des Polizeiroboters übernehmen und als Spezialagentin den Schurken „Wiesel“ verfolgen, der ein Verbrechen verübt haben soll...
Der gut und stringent strukturierte Kinder-Comic nimmt alle jungen Leserinnen und Leser sofort mit und unterhält kurzweilig.
Es bleibt nicht bei der abenteuerlichen Verfolgungsjagd. Vielmehr erweist sich Helga-Centauri als sehr unangenehmes Fleckchen. Denn der „Herrscher“ des Planeten unterbindet jegliche Meinungsfreiheit und verabscheut Veränderungen jedweder Art.
Selbst stricken ist dort verboten... und das geht ja nun mal gar nicht.
Es folgt eine Überraschung nach der anderen, und am Ende entpuppt sich die lustige Geschichte über außergewöhnliche Freundschaften als Comic mit Metaebene.
Sehr gerne empfohlen.
Anja Kuypers
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Weltraumpolizistin Oma Gurke
Patrick Wirbeleit
Illustrationen von Stephan Lomp
Kibitz Verlag (2023)
Kindercomic
gebunden, 96 Seiten
ISBN 978-3948690229
15 €
„Hundeblick Berlin – Ansichten einer Schnauze“ von Nadia Budde, Reprodukt Verlag (2022)
Im Prolog wird textlos die Verschmelzung einer Frau, vermutlich die Autorin, mit ihrem Hund gezeigt, die fortan ihre Stadt Berlin plötzlich durch andere Augen, aber vor allem durch eine andere Nase wahrnimmt.
Da Hundenasen bekanntlich viel sensibler sind und deutlich mehr Gerüche wahrnehmen können, verändern sich ihre städtischen Eindrücke mit einem Mal immens.
„Ich bin wie ein Hund. Meine Schnauze hat das Herz in Berlin.“ - Spiel mit Doppeldeutungen.
Die grobe Kapiteleinteilung orientiert sich an den Jahreszeiten. Unterbrochen von verschiedenen Traumsequenzen.
Die Geschichte beginnt im Frühling. „Aus Parterrefenstern dringt der Teppich- und Möbelmuff vom letzten Winter.“ Budde holt aus und vermischt Erlebtes mit Vergangenem. Die Stadt hat mehr zu bieten, als ursprünglich angenommen oder vermutet.
Im Sommer lassen sich die vielen verschiedenen Pflastersteine viel besser spüren. Und mit Pfoten sowieso. „Ich gehe auf Betonquadraten und Kopfsteinpflaster.“ „Der Sommer wärmt den Sand und die Steine.“
In Gestalt ihres Hundes nimmt die Autorin die Leserinnen und Leser auf einen Streifzug durch ihre Stadt Berlin mit, die „Trümmer unter den Gehwegsplatten“ versteckt. Aber alles kommt irgendwann heraus...
Es schwingt eine permanente Melancholie mit, unterbrochen durch Träume der besonderen Art.
Im Winter verraten die Fußspuren im Schnee, dass nichts unbemerkt bleibt.
Berlin ist besonders, dieses Buch ist besonders. Es ist ein Spiel mit Worten, verpackt in einen bunten Comic, der streckenweise textlos bleibt.
Tierische Eindrücke einer Großstadt mit ganz viel Schnauze.
Anja Kuypers
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Hundeblick Berlin – Ansichten einer Schnauze
Nadia Budde
Reprodukt Verlag (2022)
Comicbuch
gebunden, 112 Seiten
ISBN 978-3956402852
18 €
„Yasmina – Gemüse für alle“ von Wauter Mannaert, Reprodukt Verlag (2022)
Dieser Teil knüpft nahtlos an das erste Buch an, in dem die engagierte Schülerin Yasmina versucht, in ihrer Schule Kochen und Gärtnern als Schulfächer einzuführen. Teil eins der Comicserie endet mit der Einwilligung des Direktors, und nun sollen die ersten Schulstunden in den neuen Fächern stattfinden.
Leider läuft nichts wie geplant. Die Schülerinnen und Schüler nehmen die Stunden nicht ernst und veranstalten nur Unsinn. Hinzu regt sich die Schulköchin über die „pickligen Hormonbomben“ auf und verbietet ein Durcheinander in ihrer Küche, die sie auf keinen Fall mit den Jugendlichen teilen will. Außerdem schwört sie auf Tiefkühlkost, die für Yasmina gar nicht in Frage kommt.
Das junge Mädchen hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle Menschen vom gesunden, abwechslungsreichen und nachhaltigem Essen zu überzeugen.
Also hat Yasmina alle Hände voll zu tun. Nicht nur die grantige Schulköchin vermiest ihr den Alltag, sondern auch die niedergeschlagene erwachsene Freundin und Bienenforscherin Amaryllis, die in demselben Haus wohnt, wie Yasmina und ihr Vater.
Amaryllis hat eine Entdeckung gemacht, die sämtliche Zukunftsvisionen für die Menschheit zunichte machen könnte. Dessen nicht genug, muss sich Yasmina um die erschöpften Gemüsegärtner der Vorstadt kümmern, die unter einer Kaninchenplage leiden und die Tiere „loswerden“ wollen.
Probleme über Probleme mehren sich in diesem zweiten Teil. Aber ein echtes Mädchen gibt nicht auf, sondern stellt sich allen Unwägbarkeiten.
Zielgerichtet und reich an Action unterhält auch dieser Band jung und alt.
Stets im Dienste eines nachhaltigen Lebenswandels steht Yasmina für Mut und Durchsetzungs-vermögen.
Ein durch und durch strukturierter Comic, der trotz der Ernsthaftigkeit locker unterhält und wegen des teilweise offenen Endes auf einen dritten Teil hinweist. Gut so!
Anja Kuypers
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Yasmina – Gemüse für alle
Wauter Mannaert
Reprodukt Verlag (2022)
Comic
gebunden, 48 Seiten
ISBN 978-3956403422
15 €
„Schichten“ von Pénélope Bagieu, Reprodukt Verlag (2022)
Die Autorin, die schon so viele Bücher über andere starke Frauen geschrieben hat, lässt die Leserinnen und Leser nun an ihrem eigenen Leben teilhaben.
Schicht für Schicht „entblößt“ sie ihr eigenes Ich skizzenhaft. Sie durchbricht ihren eigenen Panzer, teilt Schönes und Schlechtes.
Wie ist es elfeinhalb Jahre alt zu sein und zum ersten Mal alleine mit der Bahn fahren zu dürfen? Bagieu gelingt es, ihre Gefühle in schwarz/weiß panels auszudrücken.
Sie teilt ihre Erinnerungen in Kapitel ein. Mal chronologisch, mal in den Zeiten springend. Mal nimmt die Erzählung nur eine Seite in Anspruch, mal mehrere am Stück..
Häufig findet man die Autorin an der Seite ihrer älteren Schwester. Selten in der Nähe ihrer Eltern oder Großeltern. Das unschöne Gefühl, immer die Kleinste in der Familie zu sein, schwingt permanent mit. Den Wunsch, einen größeren Bruder zu haben, verarbeitet sie in einer Fiktion, einer Vorstellung, wie es sein könnte, einen zu haben.
Unter der Schreibregie Bagieus haben sogar leere Panels eine Ausdruckskraft.
Die Autorin wird 1982 in Paris geboren und studiert Kunst. Sie macht ihre Leidenschaft zum Beruf. In diesem Buch erfährt man bruchstückhaft einiges über sie, dass sich nach und nach mosaikartig zusammensetzt.
Man darf sich auf zeichnerische Ausflüge in ihr Leben freuen. Vor allem die Gegenüberstellungen unterschiedlicher situativer Wahrnehmungen - mal als Erwachsene und mal als Kind - überzeugen vollends. Ein gelungenes Gesamtwerk!
Und als Fan der vielseitigen Autorin und Illustratorin ein Muss.
Anja Kuypers
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Schichten
Pénélope Bagieu
Reprodukt Verlag (2022)
Graphic-Novel
broschiert, 40 Seiten
ISBN 978-3949276064
20 €
„Simon und Louise“ von Max de Radigués, Reprodukt Verlag (2022)
Die Sommerferien stehen an, und ein junges Pärchen verabschiedet sich vor der Schule in eine achtwöchige, nur schwer zu ertragende, ungewollte Beziehungspause.
Denn Louise soll mit ihren Eltern nach Montpellier verreisen.
Der Trennungsschmerz zwischen Simon und Louise könnte nicht größer sein.
Doch kaum zu Hause, erreicht Simon eine Handynachricht von Louise, in der sie ihm mitteilt, die Beziehung beenden zu müssen. Ihr Vater möchte nicht, dass sich seine Tochter in dem Alter schon fest bindet. „Lass uns Freunde bleiben!“
Kurzerhand und ungläubig, dass der Vater der Grund für ihre Entscheidung sei, macht sich der enttäuschte Simon auf den Weg nach Südfrankreich, um die Situation vor Ort zu klären.
Zumal Louise aus dem Nichts bei Facebook noch zusätzlich ihren Beziehungsstatus in „Single“ verändert hat.
Der eher durchschnittliche Junge wächst während seiner Reise über sich hinaus. So fährt er per Anhalter und muss sich währenddessen gegen einen übergriffigen Fahrer durchsetzen, lernt interessante, neue Menschen kennen und schlägt sich tatsächlich ohne Geld bis nach Montpellier durch. Was er dort zu sehen bekommt, amüsiert ihn allerdings keineswegs.
Genau in diesem Moment ändert sich im Buch die Erzählperspektive, und die Geschichte beginnt von vorne. Diesmal aus der Sicht von Louise, die die ominöse Nachricht zu Beginn des Buches gar nicht selber schrieb....
Ein sehr kurzweiliger Coming-of-Age-Comic mit ansprechenden Illustrationen, klaren Panels und einer tollen Erzählstruktur.
Denn es beginnt und endet mit einer allgemeinen Darstellung der Beziehung der beiden Jugendlichen. Und zwischendurch unterhält der Main-Plot aus der Sicht der beiden Protagonisten.
Eine Liebesgeschichte voller Missverständnisse und Zufälle zwischen zwei Heranwachsenden, die den geringen Erzählzeitraum von acht Wochen in den Sommerferien umfasst.
Es ist nur ein kurzer Moment im Sommer. Und trotzdem stellt er so viel in der Entwicklung zweier Menschen an. Durch und durch gelungen.
Anja Kuypers
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Simon und Louise
Max de Radigués
Reprodukt Verlag (2022)
Comic
gebunden, 128 Seiten
ISBN 978-3956403347
20 €
„Trip mit Tropf“ von Josephine Mark, Kibitz Verlag (2022)
Zu Beginn dieser Geschichte befinden sich Wolf und Kaninchen gemeinsam mit anderen Tieren in der Waldtierklinik und müssen die altertümlichen Infusionsmethoden von Schwester Erdmute ertragen, als ein gemeiner Jäger unverrichteter Dinge auf die Tiere vor Ort schießt.
Eher zufällig rettet das Kaninchen dem Wolf das Leben.
Da dieser an den Wolfskodex gebunden ist, muss er sich beim Kaninchen revanchieren und es ebenfalls vor dem Tod beschützen. Der Wolf ist geschockt als er erfährt, dass sich das Kaninchen inmitten einer Chemo-Behandlung befindet, die noch ganze fünf Monate andauern soll.
Denn damit ist er nicht nur zeitlich gebunden, sondern schleppt obendrein noch ein krankes, nach Chemie riechendes Kaninchen mit sich herum. Es könnte kaum schlimmer sein....
Die beiden ungleichen Tiere reisen nun gemeinsam durch das Land.
Immer noch auf der Flucht vor dem bösen Jäger und seinem aggressiven Hund.
