Jugendbücher

Frag Philomena Freud - Perlenspinne“ von Annette Roeder, Knesebeck Verlag (2025)

 

Dies ist der Auftaktband einer neuen Reihe um das vierzehnjährige Waisenkind Philomena, die sich auf den Straßen Wiens im Jahr 1922 ihr Geld als Schuhputzerin verdient. Auf diese Weise lernt sie nicht nur die Menschen der aufstrebenden Stadt sehr gut kennen, sondern durchblickt auch manch abstruses Familienverhältnis. Nur zu gerne schlägt Philomena ihren Schuhputzstand vor dem Haus des renommierten Psychoanalytikers Sigmund Freud auf, um manch Wissenswerte mitzubekommen und zu verinnerlichen. Ihr strategisches Vorgehen ist gefragt, als die wohlhabende Baronin von Wallersee eines Morgens tot aufgefunden wird. Philomena muss sich dieses Falls annehmen. Nicht zuletzt deshalb, weil das Mündel der Baronin, die feinfühlige Sidonie, ihre ehemalige Mitbewohnerin im Waisenhaus war. Scharfsinnig und vor allem unter Zeitdruck ermittelt das junge Mädchen in alle Richtungen. Denn Sidonie wird des Mordes verdächtigt und in eine Heilanstalt eingewiesen. Dafür sorgen die Schwester und der Neffe Nikolas der Verstorbenen. Hat die junge Sidonie, die eine ausgeprägte Spinnenphobie hat, tatsächlich aus Habgier getötet? Stets an Philomenas Seite ist ihr Hund mit Namen Kaiser Franz, der genau wie sie auf der Straße lebt. Zwischen familieninternen Streitigkeiten und Liebschaften zwischen den Angestellten der Baronin versucht das Mädchen den wahren Mörder herauszufinden. Dabei erfährt sie Unterstützung von Wachtmeister Wachs und ihrem Freund August. Eine spannende, unterhaltsame Geschichte über ein mutiges, freiheitsliebendes Mädchen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Österreich. Und damit auch alle Lesenden die wienerischen Begrifflichkeiten verstehen, gibt es zum Ende des Buches sogar ein passendes Glossar.

Band 2? Also ich freu` mich drauf!

 

Anja Kuypers

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Frag Philomena Freud – Die Perlenspinne

Annette Roeder

Illustrationen von Julia Plath

Knesebeck Verlag (2025)

Kinder-/Jugendbuch

ISBN 978-3-95728-982-7

gebunden, 252 Seiten

188 €

 

Die weiße Laterne“ von Shaw Kuzki, BaoBab Books (2025)

 

Die Geschichte beginnt mit der Schilderung einer jährlich stattfindenden Zeremonie in der japanischen Stadt Hiroshima. Am 6. August 1945 wurde die Stadt durch den Abwurf einer Atombombe zerstört, und zahlreiche Menschen wurden getötet. Nicht nur in diesem verheerenden Moment, sondern auch Jahre danach, durch die Spätfolgen der atomaren Verwüstung.

Jedes Jahr wird seitdem an die Opfer gedacht. Es werden schwimmende Laternen, auf denen die Namen von Verstorbenen zu lesen sind, in einen Fluss gesetzt werden, der sie auf das offene Meer trägt.

Das zwölfjährige Mädchen Nozomi kennt diesen Brauch gut. Seit langem begleitet sie ihre Familie an den Fluss. Allerdings versteht sie nicht, weshalb ihre Mutter Jahr um Jahr eine einzige weiße Laterne ohne Angabe eines Namens aussetzt.

Im Geschichtsunterricht in ihrer Schule sprechen sie nicht von einer Atombombe, sondern nur vom „großen Blitz“. Erst als der Kunstlehrer ein Projekt mit den Schülern über das wichtige Ereignis ausruft, das Japan bis heute prägt, bröckelt die geheimnisumwobene Fassade von Nozomis Familie und sie beginnen zu erzählen....

Häppchenweise erfahren die Lesenden von dem schlimmen Tag in der Geschichte Japans, und Nozomi lernt ihre Familie neu kennen. Sie erfährt Details von betroffenen Verwandten, lernt manche Familienkonstellation kennen und deckt Zusammenhänge zwischen dem Bombenabwurf und dem Leben Angehöriger auf. Am Ende erfährt sie auch, weshalb diese einzelne weiße Laterne keinen Namen trägt...

Im Rahmen dieser Familiengeschichte wird das Leben und die Kultur Japans beschrieben. Der Autorin, die zur Nachfolgegeneration der Überlebenden des Atombombenabwurfs gehört, ist hier ein tief gehender Roman gelungen, der erinnert und das Vergessen unmöglich macht. Und das ist auch gut so. Taten wie diese, dürfen nie vergessen werden. Eine insgesamt gute Aufbereitung einer historischen Tragödie.

