Jugendbücher

Niemand so wie ich“ von Rachel van Kooij, Jungbrunnen Verlag (2024)

 

Niki ist 11 Jahre alt. Ein glückliches, zufriedenes Kind, das mit seinen Eltern in einem Einfamilienhaus lebt und Freunde hat.

Dass Nikis Eltern sich des Öfteren „anders“ verhalten, basiert auf der Tatsache, dass Niki intergeschlechtlich ist. Seit der Geburt hat Niki männliche und weibliche Geschlechtsorgane.

Eine Tatsache, mit der Niki meistens gut umgehen kann. Die Erwachsenen um Niki herum jedoch weniger. Da sind die Eltern, die sich mal mehr, mal weniger Sorgen machen und Pläne schmieden, wie sie Niki „aus der Situation“ heraushelfen können. Da sind die Eltern der Freundinnen und Freunde, die ihren Unmut äußern, wenn Niki Teil einer reinen Mädchenmannschaft im Fußball werden möchte.

Mitten in dieses emotionale Durcheinander, platzt der Bruder von Nikis Vater: Onkel Raimund, der in den vergangenen Jahren im Gefängnis war.

Raimund sucht den Kontakt zur Familie, wird aber vehement abgelehnt und fort geschickt. Warum nur? Niki versucht dem Geheimnis auf die Spur zu kommen und erfährt dabei Unglaubliches aus der Familienhistorie. Ohne das Wissen der Eltern, trifft Niki Onkel Raimund immer öfter, und zwischen den beiden entwickelt sich langsam eine Bindung, von der Niki am Ende noch profitieren wird.

Zwei unterschiedliche Geschichten, die sich bei genauerem Hinsehen doch sehr ähneln. In beiden Fällen entsprechen zwei Menschen nicht den Anforderungen, die an sie gestellt werden. In beiden Fällen gibt es keine Grauschattierung, sondern nur schwarz oder weiß.

Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive Nikis geschrieben. Die Autorin schafft hier den Spagat zwischen Themenverbundenheit ohne einer plakativen Darstellung auf dem Silbertablett. Zwischen Selbstverständlichkeit und Andersartigkeit wächst der Wunsch nach mehr Akzeptanz in der Gesellschaft.

 

Anja Kuypers

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Niemand so wie ich

Rachel van Kooij

Jungbrunnen Verlag (2024)

Kinder-/S

ISBN 978-3702659929

gebunden, 232 Seiten

18 €

 

 

Der Tunnelbauer“ von Maja Nielsen, Gerstenberg Verlag (2024)

 

Achim und seine Freunde erleben eine unbeschwerte Kindheit in der DDR.

Mit zunehmendem Alter wächst aber eine dringende Sehnsucht in ihnen. Sie wollen andere Länder bereisen dürfen, sie möchten ihren Wunschstudiengang belegen, ohne dafür in die Partei eintreten zu müssen. Freiheit ist ihr oberstes Ziel. Parallel wird ihnen mehr und mehr bewusst, wie unfair das politische Regime handelt, und sie wagen Blicke hinter die Kulissen der sozialistisch-kommunistischen Bühnen.

In der Hochzeit allgemeiner Frustration lernt Achim Chris kennen, eine gute Freundin seiner Schwester Bea.

Trotz tobender Schmetterlinge im Bauch und Entbehrung seiner ganzen Familie, entscheidet sich der junge Mann Anfang der sechziger Jahre für die Flucht in den Westen. Zu groß ist die Angst, dass sich die DDR niemals verändern wird. Mittels eines gefälschten Schweizer Passes erreicht er ohne Probleme, aber unter enormer Anspannung den westlichen Teil Berlins.

Statt das neue Leben in Freiheit zu genießen, schließt sich Achim einer Bewegung an, die Bürgerinnen und Bürger durch unterirdische Tunnel zur Flucht verhelfen wollen. Sie graben sich von West nach Ost und befreien auf diese Art zahlreiche Menschen, die genauso wie er frei sein wollen.

Doch bei einem Tunnel soll es nicht bleiben. Der erste stürzt ein, der zweite wird von den Grenzsoldaten entdeckt. Nach und nach erreichen auch seine Freunde Westberlin. Aber was ist mit Chris und seinen Eltern? Und welche Rolle spielt die Stasi und die Überzeugung Einzelner bei der Flucht durch den Tunnel?

Ein mitreißender Roman, ein page turner, der auf wahren Begebenheiten basiert. Auch in diesem Jugendroman überzeugt Maja Nielsen wieder vollends. Sie schafft es immer wieder Realität in wohl geformte Zeilen zu verpacken, die gelesen werden wollen und es auf jeden Fall auch sollten!

 

Anja Kuypers

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Der Tunnelbauer

Maja Nielsen

Gerstenberg Verlag (2024)

Jugendroman

ISBN 978-3836962308

gebunden, 192 Seiten

14 €

 

 

Popcorn - süß-salzig“ von Lena Hach, Mixtvision Verlag (2024)

 

Ruby (16) besucht die Oberstufe eines Gymnasiums, liebt literarische Texte und das Sezieren derselben. Und zwar nicht nur, weil ihre Mutter Autorin ist, sondern überhaupt. Das Zerlegen in grammatische Strukturen und das Analysieren der geschriebenen Zeilen fällt ihr besonders leicht. Ruby ist eine, die nie die Klappe hält und die sich, trotz ihres pubertierenden Alters mit ihrer Mutter richtig gut versteht. Sie ist eine gute Schülerin, mittelmäßig beliebt, trägt eine Brille und nennt die gleichaltrige Jara und sowie Matteo ihre besten Freunde.

Kurzum: sie ist zufrieden mit sich und ihrem Leben.

Plötzlich spricht Guillaume, ein Freund von Stufenliebling Phil, sie an und bittet um Hilfe. Phils Freundin hat sich von ihm getrennt. Er möchte sie zurückgewinnen und plant eine Eifersuchtsszene mit einem anderen Mädchen. Die Jungen haben zuvor eine statistische Auswertung über sämtliche Qualitäten aller Mädchen in der Stufe vorgenommen, und die Wahl fällt auf Ruby. Die lehnt aber dankend ab. Zu groß sei die Gefahr, dass sich die für den Coup Auserwählte in den Prinzen verlieben könnte.

Sämtliche Schauspiele und große literarische Inszenierungen belegen die These, weiß die buchaffine Ruby zu berichten. Aus der Eifersüchtelei wird zwar nichts, und trotzdem treffen die beiden immer öfter aufeinander. Nicht zuletzt, weil sie gemeinsam ein Referat erarbeiten müssen. Sie ärgern sich, sie nerven sich, sie necken sich. Und was sich neckt, das liebt sich vielleicht auch irgendwann...

Die in der Ich-Perspektive Rubys geschriebene Geschichte nimmt die Leserinnen und Leser mit in einen eigentlich durchschnittlichen Schulalltag. Aber was ist schon Durchschnitt?

Beim Lesen möchten die vorgerückten Semester am liebsten noch mal jung sein. Ganz bestimmt! Man darf sich auf einen erfrischenden, humorvollen, unterhaltsamen Jugendroman freuen, der mit einer kleinen Portion „Sommernachtstraum“ und „Cyrano de Bergerac“ gewürzt ist.

 

Anja Kuypers

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Popcorn - süß-salzig

Lena Hach

Mixtvision Verlag (2024)

Jugendbuch

gebunden, 200 Seiten

ISBN 978-3958542143

16 €

 

 

Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit“ von Volker Surmann, Mixtvision Verlag (2024)

 

Leon ist 13 ¾ Jahre alt. Er lebt mit seiner Mutter gemeinsam in Berlin, ist ein mittelmäßiger Schüler mit überschaubar vielen Freundinnen oder Freunden. Insgeheim ist er in Edda verliebt, die allerdings nicht allzu viel von ihm wissen will.

Einmal pro Woche trifft Leon Frau Menke, eine Psychologin, die ihn wegen seiner depressiven Verstimmungen behandelt.

Als sie in der Schule in Ethik ein Referat über Tod und Trauer halten sollen, entscheidet sich Lukas für einen Bericht über den Tod des 23jährigen Lukas, der an einer stark befahrenen Straße inmitten Berlins mit dem Fahrrad ums Leben kam. Ein LKW hat ihn übersehen, einfach überrollt, und nun erinnert ein Holzkreuz an einer Verkehrsinsel an den tragischen Unfall.

Leons Lehrerin ist nicht zufrieden mit der inhaltlichen Ausgestaltung und fordert mehr Empathie, mehr Sinn, mehr Antworten auf die Frage, WARUM dort ein Holzkreuz an den Unfall erinnert.

Was sind die Motive dahinter?“

Der Junge nimmt sich erneut des Falles an und erhält bei der Recherche Unterstützung von seinem Mitschüler Rouven. Dieser ist ein absoluter Außenseiter, aber ein Organisationstalent, der Leon manche Türen öffnet. So taucht er nach und nach in das Leben des Unfallopfers ein und knüpft Kontakte zu den Hinterbliebenen, den am Unfall beteiligten LKW-Fahrer und findet heraus, wer regelmäßig frische Blumen an die Grabstelle bringt. Mehr und mehr verlässt er den sicheren Boden und begibt sich auf unbekanntes Terrain. Dabei wächst er über sich hinaus und lernt den unsicheren Rouven besser kennen. Deutlich besser, als ihm zunächst lieb ist...

Ein tolles Buch mit vielen Facetten, das eigentlich gleich drei Protagonisten präsentiert: Leon, Rouven und Lukas. Eine vielseitige Geschichte über Freundschaft, Mobbing, Depressionen und sexuelle Orientierung.

Zu jeder Lesezeit offen und ehrlich und berührend.

 

Anja Kuypers

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Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit

Volker Surmann

Mixtvision Verlag (2024)

Kinderbuch

ISBN 978-3958542112

gebunden, 224 Seiten

16 €

 

 

Abteilung für undamenhafte Aktivitäten – Spionieren ist (k)ein Kinderspiel“ von Robin Stevens, Knesebeck Verlag (2023)

 

Die Geschichte spielt zur Zeit des zweiten Weltkrieges, der auch in Hongkong tobt. Grund genug für May Wongs Eltern, ihre Tochter 1940 ins damalige Großbritannien zu schicken. Dort ist sie vorerst in Sicherheit, denken sie und melden sie auf der Deepdean Schule an, damit sie ihre Schulbildung fortführen kann. Gelangweilt vom Schulalltag möchte die mutige und forsche May viel lieber dazu beitragen, dass der Krieg schnell beendet wird und sie zurück zu ihrer Familie kann.

Ähnlich wie ihre Schwester Hazel möchte sie sich zur Spionin im geheimen Ministerium der britischen Regierung, in der „Abteilung für undamenhafte Aktivitäten“ unter der Leitung von Wells und Wong ausbilden lassen. Sie sei zu jung, teilt man ihr mit. Diese Entscheidung nimmt May nicht einfach hin, sondern findet einen Weg, ihre Begabung für diesen Job unter Beweis zu stellen.

May entwendet einen Notizzettel aus der Handtasche ihrer Schwester, auf dem der Hinweis steht, dass es im Herrschaftshaus Elysium Hall einen „Maulwurf“geben soll, der Informationen an die Nazis weitergibt. May nimmt sich des Falls an und lernt auf ihrem Weg zum Haus den deutschsprachigen Eric kennen. Fortan leiten sie gemeinsam die Ermittlungen im Haus, in das sie sich über Umwege einschleusen. Vor Ort treffen sie auf die gleichaltrige Daisy, die ebenfalls ein dunkles Geheimnis umgibt. Und als dann noch ein Mord verübt wird, scheint der Fall aus den Fugen zu geraten...

Dies ist der erste Band der Nachfolgereihe zu den beliebten Detektivbüchern „Wells und Wong“. Ein wenig verjüngt, aber nicht minder spannend und abenteuerlich.

Ein unterhaltsames Lesevergnügen rund um die Nachwuchsspionin May Wong.

 

Anja Kuypers

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Abteilung für undamenhafte Aktivitäten – Spionieren ist (k)ein Kinderspiel

Robin Stevens

Knesebeck Verlag (2024)

Kinderbuch

ISBN 978-3-95728-620-8

gebunden, 372 Seiten

18 €

 

 

Erinnerungen des Waldes“ von Mickael Brun-Arnaud, woow books Verlag (2023)

 

„Mitten im Dorfwald von Schönrinde und auf den Hügeln drum herum leben Tiere, die Verstand, Sprache und Humor besitzen, von eigener Pfote genähte Kleidung tragen und süßes Gebäck zaubern, dass euch davon das Wasser im Mund zusammenläuft.“

Welch hübscher Einstieg in die Geschichte, die durchgängig warmherzig und überaus sympathisch erzählt wird.

Inmitten dieser Idylle ist die Buchhandlung von Archibald Fuchs ein zentraler Handlungsort. Der Fuchs, der in diesem Buch Klischees aufbricht und Rollenbilder aufweicht, liebt sein Geschäft und die Nähe zu seinen Kunden.

Allen voran Ferdinand Maulwurf, der eines Tages ratlos und gedankenverloren nach seiner Biografie verlangt, die als Buch zum Nachlesen in der Handlung vorhanden sein sollte. Da er seit einiger Zeit unter der „Alles-Vergessen-Krankheit“ leidet, benötigt er die Zeilen dringend, um sein vergangenes Leben und die Zeit mit seiner kürzlich verschollenen Frau wieder abrufen zu können.

Dumm nur, dass Archibald das Buch erst kürzlich verkauft hat.

Der empathische Fuchs bietet Ferdinand an, sich gemeinsam auf die Spuren seines Lebens zu begeben. Der Versuch, Erinnerungen einzufangen und zu konservieren.

Dass der Maulwurf an Demenz erkrankt ist, wird schnell deutlich, und die Reise wird zu einem besonderen Ereignis.

Die allesamt tierischen Protagonisten sorgen bei den Leserinnen und Lesern für lustige, traurige und vor allem zahlreiche berührende Momente. Details zu Symptomen dieser Krankheit sowie zum Umgang mit Betroffenen werden nicht ausgespart.

Ein ruhiges, wichtiges, unglaublich gelungenes Buch, das über sich über Umwege dieses Themas annimmt. An der Seite stimmungsvoller und unglaublich hübscher Illustrationen, die im Buch zu finden sind. Lesestoff fürs Herz!

 

Anja Kuypers

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Erinnerungen des Waldes – Auf den Spuren von Ferdinand Maulwurf

Mickael Brun-Arnaud

Illustrationen von Sanoe

Übersetzung von Julia Süßbrich

woow books Verlag (2023)

Kinderbuch

gebunden, 256 Seiten

ISBN 978-3039670062

18 €

 

Ich, meine fürchterlich nette Familie und andere Katastrophen“ von Michaela Beck, Südpol Verlag (2024)

 

Marthas (14) Mutter ist Architektin. Sie ist alleinerziehend und lebt mit ihren drei Kindern, die alle verschiedene Väter haben, in Berlin. Im Laufe der Jahre ist aus der kleinen Kernfamilie somit eine riesige Patchworkfamilie gewachsen, die sich weitestgehend gut versteht. Zwei der Väter haben untereinander Kontakt, so auch die Großeltern, Tanten und Onkel. Bonusfamilien en masse. Immer ein Fest, wenn alle zusammenkommen oder ein ziemlicher Aufwand, wenn die Kinder von einem zur nächsten durchgereicht werden.

Marthas Mutter verliebt sich schnell. Ein wenig zu schnell, für Marthas Geschmack. Gut, dass sie sich immer ihrer Katze Fräulein Li anvertrauen kann, die ein besonderes Gespür dafür zu haben scheint, wie lange die Männer bei Marthas Mutter bleiben werden. Eine Katze mit „Voraussagecharakter“.

Jetzt hat Mama Clemens kennengelernt. Diesmal scheint sie es ernst zu meinen. Zumindest so ernst, dass sie mit ihren Kindern von Berlin nach Frankfurt zu ihrem neuen Freund zieht. Entgegen ihrer beiden jüngeren Brüder ist Martha not amused und macht Clemens das Leben ziemlich schwer. Es wird sowieso nicht lange halten, prognostiziert sie. Wäre da nicht der gleichaltrige Boris, den sie noch aus Kinderzeiten aus Berlin kennt und der nun auch in Frankfurt wohnt und sogar dieselbe Schule besucht. Obwohl sich Martha anfänglich vehement gegen die neuen Lebensumstände wehrt, lebt sie sich gut ein und findet sogar eine zweite beste Freundin.

Alle Kinder pendeln regelmäßig zwischen Berlin und Frankfurt hin und her, um dem Patchworkleben gerecht werden zu können. Die Jungs treffen ihre Väter, nur Martha nicht. Denn bislang hat ihre Mutter immer ein Geheimnis daraus gemacht, wer ihr leiblicher Vater ist. Angeblich forscht er in der Arktis. Aber ist das die Wahrheit?

Als Fräulein Li eines Tages wieder eindeutige Zeichen hinterlässt, scheint eine Ende in Frankfurt nahe. Aber diesmal nimmt Martha die Wendung nicht einfach hin...

Zwischen erster großer Liebe, einer riesigen Familie, jede Menge Verantwortung und einigen Mutter-Tochter-Kämpfchen wird hier eine kurzweilige Geschichte aus der Sicht Marthas erzählt, die gänzlich ohne Illustrationen auskommt. Nicht schlimm, denn der Lesestoff macht süchtig und liest sich von alleine.

 

Anja Kuypers

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Ich, meine fürchterlich nette Familie und andere Katastrophen

Michaela Beck

Südpol Verlag (2024)

Jugendbuch

ISBN 978-3965942530

gebunden, 208 Seiten

16 €

 

Weisse Tränen“ von Katrhin Schrocke, Mixtvision Verlag (2023)

 

Die Geschichte beginnt mit der Beschreibung eines Polizeieinsatzes am 17. Oktober 2016. Eine Gruppe Jugendlicher wird beim Vergraben einer Urne im Wald erwischt.

Was befindet sich in der Urne? Und warum wollen sie diese im Wald vergraben?

Es folgt das Aufrollen der Geschichte mit Beginn am 12. September 2016.

Was ist in diesen vier Wochen passiert, und warum lösen die Ereignisse einen Polizeieinsatz aus?

Protagonisten dieser Geschichte, die in Leipzig spielt, sind der 13jährige Lenni und sein bester Freund, der gleichaltrige Serkan. Die Schwestern der beiden Jungen sind ebenfalls miteinander befreundet und gemeinsam aufgewachsen. Sie besuchen das Kant-Gymnasium und sind Teil der Theater-AG, die derzeit ein neues Stück einstudieren möchte.

Die Schule ist eine engagierte Einrichtung mit vorbildlichen Lehrerinnen und Lehrern und darf sich seit kurzem „Schule ohne Rassismus“ nennen.

Aber ist das Gymnasium tatsächlich so neutral und weltoffen, wie das Label es darstellen soll?

Der dunkelhäutige Benjamin ist neu in der Klasse und führt sowohl Schülern als auch Lehrern so manches Fehlverhalten vor Augen. Zunächst nehmen die Betroffenen seine ruppig vorgetragenen statements weder wahr noch ernst, doch mit der Zeit schaut Serkan genauer hin und gibt Benjamin recht. Die Freundschaft von Serkan und Lenni beginnt zu bröckeln, da Lenni jede angeblich fremdenfeindliche Äußerung verharmlost und für übertrieben hält.

Wo fängt Rassismus an, wo hört er auf? Und ist das Tragen eines Kopftuches, als Zeichen der Zugehörigkeit zum muslimischen Glauben verkehrt?

Die Autorin sticht mit der Geschichte in ein Wespennest, und in der Schule entsteht so manche Debatte, die vielleicht ohne Benjamins Dazutun nie entstanden wäre.

Mit der Zeit beginnt Lenni zu recherchieren, Antworten auf Fragen zu finden, die keiner stellen will. Wie ist es als Lieblingsschüler seinem Lehrer auch mal in den Rücken zu fallen?

„Ich hörte auf, die Welt um mich herum nach den immer gleichen Mustern zu sehen.“

Alle Beteiligten verlassen ihre Komfortzone und fangen an zu denken....

Eine ganz wunderbare Geschichte aus der Ich-Perspektive Lennis, die wahrer nicht sein könnte. Trotz des vorrangigen Rassismus-Themas werden hier alltägliche Erzählstränge verarbeitet, die alle Leserinnen und Leser inhaltlich tragen werden. Kurzweilig und sehr ansprechend liest sich das Buch, dessen Nachwort ebenfalls eine gewisse Tragweite birgt.