Zwischen Tropf und zahlreichen Medikamenten müssen die beiden sich zusammen raufen und bestehen so manches brenzlige Abenteuer.
Wegen der Chemo-Behandlung verliert das Kaninchen immer mehr Fell und beginnt zu frieren. Der sonst eher ruppige Wolf entdeckt nach und nach seine weiche Seite und beginnt den kleinen Nager zu umsorgen.
Mit diesem Buch gelingt eine Geschichte mit leichtem Tiefgang, ohne zu erdrücken.
Vielmehr amüsiert der Text und nimmt den Umständen die Schwere.
Das klinische Tropf-Gestell erweist sich immer wieder als wichtiges Utensil, das so manche verfahrene Situation rettet. Auch wenn die beiden zu einem unschlagbaren Duo zusammen wachsen, bleibt der Wolf am Ende doch ein Raubtier und das Kaninchen die Beute...
Kibitz punktet mit diesem Roadtrip als Kindercomic in fünf Kapiteln mit klarer Panelstruktur.
Ein Leben zwischen Pillen und Transfusionen, und ein Kaninchen das sich nicht unterkriegen lässt. Ein beglückendes Buch über echte Freundschaft.
Anja Kuypers
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Trip mit Tropf
Josephine Mark
Kibitz Verlag (2022)
Kindercomic
gebunden, 179 Seiten
ISBN 978-3948690144
20 €
„Selma tauscht Sachen - Opaleben“ von Martin Baltscheit, Kibitz Verlag (2022)
Die kleine Selma (7) lebt mit ihren Eltern Yasmin und Ali in der Stadt.
Von Selmas besonderer Fähigkeit ahnen ihre Eltern nichts: Selma kann ihr Leben mit den Leben anderer tauschen.
So war sie in Band 1 dieser wunderbaren Reihe bereits ein Hund.
Diesmal wird sie in das Leben von Opa Werner eintauchen.
Sie lernt ihn bei einer Einkaufsfahrt mit ihrem Vater kennen. Immer wieder kreuzen sich während des Einkaufs ihre Wege, und immer nörgelt der Alte herum. „Das ist ein Fußweg!“ oder „Das Kind sitzt im Dreck!“ Später sitzt Opa Werner sogar noch Bier trinkend und grölend auf einer Bank im Park. Insgesamt ein unsympathischer, alter Mann.
Selma aber fühlt sich unbeeindruckt von Werners Verhalten und spricht ihn auf seine Unarten an „Sag mal, warst du schon immer so?“ Am Ende einer kurzen Unterhaltung, sind die beiden damit einverstanden, ihr Leben für eine gewisse Zeit zu tauschen. Einfach mal feststellen, wie es ist ein Kind in der heutigen Zeit zu sein. Und umgekehrt ein alter Mann mit Gesundheitsbeschwerden und einer lebhaften Vergangenheit.
Selmas liebevolle Eltern interpretieren die plötzliche Verhaltensänderung ihrer Tochter als phantasievolles Rollenspiel. Zumal ihre äußere Gestalt erhalten bleibt.
Von der wahren Zauberkraft Selmas wissen sie nichts.
Sowohl Selma als auch Werner machen während des Tausches Erfahrungen, die wegweisend für das jeweils weitere Leben nach dem Rücktausch sein sollen.
Klingt dramatisch? Ist es aber nicht. Denn Baltscheit & Becker wissen die Geschichte stets mit einer ordentlichen Portion Humor zu würzen.
Wunderbare Illustrationen umranden diese besondere Kindercomic-Reihe.
Selbst Generationenkonflikte gewinnen hier an Leichtigkeit, ohne in ihrer Tiefe einzubüßen.
Ganz wunderbar! Hoffen wir auf weitere Abenteuer mit Selma.
Anja Kuypers
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Selma tauscht Sachen - Opaleben
Martin Baltscheit
Illustrationen von Anne Becker
Kibitz Verlag (2022)
Kindercomic
gebunden, 83 Seiten
ISBN 978-3948690137
15 €
„Sherlock Holmes – Das letzte Problem“ von Sir Arthur Conan Doyle, NordSüd Verlag (2022)
Der Schotte - Sir Arhur Conan Doyle (* 1859, + gest. 1930) schrieb zeitlebens 56 Kurzgeschichten und 4 Romane. Als studierter Arzt schuf er die kriminalistische Kultfigur „Sherlock Holmes“.
Der schweizerische Illustrator Hannes Binder, der für seine künstlerische Schabkorton-Technik bekannt ist, nahm sich dieser Kurzgeschichte grafisch an.
Mit der Adaption der Kurzgeschichte „Das letzte Problem“ gelingt Binder eine wunderbar neue, gelungene Umsetzung der Handlung.
Aus Sicht von Dr. Watson, dem langjährigen Weggefährten Holmes`, wird berichtet, weshalb der erfolgreiche und mittlerweile leicht gealterte Detektiv ihn in dessen Praxis am Abend des 24. April aufsucht und um Mithilfe bittet. Professor Moriarty, ein Bösewicht, der Holmes schon lange nach dem Leben trachtet, will sich endgültig an ihm rächen, und die Schlinge zieht sich immer weiter zu.
„In drei Tagen […] bietet sich endlich die Möglichkeit zum Zugriff. Doch meine Pläne wurden entdeckt. Denn heute Morgen ging plötzlich die Tür auf und Moriarty stand vor mir. Er war gekommen, um mir ein Ultimatum zu stellen: Entweder würde ich die Jagd auf ihn sofort aufgeben, oder ihm bliebe nichts anderes übrig, als mich zu vernichten […]“, so Holmes.
Mit einer Reihe „ausgeklügelter Manöver“ machen sich die beiden Freunde auf den Weg. Fort aus England bereisen sie Städte, verwischen Spuren und landen schlussendlich in der Schweiz. Gemeinsam erklimmen sie Berge, lernen Land und Kultur kennen und fühlen sich scheinbar sicher.
Aber Moriarty lauert überall...
Diese Geschichte ist in der Retrospektive Watsons geschrieben. Zwei Jahre nach der schicksalhaften Flucht in die Schweiz.
Für Doyle sollte es die letzte Kurzgeschichte über seinen Kriminalhelden sein. So wollte er vielmehr Platz für Neues schaffen und neue Figuren kreieren.
Es musste also ein Ende für Holmes gefunden werden. Aber was passierte wirklich am Reichenbachfall? Dieses Buch gibt Antworten.
Anja Kuypers
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Sherlock Holmes – Das letzte Problem
Sir Arthur Conan Doyle
Illustrationen von Hannes Binder
NordSüd Verlag (2022)
Graphic Novel
gebunden, 56 Seiten
ISBN 978-3314105999
16 €
„Yasmina – 1. Meisterklasse“ von Wauter Mannaert, Reprodukt Verlag (2022)
Und es gibt sie noch.... Kinder mit Interesse an gesundem Essen und seiner Zubereitung.
Yasmina (12), ein junges, dunkelhaariges Mädchen, die immer und überall im Kochhemd mit Kochmütze unterwegs ist.
Gemeinsam mit ihrem leicht zerstreuten Vater lebt sie in einem Mehrfamilienhaus, auf dessen Dach eine nette Nachbarin sogar Bienen züchtet.
In diesem Buch ist Yasmina die Erwachsene, die ihrem Vater täglich eine Lunchbox mit gesundem Essen zur Arbeit mitgibt.
„There ist no planet B!“ Engagiert setzt sie sich für den Klimaschutz, gesunde, vegetarische Ernährung und das Wohl der Menschen ein.
An ihrer Schule fordert sie sogar die Einführung der Fächer Kochunterricht und Gärtnern ein.
Denn: „40% von uns haben keine Ahnung, dass Milch von Kühen kommt!“.
Der Direktor entlässt Yasmina bei ihrer Anfrage zur Anpassung des Lehrplanes mit der Aufgabe, eine bestimmte Anzahl Unterschriften zu sammeln, damit ihr Anliegen Gehör finden kann.
Zunächst wird sie weder auf dem Schulhof noch in der Stadt von den Leuten wahr oder ernst genommen. Die MitschülerInnen sind vielmehr mit ihren Handys beschäftigt oder planen die nächste Party.
In einer Parallelstory verliert der Vater seine Arbeit und versucht sich, durch die Mithilfe von Freunden, als Food-Truck-Betreiber. Leider geht sein Plan nicht auf. Ihm fehlt es an Kocherfahrung und organisatorischem Denken.
Am Ende finden alle Erzählstränge zueinander und ein Triumph scheint greifbar.
Yasmina ist ein modernes Mädchen, die sich für das einsetzt, was die Erde zum Überleben braucht.
Dem Autor und Illustrator gelingt ein durchgehend farbig illustrierter Kinder-Comic, der ohne erzieherischen Fingerzeig auskommt und trotzdem die LeserInnen mit mancher Moral versorgt.
Anja Kuypers
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Yasmina – 1. Meisterklasse
Wauter Mannaert
Reprodukt Verlag (2022)
Kindercomic
gebunden, 48 Seiten
ISBN 978-3956403118
15 €
„Schattenmutter“ von Stefan Haller, Edition Moderne (2022)
Nach dem Tod seiner Frau händigt der Vater seinem zweitältesten Sohn, dem Autor dieses Buches – Stefan Haller - die Tagebücher der psychisch kranken Mutter aus.
Eine ungeheure Menge Papier mit detaillierten Einträgen, die dem Sohn neue Einblicke in das Leben von Margrit Haller verschaffen. Vielleicht hilft es, sie im Nachhinein besser verstehen zu können.
Dies ist die wahre Geschichte der in der Schweiz lebenden Familie und beschreibt die Chronologie der Mutter von vier Kindern sowie deren individuelle Lebensverläufe, die allesamt von den Kindheitserfahrungen geprägt sind.
Zu Beginn ihrer psychischen Probleme sieht sie in allem nur das Böse und Gefährliche. Gefangen zwischen der immer währenden Angst und der Pflicht, ihre Familie verteidigen zu müssen, eskalieren harmlose Situationen schnell, und ein Schattenleben stellt sich ein. Freundschaften brechen ab, und der ständige Wunsch nach dem Alleinsein nimmt zu.
Nebelbänke ziehen auf, die Margrit Haller selbst nicht mehr durchbrechen kann und dringend externer Hilfe bedarf, derer sie sich zunächst verweigert.
Und sind die Kinder auch noch so klein, so nehmen sie Nuancen im mütterlichen Verhalten wahr und ziehen eigene Schlüsse und Konsequenzen daraus.
Diese biografische Graphic Novel illustriert das Leben der chronisch kranken Mutter, die 1948 geboren wurde und 2013 an der Nervenkrankheit ALS starb.
Haller liest die meisten ihrer Tagebücher, reflektiert und vergleicht die Einträge mit seinen eigenen Erinnerungen. Im Laufe des Buches konfrontiert er seine Geschwister mit den Zeilen, und gemeinsam versuchen sie zu verstehen, zu verzeihen und Antworten auf den eigenen, teils schwierigen Lebensverlauf zu finden.
Immer im engen Austausch mit dem Vater, der seine zusätzliche, besondere Sicht auf die vergangenen und aktuellen Dinge hat.
Die Graphic Novel skizziert die wichtigsten Inhalte der Tagebücher sowie die Kommentare und Reflexionen des Autors Stefan Haller in unterschiedlichen Schriftarten und -farben.
Die Kapiteleinteilung orientiert sich an der Chronologie der Tagebücher.
Hier wird die tatsächliche Geschichte einer Frau und Mutter erzählt, die ständig auf der Suche nach sich selbst ist und versucht mit ihrer eigenen Vergangenheit aufzuräumen.