 

Anja Kuypers

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Die weiße Laterne

Shaw Kuzki

Aus dem Japanischen von Sabine Mangold

Baobab Books (2025)

Kinderbuch

ISBN 9783907277294

gebunden, 129 Seiten

22 €

 

Zweiklang“ von Elin Hansson, Arctis Verlag (2025)

 

Der 16jährige Torleif besucht ein musikalisches Gymnasium in der Stadt. Ursprünglich stammt er aus einem kleinen Dorf, irgendwo in Norwegen. Da er aber das Geigenspiel, um genau zu sein, das Spielen der Hardangerfiedel professionalisieren und später in Oslo auf die Musikhochschule wechseln möchte, war der alleinige Umzug in die Stadt unumgänglich. Torleifs Mutter starb früh, und mit seinem Umzug ließ er seinen rauhbeinigen Vater, den ebenso ruppigen Bruder und seinen geliebten Großvater Goffa, einen Geigenbauer, zurück.

In der Stadt fühlt Torleif sich wohl. Hier kann er sein, wie er ist. Er liebt Jungs, und das wissen seine besten Freunde Kim und Rada sehr wohl.

Als Goffa einen Schlaganfall erleidet, kehrt Torleif nach zweieinhalb Jahren zurück in die Heimat, um ihm für die Dauer der Sommerferien zur Seite zu stehen. Dort trifft er nicht nur auf seinen Vater und den Bruder, sondern auch auf die „alten Freunde“, denen er – aus guten Gründen – nichts von seinem Outing mitteilt. Vielmehr versucht er sich dem Landleben anzupassen und nicht aufzufallen.

Alles ändert sich, als ihn seine frühere Geigenlehrerin Anna bittet, einen Kurs für sie an der örtlichen Musikschule zu übernehmen. Dort lehrt derzeit auch der äußerst attraktive, junge, japanische Gastdozent Horimovo Ueda, in den sich Torleif Hals über Kopf verliebt.

Großvater Goffa kennt seinen Enkel ganz genau und weiß auch um seine andauernde Trauer wegen des Verlustes der Mutter. Trotz der eigenen Erkrankung hilft er seinem Enkel bei der Bewältigung des immensen Paketes, das auf seinen Schultern lastet.

Über die Reaktionen der Dorfgemeinschaft sowie der eigenen Familie und was die Musik in Menschen bewirken kann. Der Buchtitel könnte kaum treffender sein.

Ein tolles Buch, das die Lesenden auffordert, sich dem Leben zu stellen und mutig zu sein.

 

Anja Kuypers

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Zweiklang

Elin Hansson

Übersetzung aus dem Norwegischen von Meike Blatzheim und Sarah Onkels

Arctis Verlag (2025)

Kinderbuch

ISBN 978-3038800989

gebunden, 320 Seiten

19 €

 

Klub der seltsamen Kinder“ von Petra Soukupova, Jungbrunnen Verlag (2025)

 

Vier Leben. Vier persönliche Geschichten. Vier Kinder, deren Leben bisher nicht locker flockig funktioniert... Sie sind anders, passen nicht zur Gesellschaft, fallen durchs Raster und vor allem auf.

Da wäre die hübsche Mila, die sich in ihren Träumen und Phantasiewelten verliert und deshalb häufig gedanklich abwesend ist. Und Katka, die sich wegen ihres Übergewichtes oft als Walross wahrnimmt und sich gerne in Geschichten und Bücher flüchtet. Der Jüngste in der Runde ist Peter, der vor allem Angst hat. Und nicht zuletzt Franta, der ständig provoziert und seine angestauten Aggressionen in den falschen Momenten freilässt.

Die erste Hälfte des Buches berichtet aus den Leben der unterschiedlichen Kinder und die verschiedenen Wege, wie sie sich kennenlernen und zueinander finden.

Als Peter von seinen Eltern genötigt wird, an einer Ferienfreizeit mit anderen Kindern teilzunehmen, beschließt er, auszureißen. Kurzerhand entschließen sich Franta, Katka und Mila dazu, ihn zu begleiten. Denn auch sie sind es leid, sich für ihr Verhalten ständig rechtfertigen zu müssen. Die Roadnovel beginnt.....

Die unterschiedlich langen Kapitel werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Immer gekennzeichnet durch den Anfangsbuchstaben des jeweiligen Protagonisten – F, M, P, K. Es braucht – gerade zu Beginn – einen kurzen Moment, sich in der Geschichte zurechtzufinden, aber dann werden die Lesenden Teil deren Leben, die nicht unterschiedlicher sein könnten.

Die Geschichte bewegt sich nah an der Alltagswelt. Immer mehr junge Menschen haben aus unterschiedlichen Beweggründen Probleme, sich im Leben zurechtzufinden. Ihnen fehlt der rote Faden. Und erst recht eine Gesellschaft, die ALLE Menschen ungefragt einbindet und annimmt.

Dieses Buch erzählt nicht nur von Kindern, die auf der Suche nach Abenteuern sind. Dieses Buch erzählt von Kindern, die Zeit ihres Lebens als „seltsam“ beschrieben wurden. Nie dramatisch und doch selten lustig, nur erschreckend realistisch. Es regt an, sich zu öffnen und aufeinander zuzugehen.