 

Anja Kuypers

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Weisse Tränen

Kathrin Schrocke

Mixtvision Verlag (2023)

Jugendbuch

gebunden, 240 Seiten

ISBN 978-3958542051

17 €

 

 

Nur ein wenig Angst“ von Alexander Kielland Krag, Arctis Verlag (2023)

 

„Ich trage zwei Dinge zeitgleich. Die Angst, natürlich. Und die Trauer um den Menschen, der ich vor der Angst war.“

Cornelius ist 17 Jahre alt. Er ist ein guter Schüler, allseits beliebt, ein guter Fußballspieler und wächst in einem intakten Elternhaus auf. Es könnte kaum besser sein.

Doch plötzlich spürt er einen „Sturm in der Brust“ und „Regen unter der Haut“.

Die Anfälle beginnen immer mit einer starken Übelkeit, Zittern am ganzen Körper und einer anschließenden Müdigkeit. Cornelius hat Angstattacken, die ihn aus dem Nichts „überfallen“. Warum ich, denkt er und begreift die Situation zunächst nicht. Ist sein Alltag zu stressig?

Von seinen Eltern, denen er sich anvertraut, erhält er viel Unterstützung. Sein Therapeut verordnet ihm Tabletten und lädt ihn ein, zweimal pro Woche zu psychologischen Gesprächen zu kommen.

Und obwohl Cornelius die Notwendigkeit erkennt und von den medizinischen Maßnahmen profitiert, fällt es ihm schwer, diese körperliche und mentale „Schwäche“ zuzulassen und es öffentlich zu machen. Sein einst verlässlicher Körper lässt ihn im Stich....

Seine engsten Freunde bemerken die Veränderungen durchaus, doch Cornelius bleibt mutlos und erklärt sich ihnen vorerst nicht.

Diese Geschichte, die in Norwegen spielt, zeigt einmal mehr auf, dass Panikattacken und psychische Instabilität jeden Menschen in jeder Lebenslage, in jedem Alter treffen können.

Die Leserinnen und Leser begleiten den jungen Mann ein ganzes Jahr durch therapeutische Sitzungen, schwierige Alltagssituationen sowie mutmachende Begegnungen.

Eine Geschichte über die Gegenspieler Angst und Mut und Wege, wie sie Hand in Hand gehen können. Überaus gelungen!

 

Anja Kuypers

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Nur ein wenig Angst

Alexander Killand Krag

Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs

Arctis Verlag (2023)

Jugendbuch

gebunden, 224 Seiten

ISBN 978-3038800835

16 €

 

 

Auf der Suche nach Emily McCrae“ von Fiona Longmuir, Knesebeck Verlag (2023)

 

Lily (12) zieht mit ihrer Mutter in das kleine Küstenstädtchen Edge. Sie kommen aus der Großstadt, und Lily liebte das Leben zwischen Hochhäusern und Verkehr.

Deshalb fällt ihr das Einleben in der Idylle recht schwer. Überall stinkt es nach Fisch, und das Piratenmuseum beherbergt nichts außer alten Büchern.

Trotz Bemühen ihrer Mitschüler*innen zieht sie es vor, alleine loszuziehen und stößt dabei auf einen seltsamen, schmalen Hauseingang inmitten von Edge.

Vielleicht kann sie das Mysterium etwas ablenken. Ihre Neugierde ist geweckt.

Vor allem, als sich der düstere Ort als das „Museum von Emily McCrae“ entpuppt.

Wer war Emily McCrae und warum gebührt ihr ein eigenes Museum?

Von dem Moment des Entdeckens an werden die Kapitel abwechselnd aus der Perspektive Lilys und Emilys geschrieben.

So erfahren die Leserinnen und Leser sofort, dass Emilys Mutter seit wenigen Jahrzehnten als verschollen gilt. Sie war mit einem kleinen Boot vor Edge unterwegs und wart seither nicht mehr gesehen.

Die quirlige Sam (12) ist nicht nur Lilys Nachbarin sondern besucht auch dieselbe Klasse.

Nach und nach freunden sie sich an, und gemeinsam recherchieren sie nun in der Kausa Emily McCrae.

In der ortsansässigen Bibliothek schlagen sie, unter den wachsamen Augen der Bibliothekarin ihr Hauptquartier auf und sammeln akribisch nach Hinweisen.

„Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, so unwahrscheinlich es auch klingen mag, die Wahrheit sein.“ (nach Sherlock Holmes)

In allen Einträgen taucht immer wieder ein seltsamer Mann auf. Je intensiver sie forschen, desto gefährlicher wird es für die Kinder. Denn plötzlich taucht dieser Mann auch im jetzigen Edge auf und ihr Quartier wird verwüstet. Wer steckt dahinter?

Zwischen überfluteten Höhlen, versuchten Morden, dramatischen Überfällen und jede Menge Drohungen punktet dieser sehr kurzweilige Kinderroman mit vielen Wendungen und Überraschungen. Ein Abenteuer jagt das nächste.

Und ganz zwischendurch, vielmehr unbewusst, entdeckt Lily doch noch ihre Leidenschaft für das Leben am Wasser und kleine Örtchen mit einem besonderen Flair.

 

Anja Kuypers

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Auf der Suche nach Emily McCrae

Fiona Longmuir

Übersetzung von Bianca Dyck

Knesebeck Verlag (2023)

Kinderbuch

gebunden, 224 Seiten

ISBN 978-3957287656

16 €

 

 

Sieben Tage Mo“ von Oliver Scherz, Thienemann Verlag (2023)

 

„Wenn er vor einem stand, merkte man nicht gleich, dass er anders tickte als die meisten. Dass er so unglaublich bescheuerte Sachen machen konnte, obwohl er schon 12 war. Mein zweieiiger Zwillingsbruder.“

In der Ich-Perspektive schildert Karl das Leben mit seinem Zwillingsbruder Moritz alias Mo, der eine geistige Behinderung hat.

Karl ist ein guter Bruder. Er mag Mo sehr und kümmert sich deshalb tagein, tagaus um ihn.

Auf Dauer wird die 24/7-Betreuung für ihn zu viel, und die Verantwortung wächst ihm über den Kopf. Denn Karl kocht für Mo, kauft mit ihm ein, hält das Haus weitestgehend sauber und pflegt Mo`s Therapie-Hamster. Fast alles dreht sich nur um Mo, und kaum einer fragt, wie es Karl geht.

Der Vater ist beruflich viel unterwegs, und die Mutter arbeitet in Wechselschichten im Krankenhaus.

Die Familie ist erst vor kurzem in die neue Stadt gezogen, und so richtig viele Freunde hat der empathische Karl noch nicht. Und die, die in Frage kämen, kann er nur bedingt treffen, da Mo ständig an seiner Seite ist und für viel Unsinn sorgt.

Das Familienleben leidet und es braucht Lösungen für die Zukunft.

Hin und wieder sucht er kleine Fluchten aus dem Alltag. Vor allem als sich tatsächlich ein Mädchen für ihn interessiert.

Irgendwann wird ihm die Belastung zu viel und er lässt Mo alleine zu Hause, um zu einer Verabredung zu fahren...

Diesem emotionalen Kinderroman gelingt die Darstellung der inneren Zerrissenheit Karls sehr gut.

In vielen kurzen Kapiteln spitzt sich die Lage zu und der berühmte letzte Tropfen bringt das Fass zum Überlaufen.

Wenige schwarz/weiß Illustrationen begleiten den leicht verständlichen Text und untermalen die emotionalen Achterbahnfahrten des Zwölfjährigen gut.

 

Anja Kuypers

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Sieben Tage Mo

Oliver Scherz

Illustrationen von Philip Waechter

Thienemann Verlag (2023)

Kinder-/Jugendbuch

gebunden, 176 Seiten

ISBN 978-3522186483

16 €

 

 

Bunte Fische überall“ von Kathrin Schrocke, Mixtvision Verlag (2023)

 

Wenn Babys Lady Gaga, Creature, Gollum oder Herbie heißen, kann da irgendwas nicht stimmen... Oder doch? Die Lehrkraft Frau Zelenki ermuntert ihre dreizehnjährigen Schülerinnen und Schüler beim Projekt zur Prävention einer Frühschwangerschaft, im Rahmen des Sexualkundeunterrichtes sich genauer mit Babys zu beschäftigen.

Die Jungen und Mädchen sollen sich in Zweiergruppen zusammenfinden und für vierzehn Tage die Betreuung von sogenannten Babypuppen übernehmen, die äußerst realistisch aussehen und auch so reagieren. Die „Babys“ wollen gefüttert, gewickelt, geschaukelt und geliebt werden.

Bernadette, alias Barnie, aus deren Ich-Perspektive die Geschichte geschrieben ist, bildet mit ihrem Schwarm Sergej, der praktischerweise im selben Mehrfamilienhaus wohnt, ein Pärchen.

Dort lebt Barnie mit ihren beiden Vätern Papa und Dad. Eine echte, glückliche Regenbogenfamilie, wie sie sie nennt. Alles scheint sich prächtig zu entwickeln. Selbst die anfängliche Skepsis über das Projekt und die künstlichen Babys schwindet.

Aber nach und nach lernen die Kinder mehr über sich und alle anderen und erkennen, wer es ehrlich meint, sich Mühe gibt und vor allem tolerant ist.

Die überwiegend heitere Geschichte spielt in Deutschland und punktet mit tiefergehenden Momenten, die pointiert und unterschwellig gesetzt werden.

In Form von Tagebucheinträgen, die als Kapitel mit Tageszeiten betitelt werden, ist der Handlungszeitraum übersichtlich. Es werden genau die vierzehn Tage Projektzeitraum betrachtet, die so einiges im Leben der dreizehnjährigen Barnie verändern sollen.

Lockerer Schreibstil mit tieferen Momenten. Zwischen Aquarien und Windeln und Regenbogenflaggen. Sehr gelungen!

 

Anja Kuypers

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Bunte Fische überall

Kathrin Schrocke

Mixtvision Verlag (2023)

Jugendbuch

gebunden, 191 Seiten

ISBN 978-3958541702

14 €

 

 

Nenn keine Namen“ von Astrid Sy, Gerstenberg Verlag (2023)

 

Wieder einmal ein durch und durch gelungenes Werk, das reale Daten und Fakten in eine Geschichte verwebt und zu einem großen Ganzen gestaltet.

Die Geschichte spielt im niederländischen Amsterdam und erzählt von den Kinderkomitees, von der Amsterdamer Studentengruppe.

Gemeinsam mit den Kinderpflegerinnen eines Krippe retteten sie in den 1940er Jahren zahlreichen jüdischen Kindern das Leben.

Das Buch umfasst vier große Teile, die sich allesamt an den Jahreszahlen orientieren, in denen die Geschichte spielt. Innerhalb derer gibt es weitere, durchnummerierte, relativ kurze Kapitel, die die Überschrift des Kalendermonats des jeweiligen Kalenderjahres tragen.

Die Leserinnen und Leser werden nach einem kurzen Prolog direkt in die Handlung im Jahr 1942 katapultiert. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die Niederländer den Deutschen ergeben, und viele sympathisieren mit den Besatzern. Erste antisemitische Feldzüge beginnen und die Gräueltaten werden immer mehr.

Die jüdischen Familien müssen ihre Unterkünfte verlassen und werden im umgebauten Theater Schaumburg „zwischengelagert“, bevor sie in verschiedene Arbeitslager deportiert werden. Die Kinder der verzweifelten Eltern werden in der gegenüberliegenden Krippe von jüdischen Kinderschwestern betreut und medizinisch versorgt.

Als sich die politische Lage zuspitzt, beginnen die Angestellten der Krippe unter Mithilfe der Amsterdamer Studentengruppe die Kinder zu retten, sie in anderen Familien in den ganzen Niederlanden sicher unterzubringen.

Nicht nur die Eltern, die sich aus Angst um das Leben ihrer Kinder für die anderweitige Unterbringung entscheiden leiden erheblich, sondern auch alle involvierten Beschäftigten. Sind die Menschen ausreichend bekannt, denen die Kinder aus dem Nichts anvertraut werden? In welche Gefahr begeben sie sich und wer sympathisiert womöglich doch noch mit dem Feind?

Viele Fragen, wenig Antworten säumen den Weg der vielen Handlungsteilnehmer, die jeweils ihre eigene Geschichte umgibt.

Zwischen Hoffnung, dass der Krieg schnell vorbei sein möge und der schrecklichen Gewissheit über die fatale politische Entwicklung im eigenen Land.

Mit ihrem zweiten Roman gelingt der niederländischen Schriftstellerin Sy eine gekonnte Ausgestaltung einer wahren Begebenheit. Sie lässt die Figuren greifbar werden, und nach einer kurzen Durststrecke, direkt zu Beginn, verschmelzen alle Leserinnen und Leser mit der Geschichte.

Dranbleiben lohnt sich also und wird wärmstens empfohlen.

 

Anja Kuypers

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Nenn keine Namen

Astrid Sy

Gerstenberg Verlag (2023)

Jugendbuch

gebunden, 500 Seiten

ISBN 978-3836961813

24 €

 

 

Rosen und Violen“ von Gry Kappel Jensen, Arctis Verlag (2023)

 

Dieser erste Band über ein detektivisch engagiertes Mädchen-Quartett ist der Auftakt einer angekündigten Trilogie.

Die Geschichte beginnt mit der Vorstellung der neugierigen Kristine, die einen an sie gerichteten Brief aus der Schreibtischschublade ihres Vaters stiehlt. Aus irgendeinem Grund wollen ihre Eltern nicht, dass sie von dieser Einladung zur Aufnahmeprüfung am Rosenholm Internat erfährt.

Kristine macht sich heimlich und alleine auf den Weg, um mehr über diese besondere Einrichtung herauszufinden. „Rosenholm war beinahe ein Schloss. Ein kleines weißes Schloss mit uralten roten Ziegeln.“ Schnell entdeckt sie, dass es eine Schule für Kinder und Jugendliche mit besonderen Fähigkeiten ist und trifft dort auf Gleichgesinnte.

Da wäre die leicht übergewichtige, einfühlsame und sehr behütete Kamille, die am ersten Tag von ihrer Mutter begleitet wird. Die geheimnisumwobene, sensible Victoria, die immer und überall einen Geist in ihrer Nähe spürt. Und die leicht aggressive Malou, die ein dunkles Geheimnis umgibt.

Die Geschichte spielt im sommerlichen Dänemark und ist, angelehnt an die vier Jahreszeiten, in vier grobe Kapitel eingeteilt. Innerhalb dieser wird abwechselnd aus den Leben der vier Protagonistinnen erzählt. Die Leserinnen und Leser erfahren auf diese Weise nach und nach mehr aus deren individueller Vergangenheit sowie dem aktuellen Geschehen.

Jedes Mädchen hat eine andere Fähigkeit, aber allesamt werden sie in Rosenholm zu Magierinnen ausgebildet.

In diesem unterhaltsamen Jugendroman mit Fantasy-Charakter klären die vier einen in der Vergangenheit liegenden Mordfall auf. Wer war Trine? Und was passierte tatsächlich im Jahr 1989?

Zwischen geheimnisvollen Zeremonien, detektivischem Gespür und ersten Flirtversuchen lernen die Mädchen das Leben neu kennen und beginnen sich selber zu mögen.

Ein kurzweiliger Roman, der die Vorfreude auf Band zwei schürt.

 

Anja Kuypers

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Rosen und Violen

Gry Kappel Jensen

Aus dem Dänischen von Meike Blatzheim und Sarah Onkels

Arctis Verlag (2023)

Jugendbuch

gebunden, 368 Seiten

ISBN 978-3038800705

22 €

 

 

White Bird – Wie ein Vogel“ von R. J. Palacio, Hanser Verlag (2023)

 

Sara ist knapp dreizehn Jahre alt, als sie von ihren Eltern unfreiwillig getrennt wird.

Die Nazis übernehmen Anfang der 1940er Jahre in Frankreich die Macht und vertreiben auch dort alle Juden. Sie nehmen sie gefangen und deportieren sie in Arbeits- oder Vernichtungslager.

Dank der spontanen und unerwarteten Hilfe ihres Klassenkameraden, kann sich Sara, die jüdischer Herkunft ist, sicher vor den Soldaten verstecken. Eingepfercht zwischen Heuballen und Scheunenwänden hofft sie auf ein zügiges Ende der gefährlichen Lebenszeit.

Wem kann man in diesen schwierigen Zeiten wirklich trauen?

In der Ich-Perspektive wird die Geschichte der jungen Sara erzählt, die in der Jetztzeit immer noch in Frankreich wohnt und mittlerweile Großmutter des jungen Julien ist, der mit seinen Eltern jenseits des atlantischen Ozeans, in den USA lebt.

Per Videotelefonie bittet dieser seine Großmutter, ihm ihre Lebensgeschichte zu erzählen, damit er ein paar Fragen für ein Schulprojekt beantworten kann.

Nach anfänglichem Zögern beginnt sie zu erzählen und erinnert sich an ihre Zeit auf dem Heuboden.

Persönlich ergriffen entsteht, trotz der räumlichen Distanz, zwischen Sara und ihrem Enkel eine besondere, neue Beziehung. Julien hört genau zu und stellt zur richtigen Zeit die richtigen Fragen. Eine Geschichte über Glockenblumen, Vögel und andere Erinnerungen, die nie verblassen werden. Ein wunderbar gelungener Jugendroman.

 

Anja Kuypers

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White Bird – Wie ein Vogel

R. J. Palacio

Übersetzt von André Mumot und Erica S. Perl

Hanser Verlag (2023)

Jugendbuch

gebunden, 288 Seiten

ISBN 978-3446275065

19 €

 

 

Heute gehe ich nicht nach Hause“ von Antonella Sbuelz, Arctis Verlag (2023)

 

Ein Buch, aber zwei Geschichten, die im Verlauf eng miteinander verwachsen werden. Jede der beiden Geschichten hat eine ähnliche Vergangenheit.

Denn beide jungen Protagonisten wachsen in liebevollen Familien auf, fühlen sich wohl und sind glücklich. Bis zu einem gewissen Moment in deren Leben....

Da gibt es die wortverliebte Aziza, die in Afghanistan lebt und kurz nach Kriegsausbruch binnen dramatischer Umstände ihre Heimat zu Fuß verlassen muss. Getarnt als Junge mit dem neuen Namen Aziz, damit sie überhaupt eine Chance hat zu überleben.

Und da gibt es den sportlichen Mattia, der gerade die erste Liebe erfährt und mit seinen Eltern in Italien lebt. Sein Vater hat eine neue Beziehung, und seine Eltern teilen ihm mit, dass sie sich trennen werden.

Für beide brechen die jeweiligen Welten abrupt zusammen, und sie fliehen.

Aziza macht sich über die Balkanroute auf den Weg nach Italien. Während der unglaublichen Reise verliert sie auch den Rest ihrer Familie und kommt alleine in dem ihr unbekannten Europa an.

Mattia kommt mit der neuen familiären Situation nicht zurecht und beschließt kurzerhand loszulaufen. Beide gehen also nicht nach Hause...

Unterschiedliche Leben, unterschiedliche Beweggründe. Trotzdem gibt es Parallelen, und die beiden Jugendlichen treffen sich im Laufe der Geschichte irgendwann persönlich.

Kapitel für Kapitel wird abwechselnd in der jeweiligen Ich-Perspektive der beiden Protagonisten erzählt. Es gibt jeweils Rückblicke in die Vergangenheit, die die Gegenwart erklären und die Zukunft erahnen lassen.

Dieses Buch fesselt und lässt einem kaum Zeit zum Luftholen. Die Autorin lässt Aziza und Mattia die Bälle in relativ kurzen Kapiteln zügig hin und her spielen. Ein kurzweiliges Lesevergnügen.

 

Anja Kuypers

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Heute gehe ich nicht nach Hause
Antonella Sbuelz

Übersetzt von Michaela Heisenberger
Arctis Verlag (2023)
Jugendbuch
gebunden, 288 Seiten
ISBN 978-3038800668 
18 €

 

 

Vincent und ich“ von Stefan Karch, Tyrolia Verlag (2023)

 

„Wenn ich ein Tier wäre, dann wäre ich ein Hase. Ein scheuer, stiller Hase mit großen Augen, denen nichts entgeht.“

Mit diesen Worten beschreibt sich der namenlose Ich-Erzähler selber. Unscheinbar taucht er im Klassengeschehen unter und ist häufig mit sich alleine.

Alles ändert sich, als der neue Schüler Vincent in die Klasse kommt, der den Ich-Erzähler sofort als neuen Freund erwählt. Er vergleicht sich selber mit einem Nashorn, das immer mit dem Kopf durch die Wand läuft und vor dem man einfach Angst haben muss.

Trotz der Wutanfälle Vincents und dessen oft aufsässigen Verhaltens bleibt der Ich-Erzähler an seiner Seite. Denn dort wird er auf einmal wahrgenommen und von den Mitschülern beachtet.

Im Verlauf der Geschichte erfahren die Leserinnen und Leser den womöglichen Grund für Vincents unmögliches Verhalten. Eine Erklärung, aber keine Rechtfertigung für seine Ausraster.