Wer sich auf den Text einlässt, wird schnell zum Teil der Familie.
Ein chronologischer Leitfaden durch die hinterbliebenen Tagebücher einer Frau, die ständig bemüht war und durch ihr Verhalten viele Leben beeinflusst hat.
Anja Kuypers
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Schattenmutter
Stefan Haller
Edition Moderne (2021)
Graphic Novel
broschiert, 174 Seiten
ISBN 978-3037312216
29 €
„toubab – zwei Münzen“ von Núria Tamarit, Reprodukt Verlag (2022)
Die Entwicklungshelferin Sabine und ihre Tochter Mar planen einen drei Monate dauernden Aufenthalt im Senegal. Während Sabine die Bewohner eines kleinen Dorfes beim Bau eines Kulturzentrums unterstützt, hat Mar mit der Überwindung diverser Berührungsängste zu tun. Zunächst hält sie sich von den Menschen fern, ist genervt von der Hitze und kann das Engagement ihrer Mutter nicht nachvollziehen. Ihr einziges Interesse gilt einem stabilen Handy-Empfang, damit sie den Kontakt zu ihren Freunden in Deutschland aufrecht halten kann.
Mars Leben spielt sich digital ab. Ständig auf der Suche nach drei Balken.
Außerdem irritiert sie der Gedanke, dass Alles allen gehören soll. Zumindest lässt sich dadurch das Verschwinden ihrer Lieblingsschuhe erklären...
Erst mit der Zeit lernt sie die Besonderheiten der afrikanischen Kultur lieben. Anders als in Deutschland, wird hier immer gesungen und überall getanzt. Gelassenheit setzt sich bei ihr nach und nach durch, als sie sich von der anderen Lebensart anstecken lässt und die senegalesischen Sitten und Gebräuche kennenlernt.
Mit Respekt und Interesse beschäftigt sie sich im Laufe der Geschichte sogar mit dem Projekt ihrer Mutter, deren Bau des Zentrums auf der Wiederverwertung von Plastikmüll gründet.
„Aber manchmal denke ich, euch geht es besser als uns“, stellt Mar fest.
Am Ende schließt sie Freundschaft mit Land und Leuten. Aber am meisten mit sich selbst...
In klar umrandeten Panels und einer überwiegend gleich bleibenden Struktur nimmt die Graphic Novel die LeserInnen mit auf Reisen auf den afrikanischen Kontinent.
Und wer herausfinden möchte, was Toubab bedeutet, sollte das Buch lesen und wirken lassen.
Anja Kuypers
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Toubab – zwei Münzen
Núria Tamarit
Reprodukt Verlag (2022)
Comic
gebunden, 128 Seiten
ISBN 978-3956403057
20 €
„Kein anderer“ von R. Kikuo Johnson, Reprodukt Verlag (2022)
Der junge Brandon lebt alleine mit seiner Mutter und seinem kränklichen Großvater in einem Haus auf Hawaii. Die Mutter arbeitet als Krankenschwester in einem Krankenhaus, und ihr Alltag ist bestens strukturiert. Sie kümmert sich um den an Demenz erkrankten Vater sowie den pubertierenden Sohn. Eine gutmütige, engagierte, junge Frau. Sie kocht, putzt, kauft ein, räumt auf, pflegt, arbeitet, erzieht und ist außerdem noch Freundin und Schwester eines Bruders, der im Verlauf der Geschichte auch noch auftauchen wird.
Das Buch erzählt von einer kleinen Familie, deren Leben von einem Moment zum nächsten aus den Angeln gehoben wird, als der Großvater durch einen unglücklichen Unfall stirbt.
Die Welt der jungen Mutter bricht zusammen, und deren Alltagsstruktur gerät durcheinander. Über Jahre hat sie ihren Vater gepflegt. Sein Tod reißt eine Lücke in ihr Leben. Sie versucht sie zu füllen, indem sie sich endlich ihren Traum erfüllt und die Bewerbung für ein Medizinstudium an der örtlichen Universität fertigstellt.
Allerdings verliert sie sich in dieser Arbeit, will alles perfekt machen. Diese ausgeprägte Perfektion versperrt ihr den Weg zum Glücklichsein. Sie vergisst darüber sogar den Geburtstag ihres Sohnes, für den sich ebenfalls das Leben maßgeblich ändert.
Onkel Robbie taucht plötzlich auf. Ein Musiker, der sich aufgrund vieler Differenzen mit seinem Vater schon früh von der Familie abwandte. Aber jetzt ist er es, der für Ordnung in der instabilen, familiären Situation sorgt.
Ein Buch über Veränderungen im Leben, über plötzliche Stolperfallen im Leben, über Gegensätze und das Zusammenkommen.
In diesem Buch ist ganz schön viel los. Darunter ein Junge, der seine Probleme und Erfahrungen als Heranwachsender zunächst mit niemandem teilen kann.
Ein Ausschnitt aus dem Leben, das nicht wahrer sein könnte.
Diese Graphic Novel spielt im Rahmen klar strukturierter Panels in schwarz/weiß mit orange farbenen Akzenten.
Anja Kuypers
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Kein anderer
R. Kikuo Johnson
Reprodukt Verlag (2022)
Graphic Novel
gebunden, 112 Seiten
ISBN 978-3956403040
20 €
„Mimi, Jakob und die sprechenden Hunde“ von Elina Braslina, Reprodukt Verlag (2021)
Der gefragte Architekt muss wieder einmal geschäftlich verreisen und bringt seinen Sohn Jakob zu dessen Cousine Mimi und deren Vater Falk, einem Arbeitssuchenden, der am liebsten nur im Unterhemd herumläuft, aufs Land.
Jakob ist durch Falks monströse Erscheinung und seine vielen Tätowierungen ziemlich eingeschüchtert. Außerdem nervt die aufmüpfige, zickige Mimi gewaltig.
Jakob, der ebenfalls an Architektur interessiert ist, lebt mit seinem Vater in der lettischen Hauptstadt Riga in ordentlichen Verhältnissen.
Nun sitzt er in einem der Vororte, in dem Viertel Maskatschka fest und sehnt den Moment herbei, in dem er wieder in sein heimeliges Zuhause zurück darf.
Mimi ignoriert Jakob vollends und sieht sich im Viertel als Anführerin aller.
Allerdings behaupten das die vielen, freilaufenden Hunde sowie ihr BOSS von Maskatschka ebenso.
Jakob nutzt die freie Zeit und zeichnet mitten auf die Baupläne des Viertels einen Wolkenkratzer. Etwas Urbanes muss her!
Dass er magische, zeichnerische Qualitäten besitzt, scheint der Junge nicht zu ahnen. Denn prompt rücken Bautrupps in Maskatschka an, um die Vorstadt-Idylle nach und nach zu zerstören. Sie benötigten Platz, um den von Jakob „vorhergezeichneten“ Wolkenkratzer bauen zu können.
Dabei wollte er doch nur Mimi ärgern....
Den Jungen plagen Gewissensbisse, und er ist nicht minder erstaunt, als ihn die Hunde ansprechen und Hilfe anbieten. Sie vertrauen Jakob.
Als plötzlich ein Vierbeiner des bunt gemixten Rudels entführt wird und Mimis Vater Falk anfängt für den Bau-Bösewicht zu arbeiten, eskaliert die Situation, und beide Kinder müssen mit den Tieren gemeinsam gegen das Böse kämpfen.
Die Autorin skizziert hier eine Kulisse, in der zwei soziale Welten aufeinander treffen und es jede Menge Überzeugungskraft und Zusammenhalt, um das Chaos im Viertel zu beenden.
Ein toller Kindercomic mit gelungenen Illustrationen, der trotz der vielen HandlungsteilnehmerInnen den roten Faden behält.
Anja Kuypers
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Mimi, Jakob und die sprechenden Hunde
Elina Braslina
Reprodukt Verlag, 2021
Kindercomic
gebunden, 64 Seiten
ISBN 978-3956402968
14 €
„Petzis Weihnachtsreise“ von Thierry Capezzone, Carlsen comic Verlag (2021)
Petzi ist ein kleiner und aufgeweckter Bär, der am liebsten Pfannkuchen isst.
Mit seinen Freunden, dem immer schläfrigen Seebär, Pelle Pelikan, der brauchbares Werkzeug in seinem Schnabel aufbewahrt, Pingo Pinguin sowie den beiden Schweinchen Würstl und Speck erlebt er stets spannende Abenteuer.
Die Geschichte spielt in der Vorweihnachtszeit. Es ist viel Schnee gefallen, und alle Freunde und Verwandten wollen ihre Weihnachtswünsche an den Weihnachtsmann senden. Außerdem haben sie bereits mehrere Weihnachts-Grußkarten geschrieben, die ebenfalls per Post auf den Weg gebracht werden wollen.
„Aber es gibt kein Postamt mehr. Die wurden alle geschlossen, weil niemand mehr Briefe abgibt.“
Die Freunde werden nun selbst aktiv und versuchen zunächst die Briefpost mit der Kutsche zuzustellen. Aber der Esel, der das Gefährt ziehen soll, macht einfach zu schnell schlapp.
Auf dem Luftpostweg funktioniert es aber auch nicht, denn es sind viel zu viele Briefe.
Wie soll der Versand denn nun funktionieren? Eine schnelle Lösung muss her, denn die Zeit bis Weihnachten wird immer kürzer...
Ein Schaukelstuhl auf Skiern, mit dem sie von Haus zu Haus fahren wollen, ist leider auch keine Alternative. Das erfahren Petzi und seine Freunde am eigenen Leib.
Selbst der weihnachtlich geschmückte Zug kommt gegen die Schneemassen auf den Schienen nicht an.
Zum Glück gibt es da jemanden, der jahrelange Erfahrung im Schlittenfahren und Briefe verteilen hat.... Ob er helfen kann?
Ein bunter Kinder-Comic, der mit ansprechenden, klaren Illustrationen und Sprechblasen-Texten von Zusammenhalt, Spaß und Freundschaft erzählt und handelt.
Anja Kuypers
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Petzis Weihnachtsreise
Thierry Capezzone
Carlsen comic Verlag (2021)
Comic
broschiert, 48 Seiten
ISBN 978-3551758590
10 €
„Herr Elefant und Frau Grau gehen in die große Stadt“ von Baltscheit & Fiedler, Kibitz Verlag (2021)
Der Comic beginnt mit einem künstlerischen Ausflug in den Kreislauf des tierischen Lebens: fressen und gefressen werden.
Die eigentliche Geschichte handelt von den Protagonisten Elefant Horst und Gazelle Elvira.
Zwei, die optisch nicht unterschiedlicher sein könnten. Und doch treffen sie sich bereits seit
„1 Jahr, 3 Wochen und 4 Tagen“ am Wasserloch inmitten der Wüste, und aus einer wunderbaren Freundschaft entwickelt sich peu à peu innige Liebe.
Die beiden Tiere verbringen romantische Abende im Sonnenuntergang. Nichts kann ihre Verbundenheit stören. Weder das sich nähernde Krokodil, noch die Büffelmutter mit ihrer Herde wüster Kinder. Und entgegen aller negativen Vorhersagen, dass diese Verpaarung einfach nicht gutgehen kann, hält die Verbindung.
Eines Tages wird die Idylle durch eine Touristensafari getrübt, die am Ende ihrer „Beobachtungs-Rundreise“ ein eingeschaltetes Handy liegen lässt. Der „Flachkäfer“, wie Horst und Elvira es nennen, beginnt zu sprechen: „Mein Name ist Siri und ich wurde von einem Apfel in Kalifornien entwickelt.“ Es folgt ein lustiger Austausch zwischen Tier und Technik, geprägt von vielen Missverständnissen sowie Unkenntnissen.