 

Anja Kuypers

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Klub der seltsamen Kinder

Petra Soukupova

Illustrationen von Nikola Logosova

Übersetzt von Johanna Posset

Jungbrunnen Verlag (2025)

Kinderbuch

ISBN 978-3702660017

gebunden, 232 Seiten

20 €

 

Wanda“ von Annika Scheffel, Thienemann (2025)

 

Die Geschichte, die im Sommer in der Jetztzeit in Berlin spielt, erzählt über einen Zeitraum von wenigen Tagen. Im Intro wird erläutert, dass eine alte Bärin plötzlich und zunächst unauffindbar aus dem Berliner Zoo verschwunden ist. Die ganze Stadt ist zwar angsterfüllt und dennoch auf der Suche nach dem Tier, für das ein ordentlicher Finderlohn ausgelobt wurde.

Parallel wird die Lebensgeschichte der dreizehnjährigen Wanda beschrieben, die als Waisenkind immer noch auf eine „erfolgreiche Vermittlung“ wartet und sich ihren Platz in einer liebevollen Familie erhofft. Nachdem sich potentielle Pflegeeltern erneut gegen sie entscheiden, entschließt sie sich kurzerhand, ihr Leben selbst in den Griff zu nehmen. Sie taucht im „Raum der Stille“ unter, der im Bogen des Brandenburger Tores untergebracht ist. Ihr gelingt die Einrichtung eines verborgenen Eckchens, von wo aus sie das bunte Treiben rund um Berlins Wahrzeichen beobachten kann. Und da ganz Berlin mit der Suche nach der Bärin beschäftigt ist, fällt ihr Verschwinden zunächst kaum auf. Während ihrer „Ausflüge“ aus dem Schutzraum lernt sie den „Zylindermann“ vom Adlon und dessen Freundin Nino, die Straßenmusikerin kennen. Außerdem eine alte Frau mit einem „Blumengarten auf dem Kopf“, die Rikschafahrerin Janine und Sami, der sich oft tagsüber am Torbogen aufhält und seine ganz eigene Geschichte verarbeiten muss. In dieser Zeit erhält Wanda jede Menge Hilfe, wird aber auch zur Helfenden.

Am Ende ist sie wie die Bärin...

Ein sehr wortgefärbtes Buch, das mitten ins Herz trifft. Schreib` deine eigene Geschichte und hab` den Mut, anders zu sein. Über phantastische Träume und die harte Realität. Aber auch die Möglichkeit, beides zusammenzuführen. Toll!

 

Was mir am besten gefiel:

Wandas beste Freundin aus dem Waisenhaus – Toni – hat bereits ihre neue Familie gefunden. Und während der Geschichte erinnert sich Wanda immer an die klugen Sprüche Tonis, die hier kursiv gedruckt werden. Sprüche, die ihr häufig den richtigen Weg weisen. Toni als stille Protagonistin.

 

Anja Kuypers

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Wanda

Annika Scheffel

Illustrationen von Dana Lédl

Thienemann (2025)

Jugendbuch

ISBN 978-3522186896

gebunden, 368 Seiten

15 €

 

Schildkrötenmond“ von Hannah Gold, Von Hacht Verlag (2025)

 

Schildkröten repräsentieren Langlebigkeit. Die Tiere stehen für Geduld und Gelassenheit. Außerdem bietet ihnen ihr Panzer andauernden Schutz.

Von diesen Attributen bräuchten die Eltern der jungen Silver derzeit eine gute Portion.

Seit einiger Zeit bemühen sie sich, ein weiteres Kind zu bekommen. Leider bislang erfolglos. Mittlerweile sind nicht nur die Eltern enttäuscht und traurig, das gesamte Familienleben scheint unter einem grauen Schleier zu leben.

Da erreicht den als Künstler arbeitenden Vater zum richtigen Zeitpunkt ein Auftrag in Costa Rica. Er soll die Tiere in der Rettungsstation für Schildkröten portraitieren, und die ganze Familie reist dorthin.

Für Silver beginnt ein aufregender Lebensabschnitt. Schnell lernt sie vor Ort neue Freunde kennen und vor allem ihre Liebe zu den Schildkröten. Die seltene Lederschildkröte, die sie beim Nisten am Strand entdeckt, liegt ihr besonders am Herzen. Gemeinsam mit Rafi, dem Sohn der Stationsleitung, beobachtet sie die Schildkröte, zu der sie eine besondere Beziehung aufbaut. Sie scheinen nonverbal zu kommunizieren.

Als die Eier dieser seltenen Art gestohlen werden, beginnt das gefährliche Abenteuer um die Suche nach den Dieben unter der brennenden Sonne Südamerikas. Nicht, ohne auf den allgemeinen Tierschutz und das Umweltbewusstsein aufmerksam zu machen.