Eines Tages greift Vincent aus heiterem Himmel einen anderen Jungen an und schlägt ihn.

Der Hase ist scheu, traut sich zunächst nicht, sich gegen das Nashorn aufzulehnen. Aber der Hase hat auch andere Fähigkeiten. Fähigkeiten, die ihm erst jetzt bewusst werden...

Ein wunderbares Spiel mit Tiermetaphern über Mut und Stärke, die in jedem stecken. Mit wenigen Worten lernen die Leserinnen und Leser den Ich-Erzähler und Vincent gut kennen.

Und schnell fesselt die Geschichte, und man fiebert dem Verlauf entgegen.

Die skizzenhaften Illustrationen sind passend zum Thema gewählt und sehr wirkungsmächtig.

Eine philosophisch geprägte Geschichte, die zu einem wichtigen Thema in der heutigen Gesellschaft verständlich transferiert wird.

 

Anja Kuypers

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Vincent und ich

Stefan Karch

Tyrolia Verlag (2023)

Bilder-/Jugendbuch

gebunden, 40 Seiten

ISBN ‎ 978-3702241209

18 €

 

 

Die Einsamkeit der Astronauten“ von Stefan Beuse, Hanser Verlag (2023)

 

Wegen den individuell farblich abgestimmten und bewusstseinsverändernden Pillen sowie der Menge „Kaffee“, der den Bewohnern der „Siedlung“ regelmäßig verabreicht werden, sind sie stets gut gelaunt. Im „Land des Lächelns“, das sich den auferlegten Regeln der „LoveCulture“ unterwirft, soll alles perfekt sein. Alle Häuser sehen gleich aus, es herrscht ein ausgeglichenes Gefühlsleben, adrette Menschen überall und ganz viel Liebe.

Inmitten dieser skurrilen Landschaft lebt Jonah mit seinen Eltern. Stets unter Beobachtung der „Coffee Company“, die regelmäßig motivierende Videokonferenzen mit den Bewohnern abhält und via zahlreicher Monitore, die überall in der Siedlung angebracht sind, passgenaue Botschaften versendet. Die Company weiß, wie sie den Menschen vor der „Draußenwelt“, in der angeblich nur Krieg und Unruhe herrschen, Angst macht. Orwells „big brother is watching you“ lässt grüßen...

Als die gleichaltrige Lia in Jonahs Klasse kommt, ist er sofort fasziniert von dem anderen, unberechenbaren, radikalen Mädchen. Lia stellt sein Leben auf den Kopf. Sie hinterfragt Dinge, stellt Vermutungen über das Leben in der Siedlung auf und verschwindet eines Tages wieder. Genauso abrupt wie sie einst auftauchte. Für Jonah war die Begegnung eine Initialzündung. Er setzt die Pillen ab und trinkt keinen Kaffee mehr, macht sich auf die Suche nach dem Mädchen, in das er sich Hals über Kopf verliebt hat. Die bislang recht klare Geschichte beginnt nun zu verschwimmen. Ist es Jonahs Entzug? Oder entpuppt sich sein bisheriges Leben tatsächlich als Experiment, über das die Company wacht? Und wer steckt eigentlich hinter diesen ominösen Botschaften?

Vielleicht können die „Verrückten“ helfen, die jenseits der Siedlung im verbotenen Wald leben, der das Grenzgebiet zur Draußenwelt darstellt. Diese Menschen hatten sich vor einiger Zeit gegen das System aufgelehnt und fristen nun ihr kärgliches Dasein ohne den finalen Schritt tun zu können. Denn die letztendliche Flucht kann am Ende nur durch einen geheimnisvollen See gelingen...

Ein Jugendroman über die erste wahre Liebe, zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Über viele Fragen und wenig Antworten. Über zwei junge Menschen, die in der Tiefe forschen und sich nicht mit der glatten Oberfläche zufrieden zu geben.

Eine Dystopie mit vielen gedanklichen Verzweigungen.

 

Anja Kuypers

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Die Einsamkeit der Astronauten

Stefan Beuse

Hanser Verlag (2023)

Jugendbuch

gebunden, 224 Seiten

ISBN 978-3446275928

18 €

 

Elefantensommer“ von Holly Goldberg Sloan, Hanser Verlag (2023)

 

Sila lebt mit ihren Eltern, die vor Jahren als türkische Einwanderer in die USA zogen, in Oregon. Sie ist ein aufgewecktes, freundliches Mädchen und sehr gut in der Schule.

Als ihre Mutter es wagt, ihren Arbeitgeber mit der differenzierten Bezahlung zwischen sich und einem Kollegen zu konfrontieren, wird ihr prompt gekündigt. Schlimmer noch... Angeblich sind ihre Einwanderungspapiere nicht mehr gültig, und sie wird des Landes verwiesen.

Fortan müssen Sila und ihr Vater den Alltag alleine meistern. Sie geben sich redlich Mühe, leiden aber unter der familiären Trennung. Das Mädchen zieht sich immer mehr zurück.

Zufällig lernt sie den Ehemann ihrer kürzlich verstorbenen Lieblingslehrerin kennen. Gio, ein sympathischer, älterer Mann, der den Verlust seiner Frau noch nicht überwunden hat. Da hilft auch das viele Geld nicht, das er erst kürzlich im Lotto gewonnen hat.

Der Alte und das Mädchen verstehen sich sofort, und beide entdecken ihre Leidenschaft für Dickhäuter. Kurz darauf kauft Gio die Elefantendame Veda einem Wanderzirkus ab, und Sila darf sich um sie kümmern. Einen ganzen Sommer lang. Dessen nicht genug, keimt die Freundschaft zu Mateo wieder auf, einem Klassenkameraden Silas, der vor einigen Jahren die Diagnose Autismus erhielt.

Dank der vielen Aufgaben und Abenteuer, die um sie herum passieren, ist Sila zunächst abgelenkt. Aber tief in ihr drin bleibt die Traurigkeit...

Eine unglaublich berührende, vielschichtige Geschichte erwartet die Leserinnen und Leser, in der viele Handlungsstränge im Laufe des Buches miteinander verwoben werden und zu einem großen Ganzen mutieren. Zu keinem Zeitpunkt kitschig, sondern durchgängig unterhaltsam und kurzweilig.

Über Familienzusammenführungen und ungeahnte Freundschaften zwischen allerlei Lebenwesen.

 

Anja Kuypers

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Elefantensommer

Holly Goldberg Sloan

Übersetzung von Katharina von Savigny

Hanser Verlag (2023)

Kinderbuch

gebunden, 240 Seiten

ISBN 978-3446275966

17 €

Der Stern vor meinem Fenster“ von Onjali Q. Raúf, Atrium Verlag (2023)

 

Die zehnjährige Aniyah und ihr fünfjähriger Bruder Noah ziehen als Pflegekinder ist das Haus von

Mrs. Iwuchukwu, die sich zeitgleich um mehrere Pflegekinder kümmert.

Angeblich ist die Mutter der beiden verschwunden, und der Vater nicht auffindbar.

In Aniyahs Erinnerungen hat die Mutter ihre Kinder immer beschützt, sich liebevoll um sie gekümmert. Schnell wird für die Leserinnen und Leser deutlich, dass der Vater gewalttätig war und die Familie häufig in Gefahr brachte. Doch dank der aufopfernden Liebe der Mutter, die „die Welt immer ein Stück ausblenden“ konnte, wurden die Kinder bislang verschont. Und Aniyah und Noah sind sich sicher, dass ihre Mutter bald wieder für sie da sein wird.

Die Geschichte spielt in England, in der Nähe von Oxford.

Aniyah, die immer schon Sternenjägerin werden wollte, erfährt eines Tages von der Entdeckung eines neuen, besonders hellen Sterns, für den nun seitens des London Observatoriums ein Namenswettbewerb ausgerufen wird. Für das Mädchen steht fest, dass dieser Stern ihrer Mutter gebührt. Sie muss dringend die Jury von ihrer Idee überzeugen.

Es beginnt eine abenteuerliche und gefährliche Fahrradfahrt von Oxford nach Greenwich, London.

An ihrer Seite sind die neu gewonnen Freunde aus der großen Pflegefamilie sowie ihr kleiner Bruder Noah.

Die Presse wird aufmerksam, und die Polizei ist ihnen auf den Fersen.

Eine rasante Jagd auf der Suche nach Identitäten und schmerzhaften Wahrheiten um das Verschwinden der Mutter.

Sehr einfühlsam erzählt Onjali Q. Raúf die Geschichte aus der Perspektive Aniyahs.

Einem starken und doch sensiblen Mädchen.

 

Anja Kuypers

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Der Stern vor meinem Fenster

Onjali Q. Raúf

Atrium Verlag (2023)

Jugendbuch

gebunden, 304 Seiten

ISBN 978-3855356614

17 €

Skaterherz“ von Brenda Heijnis, Mixtvision Verlag (2023)

 

Die Geschichte spielt nahezu ausschließlich in einer Klinik, irgendwo in den Niederlanden.

Der junge Elias wartet schon lange auf ein Spenderherz, lebt bereits seit Monaten im Krankenhaus. Zu groß ist die Infektionsgefahr jenseits der Klinikmauern.

Elias ist ein sehr ruhiger, introvertierter Junge, der wohlbehütet aufwächst und sein Schicksal meistert.

Es kommt der Tag, an dem die lang ersehnte Herz-Transplantation stattfinden kann.

Das lebenswichtige Organ erhält Elias vom etwa gleichaltrigen Boyd. Der draufgängerische Junge stirbt bei einem Skateboard-Manöver. Höher, schneller, weiter war stets sein Lebensmotto.

Zwei Jungen, ein Herz, Leben und Tod. Zwei Jungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Die Kapitel werden immer abwechselnd aus Elias` und Boyds Sicht geschrieben.

Bevor es zur OP kommt, die die beiden eint, werden die vergangenen Schicksalswege der beiden kurz angerissen.

Elias wacht aus der Narkose auf und lernt Boyd kennen. Dieser ist seit der OP an Elias „gefesselt“, muss immer in seiner Nähe bleiben.

Niemand, außer Elias, kann Boyd sehen oder mit ihm sprechen.

Die ungleichen Jungen lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Mehr noch... Denn mit der Zeit finden sie zueinander und geben sich gegenseitig Halt.

Der besonnene Elias lernt über Grenzen zu gehen und Boyd kommt langsam zur Ruhe.

Eine sehr berührende Geschichte über Stärke und Schwäche sowie eine tief gehende Freundschaft zwischen zwei Jungen, die mehr als ein Herz verbindet. Taschentuchalarm!

Über Vertrauen und Loslassen.

 

Anja Kuypers

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Skaterherz

Brenda Heijnis

Übersetzung von Birgit Erdmann

Mixtvision Verlag (2023)

Jugendbuch

gebunden, 144 Seiten

ISBN 978-3958541986

16 €

Toffee – Wie Glücklichsein von außen aussieht“ von Sarah Crossan, Hanser Verlag (2023)

 

Die 16jährige Allison hat es nie leicht gehabt. Ihre Mutter starb bei der Geburt und ihr Vater gibt ihr unterschwellig die Schuld dafür. Und lässt sie das auch wissen...

Zunächst vermutet man, dass er sich tatsächlich bemüht, seine Tochter lieb zu haben.

Aber durch die vielen Rückblenden in der Geschichte wird deutlich, dass er sich zu einem brutalen Mann entwickelt, der nicht nur zahlreiche Lebens-Partnerinnen im Laufe der Jahre verliert, sondern am Ende sogar seine eigene und einzige Tochter.

Allison flieht vor den Bösartigkeiten ihres Vaters und weiß zunächst nicht wohin.

Das Wetter ist schlecht und Allie sucht Schutz in einem Haus, fernab ihres Heimatortes, das der älteren Marla gehört.

Zunächst versteckt sie sich, gibt sich nicht zu erkennen und beobachtet Marla aus ihrem sicheren Versteck der Behausung.

Aber eines Tages entdeckt die alte Dame Allison und verwechselt sie mit ihrer Jugendfreundin Toffee. Schnell ist klar: Marla ist dement.

Das erklärt, weshalb täglich eine Pflegekraft ins Haus kommt und nach dem Rechten sieht.

Marlas einziger Sohn kümmert sich eher dürftig um seine kranke Mutter.

Und Allison alias Toffee ist mit einem Mal ein Teil von Marlas Leben.

„Ich glaube Allison gibt es nicht mehr. Ich bin jetzt Toffee.“

Das andere, das neue Leben im Haus der alten Frau nimmt sie sich zu Herzen. Fragt sich zuweilen selber, wer sie eigentlich war, ist oder werden will. Womöglich ist sie nur „ein Hirngespinst und existiert nur in der Fantasie anderer Menschen“.

Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine besondere Beziehung. Aber was ist das Leben überhaupt? Welche Opfer muss ich bringen, um glücklich sein zu dürfen?

Crossan gelingt eine Geschichte mit zwei Protagonisten, deren Eigennamen nach und nach verblassen. Sie spielen keine Rolle mehr.

Die Geschichte rund um „Toffee“ spielt in England. Während den sehr kurzen Kapiteln springt die Erzählung zwischen den vergangenen und gegenwärtigen Zeiten hin und her.

Für Sarah Crossan typisch sind auch in diesem Buch die Zeilen poetisch arrangiert und binden die Leserinnen und Leser innerhalb kürzester Zeit an die Geschichte.

Die wörtliche Rede fügt sich als kursives Schriftformat zurückhaltend in den Fließtext ein. Verschmilzt mit dem Rest und unterstreicht einmal mehr die leichte Schwere in dem Buch über Glücklichsein und wie es von außen aussieht.

 

Anja Kuypers

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Toffee – Wie Glücklichsein von außen aussieht

Sarah Crossan

Hanser Verlag (2023)

Jugendbuch

broschiert, 352 Seiten

ISBN 978-3446275935

19 €

Henny und Ponger“ von Nils Mohl, mixtvision Verlag (2022)

 

Sie haben nur 120 Stunden und exakt 30 Leberflecken Zeit, sich um die Rückkehr von Henny zu kümmern. Danach wird es kritisch mit dem Überleben...

Dieses Buch ist ein Science-Fiction-Roadmovie, der im Norden Deutschlands spielt und seinen zentralen Handlungsort auf Amrum hat.

Zwischen Flipperautomaten und Nordseesand spielt diese kurzweilige Geschichte mit den Protagonisten Henny und Ponger. Zwei Heranwachsende, die sich ähnlicher sind, als sie es zunächst vermuten.

Der junge Ponger lebt, seitdem er denken kann, bei Pörl, einer älteren, zauberhaften Dame, die sich schon früh seiner angenommen hat. Wirkliche Erinnerungen an seine eigene Kindheit hat er nicht.

Es kommt der Tag, an dem Henny auf eigentümliche Art versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Denn Ponger ist ein begnadeter Tüftler und ein technisches Genie. Perfekt für Henny, die ihn um die Reparatur eines elektronischen Bauteils bittet.

Zwischen Verliebtheit und Ängsten vor zahlreichen Gesetzeshütern, die plötzlich vermehrt auftauchen, nehmen die beiden Reißaus und werden zu Gejagten.

Wo kommen wir her und wo gehen wir hin? Und was macht uns eigentlich aus? Man muss schon genau in sich hineinhorchen, um dies herauszufinden.

Dieses Buch taucht ab, und Nils Mohr kreiert mit seinem einzigartigen Schreibstil eine sehr kurzweilige Coming-of-Age-Geschichte.

Es gelingt ihm, die Leserinnen und Leser Teil des Buches werden zu lassen. Man möchte Henny und Ponger helfen, ihnen Tipps zur Bewältigung der Hindernisse zurufen können.

Versprochen sind beste Wortspielereien mit ausnahmslosen Kreationen und Kreaturen. Gerne empfohlen.

 

Anja Kuypers

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Henny und Ponger

Nils Mohl

Mixtvision (2022)

Jugendguch

gebunden, 320 Seiten

ISBN 978-3958541825

18 €

Sally Jones und die Schmugglerkönigin“ von Jakob Wegelius, Gerstenberg Verlag (2022)

 

In diesem zweiten Teil verschlägt es die technisch begabte Gorilladame Sally Jones und ihren Freund und Mentor „Chief“ Kapitän Koskela von Lissabon in den hohen Norden Europas, bis nach Schottland.

Die Geschichte spielt in den 1920er Jahren und beginnt im Hafen der portugiesischen Hauptstadt. Sally und Chief müssen ihr Schiff, die Hudson Queen auf Vordermann bringen und benötigen dafür dringend Geld. Sie verdingen sich als Lohnarbeiter jedweder Art und kehren abends erschöpft zurück auf das Schiff, das zugleich ihr Wohnraum ist.

Eines Abends bemerkt Sally, dass die Hudson Queen durchsucht wurde. Warum nur? Schnell werden die beiden fündig und entdecken eine Perlenkette.

Die aufrichtige Sally und der ehrbare Koskela wollen die rechtmäßigen Besitzer herausfinden und begeben sich auf eine lange Reise.

Erste Hinweise verdichten sich in Glasgow. Angeblich gehört die Kette einer gewissen Rose, die das Schmuckstück von ihrem Vater, einem angesehenen Perlenfischer erhielt.

Immer tiefer geraten die beiden in eine sagenumwobene Geschichte, bevor sie von der Schmugglerkönigin Moira gefangen genommen werden. Sie droht mit der Ermordung des Affen, sollte Koskela nicht einen Schmuggelauftrag für sie übernehmen.

Sally hält in der Zwischenzeit stoisch jede Folterung durch die Bande aus und erledigt jeden noch so harten Job zuverlässig. So viele Stolperfallen säumen den Weg des einst unschlagbaren Duos.

Entgegen des ersten Bandes fällt das Lesen dieses Buches zuweilen etwas schwerer.

Die Handlung zieht sich sehr, und Sallys andauerndes, beschwichtigendes Handeln erleichtert die Umstände nicht. Sie ist ein sehr empathisches Tier mit menschlichen Zügen, die in einigen Stresssituationen durchaus energiegeladener handeln könnte.

Und dennoch bleibt die Reihe um die außergewöhnliche Gorilladame besonders.

Wegelius, der für den ersten Teil 2017 den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt, ist mit Sally Jones die Kreation einer überaus sympathischen Protagonistin gelungen, die tief in die Seelen ihrer Mitmenschen blicken kann.

 

Anja Kuypers

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Sally Jones und die Schmugglerkönigin

Jakob Wegelius

Gerstenberg (2022)

Jugendguch

gebunden, 528 Seiten

ISBN 978-3836961202

22 €

Kurz mal mit dem Universum plaudern“ von Preston Norton, Hanser Verlag (2022)

 

Die Geschichte spielt in einer klassischen amerikanischen Kleinstadt.

Protagonist ist der Jugendliche Cliff (16). Ein übergewichtiger Einzelgänger, dem das Alltagsleben schwer fällt. Er lebt mit seinen Eltern, einem gewalttätigen Vater und einer überforderten Mutter in einem typischen, mit Problemen behafteten Trailorpark. Sein bisher einziger Freund und Bruder Shane hat sich vor einem Jahr das Leben genommen. Spätestens seit diesem Tag hat Cliff jeden Glauben an die Menschheit verloren und kann noch weniger mit den Anfeindungen des Vaters umgehen. Eine Familie immer am Rande des Abgrundes.

Über die Tatsache, dass er auch in der Schule nicht gern gesehen ist und dort nur „Neandertaler“ genannt wird, kann er hinweg sehen. Dass ihn aber der coolste Junge der Highschool, Footballstar Aaron, permanent mobbt, lässt ihn selten kalt.

Meine Faust wurde zur Abrissbirne und raste ungebremst auf Aarons genetisch modifizierte Brad-Cruise-Klonfresse zu.“

Aaron erleidet einen schlimmen Unfall und kehrt nach einer längeren Abwesenheit stark verändert wieder an die Schule zurück. Er sucht den dringenden Kontakt zu Cliff und bittet ihn um Hilfe.

Denn angeblich hat Aaron eine Nahtoderfahrung durchlebt und wurde von Gott mit einer To-Do-Liste versehen. Er soll dafür sorgen, dass die Schule wieder ein ansehnlicher Ort wird, an dem gerne und nachhaltig gelernt wird.

Cliff könnte überraschter nicht sein, dass gerade er von seinem verhassten Widersacher angesprochen wird, stimmt dem Vorhaben allerdings irgendwann zu.

Gemeinsam erfüllen sie nun die anliegenden Aufgaben und stellen fest, dass sie ganz gut harmonieren. Und nicht nur das....

Jeder der beiden kann sich auf seine ganz spezielle Weise mit der Liste identifizieren und erfährt nach und nach mehr über sich selbst. Besonders Cliff lernt mit der Vergangenheit umzugehen und seinen verstorbenen Bruder loszulassen.