Gut, dass der weitgereiste und gar nicht so dumme Affe helfen kann. Er kennt sich aus und erklärt den interessierten Tieren die Menschenwelt und deren Lebensraum: die große, weite Stadt.....
Elvira und Horst hören besonders gespannt zu und sehen sich schon Cappuccino schlürfend entspannt im Café am Marktplatz sitzen.
Erneut ein Spitzentitel aus dem Kibitz-Verlag, aus der Feder eines tollen Autoren-Illustratoren-Gespanns. Der Comic punktet mit viel Text in unterschiedlichen Farben und Schriftarten, um so die unterschiedlichen HandlungsteilnehmerInnen auseinander halten zu können.
Das Ausschmücken der Tiere und deren Eigenschaften gelingt besonders gut, und etwaige Parallelen zu manchem Menschentypus sind nicht ausgeschlossen, sondern garantiert beabsichtigt.
Ein Buch mit manchen Spitzen und viel Gefühl. Sehr gerne empfohlen.
Anja Kuypers
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Herr Elefant und Frau Grau gehen in die große Stadt
Baltscheit & Fiedler
Kibitz Verlag, 2021
Comic
gebunden, 64 Seiten
ISBN 978-3948690120
14 €
„Der Duft der Kiefern“ von Bianca Schaalburg, avant-verlag (2021)
Was mit einem Möbelstück begann...
Nach dem Tod ihrer Mutter behält Bianca Schaalburg, die Ich-Erzählerin der Graphic Novel, manches Möbel, in denen sich viele, alte Fotografien befinden.
Aber was macht es mit einem, wenn Familiengeheimnisse auftauchen, auf die man besser verzichtet hätte?
In diesem Buch wird eine Berliner Familiengeschichte zu Zeiten des zweiten Weltkrieges aufgearbeitet.
Die Autorin und Illustratorin recherchiert akribisch. Sie will herausfinden, was damals wirklich geschehen ist. Sie teilt ihre persönlichen Eindrücke mit den LeserInnen, und es erfordert Mut, sich diesen Erkenntnissen zu stellen und diese öffentlich zu teilen.
Dass der Großvater damals in „der Partei“ war, stellt sie fest und dokumentiert die Äußerungen der Oma, die nicht müde war zu erwähnen, dass sie „von nichts wussten“.
Vermutlich wegen der Parteizugehörigkeit erhalten die Großeltern 1935 eine ausreichend große und ansehnliche Wohnung in Berlin Zehlendorf, die zuvor drei Juden für sie verlassen mussten.
Die Familienfotoalben erregen Aufmerksamkeit bei der Autorin, die zusätzlich herausfindet, dass der Opa in Riga/Lettland stationiert war. Ein Ort, an dem grausame Massenmorde an Juden verübt wurden. In den lettischen Wäldern, wo „nur die Kiefern Zeuge der grausamen Taten waren“.
Die LeserInnen begleiten Schaalburg auf der Suche nach der wahren Vergangenheit, die sie mittels zahlreicher Gespräche und ausführlichem Schriftverkehr akribisch zusammen puzzelt.
Am Ende ergeben die historischen Fakten ein Bild der wahrscheinlichen Wahrheit.
Die Kapitel des Buches, was in typischer Panel-Struktur, gepaart mit manchen Originalfotos aufgemacht ist, sind allesamt durch Jahreszahlen gekennzeichnet und springen chronologisch.
Was nicht schlimm ist, denn vielmehr entwickelt sich die Geschichte Stück für Stück.
Die Betroffenheit der gesamten Familie wird spürbar, und der Veröffentlichung zollt Respekt.
Anja Kuypers
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Der Duft der Kiefern
Bianca Schaalburg
avant-verlag (2021)
Jugendbuch
gebunden, 208 Seiten
ISBN 978-3964450586
26 €
„Corona Diaries“ von Jutta Bauer, Kibitz Verlag (2021)
Im ersten Lockdown der coronabedingten Pandemie beginnt die Autorin mit dem Aufzeichnen und Illustrieren eines Tagebuches. In der Zeit vom 19. März bis zum 3. Juli 2020 dokumentiert sie in 41 Beiträgen Aktuelles aus ihrem Home-Office, ihren deutlich eingeschränkten Freizeitaktivitäten sowie ihren ganz persönlichen Ein- und Ausdrücken in diesem neuen Lebensumstand.
Anfang 2020 tritt die Welt auf die Bremse, so scheint es. Und alle Menschen befinden sich in einer Art Schockstarre. Jutta Bauer lässt die LeserInnen an ihrer (Rück-) Besinnung im Hamburger Großraum teilhaben. Auf eine unnachahmliche Weise teilt sie ihre Gedanken, ihr Tun.
Ständigen, „nicht altersbedingten Stimmungsschwankungen“ unterlegen, gibt es Tage voller Enthusiasmus, aber auch Momente des Innehaltens „Heute nix!“.
Oder: „das Übliche: telefoniert, geradelt, gekocht, gezoomt, gemailt.“ Muss auch mal sein...
„Als Zeichnerin ist Zeichnen meine Sprache. …. ohne Computerbearbeitung...“
Alle Einträge sind von Hand gestaltet und geschrieben. Es ist, als lese man das Tagebuch einer Freundin.
Auf jeder linken Seite einer Doppelseite befindet sich die Diary-Numerierung nebst eines kurzen Begleittextes zur Illustration, die die gesamte rechte Seite einnimmt.
Jede einzigartig mit viel Input zum Entdecken, Betrachten und Lesen.
Bauer lässt ihren in 2019 verstorbenen Kater, häufig als Schattenriss auf jeder Seite auftauchen.
Das, was nach einer Selbsttherapie für die Dauer des ersten Lockdowns erscheint, beinhaltet viele Emotionen und Gedanken, Sehnsüchte und Fragen, mit denen sich in dem Zeitfenster vermutlich viele Menschen auseinander gesetzt haben.
Beim Lesen und Betrachten des Buches wird sich so mancher wiederfinden.
Häufig gelingt der Künstlerin die tägliche Darstellung mit einer gesunden Portion Humor und wichtigen Erkenntnissen. „ Vorsicht und Rücksicht wird im Moment verwechselt.“
Wie geht es Jutta Bauer heute, dürften sich manche LeserInnen fragen.
Anlass für einen Folgeband? Immer gerne.
Anja Kuypers
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Corona Diaries
Jutta Bauer
Kibitz Verlag (2021)
broschiert, 96 Seiten
ISBN 978-3948690113
18 €
„Rotwölfchen“ von Amélie Fléchais, toonfish Verlag (2021)
„Es war einmal eine Wolfsfamilie, die in einem tiefen und geheimnisvollen Wald lebte.“
Mit diesem Satz beginnt diese Adaption des Märchens „Rotkäppchen“, was im Original von den Gebrüdern Grimm im Jahre 1812 veröffentlicht wurde.
In der Familie dieses Buches gibt es ein kleines Wölfchen, das stets einen roten Mantel trägt. Darum wird es von allen nur „Rotwölfchen“ genannt.
Seine Großmutter ist erkrankt, und die Mutter bittet den kleinen Wolf ihr ein totes Kaninchen zur Stärkung, zum Essen zu bringen. Die Mutter rät zur Vorsicht vor dem Wald mit dem toten Holz, denn dort wohnen der Jäger und seine Tochter, die den Wölfen nichts Gutes wollen.
Wölfchen macht sich auf den Weg, spielt unterwegs, trödelt, bekommt Hunger und …. isst das Kaninchen auf. Oh je!
Der Kleine ist traurig und hat Gewissensbisse wegen der kranken Großmutter, die dringend auf den Schmaus wartet. „Er hält das Skelett des Kaninchens an sich gedrückt.“
Ein Mädchen mit „wohlwollender Stimme“ kommt daher und stellt dem Wölfchen ein anderes Kaninchen in Aussicht. Dort, wo sie lebt, gibt es jede Menge davon.
„Das Wölfchen und das junge Menschlein“ ziehen gemeinsam in den Wald, und das Schicksal nimmt seinen Lauf.
Der junge Wolf wird gefangen genommen und erfährt, wieso der Jäger und seine Tochter so einen unglaublichen Groll auf die Wölfe hegen.
Diese Märchenversion entfernt sich von der klassischen, bekannten Rollenverteilung und verleiht der Geschichte dadurch einen besonderen Touch.
So oder so bleibt es bei der Auseinandersetzung zwischen Mensch und Wolf. Nur wer hat Recht? Wer ist der Gute, wer ist der Böse?
Jede Zeichnung im Buch ist ein Kunstwerk für sich. Wunderbare Darstellungen!
Der Text ist in Kapitel eingeteilt, was das Vorlesen vereinfacht und Struktur verleiht.
„Rotwölfchen“ fällt auf und macht wach. Eine sehr gelungene Entlehnung an das Original.
Anja Kuypers
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Rotwölfchen
Amélie Fléchais
Gerstenberg Verlag (2021)
Bilderbuch
gebunden, 80 Seiten
ISBN 978-3958399945
19,95 €
„Enola Holmes – Der Fall des verschwundenen Lords“ von Serena Blasco, toonfish (2021)
Bereits 2019 erschien Band eins der erfolgreichen Reihe „Enola Holmes“ von Nancy Springer im Knesebeck Verlag als Kinderbuch. Im darauffolgenden Jahr wurde die Geschichte verfilmt.
Nun veröffentlicht toonfish – Imprint des Splitter-Verlages aus Bielefeld – erstmals die Geschichte um die einzigartige und mutige Enola als Comic und orientiert sich dabei sehr am Original.
Das Buch handelt von der 14jährigen Schwester des erfolgreichen Detektiv-Brüderpaars Sherlock und Maycroft Holmes und spielt in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts in England.
Die Brüder leben schon lange in London, und nur Enola lebt mit ihrer Mutter alleine auf dem Land. Als diese ihre Tochter plötzlich und unerwartet eines Nachts verlässt, will Maycroft die Erziehung des Mädchens den Ordensschwestern eines Internats überlassen.
Die freiheitsliebende und abenteuerlustige Enola will ihr Leben aber selbst bestimmen und sich zugleich auf die Suche nach ihrer Mutter machen. Fernab von einengenden Korsetts und englischer Etikette, führt sie ihr Weg ins entfernte London. Stets auf der Hut vor ihren Brüdern, die die Suche nach ihr aufgenommen haben. Also taucht Enola unter und wird eine Meisterin der Maskeraden. Sie entpuppt sich als ebenso gute Detektivin und gerät über Umwege in ungelöste Kriminalfälle.
So will sie zur Aufklärung des Verschwindens von Lord Tewksbury beitragen.
Eine sehr unterhaltende, spannende und gut geschriebene Geschichte, die nun als Comic erhältlich ist und in klar voneinander getrennten panels die Geschichte von Enola in der Ich-Perspektive erzählt.
Die Illustrationen sind ansprechend bunt gestaltet.
Eine gelungene, andere Aufmachung der Abenteuer von Enola Holmes, einer starken Protagonistin, die Lust auf mehr macht.
Und der Hinweis auf dem Cover lässt vermuten, dass auch die weiteren Bände des Kinderromans bald in der Comic-Variante erscheinen werden.
Eine alternative Darstellung der Geschichte, die zum Lesen anregt und Lust auf mehr macht.
Anja Kuypers
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Enola Holmes – Der Fall des verschwundenen Lords
Nach dem Roman von Nancy Springer
Serena Blasco
toonfish (2021)
Comic
gebunden, 67 Seiten
ISBN 978-3967927252
14,95 €
Rezension zu „Das unsichtbare Raumschiff“ von Patrick Wirbeleit, Uwe Heidschötter und Andrew Matthews, Kibitz Verlag (2021)
Wenn sich solch ein unschlagbares Autoren-Illustratoren-Gespann zur Ausgestaltung einer Geschichte zusammen findet, kann das Ergebnis nur von Erfolg gekrönt sein.