Der Autorin gelingt ein Roman mit Tiefgang. Sie schafft es, dass selbst eine Verfolgungsjagd beim Lesen entschleunigt. Am Ende geht es um die Liebe zur Natur und zu den Tieren, integriert in eine spannende Geschichte in einem farbenfrohen, faszinierendem Land.

So braucht es oft mehrfach im Leben Geduld und Gelassenheit, um ans Ziel zu kommen. Tolle, naturverbundene Geschichte.

 

Anja Kuypers

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Schildkrötenmond

Hannah Gold

Illustrationen von Levi Pinfold

Übersetzt von Sylke Hachmeister

Von Hacht Verlag (2025)

Jugendbuch

ISBN 978-3968260549

gebunden, 350 Seiten

18 €

 

Das falsche Leben“ von Maja Nielsen, Gerstenberg Verlag (2025)

 

Ein neuer Jugendroman über das Leben zu Zeiten der DDR. Eine Familie aus dem Westen emigriert in den Osten Deutschlands. Bewusst unfreiwillig. Der Familienvater in dieser wahren Geschichte ist ein Spion der DDR, der seit Jahren undercover mit seiner Familie in Hannover lebt. Diese ahnt nichts von seinem Doppelleben. Sie werden über Nacht aus ihrem Alltag gerissen. Denn der Vater drängt zum schnellen Aufbruch. Angeblich liegt der Großvater, der auf Usedom lebt, im Sterben. Eine Ausrede, eine Lüge. Da der Westen zu der Zeit sämtliche DDR-Spione enttarnt, will und muss der Vater fliehen. Mitsamt seiner Familie. Erst als sie in der DDR ankommen, offenbart er sich ihnen. Sie sind fassungslos. Obwohl ihnen, als Stasi-Mitglieder ein Leben zu Füßen gelegt wird, das dem im Westen gleicht.

Der Kummer ist groß, die Enttäuschung über das Verhalten des Vaters riesig. Die Brüder Michael und Thomas müssen sich daran gewöhnen, ab sofort in diesem sozialistischen Land zu leben. Gerade Michael, der in Hannover seine erste, große Liebe gefunden hat, kann sich in diesem Regime partout nicht zurecht finden. Er rebelliert gänzlich. Der jüngere Thomas hingegen gibt dem Land eine Chance und versucht seinen Schulabschluss zu machen. Er scheitert kläglich, denn die Lernumstände hindern ihn am Wohlfühlen und Erfolg. Vor allem entpuppen sich neue Freunde als Feinde. Wem kann man hier tatsächlich trauen? Die Familie ist ganz und gar entzweit.

Michaels Widerstand gegen das Leben hinter Mauern ist zu groß, sodass man den Störenfried lieber ziehen lässt und ihn zurück in den Westen schickt. Auch der Vater erkennt, dass sich sein Land mit den Jahren verändert hat und möchte ebenfalls zurück nach Hannover. Er setzt die gesamte Hoffnung auf Michael, der nun die Fäden aus dem Westen ziehen soll.

Die Geschichte spielt in den 1970iger Jahren und basiert auf wahren Begebenheiten der Familie Raufeisen. Eine Geschichte, die Maja Nielsen hier wunderbar beschreibt. Mit ganz viel Akribie und Einfühlungsvermögen. Die Lesenden lernen die Besonderheiten der damaligen DDR kennen, und es wird ihnen ein Blick hinter die Kulissen des Eisernen Vorhangs gewährt. Man schlüpft in die Rolle eines nachträglichen Zeitzeugens und taucht in die Leben anderer Menschen ein. Eine innerdeutsche Fluchtgeschichte. Rundum gelungen, schauderhaft faszinierend. Maja Nielsen macht es möglich.

 

Anja Kuypers

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Das falsche Leben

Maja Nielsen

Gerstenberg Verlag (2025)

Jugendbuch

ISBN 978-3836963558

gebunden, 190 Seiten

15 €

 

Wort für Wort“ von Maryam Master, Woow books Verlag (2025)

 

Die Geschichte spielt in einer australischen Kleinstadt, in der die zwölfjährige Hero mit ihren Eltern ein weitestgehend unaufgeregtes Leben führt. Das empathische Mädchen bemerkt die Stimmungsschwankungen ihres Vaters, der als Professor für Literatur an einer Hochschule lehrt, durchaus, weiß aber damit umzugehen. Stets an ihrer Seite ist ihre beste Freundin Jaz, alias Jasmin. Gemeinsam „überstehen“ sie so manch unglücklichen Schultag, wenn Schulhofmobber Rufus wieder unterwegs ist und Schülern das Leben zur Hölle machen möchte.

Vieles ändert sich, als der ebenfalls zwölfjährige Aria, der aus dem Iran geflüchtet ist, in Heros Klasse kommt. Aria spricht nicht und weckt somit die Neugier an seiner Person bei Hero und Jaz. Rufus hingegen nimmt es zum Anlass und mobbt ohne Ende.