Wie oft hatten Shane und ich da oben rumgehangen?“

Ungeschminkt werden die unterschiedlichen Leben der beiden szenisch bestens dargestellt.

Ein Buch, erzählt in der Ich-Perspektive Cliffs, über gesellschaftliche Auseinandersetzungen in einem Mix aus Ernsthaftigkeit und Unterhaltung.

Das schaffen nicht viele Bücher. Gerne empfohlen.

 

Anja Kuypers

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Kurz mal mit dem Universum plaudern

Preston Norton

Hanser Verlag (2022)

Jugendbuch

gebunden, 448 Seiten

ISBN 978-3446272378

18 €

Der Tag, der nie kommt“ von Oliver Reps, 360Grad Verlag (2022)

 

Die Geschichte des tief gehenden Buches beginnt mit einem Blick in die Beziehung zwischen Elias (16) und Polly (15).

Die zwei Jugendlichen lieben „Was-wäre-wenn-Gespräche“ und theorisieren zur Frage „Würdest du diesen Mann aus dem Koma holen?“. Schnell wird deutlich, dass Themen wie Gewalt und Tod häufig eine Rolle zwischen Elias und Polly spielen.

Elias, aus dessen Perspektive die Geschichte geschrieben ist, wirkt zwar gedanklich aufgeräumt, ist aber gefährlich in seinen Taten.

„Weil ich mich schon öfter geprügelt hatte. […] Ich bin nicht aggressiv, aber wenn die Umstände danach sind, kann es bei mir schon mal aus dem Ruder laufen. Es kommt immer auf die Umstände an.“

Mit einem Hang zum Sadismus kreiert er die schlimmsten Gräueltaten. So verteilt er Glasscherben im Sandkasten auf dem Spielplatz oder platziert Angelhaken in Hundehäppchen, die er am Straßenrand versteckt.

Psychisch gestört und auffällig in der Schule muss er den Psychiater Henry konsultieren. Henry gelingt es einmal mehr, Elias gestörtes Selbstbild herauszustellen.

Eine augenscheinliche Kehrtwende in Elias` Leben tritt erst mit Pollys Erscheinen ein.

Das junge Mädchen ist neu in der Nachbarschaft, lernt Elias kennen und hinterfragt als einzige seine Andersartigkeit nicht. Sie nimmt ihn so wie er ist.

Endlich scheint auch Normalität in der Familie von Elias einzukehren. Keine Schulwechsel, keine Auffälligkeiten mehr. Selbst das Leben der kleinen Evi (11), Elias` Schwester, scheint durch Pollys Auftritt erträglicher zu werden. Evi verlor nach einer Krebserkrankung ihr linkes Bein und Elias war und ist immer noch bemüht, sie in jeglicher Hinsicht zu unterstützen.

Polly mutiert also zum Glücksbringer auf der ganzen Linie. Schnell werden die drei zu einem unschlagbaren Gespann, und Elias schlimme Taten scheinen der Vergangenheit anzugehören.

Doch dann passiert ein schlimmer Unfall..... Die Welt hält kurz den Atem an.

Mit diesem Jugendbuch hat Oliver Reps, der aus Deutschland in die Niederlande umsiedelte, zurecht zahlreiche Preise erhalten. Ein mitreißendes Buch mit gehörigem Tiefgang, das die LeserInnen am Ende sprachlos zurück lässt.

Die Geschichte ist in vier Kapitel eingeteilt, anhand derer die wichtigsten HandlungsteilnehmerInnen vorgestellt werden. Nach und nach werden alle Personen und deren Leben miteinander verwoben, und das Puzzle formt sich zu einem Ganzen.

Von engen Beziehungen, vom zerstörerischen Miteinander und einer Welt, in der man genau hinschauen muss. Puh!

 

Anja Kuypers

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Der Tag, der nie kommt

Oliver Reps

360Grad Verlag (2022)

Jugendbuch

gebunden, 190 Seiten

ISBN 978-3961857791

16 €

Taras Augen“ von Katharina Bendixen, Mixtvision Verlag (2022)

 

Über 14 Jahre lang waren Tara und Alún nicht nur Nachbarkinder, sondern auch beste Freunde und auf dem direkten Wege, ein Liebespaar zu werden. Wegen eines heftigen Streits brach der Kontakt vor einem Jahr abrupt ab, und beide gehen nun ihrer Wege.

Die Geschichte spielt in einer nahen Zukunft, in einem totalitären Überwachungsstaat. Drohnen gehören genauso zum Alltagsbild wie die Vielzahl von Security-Beamten auf den Straßen.

Tara lebt gemeinsam mit ihrer Mutter, einer bislang erfolglosen Künstlerin und ihrem Großvater zusammen. Alúns Familie ist wohlhabend und ständig darauf bedacht, ihren sozialen Status zu konservieren. Von jeher war Alúns Mutter der Kontakt zwischen den Kindern ein Gräuel.

Die schwimmbegeisterte Tara einen gewinnt viele Wettkämpfe, während Alún – sehr zum Ärger seiner Mutter – eine künstlerische Karriere anstrebt. Die Geschichte der beiden wird in abwechselnden Kapiteln aus der jeweiligen Ich-Perspektive erzählt.

Als nach einer Explosion im ortsansässigen Chemieunternehmen „eine kleine schwarze Wolke“ aufsteigt, scheint die Gefahr noch überschaubar. Doch kurz darauf stellt sich die ultimative Katastrophe ein, und es werden giftige Dämpfe frei gesetzt. Die Region um die Fabrik gilt fortan als kontaminiert, und alle Menschen werden evakuiert. Das Gebiet gilt nun als „Rote Zone“.

Alúns Familie gelingt der Wiedereinstieg in einem neuen Wohnort mit großem Haus und guten Jobs. Taras Familie hingegen wird zunächst in einem Auffanglager beherbergt, bevor sie nach einem halben wieder zurückkehren dürfen. Die Messwerte in der „Roten Zone“ wurden nach unten korrigiert, und das Gebiet gilt plötzlich wieder als bewohnbar. Dass sich hinter der Rück-Besiedelung politische Machenschaften und ein ausdrücklicher Umweltskandal befinden, ahnen sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht....

Alltag und Struktur sind haben sich unter den wenigen Rückkehrern noch nicht eingestellt. Zunächst genießen die Kinder und Jugendliche den neu gewonnenen Freiraum. Als quasi „Gesetzlose“ brechen sie in die immer noch leer stehenden Häuser der alten Nachbarn ein und bedienen sich des Brauchbaren und schlagen über die Strenge.

Alún kann auch in seinem neuen Leben Tara nicht vergessen. Gefesselt von ihren hübschen Augen zeichnet er sie und plant mit der örtlichen Kunstszene ein geheimes Großprojekt.

Als Tara nach ihrer Rückkehr im stark verseuchten See schwimmen geht, kann sie die fatalen, gesundheitlichen Folgen noch nicht absehen.

„Der Schwindel und die Müdigkeit haben endlich nachgelassen, dafür überfallen mich jetzt manchmal krasse Kopfschmerzen und es kommt vor, dass mein Blickfeld für den Bruchteil einer Sekunde grau bleibt.“

Die Regierung schaut weiter weg und ignoriert die aufkommenden gesundheitlichen Probleme der Menschen sowie die Zustände vor Ort.

Alún erfährt von den katastrophalen Lebensbedingungen, den Geheimnissen, den Wahrheiten und nimmt sich des Umwelt-Falles an.

Ein Buch, das fesselt, das begeistert, das spannend unterhält.

Es erzählt von Menschen, die sich trauen, sich auflehnen und nicht wegsehen wollen.

Von fake news und no news! Sehr guter Titel!

 

Anja Kuypers

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Taras Augen

Katharina Bendixen

Mixtvision Verlag (2022)

Jugendbuch

broschiert, 384 Seiten

ISBN 978-3958541818

17 €

Shi Yu – Die Unbezwingbare“ von Davide Morosinotto, Thienemann Verlag (2022)

 

Ein neues literarisches Werk des bekannten und zurecht prämierten italienischen Autors Davide Morosinotto. Auch hier bedient er sich historischer Fakten und verpackt diese zu einem mitreißenden, abenteuerlichen Roman für alle Altersklassen.

Morosinotto erzählt die Geschichte von Shi Yu und ihrem wahnwitzigen Weg zur weltbekannten Piratenkapitänin. Angelehnt an das wahre Leben der chinesischen Piratin Ching Shin, die sich zum Ende des 18. Jahrhunderts an die Spitze der Piratenflotte absetzte.

Die grobe Kapiteleinteilung dieses kurzweiligen Jugendbuches orientiert sich an den markanten Lebensphasen von Shi Yu. Es beginnt als Shi 6 Jahre alt ist und endet, als sie mit 46 Jahren alles Erdenklich erreicht und erlebt hat.

„Das Mädchen, aus dem eines Tages Die Größte werden sollte, stolperte über einen herumstehenden Hocker“

Die Waisin Shi Yu wächst bei dem brutalen und gemeinen Gastwirt Bai Bai auf und dient ihm als Küchenhilfe. Unentgeltlich arbeitet sie als Mädchen für alles. In einer Zeit, in der Frauen nichts wert sind. Zufällig lernt Shi als 6jährige Li Wei und dessen Meister kennen. Sie ist fasziniert von deren Kampfkunst und erbittet die Lehre darin. Nur im Verborgenen gelingt ihr das Studium des „Wushu der Luft und des Wassers“.

Mit 9 Jahren schließt sie sich einer Gruppe von Piraten an und landet auf dem Piratenschiff „Rote Todesbotin“ unter dem Kommando von „Goldener Drache“. Die Mannschaft gibt ihr den Beinamen „Kleine Kröte“. Im Laufe der Jahre wissen die Piraten ihre Fähigkeiten immer mehr zu schätzen. Shi verdient sich nicht nur den neuen Titel „Fliegende Klinge“, sondern vor allem Respekt. Goldener Drache überlässt ihr eine kleine, alte Dschunke, mit der sie nun als Kapitänin mit eigenen Mannschaft über die Meere segelt. Die Vergangenheit holt sie schnell ein und trotzdem gelingt ihr der Einsatz für die Rechte der Frau auf See und an Land.

Immer wieder kreuzen sich ihre Wege mit alten Weggefährten. Es folgen Kämpfe und Versöhnungen. Shi – ein ehrgeiziges Mädchen, die sich vielfach beweisen muss, aber nie den Mut verliert.

„Du musst dir den Respekt der anderen verdienen.“ Und dank des weiblichen Gespürs wächst ihr Ansehen in der Piraterie schnell.. Doch wem kann sie in unsicheren Zeiten vertrauen?

Eine hoch spannende Geschichte über eine Frau, die ihren Mann stehen muss.

Ein neues Highlight aus der italienischen Feder Morosinottos.

 

Anja Kuypers

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Shi Yu – Die Unbezwingbare

Davide Morosinotto

Thienemann Verlag (2022)

Jugendbuch

gebunden, 512 Seiten

ISBN 978-3522202800

20 €

Harte Schale, Weichtierkern“ von Cornelia Travnicek, Beltz und Gelberg Verlag (2022)

 

Geschichten aus dem Tagebuch einer angehenden 17jährigen.

Fabienne alias Fabi vergisst ständig Dinge, lässt sich leicht ablenken, verliert sich in Details und macht sich ständig Sorgen über alles. Außerdem schläft sie schlecht, lächelt fast nie und hat selten gute Laune.

Gründe genug, sich selbst in therapeutische Behandlung zu begeben. Sie will endlich wissen, warum sie so ist und sucht Hilfe, ihren Kopf zu entlasten und ihr Leben wieder ordentlich strukturieren zu können. Ihre Eltern, die sich ständig alles schön reden, würden einer Psychotherapie niemals zustimmen. Deshalb entscheidet sich Fabi zur Durchführung der Sitzungen ohne Kenntnis ihrer Familie.

Der Therapeut rät der sehr geräuschempfindlichen Fabi zum Tagebuch-Schreiben.

Sie soll jeden Tag zur gleichen Uhrzeit ihre Gedanken notieren.

Fabi ist sehr reflektiert in ihrem Tun, schreibt gerne Listen und ist „optisch eher Durchschnitt“.

Nachdem ihr Freund Marco sie verlassen hat, ist sie noch viel lieber alleine. Immer wieder malt sie Tintenfische zu ihren Tagebuch-Einträgen. Diese Tiere sind ihr am liebsten. Es gibt so viele Parallelen zwischen ihr und den Weichtieren, die ebenfalls als Einzelgänger bekannt sind.

Das Mädchen ist immer auf der Suche nach sich selbst, nach Antworten und Erklärungen für ihr Verhalten. „Ich bin nicht gestört, ich werde gestört.“ sagt sie. „Wie der Oktopus.“

„Erwachsenwerden ist eine endlose Reihe bitterer Getränke.“ stellt sie fest.

Der Therapeut diagnostiziert das Asperger-Syndrom und rät zur Teilnahme an Gruppensitzungen.

Die Geschichte spielt in Deutschland und umfasst einen ungefähren Handlungszeitraum von einem halben Jahr.

In diesem Buch, das ausnahmslos als Tagebuch dargestellt ist, überlappen sich Text, handgeschriebene Einträge und Illustrationen. Es wirkt sehr authentisch.

Die berührende Geschichte über Fabi, die sich auf den Weg macht, sich selbst zu mögen findet endlich Antworten auf so viele Fragen und kommt in ihrem Leben an.

 

Anja Kuypers

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Harte Schale, Weichtierkern

Cornelia Travnicek

Illustrationen von Michael Szyszka

Beltz und Gelberg Verlag (2022)

Jugendbuch

gebunden, 126 Seiten

ISBN 978-3407756459

15 €

Dazwischen wir“ von Julya Rabinowich, Hanser Verlag (2022)

 

Die ersten, großen Hürden scheinen endlich genommen zu sein. Von der einstigen Flüchtlingsunterkunft kann Madina mit ihrer Familie endlich in ein eigenes Heim ziehen. Sie bewohnen den Anbau eines großen Einfamilienhauses, in dem Madinas beste Freundin Laura mit ihrem Bruder Markus und ihrer Mutter Susi leben.

Alles entwickelt sich prächtig. Madinas schulische Leistungen verbessern sich stetig, die sozialen Kontakte in der Schule könnten nicht besser sein und eine erste Liebe zu Markus flammt auf.

Bis der Tag kommt, an dem ihr Vater in den Krieg ziehen muss und zurück in deren Heimatland berufen wird. Fortan fällt Madinas Mutter in schlimme Depressionen und zeigt keinerlei Integrationswillen mehr. „Alles tut weh, was mit früher zusammenhängt.“

Das junge Mädchen muss sich plötzlich um alles kümmern und hat doch selbst genug mit sich und ihrem neuen Leben zu tun.

Aber sie gibt nicht auf: „Ich mach das, wie mein Vater es gemacht hat: nach vorne schauen, nie nach hinten.“ Regelmäßig füllt sie ihr Tagebuch und treibt jede Menge Sport. Das Mädchen ist stark, möchte noch jede Menge erleben und verfolgt weiter ihren Traum, später Ärztin zu werden.

Das Gefühl, angekommen zu sein, wird jäh zerstört, als Madina in einer fremdenfeindlichen Begegnung „Kameltreiberin“und „Flüchtlingsgesindel“ genannt wird.

„Der besoffene Trottel hat sehr genau aufgezeigt, dass ich doch noch nicht so dazugehöre, wie ich es gerade noch gedacht habe“, denkt sie.

Auf dem Marktplatz in der Kleinstadt treffen sich nun immer häufiger Gruppierungen der rechten Szene. Ein zunehmend unangenehmer Ort für Madina.

Sie steht vor der wichtigen Entscheidung, sich wegzuducken oder sich der Situation zu stellen.

Die Geschichte Madinas wird im Tagebuch-Stil in der Ich-Perspektive erzählt und umfasst den Handlungszeitraum von einem Kalenderjahr.

Eine Heranwachsende, die sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen muss.

Stets hin und her gerissen zwischen klassischer und moderner Lebensweise sowie Bekanntem und Unbekanntem. Eine Heldin, eine Kämpferin, die zum Glück wahre FreundInnen an ihrer Seite hat.

 

Anja Kuypers

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Dazwischen wir

Julya Rabinowich

Hanser Verlag (2022)

Jugendbuch

broschiert, 256 Seiten

ISBN 978-3446272361 78-3-7022-4015-8

17 €

Tomaten mögen keinen Regen“ von Sarah Michaela Orlovsky, Tyrolia Verlag (2022)

 

Das Buch, welches bereits 2013 als gebundener Titel erschien, wurde nun als Taschenbuch im Tyrolia Verlag neu aufgelegt und mit einem anderen Cover versehen.

Kulisse der Geschichte ist das Haus Bethlehem, welches von den Ordens-Schwestern Rosa und Miki geleitet wird und fünf Waisenkinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung beherbergt.

Protagonist und Ich-Erzähler der Geschichte ist der 13jährige Hovanes, der mit dem Verlust seiner Eltern das Reden eingestellt hat. Er ist ein Einzelgänger, beobachtet alles genau und lässt die LeserInnen an seinen Gedanken teilhaben. Wie gerne hätte er etwas Eigenes, um das nur er sich kümmern darf. Hovanes fühlt sich im Haus eingesperrt, seiner Freiheit beraubt. Am liebsten sitzt er alleine unter einem Apfelbaum im Wald. Besonders genervt ist der lärmempfindliche Junge vom 12jährigen Robin alias Sirup, der mit seinem hyperaktiven Verhalten regelmäßig auffällt und dennoch viele Sympathien erntet.

Eifersucht keimt in Hovanes auf. Dieses Gefühl kann der italienische Wanderarbeiter Sandro, der kurzzeitig im Haus Bethlehem angestellt ist und zu dem Hovanes eine innige Beziehung aufbaut, kaum schmälern.

Aber Sandro macht die Welt für Hovanes etwas einfacher. Denn sein italienisches Lachen kann so manchen Gedanken-Berg des Jungen zum Einstürzen bringen und das Leben erleichtern.

„Schwester Miki sagt, wenn mein Kopf drückt, soll ich spazieren gehen oder in den Garten und etwas arbeiten.“, denkt Hovanes.

Im Verlauf der Geschichte lernen die LeserInnen die Kinder des Hauses immer besser kennen und erfahren häppchenweise von deren individueller Vergangenheit.

Das Buch ist in zwei Erzählstränge eingeteilt: die Jetztzeit und die Vergangenheit. Beide Stränge nähern sich im Verlauf an, und die Geschichte entwickelt sich zu einem großen Ganzen.

Über weite Strecken verläuft die Geschichte ruhig und erzählt lediglich vom Leben im Heim. Erst eine dramatische Wendung zum Schluss, die bereits in Teilen durch die Textpassagen der Jetztzeit angedeutet wird, bringt die Spannung auf den Höhepunkt.

Der gute Schreibstil fesselt ungemein. Was führte zu dem unglücklichen Unfall? Was wird passieren? Dieses Buch will und muss unbedingt gelesen werden.

 

Anja Kuypers

 

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Tomaten mögen keinen Regen

Sarah Michaela Orlovsky

Tyrolia Verlag (2022)

Jugendbuch

broschiert, 176 Seiten

ISBN 978-3-7022-4015-815-8 978-3-7022-4015-8

12 €

Swing High“ von Cornelia Franz, Gerstenberg Verlag (2022)

 

In dem Buch wird die Geschichte der Swing-Jugend in den 30/40iger Jahren im Hamburger Großraum erzählt.

Die jungen Erwachsenen, rund um den Protagonisten Henri (16), leben ihre Begeisterung für die amerikanische Swing-Musik öffentlich aus und geraten immer häufiger mit dem aufstrebenden Nazi-Regime in Konflikt.

Lehrer mutieren plötzlich zu NS-Anhängern und Mitschüler werden zu fanatischen Mitgliedern der Hitlerjugend. Selbst engsten Freunden kann man nicht mehr trauen, und sie können zu unberechenbaren Feinden werden.

Zunächst stören sich Henri und seine Swing-Boys nicht an dem Umbruch im Land.

Naiv und unwissend hören sie weiterhin ihre Platten im Park und veranstalten Partys mit viel Alkohol. Doch nach und nach kippt die Stimmung im Handlungsort Hamburg. Und spätestens mit dem Kriegsausbruch wird aus der jugendlichen Unbeschwertheit eine rebellische Grundhaltung.

Die Swing-Boys wollen sich partout nicht den herrschenden Zwängen unterwerfen.

Doch der Freundeskreis zerbricht: manche werden einberufen, andere müssen flüchten.

Nie hätten sie auch nur im Entferntesten geahnt, dass sie eines Tages die Schule vermissen würden.

In auktorialer Erzählweise wird vorzugsweise aus dem Leben des wohlhabenden Henris erzählt, der sich zu Kriegsbeginn in Inge, die aus einfacheren Verhältnissen stammt, verliebt.