Veröffentlicht in einem aufstrebenden, neuen Kindercomic-Verlag, der seinen Platz in der Branche nicht mehr suchen muss, weil er ihn bereits gefunden hat. Und zwar verdient!
Wertige Kinder-Comics, wie „Das unsichtbare Raumschiff“ rund um die Crew unter Kapitän Bück, wollen von jungen LeserInnen verschlungen werden.
Dieser Comic besticht durch die Tatsache, dass er kaum Illustrationen, sondern nur Sprechblasen abbildet. Warum? Leutnant Bob hat an Bord des Raumschiffes „Invisbility 2“ den Unsichtbarkeits-Modus in Betrieb genommen, weil sie ein unidentifiziertes Flugobjekt in nächster Nähe ausgemacht haben. Leider steckt das Raumschiff zu dem Zeitpunkt in einer Wolke aus dunkler Materie fest. Kein einziger Stern kann für ein wenig Licht sorgen, und plötzlich sehen sie die Hand vor Augen nicht mehr. Alles ist dunkel.
Weder der Roboter-Leutnant, noch Offizierin Suki und erst recht nicht der Maschinist Honk, der einem Wookie ähnelt und nur die Sprache Honk spricht, können sich an die exakte Lage des so dringend benötigten Schalters erinnern, um die Unsichtbarkeit aufzuheben. Also leben sie fortan in absoluter Dunkelheit, und die LeserInnen sehen lediglich die farblich unterschiedlich gekennzeichneten Sprechblasen der HandlungsteilnehmerInnen. Ganz Wunderbar!
Dummerweise droht die Kollision mit einem Meteoriten-Schauer, und ein feindlich gesinntes Raumschiff nähert sich obendrein. Das Schutzschild des Raumschiffes muss dringend aktiviert werden. Wären da nur nicht die begrenzten Energiereserven, von denen die Unsichtbarkeit schon so viel verbraucht hat. Zügige Entscheidungen sind nun gefragt.
In dieser totalen Finsternis läuft dann so einiges aus dem Ruder. Niemand weiß mehr, wo vorne und hinten ist. Die dramatische Lage wird so wunderbar spaßig durch witzige Dialoge entschärft.
In klar voneinander getrennten Panels ist das Kopfkino der LeserInnen gefragt.
Ein gelungener, anderer Ansatz!
Anja Kuypers
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Das unsichtbare Raumschiff
Patrick Wirbeleit
Uwe Heidschötter
Andrew Matthews
Kibitz Verlag (2021)
Kinderbuch
gebunden, 75 Seiten
ISBN 978-3948690052
ca. Preis 15 €
Rezension zu „Selma tauscht Sachen“ von Martin Baltscheit, Kibitz Verlag (2020)
Die kleine Selma mag keine Hunde. Sie hat regelrecht Angst vor ihnen. Hunde kläffen, schlabbern, stinken, meint sie. Selmas Mutter möchte ihrer Tochter Mut machen und als diese eines Tages wieder einmal verängstigt vor einem Tier steht, schlägt sie vor: „Versetz` dich einfach in ihn hinein!“
Dass darauf eine Verwandlung eintritt und Selma mit der Pudel-Dame Princessa die Seelen tauscht, war nun wirklich nicht absehbar.
Die Mutter bemerkt nichts von diesem Spektakel. So geht Selma in Gestalt eines Pudels mit Princessas Frauchen nach Hause und lernt das Hundeleben kennen und zunächst lieben. So darf sie neben der älteren Dame auf der Couch liegen, wird mit jede Menge schmackhaften Leckerchen gefüttert und wird ohne Ende gekrault. Sie muss sich mit typischen Eigenschaften eines Hundes auseinander setzen und lernt die Vorteile einer intakten Schnüffelnase kennen. „Und diese Nase“ Da kocht jemand Nudeln. In China.“ Wie gut, dass sie trotz ihrer neu gewonnen Vierbeinigkeit weiterhin eine Toilette bedienen kann. Besonders dann, wenn die Blase kräftig drückt und die Tür zum Garten verschlossen ist.
Ein paar Straßen weiter kann sich der Pudel in Selmas Körper kaum human verhalten oder gar äußern. Die Eltern begrüßen zunächst Selmas spontanes Interesse für hündisches Verhalten. Allerdings findet die Zustimmung ein jähes Ende, als Selma alias Princessa sich im Zoo am nächsten Baum erleichtern und eine Duftmarke setzen will. Genug ist genug!
Auch Selma sehnt sich wieder nach zwei Beinen und ihren Eltern. Aber wie und wann kann ein Rücktausch stattfinden?
Mit jede Menge Leichtigkeit und ganz vielen Schmunzlern im Gepäck überzeugt das Buch auf der ganzen Linie. Schöne, witzige und ansprechende Comiczeichnungen werden in klar definierten Panels dargestellt.
Ein Comic mit Witz und Charakter, das nicht nur Hundefreunde anspricht.
Tolles Ergebnis eines wunderbaren Autoren-Illustratoren-Duos. Neu im Kibitz-Verlag.
Anja Kuypers
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Selma tauscht Sachen
Martin Baltscheit
Illustrationen von Anne Becker
Kibitz Verlag (2020)
Kinderbuch
gebunden, 75 Seiten
ISBN 978-3948690038
ca. Preis 15 €
„Lehmriese lebt“ von Anke Kuhl, Reprodukt Verlag (2018)
Was passiert, wenn Kinder am Fluss spielen und aus Matsch eine Figur formen? Und was passiert, wenn in der Nacht darauf ein Sturm aufkommt, der viel Regen mit sich bringt und die Uferpflanzen mit der Matschfigur in Berührung kommen?
Richtig, die Figur wird lebendig und mutiert zum Lehmriesen.
Der anmutige Riese läuft etwas unbeholfen umher und trifft zunächst auf den Förster, der ihn prompt um Hilfe bittet. Weil der Lehmriese stark und kräftig aussieht, soll er alle Bäume des Waldes ausreißen, mit Ausnahme der Douglasien.
Lehmriese ist tollpatschig, arbeitet nicht ordnungsgemäß und wird somit des Waldes verwiesen.
Er wandert weiter in Richtung Stadt und will sich bei den warmen Sommertemperaturen mit einem Eis von innen abkühlen. Vergisst aber zu bezahlen.... Beim Frisör, wo er fälschlicherweise als Coiffeur eingestellt wird, läuft ebenfalls alles schief.
Am Ende zieht der Lehmriese den Unmut vieler Städter auf sich. Er ist verärgert, verzieht sich á la King-Kong auf das Dach des Rathauses und nimmt auf dem Glockenturm Platz.
„Ein lehmiges Monster treibt sein Unwesen in unserer Stadt.“, rufen die Bewohner, und die Polizei ermittelt prompt. Nur gut, dass die Kinder wissen, wie sie mit dem stummen, naiven Kerl umgehen müssen.
Aber was ist dieser Lehmriese überhaupt? Die Autorin klärt das Geheimnis um den Klumpen Erde am Ende des Buches auf.
Ein wunderbarer Comic aus der Feder des Multitalents Anke Kuhl.
Mit treffender Sprachauswahl, ansprechenden Illustrationen sowie vielen Schmunzelmomenten überzeugt der Comic auf der ganzen Linie.
Er lehrt, künftig nicht mehr arglos Lehmfiguren aus Matsch zu formen.... sie könnten lebendig werden und so einiges anstellen. :-)
Anja Kuypers
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Lehmriese lebt
Text und Illustrationen von Anke Kuhl
Reprodukt Verlag (2018)
Kinderbuch-Comic
gebunden, 96 Seiten
ISBN 978-3956400377
18 €
„Kleiner Strubbel - Kaugummiblasenduell“ von Pierre Bailly, Reprodukt Verlag (2021)
Auch mit diesem 16. Buch aus der Reihe „Kleiner Strubbel“ überzeugt der kleine, zauberhafte Held in seinem neuen Abenteuer gänzlich.
Wie immer verlässt er nach einem ordentlichen Frühstück und einer herzlichen Umarmung seiner Eltern am frühen Morgen mit Rucksack das Haus. Gespannt auf das, was ihn erwartet.
Diesmal gerät er in einen heftigen Sturm. Zum Glück trägt der heftige Wind ein unbewohntes Schneckenhaus herbei, in das sich der Kleine Strubbel verkriechen und vor dem Sturm schützen kann.
Das Unwetter weht und katapultiert ihn strudelgleich samt Haus in ein Erdloch. Immer tiefer rutscht er und landet in einer anderen Welt. Einer Welt voller Schnecken.
Es wartet bereits eine Kutsche auf ihn, die von Schnecken gezogen wird. Gaaaaaanz langsam bringt sie den Strubbel zum Palast der Schneckenkönigin, die sich täglich im Erzeugen von Kaugummiblasen übt.
Strubbel hat nur ein Gefäß mit Seifenblasenflüssigkeit in seinem Rucksack. Allerdings kann er damit besonders schillernde Blasen erzeugen. Viel größer und imposanter als die Kaugummiblasen der Königin. Diese ist darüber natürlich not amused und zerstört jede einzelne Blase von Strubbel. Dabei mimt sie die Unschuldige.
Aus dem Nichts erscheint plötzlich ein Kaugummiautomat. Glück für Strubbel.
Nun kauen die Königin und der Strubbel wie wild die Kaugummis zunächst weich, bevor sie in einen Wettstreit um die größte Blase geraten. Aber was mit einem Duell beginnt, endet überraschend klebrig und lustig...
Der textlose Comic vermittelt nicht nur eine wichtige Botschaft, sondern eignet sich mit seinen großen Panels und klaren Zeichnungen hervorragend für kurze Erzählmomente.
Eine wunderbare Reihe, die viel Spaß macht und jede Menge zu bieten hat.
Anja Kuypers
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Kleiner Strubbel - Kaugummiblasenduell
Pierre Bailly
Illustrationen von Céline Fraipont
Reprodukt Verlag (2021)
Bilderbuch
gebunden, 32 Seiten
ISBN 978-3956402517
10 €
„Die geheimnisvollen Akten von Margo Maloo“ von Drew Weing, Reprodukt Verlag (2020)
Echo City - ein Ort, in den Charles so gar nicht umziehen möchte. Seine Eltern hingegen befürworten das kulturelle Leben in der Stadt und freuen sich auf die neue Wohnung in dem alten, ausgedienten und herunter gekommenen Hotelkomplex Bellwether, den sein Vater renovieren soll. Bereits in der ersten Nacht macht Charles unfreiwillig die Bekanntschaft mit einem Monster, das ungebeten in sein Zimmer schleicht und ihn zu Tode erschreckt.
Eine Kennerin, eine Mediatorin muss her, die sich mit Trollen, Kobolden, Ogern und Geistern auskennt und weiß, wie man sie vertreibt: Margo Maloo!
Charles macht ihre Bekanntschaft und entscheidet, Margo bei ihren Monster-Recherchen zu begleiten, um alles detailliert zu dokumentieren. Er möchte Journalist werden, und da kommt ihm diese Möglichkeit gerade recht.
Margo scheint alle Monster und ihre Arten in der Stadt zu kennen. Sie weiß über deren Sorge und Nöte Bescheid und ist auf ihrer Seite. Denn eigentlich wollen die sanften Riesen nur die alten Gebäude beschützen, in denen sie in Echo-City leben.
Die Mediatorin Margo lässt sich auf die Mitarbeit der journalistischen Spürnase Charles ein, und gemeinsam lösen sie manch monsterhaften Fall.