Die Kapitel in der Geschichte sind abwechselnd aus der Sicht Heros und Arias geschrieben. Die Leserinnen und Leser erfahren häppchenweise und durch immer länger werdende Kapitel Arias Details über seine Vergangenheit.

Heros Vater hat großes Interesse an dem Jungen, der nicht spricht. „Worte haben macht. Wenn du nur die richtigen wählst. Und sie in die richtige Reihenfolge setzt. Und einen kleinen Teil deiner Seele in sie hineinatmest – dann kannst du Magie erschaffen.“

Er schlägt die Teilnahme Arias an einem Poetry-Wettbewerb vor. Aber wie soll das funktionieren, wenn Aria nicht redet? Doch eines Tages beginnt er zu sprechen.... langsam, leise und mit wenigen Worten.... „Wort für Wort“ Gleichbedeutend mit dem Mut, seine Fluchterfahrungen zu verarbeiten, die tiefe Narben hinterlassen haben.

Ein berührendes Jugendbuch über die Macht der Worte, junge HeldInnen und die Bedeutsamkeit über den Zusammenhalt der Menschen.

 

Was mir besonders gut gefiel:

Die Darstellung, wie aus zunächst umher tanzenden Buchstaben in Arias Kapiteln einzelne Sätze und am Ende tief greifende Texte wurden.

 

Anja Kuypers

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Wort für Wort

Maryam Master

Illustrationen von Astred Hicks

Aus dem Englischen von Isabel Abedi

Woow books Verlag (2025)

Kinderbuch

ISBN 978-3039670451

gebunden, 250 Seiten

17 €

 

Der Sommer, in dem der Blitz mich traf“ von Lauren Wolk, Hanser Verlag (2025)

 

Annabelle lebt mit ihrern Brüdern und Eltern auf einer abgelegenen Farm im Grünen. Sie lebt das Leben und die vielen Möglichkeiten, Tiere in freier Wildbahn beobachten zu können.

In der Ich-Perspektive Annabelles erfahren die Leserinnen und Leser zu Beginn einiges aus ihrem familiären Umfeld sowie über ihre Freunde und ihren Alltag.

Alles ändert sich, als Annabelle eines Tages vom Blitz getroffen wird.

Starr vor Furcht stand ich noch da, als plötzlich die Luft um mich herum zu zischen begann. Es war, als wäre ich mitten in einen Wespensturm getaucht worden.“

Auf den Armen sind rote Brandwunden zu sehen und der Brustkorb ist übersät mit unerklärbaren Blutergüssen. Vermutlich wurde sie reanimiert. Aber von wem?

Nach dem Blitzschlag scheinen einige Schaltkreise im zentralen Nervensystem durcheinander geraten zu sein, diagnostiziert der behandelnde Arzt. Und zunächst glaubt ihr niemand, als sie mitteilt, dass sie seitdem ein sensibles Geruchsvermögen hat und Tiere – insbesondere Hunde – lesen und verstehen kann. Die schon zuvor sehr reflektierte, ruhige und empathische Annabelle ist fortan in der Lage, mit Tieren nonverbal zu kommunizieren. Eine Gabe?

Zumindest kann sie helfen, als ihr Bruder Henry seinen Hund vermisst und auch Mr Drake seinen Bullterrier sucht. Hund Buster ihres ehemals besten Freundes Andy spürt sie während eines Besuches in einer nahe gelegenen Großstadt auf. Und was haben Mr. Edelman und seine Tochter Nora auf der Nachbarfarm zu verbergen? In einer großen Scheune beherbergen sie zahlreiche, überwiegend schwer verletzte Hunde.

Eine Geschichte mit vielen Facetten. Alte Freundschaften werden wieder aufgenommen, Vergangenes wird aufgearbeitet. Außerdem werden Hundekämpfe thematisiert, Geheimnisse gelüftet und ein starkes Mädchen skizziert.

Das Leben auf einer Farm im Grünen nach dem Kontakt mit einem Naturereignis.

 

Anja Kuypers

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Der Sommer, in dem der Blitz mich traf

Lauren Wolk

Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann

Hanser Verlag (2025)

Jugendbuch

ISBN 978-3446282551

gebunden, 304 Seiten

18 €

 

 

Mein Papa ist kein Mörder“ von Christina Hubka, Tyrolia Verlag (2024)

 

Was für ein tolles und wichtiges Buch!

Eine Graphic-Novel mit Sachbuchelementen, die sich des Tabu-Themas Gefängnis annimmt und in Österreich spielt.

Der junge Simon Petermann kehrt nach einem Skiausflug nach Hause und erfährt von der Mutter: „Äh, er musste ganz plötzlich wegfahren für die Firma.“

Die jüngere Schwester versucht ihn daraufhin mit dem Handy zu erreichen. Vergeblich....

Ein paar Tage kann die Mutter den Schein wahren und die schlimme Nachricht vor den Kindern verbergen. Aber irgendwann bricht es aus ihr heraus, und sie gesteht unter Tränen, dass der Vater verhaftet wurde und nun im Gefängnis ist.