Der Autorin gelingt die wunderbare Darstellung der unterschiedlichen Kriegsansichten innerhalb der Familien und der Peer-Group.

„Ich verachte den Krieg, aber zolle unseren Soldaten Respekt“, meint der Vater von Henri.

Dieser fühlt sich ausschließlich seiner Jugend und Musikleidenschaft beraubt und begeht in rebellischer Konsequenz einen folgenschweren Fehler....

Die Erzählperspektiven wechseln zwischen einer Zeit, die zwei Jahre zurück liegt und der erzählerischen Gegenwart (1941) hin und her. Henri ist mittlerweile im Stadthaus inhaftiert und lernt seinen Zellengenossen Robert näher kennen.

Eine sehr gelungene Geschichte über Verrat und Liebe sowie Freiheit und Protest in Zeiten, in denen Gefühle kaum eine Chance haben. Sehr gerne empfohlen!

 

Anja Kuypers

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Swing High

Cornelia Franz

Gerstenberg Verlag (2022)

Jugendbuch

gebunden, 212 Seiten

ISBN 978-3836961059

16 €

Die Rebellen von Salento“ von Davide Morosinotto, Thienemann Verlag (2021)

 

„Kinder an die Macht“ hat schon so mancher Sänger herauf beschworen...

Durch das Lesen dieses Buches kann man so einiges über das Handwerk zum Regieren eines Landes lernen.

Die Geschichte spielt im tiefen Süden Italiens. Die Sommerferien beginnen bald und Paolo (13), und seine Freunde Antonio und Laerte versuchen die letzten Maßregelungen der Lehrer irgendwie zu ertragen. Zudem treibt die „Bande der bösen Jungs“ an der Schule noch ihr Unwesen und vergreift sich des Öfteren an den drei Freunden.

Paolo erwartet keine aufregende Ferienzeit, denn seine Eltern und sein Großvater bauen deren Wohnsitz, die Casa Vulia (übersetzt: Haus am Olivenhain) für Feriengäste um. Seinem Vater wurde vor kurzem gekündigt, und nun muss eine neue Einnahmequelle her.

Laerte wird von seiner Mutter permanent behütet, und auch Antonio erträgt sein Schicksal, ständig auf seinen jüngeren Bruder aufpassen zu müssen, nur noch widerwillig.

Genervt, enttäuscht und frustriert sind die drei auf der Suche nach einem Ort, an dem sie ihre Ferien möglichst in Ruhe verbringen können. Da kommt das alte und bereits halb zerfallene Hirtenhäuschen auf dem Grundstück der Villa gerade recht..... beim Herrichten der neuen Freunde-Unterkunft finden sie einen alten Brief des Ururururgroßvaters von Paolo, einem Räuberhauptmann, der sich seinerzeit eine Mikronation auf dem Gelände geschaffen hat, um sich von allen Repressalien der damaligen Regierung zu befreien.

Genau DAS wollen die Kinder auch. Und Paolo besonders....

„Ich werde mich zum König krönen lassen, und gemeinsam machen wir Casa Vulia zu einem freien Land. Zu einem eigenen Staat. Zum Freien Staat der Kinder!“

Die aufgeweckten Kinder informieren sich und erfahren, was es zur Gründung eines neuen Staates, einer sogenannten Mikronation braucht. Immer mehr Kinder schließen sich ihrem Vorhaben an. Trotz kindlicher Naivität setzen sie sich seriös und ernsthaft mit Gesetzen, Grenzkontrollen, Währungspolitik und Staatsmacht auseinander. Alles läuft wunderbar, wäre da nicht der herrische Bürgermeister der Stadt, der ständig „krumme Dinger“ dreht und dem das Ausloben einer neuen Mikronation auf seinem Land so gar nicht gefällt...

Ein Kampf zwischen Gut und Böse, ein Kampf zwischen Groß und Klein entfacht.

Und ganz nebenbei wachsen die Jungs weit über sich hinaus, strampeln sich frei für das Wichtige im Leben.

Morosinottos Geschichte enthält wahre Daten und Fakten zu Mikronationen.

Dank des wunderbaren Schreibstils sowie der abwechslungsreichen Schauplatzerzählung, liest sich das Buch, dessen Handlungszeitraum nur wenige Tage umfasst, sehr kurzweilig und ist sehr unterhaltsam.

 

Anja Kuypers

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Die Rebellen von Salento

Davide Morosinotto

Thienemann Verlag (2021)

Jugendbuch

gebunden, 288 Seiten

ISBN 978-3522185370

15 €

Seeing what you see, Feeling what you feel“ von Naomi Gibson, Planet! Thienemann Verlag (2021)

 

Protagonistin und Ich-Erzählerin dieses mitreißenden Jugendromans ist die 17jährige Lydia alias Lyd. Dank ihrer überragenden, schulischen Leistungen erhält sie ein Stipendium für die kostenspielige Elite-Schule am Ort.

Die in der Jetztzeit erzählte Geschichte wird durch Rückblenden unterbrochen, die häppchenweise Details zum dramatischen Autounfall preisgeben, bei dem Henry, Lydias kleiner Bruder, vor zwei Jahren ums Leben kam. Seitdem ist nichts mehr, wie es war. Der Vater hat die Familie verlassen, und die Mutter verbringt mehr Zeit mit dem Putzen von Henrys altem Zimmer sowie dem Anschauen von reality soaps über Rettungseinsätze im Fernsehen, als mit der Anteilnahme an Lydias Leben. „Sie sieht mich kaum an und hört mir erst recht nicht zu.“

Die Trauer wird nicht ordentlich verarbeitet und entlädt sich bei dem jungen Mädchen nun in Form von Aggressionen und Frust.

„Uns hat er dort zu viel gelassen, wo die Sonne niemals scheint, wo es früh dunkel wird und kalter Regen vom wolkenverhangenen Himmel fällt....(...).“

Lydia mutiert zur Außenseiterin und programmiert in ihrer Wut und in dem Gefühl des Alleinseins eine Künstliche Intelligenz (KI). Sie gibt ihr den Namen Henry....

In Henry findet sie den so dringend benötigten, adäquaten Ansprechpartner. Lydia ist mit Henry etwas Außergewöhnliches gelungen. Mittels eines implantierten Chips ist er immer an ihrer Seite und beschützt sie. „Mach dir keine Sorgen!“

Aber die KI wird immer humaner und ist auf dem Weg sich zu verselbstständigen, indem sie Lyds Vertrauen missbraucht und ihre Kontrolle übernimmt.

„Lust, was zu hacken?“, fordert Henry sie auf. „Aber immer.“, sagt Lyd.

Die Polizei ist dem Duo bereits auf den Fersen....

Lyd verliert nach und nach die Fähigkeit, zwischen Realität und Fiktion unterscheiden zu können. Es folgen Schulverweise und Gefängnisaufenthalte.

Eine emotionale Geschichte über Ethik und Moral sowie Recht und Unrecht, die betroffen macht.

 

Anja Kuypers

 

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Seeing what you see, feeling what you feel

Naomi Gibson

Planet! Thienemann Verlag (2021)

Jugendbuch

broschiert, 336 Seiten

ISBN 978-3522507059

17 €

 

Immer kommt mir das Leben dazwischen“ von Kathrin Schrocke, Mixtvision Verlag (2021)

 

Dass die Eltern not amused sind, wenn der tote Großvater dem 13jährigen Karl im Traum erscheint und ihm rät YouTube-Star zu werden, erklärt sich von selber....

„Dir ist hoffentlich klar, dass während der Pubertät dein Gehirn komplett umprogrammiert wird, Karl?“, versucht die Mutter ihn zu erden und für andere Dinge zu begeistern.

Dessen unbeeindruckt versucht der eher introvertierte Karl, der sich das Pseudonym Karl Kardashian zulegt, vielmehr seine Nachbarin und Mitschülerin Irina durch die YouTube-Aktion für sich zu gewinnen.

Als der Verstorbene seinem Enkel erneut des Nachts begegnet, bittet er ihn, der hinterblieben Großmutter beim Umzug in das Mehrgenerationenhaus „Haus Fidibus“ zu unterstützen. Denn, entgegen der Pläne von Karls Eltern sowie diversen Onkeln und Tanten, möchte die Oma sehr gerne umziehen und ihr Haus, in dem sie ohne ihren Mann nicht mehr leben möchte, verlassen.

Hilfe bei der „Operation Haus Fidibus“ erfährt Karl von seinen Cousins „Master und Desaster“, dem zugleich intelligenten wie chaotisch verwirrten Zwillingspärchen. Mit dem nötigsten Hausstand zieht die Oma unter Mithilfe ihrer Enkel für eine Testphase in das Haus ein, und die Jungen decken den haarsträubenden Plan.

Zwischen Polizeieinsätzen, verschwundenen „Fluchthelfern“ und jede Menge Geheimnissen steht sogar noch eine Trennung von Karls Eltern an. „Auch das noch...“

In dem ganzen kreativen Chaos wächst der Ich-Erzähler Karl über sich hinaus, und die LeserInnen erfahren nebenbei noch manch Wissenswertes zu Generations-Wohnprojekten.

Eine verworrene Familie, in der wieder einmal die Kinder brillieren und die wahrlich Vernünftigen sind.

Locker – Heiter – Kurzweilig. Ein spritziger, witziger Jugendroman mit Herz und ganz viel Leben.

 

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Immer kommt mir das Leben dazwischen

Kathrin Schrocke

Mixtvision Verlag (2021)

Kinder-/Jugendbuch

broschiert, 181 Seiten

ISBN 978-3958541429

14 €

Tornado im Kopf“ von Cat Patrick, Beltz & Gelberg Verlag (2021)

 

Die in der Ich-Perspektive der 12jährigen Frances geschriebene Geschichte, brilliert mit besonderen Einblicken in das wüste Leben der Protagonistin, die partout nur Frankie genannt werden will.

Am liebsten ist sie am Meer. Alleine. Frankie mag es nicht angefasst zu werden, und mit lauten Geräuschen kann sie ebenfalls nicht gut umgehen.

Das „Mädchen mit wildem, kinnlagen Haar und einem viel zu langem Pony“ braucht feste Rituale und Regelmäßigkeiten, um ihren Alltag bewältigen zu können.

Ihr permanentes Misstrauen gegenüber Menschen und die Schwierigkeit, sich anhaltend konzentrieren zu können, sind nur einige der Schwierigkeiten, denen Frankie stets ausgesetzt ist.

Sie liebt Tornados und ist fasziniert von deren Entstehung sowie ihren unerwarteten Wendungen. Genau wie Frankie sind Tornados unberechenbar, stecken voller Geheimnisse und können sich ihrer Umgebung schlecht bis gar nicht anpassen.

Ihren teils aggressiven Reaktionen auf unliebsame Situationen nimmt sich der Therapeut Gabriel an. Ihm vertraut das Mädchen, und hört ihm zu.

Frankie und ihre Zwillingsschwester Tess haben nicht viel gemeinsam. Außer ihrer Freundin Colette, die kurz vor Ende der Sommerferien plötzlich spurlos verschwindet.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Frankie Colette bereits die Freundschaft aufgekündigt. Ihre einst einzige Freundin hatte sie maßlos enttäuscht, und ein Verzeihen war zu diesem Zeitpunkt unmöglich.

Trotz der Kränkung nimmt sich Frankie des für die Polizei ungeklärten Falles an und ermittelt eigenmächtig. Sie recherchiert akribisch und hat recht zügig eine realistische Vermutung, was Colette plante und wo sie sich befinden könnte....

Der Geschichte, die in der Jetzt-Zeit in Washington/USA spielt, gelingt ein ziemlich guter Einblick in die Emotionsvielfalt der neurodiversen Frankie, die durchaus in der Lage ist, ihre Reaktionen zu reflektieren. Häufig wünscht sie sich: „Ich möchte einfach nur normal sein.“

Ein sehr gutes, emotionales Buch über Trauer, Wut und Erinnerungen, die nicht selten eng beieinander liegen.

 

Anja Kuypers

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Tornado im Kopf

Cat Patrick

Beltz & Gelberg Verlag (2021)

gebunden, 271 Seiten

ISBN 978-3407758491

15 €

Der Urwald hat meinen Vater verschluckt“ von Simon van der Geest, Thienemann Verlag (2021)

 

Eva Loks (12) Mutter Silla ist eine bekannte Sängerin und auf dem Weg nach ganz oben. Die zwei sind, trotz des Zeit einfordernden Jobs der Mutter, ein gutes Team und verstehen sich prächtig.

Mit einer Ausnahme: Silla spricht sehr ungern über Evas biologischen Vater.

Prompt macht die gewitzte Tochter das Thema zum Titel ihrer Projektarbeit in der Schule. Irgendwann muss ihre Mutter doch reden....

Rund um die Geburtstagsfeier ihres besten Freundes Luuk erfährt sie eher zufällig von einigen Details zur Vaterbeschreibung. Genau wie sie hat er am rechten Fuß sechs Zehen und kommt aus Suriname in Südamerika. Die Sehnsucht nach ihrem Vater löst in Eva ein Gefühl aus, „als würde ein Eiswürfel ihren Rücken hinuntergleiten“.

Not macht erfinderisch. So gelingt ihr die Beauftragung eines Filmteams einer TV-Serie, die vermisste Menschen wiederfindet. Das Team, das sich eine story über die Tochter der bekannten Sängerin natürlich nicht entgehen lassen will, soll sie bei der Suche unterstützen.

Gemeinsam reisen sie nach Südamerika, und jeder noch so kleine Schritt in Richtung der Familienzusammenführung wird filmisch begleitet.

Auf Dauer entpuppt sich das TV-Team eher als Belastung, und Eva kann sich kaum auf die Realität konzentrieren. Also macht sie sich alleine auf die Suche nach dem „Mann mit den elf Zehen“ und taucht im surinamischen Dschungel ab.

Detektivisch motiviert geht sie jeder noch so kleinen Spur nach und begibt sich auf unbekanntes, gefährliches Terrain.

Was mit einer simplen Projektarbeit begann, endet in grenzenloser Spannung.

Die in den Niederlanden beheimatete und in der Ich-Perspektive Evas verfasste Geschichte basiert auf einer Halbwahrheit aus dem Leben des Autors.

Wunderbar abwechslungsreich gestaltet durch verschiedene Lese-Momente: Auszüge aus Evas Projektarbeit, Mailverkehr mit Luuk während ihres Aufenthaltes in Südamerika sowie der eigentliche Romantext.

Das Buch über einen vom Urwald „verschluckten Vater“, dessen Tochter nichts unversucht lässt, ihn aufzuspüren.

 

Anja Kuypers

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Der Urwald hat meinen Vater verschluckt

Simon van der Geest

Thienemann Verlag (2021)

gebunden, 432 Seiten

ISBN 978-3522185684

17 €

Ghostwalker“ von Rainer Wekwerth, Planet! Verlag (2021)

 

Die Geschichte spielt in Hamburg im Jahr 2047. Europa gibt es in der uns bekannten Form nicht mehr. Die EU ist zerfallen und musste ihren Stellenwert in der Weltwirtschaft einbüßen. Viele Menschen sind arbeitslos und verzweifelt.

Der 17jährige Jonas schwänzt des Öfteren die Schule, um Geld für seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Denn seine alkoholkranke Mutter hat ihn verlassen, und sein Vater hat Selbstmord begangen. Jonas hat kaum Zeit, die Trauer über die familiären Umstände zuzulassen und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser.

Seine wohl wichtigsten und lukrativsten Arbeitgeber befinden sich in der virtuellen Stadt Golem City. Für sie transportiert er unter seinem Pseudonym moondancer wichtige Datenpakete von einem Ort zum nächsten. In dieser Zukunft vertrauen die Firmen dem automatisierten Datentransfer nicht mehr, sondern nutzen die Dienste der sogenannten Ghostwalker.

Während den Einsätzen tragen diese einen VR-Anzug (VR virtual reality), der es ihnen ermöglicht, sich wie in der realen Welt in Golem City fortzubewegen. In ihrem Avatar, getarnt in ihrer fiktiven Rolle.

Blue ist der heimliche Star der Community der Ghostwalker. Das unbekannte Mädchen, die jeden Job abkassieren und immer die beste sein möchte. Bei einem wichtigen Auftrag wird Blue angegriffen und aus der virtuellen Welt katapultiert. Seitdem irrt sie ziellos und gedankenverloren durch Hamburgs Straßen. Sie ist sichtlich verwirrt und trägt ihren VR-Anzug, was sie in der realen Welt angreifbar macht.

Sie trifft auf Jonas, der sich ihrer annimmt. Fortan müssen sie sich gemeinsam gegen den Auftraggeber, die japanische Yakuza, behaupten und verteidigen.

Welche Risiken birgt dieses Datenpaket, an dem so viele interessiert sind?

Ein hochbrisanter Jugendroman, der sich kurzweilig liest und in seiner Erzählart fesselt.

Die Kapitel sind relativ kurz und wechseln sich inhaltlich zwischen der realen und virtuellen Welt ab.

Gut geschrieben, skizziert er eine Zukunft, die sich so niemand wünscht.

 

Anja Kuypers

 

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Ghostwalker

Rainer Wekwerth

Planet! Verlag (2021)

Jugendbuch

broschiert, 368 Seiten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

ISBN 978-3522506885

17 €

Schluss. Jetzt werde ich etwas tun“ von Maren Gottschalk, Gulliver Verlag (2021)

 

„Die Unsicherheit, in der wir heute dauernd leben, die uns ein fröhliches Planen für den morgigen Tag verbietet und auf alle die nächsten kommenden Tage ihren Schatten wirft, bedrückt mich Tag und Nacht und verlässt mich eigentlich keine Minute.“

Mit diesen Worten beginnt Sophie Scholl zum Ende des Jahres 1942 einen Brief an ihren Freund, den Soldaten Fritz Hartnagel.

Zu diesem Zeitpunkt ist die Studentin Sophie bereits Mitglied des Widerstandes im Kampf gegen den Nationalsozialismus.

„Sie weiß, dass es nun weitergehen muss mit den Aktionen des Widerstands und dass sie eine wichtige Rolle dabei spielen wird. Sie sehnt es herbei und fürchtet es zugleich.“

Der Autorin gelingt mit diesem Buch ein ziemlich genauer Blick in das Leben Sophie Scholls und skizziert den Verlauf desselben auf eindrückliche Weise.

Mit ihrem besonderen Schreibstil begeistert Maren Gottschalk nicht nur die jugendliche Zielgruppe, sondern spricht Erwachsene gleichermaßen an.

Dank ihrer akribischen Recherchearbeit schafft sie es, ungeahnte Details historischen Fakten zuzuordnen und dadurch Geschichte lebendig werden zu lassen.

Die LeserInnen lernen die Vorzeigefrau der Widerstandsbewegung Weiße Rose genau kennen und können sich ein gutes Bild ihres Lebensweges machen, der durch das Nazi-Regime geprägt war.

In jungen Jahren ist Sophie Scholl noch politisch aktiv und selber Teil des Systems. Lässt sich sogar zur Jungmädelsschaftführerin ausbilden und steht hinter ihrer dem, was sie tut.

Aber wann kam der Wendepunkt ihrer politischen Haltung, und was war der Grund dafür?

Mit dieser Neuauflage des bereits 2012 erschienenen Buches, ergänzt die Autorin den Text um weitere Recherche-Ergebnisse der vergangenen Jahre und veröffentlicht dieses umfassende Werk in 2021, dem Jahr, in dem Sophie Scholl 100 Jahre alt geworden wäre.

Das Leben der unerschrockenen und mutigen Protagonistin wird dank der abgebildeten schwarz/weiß Fotos, die die Stereotype Scholl erheblich aufweichen, noch greifbarer.

 

Anja Kuypers

 

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Schluss. Jetzt werde ich etwas tun

Maren Gottschalk

Gulliver Verlag (2021)

Jugendbuch

broschiert, 270 Seiten

ISBN 978-3407812643

9,95 €

Fürchtet uns, wir sind die Zukunft“ von Lea-Lina Oppermann, Beltz und Gelberg Verlag (2021)

 

Theo Sandmann, Erstsemestler an einer renommierten Musikakademie, entstammt einer Künstlerfamilie. Seine Eltern waren bekannte Balletttänzer, und er beginnt nun ein Klavierstudium. Er gilt bereits als angesehener Pianist mit besonderen Voraussetzungen für eine makellose Karriere, weshalb sich auch der berühmte Professor Goldstein seiner annimmt.

Theo ist ein feinfühliger, junger Mann, der das Klavierspiel liebt und seinem Mentor vertraut.

Beim Versuch, sich in der Akademie zurecht zu finden, schließt er schnell Freundschaft mit einer Gruppe rund um die Schauspielstudentin Aida.