Im ganzen Comic-Buch verzichtet der Autor auf einen Erzähler oder erzählerische Beischriften.
Es gibt nur Dialoge und Charles` Tagebucheinträge in der Ich-Perspektive, kursiv dargestellt.
Drei Fälle gilt es in diesem Buch zu lösen.
Der Hinweis auf Band 1 zu Beginn der Geschichte lässt vermuten und hoffen, dass es weitere Abenteuer rund um die mutige Margo Maloo geben wird.
Eine neue, wunderbare Comic-Reihe für pfiffige Erstleser aus dem sympathischen Berliner Verlag Reprodukt.
Anja Kuypers
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Die geheimnisvollen Akten von Margo Maloo
Drew Weing
Reprodukt Verlag (2020)
Bilderbuch
64 Seiten
ISBN 978-3956402364
ca. Preis 18 €
„Die Vunderwollen“ von Camille Jourdy, Reprodukt Verlag (2020)
Jo soll den Urlaub mit ihrem Vater, der Stiefmutter sowie ihren beiden Stiefschwestern in einem Campingbus mitten im Wald verbringen. Schon während des Lageraufbaus plagt sie die Sehnsucht nach Ruhe und verlässt den Arbeitsort mit ihrem gepackten Erkundungsrucksack.
„Meine Stiefmutter ist eine richtige Hexe.... und sie hat zwei schreckliche Töchter.“
Im angrenzenden Wald trifft Jo nach kurzer Zeit auf zwei Zwerge, die auf ebenso kleinen Pferden umher reiten. Sie verfolgt die beiden durch einen Tunnel und landet unversehens in einer geheimnisvollen Landschaft voller magischer Wesen.
Jo trifft auf eine Gruppe Füchse, deren Anführer Maurice einen Plan schmiedet, wie er die vom bösen Kaiser Kater gefangen genommenen Waldbewohner befreien kann.
Ein vom Kaiser ausgerufenes Kostümfest, erweist sich als eine wunderbare Gelegenheit, die Gefangenen vom Kerkerleben im Palast zu erlösen.
Selbstredend, dass Jo sich dem Vorhaben anschließt, um zu helfen. Allemal besser, als mit dem angeheirateten Teil der Familie zusammen sein zu müssen.
Auf ihrem mutigen Weg lernen die Held*innen die Vunderwollen kennen. Diese Geschöpfe ähneln Ponys, sind echte Schleckermäuler und stets vor Ort, wo Hilfe benötigt wird.
Es gibt nur wenige ihrer Art, weshalb der Kaiser auch auf sie Jagd macht.
Dieser sehr bunte und phantastische Comic ist gleichermaßen für Groß und Klein geeignet.
Ein bisschen Alice im Wunderland, ein Hauch Peter Pan und eine Prise Märchenduft sind die Zutaten dieses gelungenen Rezeptes.
Alles in allem eine Geschichte, die für die Auseinandersetzung mit sämtlichen Höhen, Tiefen und Herausforderungen im Alltag steht. Ein Ausflug in die Phantastik des Lebens.
Anja Kuypers
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Die Vunderwollen
Camille Jourdy
Reprodukt Verlag (2020)
Comic
160 Seiten
ISBN 978-3956402357
ca. Preis 24 €
„California Dreamin“ von Pénélope Bagieu, Reprodukt Verlag (2020)
Sing, sing a song, sing out loud, sing out strong....
Und das tut sie: Ellen Cohen alias Cass Elliot. 1941 in den USA in eine Familie mit zwei weiteren Geschwistern geboren. Und 1974 an einem Herzstillstand gestorben....
Diese wunderbare schwarz/weiß Graphic Novel erzählt aus dem Leben Elliots, die als Frontfrau „Mama Cass“ mit der Bandgruppierung „The mamas and the papas“ Karriere machte.
Sie ist ein selbstbewusstes Kind, das schon früh weiß, was sie will: berühmt werden!
Cass bricht die Schule ab und zieht ins damalig umtriebene New York, um dort als Sängerin Fuß zu fassen.
Sie ist eine starke Frau, die mehr als einmal über ihre Grenzen geht und das Leben genießt. `Setzt sich über Warnungen hinweg und feiert: Partys, Alkohol und Drogen sind ständige Begleiter auf dem Weg zur langersehnten Karriere. Es braucht Jahre und verschiedene Menschen, bevor die Band „The mamas and the papas“ das Licht der Bühne erblickt, einen Produzenten trifft, der an die Musik und die Formierung glaubt und in sie investiert.
Cass fällt es schwer, sich unterzuordnen und ist wenig reflektiert. Der Zwist zwischen den Bandmitgliedern ist vorprogrammiert. Whisper a little prayer for me, my baby.....
Der musikalische Erfolg boomt, wird aber durch schwierige, ungesunde Lebensumstände schattiert. Gegensätzlicher könnte das innere und äußere Leben kaum sein.
Aber: Wild women don`t get the blues....
Die zurecht bepreiste Autorin nimmt sich dem Leben Elliots auf besondere Art an. So portraitiert sie das facettenreiche Leben der Sängerin in klaren Panels und lässt auch die Schattenseiten des Künstlerdaseins nicht aus.
Mit diesem Buch gelingt ein wunderbarer Querschnitt mit vielen Eindrücken, um das Bild der Band, die Weltgeschichte schrieb, aber insbesondere das der polarisierenden Cass Elliot zu komplettieren.
Ein literarisches Musikereignis, das sehr gerne empfohlen wird.
Anja Kuypers
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California Dreamin
Pénélope Bagieu
Reprodukt Verlag (2020)
Jugendbuch
287 Seiten
ISBN 978-3956402289
ca. Preis 24 €
„Q-R-T Nächste Stunde: Ausserirdisch“ von Ferdinand Lutz, Reprodukt Verlag (2020)
Der Außerirdische Q-R-T - alias Kurt – lebt außerirdisch eingerichtet in einer Wohnung desselben Mehrfamilienhauses auf der Erde, in dem auch seine Freundin Lara wohnt.
Er begleitet sie in ihre neue Schule und stellt dort so einiges auf den Kopf.
In diesem dritten Band der beliebten und bekannten Reihe aus „Mein Spiegel“, dem Wissensmagazin für Kinder, werden verschiedene Kurzgeschichten aus dem Schulalltag zusammen gefasst.
Schön gelöst: als Auftakt zum Comic-Portfolio konfrontiert Lara Q-R-T zunächst mit der Tatsache des dringend anstehenden Schulwechsels. Nach dem anfänglichen Schock kommt es kurzerhand zur Entscheidung sie zu begleiten. Mit dem Raumschiff und in Begleitung des Hundes Flummi gelangen sie zum neuen Bildungsinstitut, wo Q-R-T fälschlicherweise für Kurt, den australischen Austauschschüler gehalten wird. Der Außerirdische taucht in einen typischen Schulalltag ein und lernt schreiende Lehrer, nervende Mitschüler, aber auch engagierte Lehrkräfte kennen, denen dringend geholfen werden muss.
Fortan wird der sonst recht triste Schulbesuch ordentlich aufgemischt, absolut kurzweilig und anders interessant. Jede Schule sollte einen Q-R-T haben!
Der Text zu den abwechslungsreichen Geschichten ist in Großbuchstaben geschrieben und fügt sich hervorragend in die klaren Panels ein.
Außerirdisch macht Schule! Immer wieder gut!
Anja Kuypers
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Q-R-T Nächste Stunde: Außerirdisch
Ferdinand Lutz
Reprodukt Verlag (2020)
Kinderbuch
gebunden, 88 Seiten
Altersempfehlung ab 8 Jahren
ISBN 978-3956402234
Preis 14 €
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„Willkommen in Oddleigh“ von Tor Freeman, Reprodukt Verlag (2020)
In dem kleinen englischen Örtchen Oddleigh ist so einiges los. Nur gut, dass die Polizisten Jessie und Sid stets für Ordnung sorgen. In klar strukturierten Panels werden in diesem schönen Einband fünf verschiedene Kriminalfälle skizziert. Die bei den Einwohnern Oddleighs beliebten Police Inspectors helfen gerne und sorgen für Aufklärung.
Keine schmerzfreie Angelegenheit, denn beim Versuch den Fluch eines uralten Adelsgemäuers zu brechen, muss schon mal ein Kaktus umarmt werden.
Und wer sich mit einem Krokodil namens Dr. Hauer anlegt, braucht schon starke Nerven.
In einer weiteren Kurzgeschichte müssen sie herausfinden, wer den bekannten Musiker Flynn mit gemeinen Briefen belästigt und in einem anderen Fall gilt es den Anführer einer Raupen-Sekte ausfindig zu machen.
Nichts scheint zu schwer für das mutige, neugierige und gewitzte Polizistenpaar.
Ein lustiges Gespann, das sich selber nicht so wichtig nimmt und mit witzigen Wortspielen punkten.
Die LeserInnen sind stets eingeladen mitzudenken, um die Fälle schnellstmöglich zu lösen.
So werden in den Geschichten kurze Rätselfragen formuliert, die wenig später im Text aufgelöst werden.
Eine kurzweilige Geschichtensammlung mit tierischen HandlungsteilnehmerInnen, die im Anhang jede Menge Informationen zu den Fällen bereit hält. Gelungen und gerne empfohlen.
Anja Kuypers
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Willkommen in Oddleigh
Tor Freeman
Reprodukt Verlag (2020)
Kinderbuch
gebunden, 64 Seiten
Altersempfehlung ab 8 Jahren
ISBN 978-3956402241
Preis 18 €
„Hexen hexen“ von Roald Dahl – neu interpretiert von Pénélope Bagieu, Reprodukt Verlag (2020)
Mit dem Horror-Kinderbuch-Klassiker schrieb der englische, mit norwegischen Wurzeln behaftete Autor - Roald Dahl - im Jahre 1983 Geschichte.
Der nun neu aufgelegte Comic orientiert sich sehr am Original, schafft aber alternative Zugänge zur Geschichte über ein Waisenkind, das sich unfreiwillig in eine Maus verwandelt.
So ist diese Comicvariante in überwiegend klar voneinander getrennten panels strukturiert und auch die Sprachwahl ist deutlich moderner. Öffnungsgarant für Kinder und Jugendliche.
Diese Neuinszenierung reduziert den Horroranteil der Ursprungsgeschichte ein wenig und macht es so erträglicher.
Ein achtjähriger Junge verliert durch einen Autounfall beide Elternteile und lebt fortan bei seiner Oma, die sich zwar liebevoll um ihn kümmert, aber zuweilen an ihre Grenzen kommt. Das Repertoire ihrer Gute-Nacht-Geschichten ist überschaubar. Sie kennt nur „wahre“ Geschichten und verrät ihrem Enkel Tipps und Tricks woran man echte Hexen erkennt und wie man ihnen begegnet.
Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, wie wichtig dieser Input für den Enkel eines Tages sein würde. Was sich nach Hirngespinsten einer phantasievollen Großmutter anhört, entpuppt sich als reales Phänomen.
In einem vom Hausarzt verordneten Kuraufenthalt für die Oma, zu dem der Enkel sie begleiten darf, gerät dieser in dem Hotel in einen Kongress, der sich als Hexentreff herausstellt. Alles ist also wahr, was die Oma ihm anvertraut hat. Die Hexen haben dürre Knorpelfinger, hässliche Kopfpocken, von der blauen Spucke gefärbte Zähne, keine Fußzehen, hassen Kinder und riechen diese besser, wenn sie frisch gewaschen sind. Mist! Hätte er doch nicht geduscht... Die Hexen entdecken den kleinen, namenlosen Protagonisten und verwandeln ihn durch die Gabe eines Serums kurzerhand in eine Maus.