Herr Petermann ist für den Tod eines kleinen Jungen verantwortlich. Bei einer seiner Einsatzfahrten als Busfahrer nutzte er das Handy während der Fahrt und übersah bei einem Abbiegemanöver ein kleines Kind.

Er ist vollumfänglich geständig und wird zu drei Jahren Haft verurteilt.

Schonungslos und eindrucksvoll wird erläutert, wie die Familie mit der neuen Lebenssituation umgeht und wie der Vater sich im Gefängnis versucht zurecht zu finden.

Die Geschichte wird alle paar Seiten von thematisch passenden Sachtexten unterbrochen. Textblöcke, die den erzählerischen Sachverhalt aufgreifen und genau erklären.

Illustrationen in schwarz/weiß mit roten Akzenten untermalen die mitreißenden Texte in der Geschichte, die über einen Zeitraum von mehreren Jahren erzählt wird.

Über das Leben und die psychische Belastung aller Beteiligten vor, während und nach der Verurteilung eines straffällig gewordenen Familienvaters.

Eindrucksvoll!

 

Anja Kuypers

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Mein Papa ist kein Mörder

Christina Hubka

Illustrationen von Lukas Vogl

Tyrolia Verlag (2024)

Jugendbuch / Sachbuch

ISBN ‎978-3702241988

gebunden, 120 Seiten

18 €

 

Sohn des Meeres“ von Davide Morosinotto, Thienemann Verlag (2024)

 

Die Geschichte, in der der 14jährige Pietro mit seiner jungen Mutter am Rande der Großstadt Ateste lebt, spielt im phantasiegeprägten Mittelalter. Der groß gewachsene und starke Pietro sieht deutlich älter aus und verdient als Schweinehirt etwas Geld für sich und seine Mutter. Mit im Haus der kleinen Familie lebt Valdo, der Lebensgefährte der Mutter. Ein gewaltbereiter Mann, der das Leben der beiden noch gehörig auf den Kopf stellen wird....

Eines Tages erfährt Pietro von einem Gesandten, der auf dem Weg zum Senator ist, dass die Barbaren die Nachbarstadt Aquilea angreifen wollen. Im Stadtpalast Atestes wird entschieden, dass sie mutige und starke Kämpfer nach Aquilea entsenden wollen. Alle anderen werden zur Selbstverteidigung vor Ort gebraucht.

In nur wenigen Tagen werden die Auserwählten kämpferisch dürftig auf den Krieg vorbereitet. Dabei lernt Pietro den jungen Titus kennen, einen Schreiner, der sich auch kaufmännisch fortgebildet hat.

Die junge Justina schließt sich – als Junge verkleidet – den Soldaten an. Das Mädchen aus reichem Haus möchte Abenteuer erleben und ahnt nicht, dass sie mehrfach in Lebensgefahr geraten wird.

Vor der Abreise gibt Pietros Mutter ihm eine halbe Goldmünze mit einem sonderbaren Aufdruck und offenbart ihm, dass sein leiblicher Vater ein Kämpfer war, der vom Meer kam. Schon längst will Pietro das Meer kennenlernen und kann seinen Kampfeinsatz sowie die Möglichkeit, seinen Vater zu treffen, kaum abwarten.

Inmitten der kriegerischen Auseinandersetzungen stellen die Jugendlichen nicht nur ihre unterschiedlichen Fähigkeiten immer wieder unter Beweis, sondern Justina und Pietro kommen sich auch näher.

Ein mitreißender Jugendroman, in dem der zunächst verharmloste und glorifizierte Kampf sich zum dramatischen Akt entwickelt, in dem es um Leben und Tod geht.

In relativ kurzen Kapiteln erzählt, und zwischen der erzählerischen Gegenwart und Vergangenheit pendelnd, wird die Geschichte häppchenweise zu einem großen Ganzen.

 

Anja Kuypers

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Sohn des Meeres

Davide Morosinotto

Thienemann Verlag (2024)

Jugendbuch

ISBN 978-3522203029

gebunden, 368 Seiten

18 €

 

Die Konferenz der Vögel“ von Maximilian Hauptmann, edition a Verlag (2024)

 

Einzigartige, künstlerisch anmutende Illustrationen begleiten den Text, der sich an einem persischen Märchen aus dem 12. Jahrhundert orientiert.

Das Buch ist vielmehr ein Vorlesebuch oder ein Buch für kleine und große Menschen, die gerne und viel lesen.

In dieser Geschichte leben alle denkbaren Vogelarten gemeinsam in einem idyllischen Wald.

Menschen können diesen wundersamen Wald nicht betreten, doch jeder Vogel kennt ihn. […] Dieser Wald gehört allen Vögeln.“

Dort können sie in Frieden leben, nach einem Flug verweilen oder sich auf die Weiterreise vorbereiten. Der Wald bietet den Vögeln Schutz.

Und damit alles so harmonisch bleiben kann, findet alljährlich eine Konferenz statt, in der sämtliche Anliegen vorgetragen werden können. Demokratie pur!