Sie hat eine bezaubernde Singstimme und Theo verliebt sich sofort in sie. Aber Aida ist anders, sie stellt das System der Gesellschaft in Frage, kritisiert die Art zu leben und begibt sich permanent in Gefahr, um Grenzen auszuloten.

Aida will das Leben wieder spüren und die Zukunft für alle verändern. Das kann doch noch nicht alles gewesen sein, fragt sie sich.

„Die Gewichtung der Welt stimmt nicht. Alles ist verdreht und gefiltert und seltsam sortiert, das Wichtigste ganz unten in den Regalen. Alles ist manipuliert. [...]“

Theo, dessen Leben bislang geradlinig verlief, schließt sich der revolutionären Gruppe an.

Zum ersten Mal fühlt er sich ernst genommen und verfällt in Aidas Aktionismus.

Sie buhlen um Aufmerksamkeit, wollen die Zukunft verändern. Koste es, was es wolle...

...wir müssen hungrig bleiben. Wir müssen endlich verändern, was verändert werden muss. Damit es eine Zukunft gibt.“

Aber die Mutproben und nächtlichen Ausflüge zollen auf Dauer ihren Tribut.

Theo geht über Grenzen, vernachlässigt das Studium und verliert den Boden unter den Füßen.

Lediglich Goldstein bemerkt, dass mit seinem Schüler etwas nicht stimmt.

Die Geschichte ist geprägt durch musikalische Fachbegriffe und jungen Spirit. Man spürt, dass die Autorin selber Studentin einer künstlerisch ausgerichteten Fakultät ist.

Das Buch liest sich sehr kurzweilig flüssig, und dennoch lässt die LeserInnen am Ende mit offenen Fragen zurück.

 

Anja Kuypers

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Fürchtet uns, wir sind die Zukunft

Lea-Lina Oppermann

Beltz und Gelberg Verlag (2021)

Jugendbuch

broschiert, 291 Seiten

ISBN 978-3407755803

14,95 €

 

Esther und Salomon“ von Elisabeth Steinkellner, Tyrolia Verlag (2021)

 

Normalerweise wäre Esther (14) von diesem 14tätigen Luxusurlaub im Hotel am Meer begeistert gewesen. Aber bitte nicht unter diesen Umständen...

Denn ihre Eltern stehen kurz vor der Trennung und wagen nun den letzten Versuch einer gemeinsamen Partnerschaft. Es ist nicht leicht für alle Beteiligten.

Glücklicherweise kann Esther den ewigen Streitereien ihrer Eltern im Hotel entgehen und verbringt ihre Zeit viel lieber mit ihrer kleinen Schwester Flippa (5) am Strand. Die beiden verstehen sich hervorragend, und in der Geschichte nimmt Flippa den Part einer heimlichen Protagonistin ein.

Schnell macht Flippa Bekanntschaft mit dem gleichaltrigen Mädchen Aisha, die ihren „Bruder“ Salomon (14) im Gepäck hat. Während die Kleinen im Spielen vertieft sind, verlieben sich Esther und Salomon prompt ineinander. Es passiert einfach. Die Liebe kommt mit Macht, und überspringt weitestgehend das jugendliche Ausprobieren.

Und plötzlich ist der Urlaub zu Ende. Zurück in ihrer beider Leben, vermissen sie einander sehr und sehnen ein baldiges Wiedersehen herbei.

Die Geschichte wird in grob wechselnden Kapiteln über Esther und Salomon erzählt.

Esthers Beiträge werden von ihren aufgenommenen Polaroid-Fotos begleitet, Salomon ergänzt mit eigenen Zeichnungen.

In Salomons Part erfahren die LeserInnen von seinen persönlichen Schicksalsschlägen auf der Flucht aus einem fremden Land und den aktuellen familiären Ereignissen mittels der handgeschriebenen Briefe an Esther.

„Ich will mich ständig nur häuten, ein paar Schichten Sehnsucht abstreifen...“

Ein poetischer Roman, der von zwei Jugendlichen erzählt, denen ihre unbeschwerte Jugend nicht gegönnt ist.

Beide tragen eine Vergangenheit und eine Gegenwart in sich. Unterschiedlich schwer und doch so belastend.

Eine Geschichte, geprägt von Sehnsucht, Trauer, Trennung und Schmerz mit einem Hauch jugendlicher Tiefe in einer Welt voll von erwachsenem Fehlverhalten.

 

Anja Kuypers

 

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Esther und Salomon

Elisabeth Steinkellner

Tyrolia Verlag (2021)

Jugendbuch

gebunden, 330 Seiten

ISBN  978-3702239176

19,95 €

Die Nachtbushelden“ von Onjali Q. Rauf, Atrium Verlag (2021)

 

Der junge Hector ist ein Dieb, ein Mobber, ein Lügner. „Er funkelt alle böse an, die es wagen, ihn anzugucken.“ Mit Katie und Will, seinen Klassenkameraden, an seiner Seite hält er sich aber für unschlagbar. Hector eckt überall an. In der Schule provoziert er ständig und muss deshalb häufig nachsitzen. „Es gibt nichts Schöneres von jemandem angeschrien zu werden, der einem nicht folgen kann.“

Auch zu Hause verhält er sich aggressiv und widerspenstig. Da seine Eltern als erfolgreiche Forscher und Regisseure oft unterwegs sind, kümmert sich das junge Kindermädchen um ihn und seine beiden Geschwister.

Hector ist immer auf der Suche nach Lob und Anerkennung.

Doch eines Tages geht er zu weit. Just nachdem er dem Obdachlosen Thomas im Park die Mütze gestohlen hat, entwendet er kurze Zeit später noch sein gesamtes Hab und Gut: einen Einkaufswagen, den er – wenn auch aus Versehen - im See versenkt.

Schnell spricht sich seine ungeheuerliche Tat in Thomas` Kreisen herum, und es gibt Zeugen, die an dem Tag im Park unterwegs waren.

Darunter Mei-Li, die in Hectors Klasse ist und dessen Vater die ortsansässige Suppenküche betreibt.

Wann wird dem ungehorsamen Hector endlich das Handwerk gelegt?

Das Buch spielt im London der Jetztzeit. Oft treibt sich Hector ohne Erlaubnis in der großen Stadt herum. Eines Tages beobachtet er zufällig einen Kunstdiebstahl und glaubt in dem Dieb den obdachlosen Thomas wieder zu erkennen. Eine ungeheure Unterstellung, die zunächst wieder einmal Wellen schlägt...

Eine Geschichte über Vertrauen und die Suche nach dem angedachten Platz im Leben.

Sehr ungewöhnlich, dass der anfängliche Antiheld in der Ich-Perspektive zum Erzähler der Geschichte skizziert wird.

Dass das Leben nicht immer nur Gutes parat hält und das Offensichtliche nicht immer gilt, müssen viele HandlungsteilnehmerInnen im Laufe des Buches erkennen.

Sehr spannend und kurzweilig zu lesen.

 

Anja Kuypers

 

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Die Nachtbushelden

Onjali Q. Rauf

Atrium Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 288 Seiten

ISBN 978-3855356560

15 €

Mein Leben als lexikalische Lücke“ von Kyra Groh, Arctis Verlag (2021)

 

So hatte sich Benjamin Wecker, alias Benni (18) sein Leben nach dem Abitur nicht vorgestellt. Eigentlich wollte er mit seinem besten Freund eine WG im niederländischen Groningen gründen und dort studieren. Stattdessen absolviert er ein Praktikum in einem Krankenhaus seiner Heimatstadt Frankfurt, zur Vorbereitung auf ein anschließendes Medizinstudium. Der Grund für Bennis Entscheidung, ist seine sehr anhängliche, religiös fanatische Mutter, die ihn seit seiner Geburt alleine erzieht. Er fühlt sich verpflichtet, sich um sie zu kümmern und ist gefangen im ausgeprägten Kleinbürgertum.

Auch Jule (16) fühlt sich in ihrer Familie weitestgehend unwohl und missverstanden. Mit ihrem neuen Lebensstil als Veganerin und Klimaaktivistin eckt sie permanent an.

Jule fühlt sich zu Benni, den sie täglich sieht und heimlich beobachtet, hingezogen. Ihr gelingt ein arrangiertes Treffen, und beide verstehen sich auf Anhieb.

Sie sind auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und kämpfen mit Hindernissen auf dem Weg zum Ziel.

Die Sprachgewandtheit beider sowie deren Leidenschaft für Worte und Wörter ist der Beginn einer Beziehung mit Zukunftsperspektive.

Groh gelingt es sehr gut, die familiären Zwänge des jeweils Einzelnen und die Beziehung der beiden miteinander gekonnt zu verweben.

Die junge Schriftstellerin bedient sich ähnlicher Einteilung wie in ihrem letzten Roman „Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion“. So wechselt sie, je nach ProtagonistIn die Perspektive und lässt sie abwechselnd in den Kapiteln zu Wort kommen.

Dank einer guten Figuren-Skizzierung finden die LeserInnen schnell einen Weg zu ihren ProtagonistInnen und in die Geschichte.

Kleinschrittig und wortgewandt nähern sich Benni und Jule an. Aber manchmal gibt es Situationen, für die es keine Wörter gibt. Sie hinterlassen eine Leere.... eine lexikalische Lücke.

 

Anja Kuypers

 

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Mein Leben als lexikalische Lücke

Kyra Groh

Arctis Verlag (2021)

Jugendbuch

broschiert, 448 Seiten

ISBN 978-3038800446

18 €

Die Welt, von der ich träume“ von Marie Pavlenko, Thienemann Verlag (2021)

 

Wenn die Stammes-Älteste beginnt von den alten Zeiten zu erzählen, hört Samaa (12) besonders gut zu.

Das Buch spielt in einer fernen, nicht näher bezifferten Zukunft, in der die Menschen wie Nomaden umher ziehen – immer auf der Suche nach den letzten Bäumen, die sie fällen und das „Olts“ verkaufen können.

Nachdem vor Ewigkeiten die Energien knapp wurden und die Temperaturen auf der Erde stetig anstiegen, ist der Lebensraum mittlerweile fast unbewohnbar geworden. Es gibt nur noch wenige Bäume und Sträucher, und die meisten Tierarten sind ebenfalls ausgestorben.

„Die Wüste hat gewonnen, die Bäume sterben.“

Die Älteste warnt vor dem weiteren Abholzen der letzten Bäume. Sie erinnert an die Welt, die es vor langer Zeit einmal gegeben hat und was mit ihr passiert ist.

Und doch ziehen die Jäger des Stammes umher und nutzen das „Olts“ als Verkaufs- und Tauschware.

„Von dem, was sie mitbringen, können wir mehrere Monate leben“, berichtet Samaa.

Sie will unbedingt Jägerin werden. „Ich will Jägerin werden. Ich werde das Schicksal aller Frauen verändern.“

Eines Tages schleicht sie den aufbrechenden Baum-Jägern unbemerkt hinterher, verliert aber deren Spur. Sie stürzt, fernab ihrer Heimat in eine Doline, eine Senke in einem Karstgebiet und ist wochenlang auf sich alleine gestellt.

Wie ein moderner, weiblicher Robinson Crusoe lernt sie ihre Umgebung nicht nur kennen, sondern auch zu schätzen. Erstmalig sieht sie einen großen Baum, manche Sträucher und einen See mit frischem Wasser. Mit der Zeit erkennt sie die Bedeutsamkeit des natürlichen Kreislaufs und schließt mit sich und der Natur ihren inneren Frieden.

Allerdings neigt sich ihr Proviant dem Ende, und ein Entkommen aus der Doline ist ohne fremde Hilfe schier unmöglich....

Ein sehr kurzweiliger Roman über ein Mädchen, die sich – trotz ihres jungen Alters – viele wertvolle Überlebensstrategien erarbeitet. Manchmal ein wenig zu erwachsen.

Geschrieben in der Ich-Perspektive Samaas beinhaltet die vielschichtige Geschichte Themen, wie Natur, Umwelt und in Teilen auch Emanzipation.

Keine Zukunft ohne Bäume könnte der Subtext zu diesem Buch in Zeiten des akuten Klimawandels heißen. Gelungen!

 

Anja Kuypers

 

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Die Welt, von der ich träume

Marie Pavlenko

Thienemann Verlag (2021)

Jugendbuch

gebunden, 176 Seiten

ISBN 978-3522185578

13 €

Perfect Storm“ von Dirk Reinhardt, Gerstenberg Verlag (2021)

 

Was für ein rasanter, mitreißender Jugendroman...

Sechs Jugendliche, die weltweit verteilt leben, treffen sich in einem Online-Spiel.

Alle sind überdurchschnittlich intelligent, führen unterschiedliche Leben, und jeder hadert irgendwie mit seinem persönlichen Schicksal. Die Flucht ins anonyme Netz kam gerade recht.

Die sechs gründen innerhalb des Online-Spieles eine separate Gilde, die sich stets für das Gute einsetzt und Gerechtigkeit erkämpft. Mit der Zeit lernen sie einander besser kennen.

Auf diese Art erfahren sie vom Schicksal des Mitspielers Boubacar alias BlackLumumba, der aus dem Kongo stammt. Der dortige Krieg dauert an, und die Kinder vor Ort müssen zum Schürfen des neuen Goldes Coltan täglich in die unsicheren Minen krabbeln und unter dramatischen Bedingungen arbeiten. Sie erhalten weder Schutz, noch eine ausreichende Entlohnung.

Zwei US-amerikanische Mega-Konzerne bereichern sich über die Rebellen im Kongo an dem Rohstoff, der vorwiegend zur Herstellung von Mobiltelefonen verwendet wird.

Das System korrumpiert, und es sterben Menschen. „.... immer wenn irgendwo auf der Welt in irgendeiner Hosentasche ein Smartphone vibriert, kriecht gerade ein Junge durch einen Stollen in den Minen von Kivu.“,

Aus dem Spiel wird Realität: die Jugendlichen planen einen digitalen Feldzug gegen die Konzerne.

Akribisch konzipiert wollen sie die „Typen für ihre Arroganz bestrafen.“.

Im Sinne der Menschenrechte enttarnen sie die Großen und machen das Böse öffentlich.

Allesamt haben sie nichts zu verlieren. Sie lieben das Risiko und wollen Vergeltung.

Der erste große Coup gelingt, aber sie wollen mehr. Sie wollen in die erste Liga der Internetaktivisten unter den Hackern. Auf ihrer Suche nach weiteren Beweisen für die Ungerechtigkeit, beginnen sie aber Fehler zu machen.

Außerdem werden sie mittlerweile von der NSA verfolgt, die ihnen gefährlich nahe kommt....

Die Geschichte spielt im Zeitraum zwischen April und August 2020, wobei die Pandemie nur eine Nebenrolle einnimmt.

Anhand zahlreicher Auszüge der abgehörten und dokumentierten Chatverläufe sowie diverser Meeting-Protokolle seitens der NSA lernen die Leser*innen die Protagonist*innen bestens kennen. Man mutiert selber zu Ermittler*innen und beginnt eigene Schlüsse zu ziehen.

Die gute Struktur des Buches sowie der permanent gespannte, rote Faden gestaltet das Lesen des Romans sehr kurzweilig und unglaublich spannend. Für die vielen verwendeten Fachbegriffe steht ein Glossar zur Verfügung. Ein Jugend-Thriller, der es in sich hat.

 

Anja Kuypers

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Perfect Storm

Dirk Reinhardt

Gerstenberg Verlag (2021)

Jugendbuch

broschiert, 414 Seiten

ISBN 978-3836960991

18 €

Krummer Hund“ von Juliane Picke, Beltz und Gelberg Verlag (2021)

 

„Wenn ich meine „Anfälle“ habe, fühlt es sich so an, als würde ich einer anderen Spezies angehören.“

Daniel (15) lebt alleine mit seiner Mutter zusammen, nachdem der Vater die Familie aus unerklärlichen Gründen vor fünf Jahren verließ. Am Abreisetag überreicht er seinem Sohn Ozzy, einen Mischlingsrüden. Selbstredend ist der Hund kein Vaterersatz und doch nimmt er in Daniels Leben einen besonderen Platz ein. Als der Hund Jahre später eingeschläfert werden muss, bricht erneut eine Welt für Daniel zusammen. Wieder einmal wird er verlassen, und seine Mutter kann ihn nur bedingt auffangen. Sie ist sehr labil und seit Jahren auf der Suche nach einer intakten Beziehung. Sie versucht es jedem potentiellen Partner immer recht zu machen.

Beide haben psychische Probleme, die ihnen mal mehr, mal weniger bewusst sind. Die Mutter hat Bindungsängste, und Daniel leidet unter den Wutanfällen, die er kaum kontrollieren kann. Emotionen stauen sich in ihm auf, er ringt nach Luft. Er bemerkt „diese merkwürdige Hitze“, bevor die Wut explodiert und er nicht mehr er selber ist. Damit verletzt er sich und andere.

Eine Psychotherapie soll helfen... „Reiß. Dich. Zusammen. Etwas in mir reißt auseinander.“

Daniel bezeichnet sich selber als Freak. Lediglich Edgar, sein einzige Freund, scheint noch skurriler als er zu sein. Edgar will die gemeinen Taten und Äußerungen der Klassenmobberin „Prinzessin Evil alias Alina“ rächen. Entgegen Daniels Absicht, Edgar bei seinem Vorhaben zu unterstützen, beginnt er, Alina zu treffen. Als ihr depressiver Bruder stirbt, eskaliert die Situation, und Daniel verdächtigt zwischenzeitlich sogar den neuen Freund seiner Mutter.

Daniel führt ein intensives, junges Leben, das viele Hürden meistern muss.

Ein wunderbarer Romanauftakt der wortgewaltigen Autorin.

Mit verhältnismäßig kurzen Kapiteln sorgt sie für einen andauernden Spannungsbogen und kurzweiliges Lesevergnügen.

 

Anja Kuypers

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Krummer Hund

Juliane Pickel

Beltz und Gelberg Verlag (2021)

Jugendbuch

broschiert, 264 Seiten

ISBN 978-3407758750

14,95 €

Sechs Leben“ von Véronique Petit, Mixtvision Verlag (2021)

 

Was wäre, wenn ein Mensch mehrere Leben hätte? Was, wenn anhand des Blutplasmas die genaue Anzahl Leben diagnostiziert werden könnte? Was, wenn er nach jedem Tod seiner Bonusleben einfach mit ein paar kleinen Blessuren wieder aufwachen und weiter leben würde?

Der 15jährige Gabriel erfährt, dass er ganze sechs Leben hat. Sein eigenes zuzüglich fünf Bonusleben. Damit gehört er zu einer Minderheit unter den „Multis“. Die meisten haben nur zwei oder drei Leben, manche sind sogar nur „Monos“ und haben nicht das Glück mehrerer Leben.

„Ich wurde plötzlich zu einem Superhelden, hineingeworfen in eine Welt, in der ich alle Grenzen sprengen konnte, wo das Wort „unmöglich“ nicht mehr existieren würde.“

Die Geschichte spielt in der Jetzt-Zeit in Frankreich und wird aus der Ich-Perspektive Gabriels erzählt. Die Autorin vermittelt ein Weltbild, in dem es schon immer „Multis“ gegeben hat.

Der sonst in allen Lebenslagen eher mittelmäßige Gabriel hat auf einmal Bewunderer. „...seitdem ich sechs Leben habe, existiere ich in den Augen der anderen.“

Gabriel liebt das Fallschirmspringen und jetzt, mit seinen vielen Boni, geht er deutlich mehr Risiken ein. Aber anders als in seinen Computerspielen, in denen er abstürzt, stirbt, wieder aufsteht und zahlreiche neue Leben hat, sind seine begrenzt. Das Leben ist eben doch kein Spiel.

Innerhalb kürzester Zeit reduziert er seine Multileben erheblich. Er beginnt zu lügen und ist genervt von seiner eher vorsichtigen Mutter, die regelmäßig aus der „Risikobibel“ zitiert.

Vermehrt will er gefallen, sucht nach Aufmerksamkeit und möchte seine Herzensdame Milo erobern.

Irgendwann aber beginnt Gabriel zu verstehen und versucht Leben zu retten, statt seine immer von Neuem aufs Spiel zu setzen.

„Ich will niemandem mehr schaden. Ich weigere mich, ein kleines Arschloch zu werden.“

Zweifel setzt ein: sind Multis Helden oder verspielen sie nur leichtsinnig ihre Leben?

Und „warum haben manche das Recht auf eine zweite Chance und andere nicht?“.

Das Buch setzt sich gekonnt mit den philosophischen Ansätzen hinter der Geschichte auseinander.

Verbunden mit der Tatsache, dass sich Gabriel inmitten der Pubertät befindet.

Die Geschichte liest sich wie ein Countdown. Die grobe Kapiteleinteilung orientiert sich an den sechs Leben. Eine geschickte Struktur, um den Spannungsbogen zu halten.