Statt sich bedrückt zu verkriechen, mutieren Oma und Enkel sowie ein weiteres verzaubertes Kind zu Helden und schmieden Pläne, den Hexen den Garaus zu machen.
Wunderbar interpretiert und wunderbar illustriert von der Französin Pénélopé Bagieu.
Würde Dahl, der 1990 verstarb, diese Neufassung kennen, würde er sie vermutlich mögen.
Anja Kuypers
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Hexen hexen
Roald Dahl – Pénélope Bagieu
Reprodukt Verlag (2020)
Kindercomic
320 Seiten
ISBN 978-3956402258
Preis 24 €
„Kinderland – Eine Kindheit im Schatten der Mauer“ von Mawil, Reprodukt Verlag (2019)
Mirco wächst jenseits der Mauer in Ostberlin auf. Er ist relativ klein für einen Siebtklässler und liest gerne. Scheinbar genügend Gründe für seine Mitschüler, ihn permanent aufzuziehen.
Im grauen Dasein der DDR schlägt Mirco sich zwischen Kindheit und Pubertät durch den Familienalltag. Dieser ist bestimmt durch jede Menge Tischtennis, eine leidliche Schule mit wenig Kameraden, seine kleine Schwester und die Eltern, die abends mit Freunden Fluchtgedanken spinnen. Der Leser nimmt Teil am Leben der Bewohner Ostberlins in den Endachtzigern.
In klar getrennten panels verwendet der Autor und Illustrator Mawil immer wieder Markantes aus der: FKK, Sandmännchen, Safttüten, Plattenbau, Pionierarmbinde. Portrait Honneckers......
Erst durch „den Neuen“ in der Klasse, der Mircos Probleme erkennt und ihm hilft, schöpft er wieder Mut und gewinnt an Selbstbewusstsein.
Der Leser erlebt gemeinsam mit dem Protagonisten die Öffnung der Mauer und darf teilhaben an den ersten Berührungen mit Kaugummiautomaten, der Bildzeitung oder einer Tafel Schokolade im Westen.
Trotz der vorherrschenden Mauer-Thematik bietet das Buch mehr als nur Ost-West Vergleiche. Es geht um Freundschaft, Zusammenhalt und Miteinander.
Die Doppeldeutigkeit, versteckt im Motiv „über Grenzen gehen“, verleiht der Geschichte ein Krönchen und macht den Comic sehr lesenswert für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren.
Anja Kuypers
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Kinderland – Eine Kindheit im Schatten der Mauer
Mawil
Reprodukt Verlag (2019)
Kindercomic
Taschenbuch, 296 Seiten
Altersempfehlung ab 10 Jahren
ISBN 978-3956401763
ca. Preis 9,95 €
„Die Hundebande in Paris“ von Dorothée de Monfreid, Reprodukt Verlag (2020)
Da ist sie wieder!
Die charmante Hundebande aus der Feder der französischen Autorin Dorothée de Monfreid. Diesmal folgen die neun Freunde der Einladung ihres Onkels nach Paris. Jakob wird 100 Jahre alt und lädt die Bande zu sich in die Hauptstadt Frankreichs ein.
Reisebündel werden geschnürt, ein Geschenk verpackt und passendes Geld besorgt. Und ab geht es mit dem Zug in Richtung Paris. In dieser großen Stadt fällt es nicht leicht, direkt die Adresse des Onkels ausfindig zu machen. So fragen sie sich durch und entdecken viele Ecken Paris` auf unterschiedlichste Art: zu Fuß, mit der Metro, per Boot, Fahrrad und sogar mit einer Kutsche. Selbstredend, dass die Hunde so nach und nach Hunger bekommen. Etwas zu essen muss her...
Dieser Comic, der ohne klare panels auskommt, ist eine Hommage der Autorin an „ihre“ Stadt.
Eine Art „tierischer Reiseführer“ für Paris.
Erneut begeistern die Hunde auf ihre bezaubernde Art. Toll!
Anja Kuypers
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Die Hundebande in Paris
Dorothée de Monfreid
Reprodukt Verlag (2020)
Comic
40 Seiten
ISBN 978-3956402210
16 €
<< Neues Bild mit Text >>
„Akissi“ von Abouet und Sapin, Reprodukt Verlag (2018)
Die neugierige und unternehmungslustige Akissi lebt mir ihrer Familie in einem Dorf an der Elfenbeinküste in Afrika. Sie hat jede Menge Unsinn im Kopf und erlebt nicht selten genug unglaubliche Abenteuer, für die sie meist selbst verantwortlich ist. So möchte sie beispielsweise „Vater-Mutter-Kind“ mit ihren Freundinnen spielen und stellt fest, dass das Kind fehlt. Also besorgt sie sich kurzerhand und vor allem ungefragt das Baby der Nachbarn: „es lag halt so rum“. Ein anderes Mal lässt sie sich ihr Haar absichtlich mit Läusen bevölkern, damit ihre Mutter ihr das Haar abschneidet, was sonst beim Kämmen viel zu lang erscheint. Akissi lässt kaum ein Fettnäpfchen aus. Ihr älterer Bruder Fofana, der sich häufig um sie kümmern darf, hat viel zu tun mit dem entschlossenen Wildfang, dessen Kopf mit Schabernack gefüllt ist.
Die Kurzgeschichten aus dem turbulenten Leben des kleinen, dunkelhäutigen Mädchens sind je sechs Seiten lang und geben in ansprechenden, klar voneinander getrennten panels, bunt und treffend den Inhalt wider.
Auf den letzten Seiten des Buches erfährt der Leser Wissenswertes über Afrika. Das Bonusmaterial umfasst ein kleines Wörterbuch und Rezepte für Kulinarisches sowie Bastelanleitungen für selbstgemachten Schmuck.
Auch in den Geschichten wird so manche afrikanische Besonderheit verarbeitet: Stockhiebe in der Schule für zu viel Unsinn, Kopfläuse, die kurzerhand vom Affen weg geknabbert werden sollen oder Affen und Tauben als tägliche Mahlzeiten. Am besten wird das Lesen des Buches elterlich begleitet.
Ein guter Kindercomic, der bestens unterhält!
Anja Kuypers
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Akissi
Abouet und Sapin
Reprodukt Verlag (2018)
Kinderbuch
gebunden, 96 Seiten
Altersempfehlung ab 6 Jahren
ISBN 978-3956401589
ca. Preis 18 €
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"Der kleine Strubbel"
von Pierre Bailly, Reprodukt Verlag
Diese textlosen Mutmachbücher aus der Reihe „Der kleine Strubbel“ schaffen mit ihren Bildstrecken in klar voneinander getrennten panels wunderbare Erzählanlässe für die Jüngsten unter den Comicliebhabern und solchen, die es noch werden wollen.
Jede, ungefähr 30 Seiten umfassende Geschichte beginnt gleichermaßen mit dem Aufwachen des kleinen Strubbels und seinem Blick aus dem Fenster. Sowohl die Jahreszeit als auch die Wetterlage wird deutlich und lässt Raum für die sich anschließende Geschichte.
Nach einem gesunden Frühstück und der Verabschiedung durch die Mutter zur Schule, gerät Strubbel in immer unterschiedliche Abenteuer.
Auch die letzten Seiten eines jeden Buches sind stets identisch: Strubbel geht abends ins Bett, und nimmt ein Motiv vom Tagesabenteuer mit in seine Träume.
In den sehr ansprechenden und unaufgeregten Kindercomics findet man fokussierte Illustrationen, die mit dem Wesentlichen auskommen und trotzdem nachhaltig wirken können.
Superstrubbel
Diesmal trifft Strubbel auf dem Weg zur Schule einen vermeintlich starken Helden. Dessen Hilfe wird dringend benötigt, denn eine Katze ist in Gefahr. Der Held zieht es allerdings vor, mit seinen Muskeln zu protzen und sich selbst permanent im Spiegelbild zu betrachten. Also muss Strubbel alleine die Situation retten.
Am Ende kommt heraus, dass es sich bei dem Helden gar nicht um einen trainierten Bodyguard handelt, sondern um einen kleinen Menschen, der sich in einem buchstäblich aufgeblasenen Anzug befindet und eigentlich selbst Hilfe bräuchte.
Strubbel gelingt es, dem Möchte-Gern-Helden zu vermitteln, dass es nicht auf die Körperkraft und das Äußere ankommt. Sei Du selbst! Dann schaffst Du mehr, als Du denkst.
Manege frei für die Hanswürste
Diesmal gerät Strubbel auf dem Weg zur Schule in einen Wirbelsturm, der ihn seltsamerweise in das Innere eines Zylinders katapultiert. Dort macht er zunächst Bekanntschaft mit Spielkarten und wild umher fliegenden Tauben. Schnell wird ihm klar, dass dies der Zylinder eines Zauberers sein muss. Und richtig! Kaum ist Strubbel aus dem Hut heraus geklettert, befindet er sich inmitten einer Zirkusmanege und ist sofort Teil der Show. Im Folgenden trainiert er gemeinsam mit dem Zirkusclown für einen guten Auftritt. Dies unter den wachsamen Augen des Direktors, der Strubbel Vieles immer noch nicht zutraut. Er übt unerlässlich und sorgt am Ende für eine tolle Show. Auch Du kannst es schaffen, möchte Strubbel den Lesern zurufen. Jeder kann es!
Coconuts Schatz
Diesmal schneit es und Strubbel findet auf seinem Weg zur Schule seltsamerweise eine Muschel inmitten des Schnees. Selbstredend, dass daran gelauscht werden muss. Mit einem Mal gerät er in einen Strudel, der von der Muschel ausgeht und wird mit einer Welle in den großen Ozean gespült, in dem sofort ein hungriger Hai auf ihn wartet. Nur gut, dass die Piratenbraut Coconut ihn rechtzeitig aus dem Meer fischt. Sie weiht Strubbel kurzerhand in ihre Pläne zu einer Schatzsuche ein und gemeinsam versuchen sie die Schatzkarte zu lesen. Strubbel ist sehr pfiifig. Ohne seine Hilfe wäre Coconut verloren. Gib niemals auf! Ist das Motto dieser Geschichte, in der Strubbel einen Schatz entdeckt, der ihm schlussendlich gar nicht mehr so wichtig ist. Es gibt andere Schätze auf dieser Welt!
„Der Schatz der Black Swan“ von Guillermo Corral, Reprodukt Verlag (2019)
In seiner jahrelangen Tätigkeit als Diplomat, scheint der Autor zu wissen, wovon er schreibt. Intrigen, Machenschaften, Korruption – um nur einige der Schwerpunkte zu nennen, die in dieser Geschichte mit wahrem Kern eine Rolle spielen.
Die amerikanische Organisation Ithaca ist DAS führende Schatzsucherunternehmen der Welt. An ihrer Spitze steht der Millionär Frank Stern, der große Financier der Plünderungen. Denn das Unternehmen ist ausschließlich auf das Auffinden von Schätzen aus und hinterlässt ein Meer der Verwüstung aus historischen Artefakten oder Objekten. Sie zerstören das Kulturerbe. Diese Tatsache ist den Kulturministerien ein Dorn im Auge.
In der Geschichte haben Stern und sein Team vom spanischen Außenministerium das OK für die Suche nach Schätzen in spanischen Gewässern vor der Küste erhalten. Nach der Bekanntmachung eines Sensationsfundes, der umgerechnet rund 500 Mio US-Dollar wert sein soll, wird das Kulturministerium hellhörig und geht der Sache auf den Grund. Die Historiker sind sich einig: es kann sich bei dem Fund nur um ein zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschollenen Schiffes handeln, welches sämtliche Schätze und Gelder Spaniens an Bord hatte, die im Rahmen einer europäischen Fehde seinerzeit aus den USA zurück nach Spanien gebracht werden sollten. Das Schiff sank, nachdem es von einer britischen Flotte attackiert wurde.