Der Wiedehopf äußert sich während eines Meetings und berichtet von Nihez, dem König aller Vögel. Nur Nihez sei in der Lage, Antworten auf alle Fragen dieser Welt geben zu können, weiß der Wiedehopf zu erzählen.

Die Vögel sind bemüht ihren Wald zu hegen und zu pflegen. Sie haben Angst vor dem Verlust ihres grünen Zuhauses und machen sich somit auf den Weg, Nihez zu treffen. Er soll der Flugschar Tipps geben, wie der Wald geschützt werden kann.

Auf der Suche nach dem allwissenden Vogel müssen sie einige Abenteuer bestehen und lernen Schönes und weniger Schönes kennen. Aber ist die Angst an ihrer Seite wirklich begründet?

In diesem Märchen stecken viele moralische Ansätze, die philosophisch ausgekleidet werden. Ein Text, gespickt mit Adjektiven, Metaphern und Vergleichen.

Am Ende geht es um die Stärke in uns selbst, die jeder Einzelne mitbringt. Wir müssen sie nur entdecken und lernen, sie mutig anzuwenden.

 

Anja Kuypers

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Die Konferenz der Vögel

Maximilian Hauptmann

Illustrationen von Teelke Limbeck

edition a Verlag (2024)

Kinderbuch

ISBN 978-3990016961

gebunden, 144 Seiten

18 €

 

Inken oder Alba“ von Marianne Kaurin, woow books Verlag (2024)

 

Die Geschichte dieses Buches über Wohlfühlmomente, ärgstes Mobbing und Familienzusammenführung spielt in Norwegen.

Die zwölfjährige Inken ist in der siebten Klasse, schwer verliebt in Leo und teilt ihre Sorgen und Nöte gerne mit ihrer besten Freundin Jasmin. Sämtliche Erlebnisse des Tages notiert sie in ihrem grünen Buch, das sie stets bei sich trägt. Ihre Eltern leben getrennt, und derzeit lebt sie bei ihrem Vater, weil ihre Mutter als Wissenschaftlerin auf mehrmonatiger Forschungsreise inmitten des Pazifiks unterwegs ist.

Alles könnte so schön sein, bis eine neue Schülerin in die Klasse kommt, die Inken nicht nur Leo madig machen wird, sondern auch in allen Schulfächern glänzen will. Dessen nicht genug, drängt sich die überaus engagierte Alba im Wettkampf um die neue Wohlfühlagentin, den der Klassenlehrer auslobt, in allen Kategorien nach vorne. Koste es, was es wolle. Dabei spekuliert auch Inken auf den neuen, überaus interessanten Posten in der Schule. „You`ll never walk alone“ lautet ihr Wahlspruch, der eher plakativ statt inhaltlich wertvoll transferiert wird. Beide Mädchen geraten in einen bösen Wahlkampf und verlieren dabei den ureigentlichen Sinn des Amtes aus dem Blick.

Was, wenn Alba wirklich Wohlfühlagentin wird? Sorgt sie dann in der Schule für Wohlfühlatmosphäre und ist in der Freizeit der schlimmste Mensch der Welt?“

Aber das Schlimmste kommt erst noch..... Alba ist die Tochter der neuen Freundin von Inkens Vater, die sich gerade in seiner Wohnung einnistet. Zusammenreißen und das Gesicht wahren fällt zunehmend schwerer. Am Ende sabotieren die beiden sogar die Beziehung der Erwachsenen, denn ein Zusammenleben erscheint absolut unmöglich.

Über Fairness und Macht, Mobbing und Hass, stets auf der Suche nach Herzchen und Likes im Netz. Ein kurzweiliger Jugendroman.

 

Anja Kuypers

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Inken oder Alba

Marianne Kaurin

Aus dem Norwegischen von Franziska Hüther

Woow Books Verlag (2024)

Kinderbuch

ISBN 978-3039670383

gebunden, 250 Seiten

16 €

 

 

Niemand so wie ich“ von Rachel van Kooij, Jungbrunnen Verlag (2024)

 

Niki ist 11 Jahre alt. Ein glückliches, zufriedenes Kind, das mit seinen Eltern in einem Einfamilienhaus lebt und Freunde hat.

Dass Nikis Eltern sich des Öfteren „anders“ verhalten, basiert auf der Tatsache, dass Niki intergeschlechtlich ist. Seit der Geburt hat Niki männliche und weibliche Geschlechtsorgane.

Eine Tatsache, mit der Niki meistens gut umgehen kann. Die Erwachsenen um Niki herum jedoch weniger. Da sind die Eltern, die sich mal mehr, mal weniger Sorgen machen und Pläne schmieden, wie sie Niki „aus der Situation“ heraushelfen können. Da sind die Eltern der Freundinnen und Freunde, die ihren Unmut äußern, wenn Niki Teil einer reinen Mädchenmannschaft im Fußball werden möchte.