Das Buch überzeugt und fesselt sofort. Leider schwächelt es zum Ende ein wenig. In Anlehnung an den rasanten Plot, wäre ein alternatives Ende vielleicht besser gewesen.

 

Anja Kuypers

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Sechs Leben

Véronique Petit

Mixtvision Verlag (2021)

Jugendbuch

gebunden, 223 Seiten

ISBN 978-3958541627

15 €

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Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer“ von Judith Burger, Gerstenberg Verlag (2021)

 

„Der Sommer gehört uns“, denkt sich die zwölfjährige Asta, als sie wie jedes Jahr in den Sommerferien ins ländlich gelegene Örtchen Geschrey an der Wipper fährt, um dort ihre Eltern bei der Umsetzung des Sommer-Theaterstückes zu unterstützen und ihren besten Freund Ringo (13) zu treffen.

Sie braucht keine fernen Reisen oder irgendeine Form des Luxus` in den Ferien. Asta ist ein zufriedenes, bodenständiges Mädchen, offen, herzlich und hält Ringo für den „klügsten Jungen der Welt“.

In diesem Jahr übernimmt sie sogar eine kleine Rolle in dem Stück, das ihre Eltern auf der Waldbühne in Geschrey jährlich inszenieren. Leider hat sie das Lampenfieber nicht kalkuliert, was sie zur Aufgabe ihres Traumes, Schauspielerin zu werden zwingt.

Dagegen entpuppt sich Ringo als großes Talent und übernimmt ihre Rolle. „Ringo bewegt sich, als würde er schon sein ganzen Leben da oben stehen. Er leuchtet wie von innen heraus.“

Obwohl sich Asta mit dem Einspringen ihres Freundes einverstanden erklärt, kann sie mit der neuen Situation gar nicht umgehen.

Überhaupt scheint in diesem Jahr alles anders zu sein. Sie nimmt bei sich, aber auch bei Ringo körperliche Veränderungen wahr. Auch Geschrey hat sich verändert. Selbst die Sorten in der Eisdiele sind nicht mehr die gleichen... Wer hat schon Lust auf „Basilikum-Rose“?

Irgendwie hat „man früher mehr gelacht“.

Dieser Sommer ist zunächst schwierig für Asta. Ihr persönliches Versagen, die vielen Stolpersteine in der Beziehung zu Ringo und ihre Eltern, die ausnahmslos in Theatervorbereitungen feststecken. Deshalb verbringt sie viel Zeit am See und entdeckt ihre Leidenschaft für das Tauchen.

Asta trifft Ringo ab und zu in den verlassenen Räumlichkeiten der erst kürzlich geschlossenen Kita des Dorfes. Eine wunderbare Metapher über die endende Kindheit und den Aufbruch in einen ungewissen, neuen Lebensabschnitt.

Ein tolles Buch, das sich den vielen, unterschiedlichen Ausprägungen von Veränderungen annimmt und Antworten auf die Frage Passen wir danach wieder zusammen? sucht.

Eingerahmt in die krisenerprobte Beziehung zweier, junger Menschen. Das Leben entwickelt sich, und manche Dinge überdauern.

Der Autorin gelingt ein besonderer Erzählton, der das Lesevergnügen anknipst und dauerhaft leuchten lässt.

So geht Bücherschreiben! DANKE

 

Anja Kuypers

 

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Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer

Judith Burger

Gerstenberg Verlag (2021)

Jugendbuch

gebunden, 176 Seiten

ISBN 978-3836961127

14 €

Alles wird gut, immer“ von Kathleen Vereecken, Gerstenberg Verlag (2021)

 

„Was ist Krieg?, wollten alle wissen. Was passiert dann? Es wird gekämpft, erzählte er. Häuser werden in Brand gesteckt, Bomben geworfen. Und Menschen erschossen. Aber mich interessierte bloß, warum.“

Alice lebt mit ihren vier Geschwistern und Eltern im belgischen Dorf Ypern. Eine ländliche Idylle, die bislang nur vom zweiten Weltkrieg gehört hat. Ein schwereloses Leben, in dem man noch bedingungslos Bonbons aus einer zur Weltkugel umgebauten Bonboniere naschen kann.

Alles ändert sich, als plötzlich die ersten Flüchtlinge durch das Dorf ziehen und kurze Zeit später sogar Soldaten einmarschieren. Die Front, die bislang nur ein „leuchtendes Orange am Horizont“ war, rückt näher, und die Auswirkungen des Krieges werden spürbar.

„Hinten im Garten schien der Krieg weit weg zu sein“ Alice spielt weiter mit ihren Freundinnen. Zeitweise simulieren sie spielerisch den Krieg, und Naivität macht sich breit.

„Ohne die Deutschen geht das Spiel nicht.“

Die Geschichte schildert die Ereignisse aus der Sicht Alice`, einem jungen Mädchen, die einen anderen Blick hat und sich ihre eigene Meinung bildet.

„Wir waren aus Versehen in einen echten Krieg geraten.“ Die Familie entscheidet sich zunächst zur Flucht, um kurz darauf festzustellen, dass „nichts schlimmer war, als zu fliehen“.

Alice muss auf einmal Hunger leiden, Tote sehen, eigene Verluste hinnehmen, Gasangriffe meistern und frieren. Es werden „Stinkehäuser“ bewohnt und Scheunen mit anderen Menschen geteilt.

Und trotzdem geht es irgendwie immer weiter.....

Der Text spielt mit Doppeldeutungen und kindlichen Vergleichen. So beschreibt Alice den Fliegeralarm mit einem hohen Geigenton.

Ein Buch über „liebenswerte Lügen“, ein Buch über französische Nonnen und Menschen die nicht zweimal sterben können. Herzerwärmend klar und unverblümt aus der Sicht eines Mädchens, die viel zu schnell erwachsen werden muss.

 

Anja Kuypers

 

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Alles wird gut, immer

Kathleen Vereecken

Illustrationen von Julie Völk

Gerstenberg Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 144 Seiten

ISBN 978-3836960618

14 €

Insel der Waisen“ von Laurel Snyder, Mixtvision Verlag (2020)

 

Jedes Mal, wenn die Glocke läutet, taucht aus dem dichten Nebel, der die Insel permanent umgibt, ein kleines, grünes Boot auf und lockt die neun Inselbewohner an den Strand.

Es sind Mädchen und Jungen zwischen ungefähr drei und zwölf Jahren, die alleine auf der Insel leben und sich dort eingerichtet haben. Allesamt kamen sie als Kleinkinder dorthin, erinnern sich aber kaum an ihre Vergangenheit und an das, was war.

Auf der Insel herrschen geregelte Tagesabläufe. Rituale werden gepflegt und es gibt kaum Zwist untereinander. Ein Paradies, in dem immer die Sonne scheint, man aufeinander Acht gibt und sich gegenseitig hilft. Die Kinder ernähren sich von dem, was der Inselbewuchs hergibt.

Einmal im Jahr bringt das Boot ein kleines Kind zur Insel, welches vom Zweitältesten in Empfang genommen und aufgezogen wird. Das älteste Kind steigt in Folge ungefragt in das Boot, bevor dieses wieder ablegt und im Nebel ins Nichts verschwindet. Keiner weiß, woher die Kinder kommen und wohin die Kinder gehen...

Als der Älteste – Dean – die Insel verlassen muss, nimmt die neue Älteste – Jinny - „ihr“ Kind mit Namen Ess in Empfang und kümmert sich um sie. Zunächst fällt ihr die Rolle als Tonangebende schwer und auch in der Erziehung stolpert sie über manches Hindernis.Sie soll dem kleinen Mädchen Ess alles Überlebenswichtige und Relevante zum Leben auf der Insel beibringen.

Jinny beginnt an Vielem zu zweifeln und stellt erstmals die Insel und das Leben aller in Frage.

Als der Tag kommt, an dem sie als Älteste mit dem Boot die Insel verlassen soll, rebelliert sie und bleibt. Das Leben ist fortan nicht mehr das, was es mal war. Das Wetter verändert sich, die Stimmung unter den Kindern schlägt um und es passieren kleine und große Katastrophen.

Jinny, die kurze Zeit später ihre Pubertät erlebt, kommt an ihre Grenzen.

Die Geschichte fesselt trotz ihres ruhigen Verlaufs von Beginn an. Man möchte Antworten auf so viele Fragen erhalten, die leider ausbleiben. Das Buch erzählt vornehmlich vom Leben auf der Insel und einer stillen Heldin, die sich traut, anders zu sein.

Die Leser dürfen kein fertiges Menü erwarten, sondern werden vielmehr aufgefordert, eigene Zutaten hinzuzufügen.

Eine gute Geschichte, wunderbar geschrieben, der ein Ende fehlt.... Oder doch nicht?

 

Anja Kuypers

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Insel der Waisen

Laurel Snyder

Mixtvision Verlag (2020)

Jugendbuch

gebunden, 300 Seiten

Altersempfehlung ab 12 Jahren

ISBN 978-3958541467

Preis 17 €

Scherbenhelden“ von Johannes Herwig, Gerstenberg Verlag (2020)

 

Ninos (15) Welt beginnt zu bröckeln, als seine Mutter ihn und seinen Vater verließ vor sieben Jahren verließ, um kurz vor der Wende dem System der DDR zu entfliehen und im Westen ihr Glück zu suchen.

Mit zunehmenden Alter fehlt Nino ein reifer Ansprechpartner, ein Vorbild, das mit Rat und Tat zur Seite steht. Sein Vater ist zwar redlich bemüht, es fehlt ihm aber an Offenheit und Redevergnügen. Mit seinem besten Freund Max (15) versucht er im trostlosen Leipzig irgendeiner Lebensspur nachzukommen.

Die beiden Gymnasiasten verbringen viel Zeit mit Kiffen und Bier trinken sowie der Suche nach Antworten auf die Frage, was dieses neue, offene „Alles-ist-möglich-Leben“ wohl bringen wird.

„... das Gefühl, nirgendwo so richtig dazu zu gehören. Draußen zu stehen. Das vielleicht auch so zu wollen....“

Entgegen von Max, dessen Eltern ihn rechtzeitig ausbremsen, gerät Nino nach und nach in die Punkerszene der Stadt, wo Kriminalität und Drogen Tagesgeschäft sind. Sie provozieren, randalieren, wissen nicht wohin mit sich.

Zum ersten Mal nach langer Zeit fühlt er sich aufgehoben und verstanden. Hier kann er so sein, wie er will. Es interessiert niemanden. Sein wortkarger Vater kommentiert die Verwandlung seines Sohnes kaum. Er scheint mit der neuen Situation überlastet zu sein.

Auch wenn Nino sich der Gruppierung optisch durch entsprechende Kleidung und einen Irokesen-Haarschnitt anpasst, bleibt er bei den meisten geplanten und ungeplanten Gewalt-Aktionen der Szene im Hintergrund. Er ist vielmehr an der vierzehnjährigen Zombie interessiert, die ebenfalls Teil der Gruppe ist.

Die Geschichte beginnt mit einem dramatischen Auftakt, der nach einer Reihe von Rückblenden erst am Ende aufgelöst wird.

Sämtliche Figuren des Buches werden authentisch beschrieben und schnell ist man Teil des aufwühlenden Jugendromans, der die Themen der vergangenen 90iger Jahre im Osten wunderbar skizziert.

Ein wirklich gutes Buch!

 

Anja Kuypers

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Scherbenhelden

Johannes Herwig

Gerstenberg Verlag (2020)

Jugendbuch

gebunden, 272 Seiten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

ISBN 978-3836960595

Preis 16 €

Wörter an den Wänden“ von Julia Walton, Arctis Verlag (2020)

 

Adam Petrazelli ist 16 Jahre alt und schizophren. Mit 14 erhält er die offizielle Diagnose für seine gestörte Gefühlswahrnehmung, die ihn seit frühester Kindheit begleitet. Adam sieht Menschen. Allen voran die schöne Rebecca, die stets an seiner Seite ist und eine Art Gefühlsspiegelbild darstellt. Des Weiteren spielt der nackte, harmlose Jason, aber auch manch aggressiver Mafiosi-Boss eine Rolle. Es fällt ihm zunehmend schwerer zwischen Fiktion und Realität unterscheiden zu können. „Sie werden kommen, wenn ihnen danach ist! Das tun sie immer.“

Deshalb nimmt er seit kurzem an einer klinischen Medikamentenstudie zur Eindämmung der Symptome teil und testet das Mittel Tozaprex.

Die Studie geht mit regelmäßigen Therapiesitzungen einher, um seinen Gemütszustand besser beurteilen zu können. Allerdings verweigert der intelligente Adam partout jegliche Form der verbalen Kommunikation mit dem Therapeuten. Also schreibt er ihm stattdessen und führt Tagebuch. Es sind seine ganz persönlichen Erfahrungen, die er mit Zusatzkommentaren für den Therapeuten versieht.

Die Geschichte erzählt von den Eindrücken eines Schuljahres. Wieder einmal muss er nach Bekanntwerden seiner Krankheit die Schule wechseln.

In der neuen Einrichtung schließt er schnell Freundschaft mit Dwight und entdeckt die erste Liebe mit Maya. Adam verheimlicht die Schizophrenie - findet immer Wege und Entschuldigungen für sein Verhalten.

Seine fürsorgliche Mutter sowie sein Stiefvater Paul sind ihm im Umgang mit der Krankheit eine große Stütze.

Die Medikamentenstudie entwickelt sich leider nicht so, wie Adam es sich gewünscht hätte und auch an der Schule meint es nicht jeder gut mit ihm. Es kommt zu einigen Eskalationen...

Jedes Kapitel beginnt mit einem kurzen Eintrag über die Dosierung sowie den Allgemeinzustand Adams durch den Therapeuten, gefolgt von Adams Tagebucheintrag.

Dieses Buch fesselt, nimmt die LeserInnen mit auf eine Reise in die Umgebung einer Krankheit, die jeder kennt, aber kaum Näheres darüber weiß.

Geradezu wellenartig schwappen die Emotionen in der Geschichte auf und nieder, teilweise in Abhängigkeit von der Dosierung Tozaprex`.

„Es gibt keinerlei Privatsphäre mit dieser Krankheit.“ - so heißt es im Text. Wohl wissend, dass sich die Aussage auf die Schizophrenie bezieht. Aber der Autorin gelingt durch ihre Art zu schreiben eine Nähe zwischen LeserIn und Protagonist, die einer Privatsphäre gleichkommt.

Sehr gerne empfohlen.

 

Anja Kuypers

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Wörter an den Wänden

Julia Walton

Arctis Verlag (2020)

Jugendbuch

295 Seiten

ISBN 978-3038800392

18 €

Milchgesicht“ von Christian Duda, Beltz&Gelberg (2020)

 

Mit einem Intro, das die LeserInnen auf die eigentliche Geschichte vorbereiten soll, beginnt das Buch aus der Feder des mehrfach ausgezeichneten Autors.

Man lernt seine österreichischen Großeltern kennen, die sich Zeit ihres Lebens miteinander arrangiert haben. Erst als der jähzornige Großvater Christian stirbt, blüht Oma Cäcilia auf und beginnt ihr Leben zu genießen. Nach ihrem Tod findet der Autor Briefe und Zeitungsausschnitte in einer alten Schublade und fängt an, sich aus den Schnipseln eine Geschichte „zusammen zu glauben“.

Held dieser Geschichte ist Sepp. Einer der vielen „Sepperl“ im österreichischen Raum, der eigentlich Josef heißt und bei seiner Tante aufwächst. Wegen seiner Kränklichkeit, die mit einem käsigen, fahlen Gesichtsausdruck und stets entzündeten Augen einhergeht, haben seine Eltern entschieden, ihn „abzugeben“. „Milchgesicht“ wird er überall genannt. Dies ist noch die harmloseste aller Bezeichnungen, die er im Laufe seines Lebens ertragen muss... Seine Tante kümmert sich rührend und erzieht Sepp zu einem stattlichen Burschen. Leider gibt er sich mit den Falschen ab, und er bleibt der mysteriöse Kranke, dem niemand so recht trauen mag. Er war immer schon „hinter dahinter“.

Duda thematisiert auch in diesem Roman das Ausgrenzen innerhalb von Familien und Gesellschaften. „Hier ist man ein Leben lang am Rand von allen Thema.“ Er schreibt über Zwietracht, Missgunst und Getratsche im ländlichen Raum und legt den Finger dorthin, wo es weh tut. Mit ungeschönter Sprache beschreibt er detailliert die Naivität Sepps zur Mitte des 20. Jahrhunderts und deren dramatische Konsequenzen.

Das Buch ist die Skizze eines Lebens, das „Zusammenglauben“ von Schnipseln, die am Ende eine lesenswerte, anspruchsvolle Geschichte ergeben.

 

Anja Kuypers

 

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Milchgesicht

Christian Duda

Beltz&Gelberg (2020)

Jugendbuch

156 Seiten

ISBN 978-3407755438

13,95 €

Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion“ von Kyra Groh, Arctis Verlag (2020)

 

Mia ist 17 Jahre alt und lebt mir ihrem Vater, der ein Fitnessstudio betreibt, alleine. Sie sind ein gutes Team. Wäre da nicht DAS Geheimnis, das nur Mia kennt....

Seit frühester Kindheit leidet Mia unter Analgesie, einer Krankheit, die sie keinen Schmerz empfinden lässt. Klingt praktisch, ist es aber nicht. So erleidet sie unter anderem zahlreiche Knochenbrüche, weil sie nie gelernt hat, aus schmerzerfüllten Situationen zu lernen und sich in Vorsicht zu üben. Mia ist nie sicher vor weiteren Verletzungen.

Jake ist bereits 18 Jahre alt und besucht, als Sohn eines reichen und berühmten Vaters, eine Privatschule und kann sich darüber hinaus noch Vieles mehr leisten. Leider keinen neuen Vater.... Denn dieser tyrannisiert seine Familie bis aufs Äußerste. Jake sucht Flucht in der körperlichen Fitness, um stets gegen die Anfeindungen seines Vaters gewappnet zu sein.

Auch er kann sich nie sicher sein, ob die familiäre Situation weiter eskalieren wird....

Gefangen im Aufbruch zum Erwachsenwerden treffen Mia und Jake aufeinander.

Rätsel und Geheimnisse scheinen unüberwindbar. Kann man dem anderen vertrauen?

Dieses Buch fesselt. Obwohl es nach einer banalen Story klingt, sticht es durch die exakten Beschreibungen der Gefühlswirrungen aus der Masse hervor.

Die Erzählperspektiven wechseln kapitelweise zwischen Jake und Mia.

Der jungen Autorin gelingt es, die LeserInnen von Beginn an die Seite der ProtagonistInnen zu stellen. Unweigerlich begleitet man die HandlungsteilnehmerInnen durch die Geschichte.

Ein tolles Buch!

Anja Kuypers

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Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion

Kyra Groh

Arctis Verlag (2020)

Jugendbuch

464 Seiten

ISBN 978-3038800385

18 €

Sommer ist trotzdem“ von Espen Dekko, Thienemann Verlag (2020)

 

Dem norwegischen Autor und ausgebildetem Puppenspieler ist mit diesem Buch etwas Besonderes gelungen. Aus Sicht eines namenlosen Mädchens wird in der Geschichte die Bedeutung vom Tod eines geliebten Menschen thematisiert.

Das „Mädchen“ ist 11 Jahre alt und hat vor kurzem ihren geliebten Vater verloren. „Papa, der einmal der stärkste auf der Welt gewesen war.“

Wie jedes Jahr verbringt sie auch diesmal ihre Ferien bei ihren Großeltern, die am Meer leben.

„Alles sieht aus wie immer. Als wäre nichts passiert.“ Doch die Idylle trügt.....

Das Mädchen wird auch hier mit dem Tode konfrontiert: ein Wal verendet, die Hauskatze verliert ihre Jungen.

Die Großeltern sind bemüht, ihrer Enkelin Halt zu geben. „Oma kann so viel mit ihrem Händedruck sagen.“ Sie gestalten Beerdigungen und halten Trauerfeiern für die verstorbenen Tiere. „Ich will einfach nur, dass niemand stirbt“, sagt das Mädchen. Doch die Erinnerungen kehren zurück...

Eine Geschichte über Verdrängung und Zulassen. Über Erschöpfung und Ruhe.

Mit einer einfühlsamen, kindlichen Protagonistin, die versucht erwachsen zu handeln. „Ich will über die Dinge sprechen, die wir wissen. Nicht über solche, die wir nur vermuten...“

Die bildhafte Sprache sowie die wunderbaren Wortkreationen des Autors tragen die LeserInnen durch die Geschichte und öffnen Türen.

Ein wunderbares Buch, das mit Taschentüchern im Umschlag geliefert werden sollte...