Spanien fordert nun die Herausgabe des Schatzes. Es wurde unsachgemäß und verbotenerweise jenseits der erlaubten Zone durch Ithaca gesucht.
Der Kampf um den Schatz, im Rahmen des Geflechtes aus Kulturministerium, spanischer sowie US-Regierung und Geheimdiensten beginnt. Der spanische Jungdiplomat Aljandro Ventura soll vermitteln und gerät dabei selbst in die Machenschaften und wird aus eigenen Regierungskreisen bedroht.
Zu dem realen „Black Swan Project“ gibt es jede Menge Parallelen. Wunderbar greift der Autor hier Fakten als Häppchen heraus und platziert diese gekonnt in der Geschichte. Selbst gelungene, optische Vergleiche mit beteiligten Personen am „Black Swan Project“ werden nicht ausgespart. Die Geschichte öffnet die Tür für weitere Recherchen.
Trotz des eindeutig politischen Schwerpunktes kommt die Liebe nicht zu kurz. Sie entwickelt sich zwischen dem Jungdiplomaten und einer Mitarbeiterin des Kulturministeriums. Beide arbeiten gemeinsam intensiv an dem Fall und kommen sich dabei näher.
Die klar voneinander getrennten und überwiegend gleichformatigen panels bringen eine gewisse Ruhe in die von vielen Handlungsteilnehmern gespickte Geschichte. Ansprechend und anschaulich gezeichnet, folgt der Leser der Handlung ähnlich einem roten Faden.
Das Band zwischen Cover und der letzten Seite der Geschichte wurde graphisch wunderbar gelöst.
Schatzsuche auf höchstem Comicniveau! Sehr gerne empfohlen!
Anja Kuypers
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Der Schatz der Black Swan
Guillermo Corral
Reprodukt Verlag (2019)
Jugendbuch
gebunden, 216 Seiten
Altersempfehlung ab 12 Jahren
ISBN 978-3956401947
ca. Preis 24 €
„König Kohle – eine Graphit Novel“ von Max, Avant Verlag (2019)
Aus dem Schnee taucht eine weiße Figur auf. Es sind nur die Umrisse erkennbar. „Der Weiße“ steigt auf einen Berg und stürzt sich von ihm hinunter. Zum Glück taucht kurz darauf eine weitere, schwarz gezeichnete Figur auf. Er rettet ihn und nimmt ihn mit in seine Höhle. „Der Weiße“ hat zwar überlebt, will allerdings nichts essen und sitzt nur verschlossen in der Ecke. Redlich bemüht unternimmt „der Schwarze“ so einiges, um „den Weißen“ aufzumuntern und wieder zu Kräften zu bringen.
So malt er beispielsweise die Umrisse des Schattens vom „Weißen“ an die Höhlenwand und ergänzt diese zu weiteren Bildern und gestaltet Lustiges damit. „Der Weiße“ reagiert nicht.
Selbst die gebratenen Dohlen, die „der Schwarze“ mittels einer besonderen Technik fängt und sie seinem Gast serviert, werden nicht gegessen.
Enttäuscht, frustriert, genervt und aggressiv darüber, dass seine Bemühungen keinerlei Regung auslösen, schlägt „der Schwarze“ kurzerhand auf „den Weißen“ ein und wirft ihn einen Berg hinunter.
Das Leben „des Schwarzen“ geht weiter. Der Alltag kehrt zurück. Er fängt weiterhin seine Dohlen. Teils saugt er ganze Schwärme der Vögel mit seiner Pfeife ein.
Das Betrachten der textlosen Graphic Novel irritiert zuweilen. Vielfach interpretierbar lässt es den Leser mit seinen Assoziationen zurück. Gut zu wissen, dass das Buch Bezug auf die „Naturalis Historia“ - eine Enzyklopädie, die von Plinius, dem Älteren im Jahre 77 n.Chr. verfasst wurde - nimmt. In einer der Geschichten aus sämtlichen Lebens- und Fachbereichen beschreibt Plinius das Andenken einer Frau an ihren Mann, der in den Krieg ziehen muss und malt seine Umrisse mit Kohle an eine Wand. Dies könnten die Ursprünge der Malerei bedeuten.
Der spanische Autor von „König Kohle“ hat sich in Teilen dieser Geschichte bedient und hat mit diesem Buch ein Werk geschaffen, welches eine verzerrte Wirklichkeit zeigt. Das Groteske wird vorgeführt und das Leben an sich in Frage gestellt.
Doch am Ende ist alles nur ein Pups.... Die zeichnerische Umsetzung dieser Aussage findet der aufmerksame Leser auf der letzten Umschlagseite.
Ein Buch, dass verwirrt und zeitgleich aufklären möchte. Eine Herausforderung.
Anja Kuypers
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König Kohle – eine Graphit Novel
Max
Avant Verlag (2019)
Jugendbuch
gebunden, 160 Seiten
Altersempfehlung ab 14 Jahren
ISBN 978-3964450128
ca. Preis 25 €
„Sumpfland“ von Moki, Reprodukt Verlag (2019)
Wie schnell kann alles vorbei sein..... Wer sind wir eigentlich heute? Und wer werden wir morgen sein? Niemand weiß es, aber alle sind neugierig. Im Hamsterrad erleben wir das Leben. Egal wo. Egal wann. Setzt die Besinnung irgendwann ein? Gehen wir bald wieder achtsamer mit uns und den Ressourcen um?
In „Sumpfland“ nehmen sich verschiedenste Kreaturen diesen Themen an und versuchen im Laufe der Geschichte, innerhalb diverser Erzählstränge den Antworten auf die Spur zu kommen. „Lass Dich nicht in Schubladen stecken“ könnte eine ergänzende Aufforderung an jeden Einzelnen sein.
Mit einem Mix aus Handgeschriebenem, Comic panels und weiten, textlosen Bildstrecken führt ein Pfeil, als Motiv zwischen den Geschichten durch das Buch und stellt eine Art Bindeglied der Zeiten dar.
„Nebel kommt auf“ - so die erste Textzeile im Buch, gefolgt von Höhlenmalereien vergangener Zeiten. Ist dies der Anfang allen Lebens? Eine personifizierte Zellteilung ist als nächstes abgebildet. Die Kommunikation der Zellen in moderner Sprache passt nur bedingt zu dem Moment. Aber womöglich soll es genau diese Konträre darstellen...
Wann besinnt sich der Mensch wieder auf das Wesentliche? Und wann endet die Reizüberflutung? „Ich habe Angst, denn in mir bläht sich etwas auf, was ich nicht kenne.“ Eine skizzierte, immer größer werdende Blase ängstigt den Protagonisten und zieht sich fortan durch das Buch.
Der Titel „Sumpfland“ trifft es ziemlich genau: man versinkt im Wust der Angebotsvielfalt. Sowohl der Buchumschlag als auch jede einzelne Seite ist von dem Grün-Braun-Gemisch als beispielhafte Farbe des Sumpfes „befallen“ und begleitet den Leser durch unterschiedliche Welten, Zeiten, vorbei an fantasievollen Kreaturen. Allen voran der menschenähnlichste unter ihnen: Aldi. Er liest ständig, und an seiner Seite ist Puffi, sein tierischer Freund.
Die Geschichte ist sehr verwoben und doch klar in der Botschaft. Es braucht ein paar Anläufe, um die Zurufe der Figuren verstehen zu können. Man muss sich auf das Buch einlassen können. Von der Geschichte tragen lassen. Ein Buch auf mehreren Ebenen. Genaues Ansehen lohnt.
Anja Kuypers
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Sumpfland
Moki
Reprodukt Verlag (2019)
Jugendbuch
gebunden, 164 Seiten
Altersempfehlung ab 12 Jahren
ISBN 978-3956401794
ca. Preis 20 €
„Hans sticht in See“ von Oivind Torseter, Gerstenberg (2019)
Zwar fehlt bei diesem Märchencomic der klassische Beginnsatz „Es war einmal“, und auch am Ende steht kein „Und wenn sie nicht gestorben sind...“ und doch enthält die Geschichte viele Märchenelemente. Da ist der ältere und größtenteils namenlose Ich-Erzähler Hans, der in finanzielle Nöte gerät, alles verliert und daraufhin in die Welt zieht, um sein Glück zu suchen.
Er trifft auf eine skurrile, reiche Gestalt mit Elefantenrüssel, die ihn zur Suche nach dem größten Auge der Welt anstiftet. Wenn er dieses findet und der Sammlung des extravaganten Millionärs beifügt, soll seine finanzielle Misere Vergangenheit sein.
Während dieser Reise trifft er unter anderem auf gruselige Monster und auf ein Mädchen, die gerettet werden will. Außerdem beschenkt er frierende Fische mit Wollpullover.
Hans wird am Ende für seine guten Taten belohnt. Nicht zuletzt durch einen Wal, der einen besonders großen Augendurchmesser misst...
Die fantastische Geschichte kommt mit wenig Text aus und ist größtenteils in schwarz weiß gehalten. Farbakzente heben besondere Momente in der Geschichte heraus.
Anja Kuypers
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Hans sticht in See
Oyvind Torseter
Gerstenberg (2019)
Jugendbuch
gebunden, 160 Seiten
Altersempfehlung ab 14 Jahren
ISBN 978-3836956864
ca. Preis 26 €
„Der Bücherdieb“ von Alessandro Tota & Pierre van Hove, Reprodukt (2018)
Daniel Brodin, der Protagonist des Autorenduos, war schon immer sehr buchaffin. So lenkte er sich in den Zeiten des zweiten Weltkrieges mit dem Blättern in den Büchern der sehenswerten Bibliothek seines Großvaters ab. Er beginnt das Lesen und Schreiben zu lieben.
Mit 20 Jahren verlässt er die Heimat und zieht zum Jurastudium nach Paris. Seine Leidenschaft für Bücher mutiert zum krankhaften Zwang, Bücher besitzen und sammeln zu müssen. Gepaart mit der Tatsache, diese Bücher zu stehlen, nicht ordnungsgemäß käuflich zu erwerben, wird Daniel Brodin zum Bücherdieb!
Der recht arrogante und selbstgefällige Brodin macht kurz nach seiner Ankunft in Paris mit einem Plagiat in den Literaturkreisen auf sich aufmerksam. Bis auf einen aufmerksamen Zuhörer, bleibt seine gestohlene Poetik unerkannt. Er möchte berühmt werden und scheut keine Delikte auf dem Weg zur Spitze.
Brodin wird Mitglied einer politischen Untergrundorganisation und vertraut den Falschen.
Aufgrund seiner schlechten finanziellen Lage und ständig auf der Suche nach Inspirationen für sein Schriftgut, begibt er sich in zahlreiche kriminelle Situationen und gerät mit der Justiz in Konflikt.
Seiner Taten bewusst reflektiert er seinen Werdegang und beschließt ein neues Leben zu beginnen. Allerdings holt ihn die Vergangenheit ein und die zwanghafte Suche nach Abenteuern und die Gier nach Gefahr beginnt von vorn.
Die Graphik Novel ist ausschließlich in schwarz-weiß gehalten und besticht durch eindrucksvolle Zeichnungen.
Spürbare Emotionen in der literarischen Gesellschaft Frankreichs in den 50er Jahren.
Anja Kuypers
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Der Bücherdieb
Alessandro Tota & Pierre van Hove
Reprodukt (2018)
Taschenbuch, 176 Seiten
Altersempfehlung ab 16 Jahren
ISBN 978 - 3956401565
ca. Preis 20 €