 

Anja Kuypers

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Sommer ist trotzdem

Espen Dekko

Thienemann Verlag (2020)

Kinderbuch

204 Seiten

ISBN 978-3522185318

13 €

Code Orestes – Das auserwählte Kind“ von Maria Engstrand, Mixtvision Verlag (2020)

 

Die 12jährige Mailin lebt mit ihren Eltern in einem Vorort Göteborgs in Schweden. Ihre Mutter ist ein Technik-Freak und arbeitet als Programmiererin. Mailins Vater erholt sich von einem schweren Herzinfarkt und kümmert sich, so gut es geht, um den Haushalt.

Trotz ihres engen Verhältnisses zur Mutter, erzählt Mailin ihr nicht, dass sie eines Abends von einem Fremden angesprochen wird, der ihr zugleich noch einen mysteriösen Brief überreicht. Sie soll ihn einem „Rutenkind“ aushändigen, welches ihr in 100 Tagen begegnen wird. „Ein Auftrag, von dem die Zukunft abhängt“, so der geheimnisvolle Mann. Als nach gut drei Monaten eine neue Familie in die direkte Nachbarschaft zieht und sich der ebenfalls 12jährige Sohn – Orestes – als hochintelligenter Eigenbrötler entpuppt, steht für Mailin fest, dass nur er das „Rutenkind“ sein kann. Sie händigt ihm den Brief aus und die Reise beginnt...

Eine Reise in verschlüsselte Codes und Versuche diese zu dechiffrieren. Die beiden Kinder freunden sich an und lassen sich auf ein Abenteuer ein, das eine Schnittstelle zu einer Parallelgeschichte in die Vergangenheit parat hält.

Die Geschichte lebt vom Codieren und Decodieren, enthält viele Geheimnisse rund um die Stadt, in der die Kinder leben und um die jeweiligen Familien. Welche Bedeutung haben die Sternenkonstellationen? Und ist die Erdstrahlung wirklich wichtig oder nur Humbug?

Jede Menge Nebenschauplätze verwirren zuweilen und verwischen den roten Faden.

Dieser Auftaktband einer angekündigten Trilogie liest sich nicht immer fließend, hält aber dennoch einen gewissen Nervenkitzel vor, der für Mädchen und Jungen gleichermaßen von Interesse sein dürfte.

Man darf auf den Folgeband gespannt sein.....

 

Anja Kuypers

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Code Orestes – Das auserwählte Kind

Maria Engstrand

Mixtvision Verlag (2020)

Kinderbuch

ab 11 Jahren

384 Seiten

ISBN 978-3958541535

ca. Preis 16 €

Was ist mit uns“ von Becky Albertalli und Adam Silvera, Atrium Verlag (2019)

 

Ein Sommer, eine Liebe

Arthur (17) zieht mit seinen Eltern über den Sommer nach New York. Seine Mutter ist Anwältin und muss für einen wichtigen Fall vor Ort sein. Arthur nutzt die Chance und jobbt unterdessen in ihrer Kanzlei. Er möchte später Jura in Yale studieren.

Im Rahmen dieser Tätigkeit begegnet er auf einem seiner Botengänge dem Puerto Ricaner Ben (17) im Postamt. Sie kommen zufällig ins Gespräch und sind sofort aneinander interessiert.

Ohne die Namen oder Rufnummern auszutauschen, verlieren sie sich aus den Augen, und es beginnt für beide eine detektivische Suche nach dem jeweils anderen. Sie haben nur kleine Anhaltspunkte und starten mit Hilfe von Freunden akribische Recherchen und formulieren Suchaufrufe im Netz.

Irgendwann glückt der Versuch und die beiden, ungleichen, jungen Männer treffen aufeinander. So groß war die Sehnsucht nach dem anderen, so ernüchternd die Erkenntnis, dass die Idee der „Liebe auf den ersten Blick“ nicht immer funktioniert. Die Andersartigkeit des Einzelnen erscheint zunächst als Hindernis. Es bedarf mehrerer Anläufe, bevor Arthur und Ben sich als Paar outen können. Obwohl Ben die Trennung von seinem letzten Partner offensichtlich noch nicht verwunden hat. Irgendwann erreichen sie den Punkt, an dem sich die Gegensätze anziehen.

Ein Sommermärchen beginnt und endet anders, als erhofft oder erwartet.

Die beiden Figuren werden gut nachvollziehbar skizziert. Die Homosexualität wird kaum thematisiert. Ganz selbstverständlich wird sie in die Geschichte verpackt und inhaltlich verwertet. Sehr gut!

Zuweilen werden die Recherchebemühungen nach dem jeweils anderen zu langatmig und ausschweifend erzählt.

In Summe ist es aber ein guter, leicht zu lesender Roman, der gerne empfohlen wird.

 

Anja Kuypers

 

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Was ist mit uns?

Becky Albertalli und Adam Silvera

Atrium Verlag (2019)

Jugendbuch

gebunden, 416 Seiten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

ISBN 978-3038800309

ca. Preis 19 €

Beinahe Herbst“ von Marianne Kaurin, Arctis Verlag (2019)

 

Die Geschichte spielt im norwegischen Oslo im Jahre 1942. Die fünfzehnjährige Ilse Stern lebt mit ihren Eltern, ihrer älteren Schwester Sonja und ihrer jüngeren Schwester Miriam in einem Mehrfamilienhaus. Der Vater führt einen Gemischtwaren-Handel. Seitdem deutsche Soldaten in Oslo Einzug gehalten haben und die Schulen okkupiert wurden, arbeiten Ilse und Sonja im Geschäft ihres Vaters mit. Sonja würde viel lieber ihr Hobby zum Beruf machen und als professionelle Näherin im Theater arbeiten.

Entgegen der besonnenen und ruhigen Sonja, ist Ilse die rebellische Tochter. Sie ist abenteuerlustig, möchte Dinge erleben, die Sinn verleihen. Sehr zum Leidwesen ihrer Mutter, zu der sie ein schwieriges Verhältnis hat. Ilse schleicht sich des Öfteren unbemerkt aus der Wohnung, um ihren unwesentlich älteren Freund Hermann zu treffen, der mit seiner Familie ebenfalls in dem Haus lebt. Trotz zunehmender Kriegswirren verläuft das Leben in Oslo weiter in annähernd geregelten Bahnen. Man hat sich mit den Einschränkungen arrangiert. So auch Ilses Vater Isaak, der das Haus morgens vor seinen Töchtern verlässt, um die Ladenfenster von den Juden verachtenden Schmierereien zu säubern. Stoisch werden die Probleme beiseite gewischt.

Das Leben ändert sich allerdings fortan, als Isaak eines Morgens von der Polizei abgeholt wird und die Familie alleine zurückbleibt. Ilses Mutter fällt in eine Depression, und Sonja nimmt die Rolle der Erwachsenen ein. Zum Glück kümmert sich Hermann, der Mitglied einer Untergrundorganisation geworden ist und über geplante Polizeieinsätze Bescheid weiß, rechtzeitig um Ilse. Er lockt sie zu einem Ausflug aus dem Haus. Auf diese Weise ist sie in Sicherheit, als der Rest der jüdischen Familie abgeholt wird.

Auch die restlichen Hausbewohner sind in den antisemitischen Verwandlungsprozess involviert. Jeder auf seine Art.

Gleich welcher Herkunft, gleich welche Zeit, gleich welches Land, gleich welcher Umstände – die Besonderheiten junger Menschen auf ihrem Weg zum Erwachsensein sind immer und überall gleich. Das Buch bringt es gekonnt auf den Punkt und ergänzt Historisches, verpackt in Prosa. Eine gut gemachte Geschichte über die Deportation der Juden, kurz vor Kriegsende im skandinavischen Raum.

In auktorialer Weise erzählt, fällt das Buch durch die haptische Machart des Covers auf. Rot goldene Herbstfarben wechseln sich ab. Der Herbst, als Sinnbild für Veränderung. Gerne empfohlen.

 

Anja Kuypers

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Beinahe Herbst

Marianne Kaurin

Arctis Verlag (2019)

Jugendbuch

gebunden, 224 Seiten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

ISBN 978-3038800316

ca. Preis 16 €

Wer ist Edward Moon“ von Sarah Crossan, Mixtvision Verlag (2019)

 

In typischer Sarah Crossan Manier, wird die Geschichte im poetischen Schreibstil erzählt. Wunderbar zu lesen, und aufgrund der überschaubaren Textmenge pro Seite ein ansprechender Anlass für Lesemuffel!

Diesmal greift die zurecht mehrfach prämierte Autorin das schwierige Thema Todesstrafe auf und setzt sich in dem Buch damit kontrovers auseinander.

Die Rede ist von Edward „Ed“ Moon, der mit 18 Jahren angeblich einen Mord begangen haben soll. Sein bereits zerrüttetes Verhältnis zur Mutter bricht zu dem Zeitpunkt seiner Verhaftung vollends entzwei. Die Mutter verfällt dem Alkohol und vernachlässigt ihre beiden jüngeren Kinder Joseph „Joe“ und Angela mehr und mehr, bevor sie die Familie eines Nachts verlässt. Fortan kümmert sich die Tante um die Geschwister.

Joe war sieben Jahre alt, als Ed verhaftet wurde. Er hing sehr an seinem Bruder, der ihm stets ein würdiger Vaterersatz war.

Nachdem das Vollstreckungsdatum feststeht, bleiben Ed und Joe nur noch acht Wochen, um die Vergangenheit aufzuarbeiten und die Gegenwart zu nutzen. Eine Zukunft wird es für beide zu diesem Zeitpunkt vermutlich nicht geben. Reicht die Zeit aus, um Recht und Gerechtigkeit voneinander trennen zu können? Joe macht sich auf den Weg von der Ostküste nach Texas, wo Ed vor zehn Jahren verhaftet und nun zum Tode verurteilt wurde. Mittlerweile sitzt er im Todestrakt des Gefängnisses, einem Ort, deren Beschreibung Crossan nicht auslässt. Es kommt zu einer Begegnung der Brüder, die nach anfänglichen Schwierigkeiten an alte Gefühle anknüpft und eine gewisse Nähe wieder peu à peu zulässt.

Der Leser wird mit Informationen und Emotionen versehen, die ihn ein eigenes Bild zur tatsächlichen Schuld Ed`s skizzieren lassen.

Jährlich werden mehrere Menschen in den USA zum Tode verurteilt. Wurden wirklich alle Fälle zum Zeitpunkt der Urteilsverkündigung ausreichend untersucht? Der Roman befasst sich mit diesen Umständen und spickt die fiktive Geschichte mit gut recherchierten Erkenntnissen der letzten Jahre.

Welcher Mensch steckt hinter der Fassade von „Ed Moon“? Joe versucht in dem Inhaftierten seinen Bruder wieder zu erkennen. Doch Zeiten und Orte können Menschen verändern.

Zum Glück trifft Joe während seines Aufenthaltes in Texas auf viele Menschen, die ihm gut tun und seine innere Zerrissenheit kompensieren, ohne ihn in seiner Urteilsfindung zu beeinflussen. Nicht zuletzt erfährt er, trotz aller widrigen Umstände, die sein derzeitiges Leben ausmachen, dort seine erste Liebe.

Geschrieben aus der Ich-Perspektive Joe`s wird auch dieser Roman wieder ein Highlight poetischer Prosakunst aus der Feder der wunderbaren Sarah Crossan sein.

Anja Kuypers

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Wer ist Edward Moon

Sarah Crossan

Mixtvision Verlag (2019)

Jugendbuch

gebunden, 357 Seiten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

ISBN 978-3958541405

ca. Preis 17 €

Wer kennt ihn nicht... den Planeten Oneiros. Außer den Onaris, den Bewohnern von Oneiros, besuchen auch die Maschinisten regelmäßig den Planeten und suchen sich geeignete Kandidaten für ihre wichtigen Missionen aus. Durch die Maschinisten sind die Onaris in der Lage, sich in zahlreiche, unterschiedliche Gestalten zu verwandeln, sofern sie den Planeten verlassen. Die Maschinisten sorgen für das Wohl des Planeten Oneiros und der gesamten Galaxie. Eines Tages erfahren sie, dass das Volk der Draconer die Erde angreifen möchte. Sie wollen die Waffen- und Kampffähigkeit der Menschen annektieren. Maschinist Morpheus unterstützt den Onari Zorro Vela bei einer Mission zum Schutz der Erde. Zorro Vela nimmt Kontakt zu dem zehnjährigen Erdenjungen René Reinhard auf und bittet ihn um Hilfe im Kampf gegen die Draconer.

René staunt nicht schlecht, als sich ihm ein Außerirdischer präsentiert, der sich zudem permanent verwandelt.

Wir befinden uns im Jahre 1989. Das fiktive, deutsche Örtchen Marxdorf wird durch die Mauer in Ost und West geteilt. Die Grenzsoldaten, zu denen auch René`s Vater gehört, sichern die Absperrungen.

Der Ost-West-Konflikt ist Thema dieses fantasievollen Romans, in das sich nun sogar Außerirdische einmischen wollen. Aus unterschiedlichen Beweggründen. Und nicht immer von Erfolg gekrönt....

Der Roman ist in der Ich-Form aus Sicht des Onaris Zorro geschrieben.

Bunt und gespickt mit Parallelen aus heiteren Persiflagen der Weltraumprosa, spart der Autor nicht an fantasievollem Schmückwerk.

Im Wort- und Schreibstil chaotisch kreativ, erfährt der Leser in diesem Roman einen alternativen Ansatz zum Verstehen des geteilten Deutschlands. Gelungen!

 

Anja Kuypers

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Zorro Vela

Norbert Zähringer

Thienemann Verlag (2019)

Kinderbuch

gebunden, 336 Seiten

Altersempfehlung ab 10 Jahren

ISBN 978-3522185301

ca. Preis 15 €

Das Abrakadabra der Fische“ von Simon van der Geest, Thienemann Verlag (2019)

 

Die 12jährige Vonk wird von ihrer Mutter für eine Woche zum fernab gelegenen Hof des Großvaters gebracht. Die Eltern benötigen ein wenig Zeit, um sich über die momentan bröckelnde Zukunft als Paar klarzuwerden. Vonk ist von der Ausquartierung weniger begeistert. Denn natürlich macht sie sich viele Gedanken über ihre eigene kleine Familie, und der Hof vom Opa bietet so gar nichts Interessantes. Oder vielleicht doch? Opa wuchs mit sechs Brüdern auf und hat jede Menge Geschichten parat. „Die Bretter knarren und seufzen. … Dieses Haus hat viel erlebt, das fühlt man ganz deutlich.“

Die Kapitel wechseln sich ab: einmal beschreibt Vonk in der Ich-Perspektive die Jetztzeit, einmal beschreibt der Großvater in der Ich-Perspektive die Erlebnisse rund um das Familiengeheimnis aus vergangenen Zeiten. Der Opa hatte mit seinem Lieblingsbruder „Beule“ sehr viel erlebt. Sie standen sich sehr nahe. Aber was ist passiert, dass der Kontakt komplett zum Erliegen kam? Sukzessive lichtet sich das Dunkel um das ungleiche Brüderpaar und um das Leben der Familie.

Vonk ist ein starkes Mädchen und kommt in Sachen Beharrlichkeit und Sturheit vollends auf ihren Großvater. Und dennoch gibt es Momente, in denen sie sich selbst zu viele Fragen stellt und die mögliche Trennung ihrer Eltern auf sich bezieht.

Ein Buch mit vielen Facetten: Familien- und Freundschaftsverhältnisse, Krankheit und Tod sowie moderne Genderthematik.

In dieser Geschichte „verzaubern“ die Fische so manche Passage mit ihrem „Abrakadabra“ und runden zu einem gelungenen Ganzen ab.

 

Anja Kuypers

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Das Abrakadabra der Fische

Simon van der Geest

Thienemann Verlag (2019)

Jugendbuch

gebunden, 320 Seiten

Altersempfehlung ab 12 Jahren

ISBN 978-3522184847

ca. Preis 15 €

Der Fall der linkshändigen Lady“ von Nancy Springer, Knesebeck Verlag (2019)

 

Dies ist der zweite Fall der resoluten, jüngeren Schwester des berühmten Detektiv- und Ermittlerbrüderpaars Sherlock und Maycroft Holmes - Enola Holmes -.
Die Geschichte beginnt mit einer Rückblende und kurzen Zusammenfassung des ersten Bandes, in der erklärt wird, warum Enola keinen Kontakt mehr zu ihren Brüdern hat und alleine lebt. Perfekt verpackt und als Einstieg zum neuen Abenteuer der mittlerweile 14jährigen Protagonistin im London zur viktorianischen Zeit.

Dank ihrer Mutter, die sie seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hat und mit der sich Enola lediglich via Chiffre-Nachrichten in Zeitungen austauscht, verfügt sie über eine beträchtliche Summe Geld. Damit hat sie sich in Englands Hauptstadt wohnlich eingerichtet und eine Existenz als Perditorin aufgebaut. Einer Tätigkeit zum Aufspüren vermisster Menschen. Um weiterhin unerkannt bleiben zu können, schlüpft sie immer wieder in verschiedene Verkleidungen und Maskeraden. Allen voran ihr Doppelleben als Mrs. Ragostine, der angeblichen Büroangestellten eines neuen, selbstverständlich ebenfalls nicht existenten Vorzeigeermittlers in der Stadt. Alles ist genau durchgeplant. Für eine 14jährige ist Enola extremst pfiffig. Ständig auf der Hut vor ihren Brüdern, die ihre Schwester viel lieber in einem Internat sehen würden, ermittelt sie abgeklärt und nüchtern realistisch. Sogar nachdem sie in ihrer Rolle, als barmherzige Schwester auf den Straßen Londons, eines nachts überfallen und gewürgt wird.

In ihrem neuen Fall beschäftigt sie sich mit dem Aufspüren der jungen Lady Cecily. Die Tochter aus gutem Hause ist verschwunden. Alles sieht nach einem geplanten Weglaufen mit der ersten, großen Liebe aus. Aber Enola kommt den wahren Hintergründen peu à peu auf die Spur. Während sie ihrer Arbeit nachgeht, muss sie weiterhin vor der eigenen Enttarnung auf der Hut sein. Denn nach wie vor versucht Sherlock sie zu stellen.

Geschrieben in der Ich-Perspektive Enolas, kommt der Roman sehr kurzweilig und spannend daher. Vor allem, wenn sie ihrem Bruder auf den Straßen Londons zufällig begegnet. Nur gut, dass sie eine Meisterin der Kostümierung ist.

Enola - resolut und doch sensibel, mädchen- und doch ladylike.

Eine wunderbare Reihe. Man darf gespannt sein auf den nächsten Band....

 

Anja Kuypers

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Der Fall der linkshändigen Lady – Ein Enola Holmes Krimi

Nancy Springer

Knesebeck Verlag (2019)

Jugendbuch

gebunden, 205 Seiten

Altersempfehlung ab 12 Jahren

ISBN 978-3957282613

ca. Preis 15 €

Was mir von Dir bleibt“ von Adam Silvera, Arctis Verlag (2019)

 

Der 17jährige Theo wird bei einem Unfall tödlich verletzt. Zu diesem Zeitpunkt studiert er an der Westküste der USA und hinterlässt dort seinen Freund und Partner - den zwei Jahre älteren Jackson. Zurück bleibt auch Griffin, ebenfalls 17 Jahre alt und seine erste Beziehung. Mit ihm entdeckt Theo zu Schulzeiten an der Ostküste erstmals die gleichgeschlechtliche Liebe.

Zur Beerdigung Theos begegnen sich Jackson und Griffin erstmals. Zunächst entsteht eine Art Wettstreit darüber, wer Theo intensiver geliebt hat, besser kannte und wer das Recht hat, mehr zu trauern. Als unsichtbarer Dritter im Bunde steht Theo zwischen den beiden. Mit der Zeit wächst ein gemeinschaftliches Verarbeiten des Verlustes. Sie beginnen, sich gegenseitig von den jeweiligen Beziehungen zu berichten und leisten auf diese Art Trauerarbeit.

Abwechselnd wird in den Kapiteln von der Jetztzeit erzählt und aus der Vergangenheit berichtet. Licht und Schatten wechseln sich ab. So wie Sonne und Mond. Der Leser taucht immer mehr in die Leben der Protagonisten ein. Eifersucht und Neugier reichen sich die Hände. Aber auch grenzenlose Liebe und schmerzhaftes Loslassen.

Geschrieben in der Ich-Perspektive Griffins, erzählt die vielseitige Geschichte von Tod und Trauer. Aber auch von Zusammenhalt und Freundschaft und der Wichtigkeit, den Moment zu genießen sowie im Hier und Jetzt anzukommen.

Ein neues, sehr gelungenes Werk des bekannten Autors Adam Silvera.

 

Anja Kuypers

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Was mir von Dir bleibt

Adam Silvera

Arctis Verlag (2019)

Jugendbuch

gebunden, 368 Seiten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

ISBN 978-3038800224

ca. Preis 18 €

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© Anja Kuypers