Mitten in dieses emotionale Durcheinander, platzt der Bruder von Nikis Vater: Onkel Raimund, der in den vergangenen Jahren im Gefängnis war.

Raimund sucht den Kontakt zur Familie, wird aber vehement abgelehnt und fort geschickt. Warum nur? Niki versucht dem Geheimnis auf die Spur zu kommen und erfährt dabei Unglaubliches aus der Familienhistorie. Ohne das Wissen der Eltern, trifft Niki Onkel Raimund immer öfter, und zwischen den beiden entwickelt sich langsam eine Bindung, von der Niki am Ende noch profitieren wird.

Zwei unterschiedliche Geschichten, die sich bei genauerem Hinsehen doch sehr ähneln. In beiden Fällen entsprechen zwei Menschen nicht den Anforderungen, die an sie gestellt werden. In beiden Fällen gibt es keine Grauschattierung, sondern nur schwarz oder weiß.

Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive Nikis geschrieben. Die Autorin schafft hier den Spagat zwischen Themenverbundenheit ohne einer plakativen Darstellung auf dem Silbertablett. Zwischen Selbstverständlichkeit und Andersartigkeit wächst der Wunsch nach mehr Akzeptanz in der Gesellschaft.

 

Anja Kuypers

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Niemand so wie ich

Rachel van Kooij

Jungbrunnen Verlag (2024)

Kinder-/S

ISBN 978-3702659929

gebunden, 232 Seiten

18 €

 

 

Der Tunnelbauer“ von Maja Nielsen, Gerstenberg Verlag (2024)

 

Achim und seine Freunde erleben eine unbeschwerte Kindheit in der DDR.

Mit zunehmendem Alter wächst aber eine dringende Sehnsucht in ihnen. Sie wollen andere Länder bereisen dürfen, sie möchten ihren Wunschstudiengang belegen, ohne dafür in die Partei eintreten zu müssen. Freiheit ist ihr oberstes Ziel. Parallel wird ihnen mehr und mehr bewusst, wie unfair das politische Regime handelt, und sie wagen Blicke hinter die Kulissen der sozialistisch-kommunistischen Bühnen.

In der Hochzeit allgemeiner Frustration lernt Achim Chris kennen, eine gute Freundin seiner Schwester Bea.

Trotz tobender Schmetterlinge im Bauch und Entbehrung seiner ganzen Familie, entscheidet sich der junge Mann Anfang der sechziger Jahre für die Flucht in den Westen. Zu groß ist die Angst, dass sich die DDR niemals verändern wird. Mittels eines gefälschten Schweizer Passes erreicht er ohne Probleme, aber unter enormer Anspannung den westlichen Teil Berlins.

Statt das neue Leben in Freiheit zu genießen, schließt sich Achim einer Bewegung an, die Bürgerinnen und Bürger durch unterirdische Tunnel zur Flucht verhelfen wollen. Sie graben sich von West nach Ost und befreien auf diese Art zahlreiche Menschen, die genauso wie er frei sein wollen.

Doch bei einem Tunnel soll es nicht bleiben. Der erste stürzt ein, der zweite wird von den Grenzsoldaten entdeckt. Nach und nach erreichen auch seine Freunde Westberlin. Aber was ist mit Chris und seinen Eltern? Und welche Rolle spielt die Stasi und die Überzeugung Einzelner bei der Flucht durch den Tunnel?

Ein mitreißender Roman, ein page turner, der auf wahren Begebenheiten basiert. Auch in diesem Jugendroman überzeugt Maja Nielsen wieder vollends. Sie schafft es immer wieder Realität in wohl geformte Zeilen zu verpacken, die gelesen werden wollen und es auf jeden Fall auch sollten!

 

Anja Kuypers

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Der Tunnelbauer

Maja Nielsen

Gerstenberg Verlag (2024)

Jugendroman

ISBN 978-3836962308

gebunden, 192 Seiten

14 €

 

 

Popcorn - süß-salzig“ von Lena Hach, Mixtvision Verlag (2024)

 

Ruby (16) besucht die Oberstufe eines Gymnasiums, liebt literarische Texte und das Sezieren derselben. Und zwar nicht nur, weil ihre Mutter Autorin ist, sondern überhaupt. Das Zerlegen in grammatische Strukturen und das Analysieren der geschriebenen Zeilen fällt ihr besonders leicht. Ruby ist eine, die nie die Klappe hält und die sich, trotz ihres pubertierenden Alters mit ihrer Mutter richtig gut versteht. Sie ist eine gute Schülerin, mittelmäßig beliebt, trägt eine Brille und nennt die gleichaltrige Jara und sowie Matteo ihre besten Freunde.

Kurzum: sie ist zufrieden mit sich und ihrem Leben.

Plötzlich spricht Guillaume, ein Freund von Stufenliebling Phil, sie an und bittet um Hilfe. Phils Freundin hat sich von ihm getrennt. Er möchte sie zurückgewinnen und plant eine Eifersuchtsszene mit einem anderen Mädchen. Die Jungen haben zuvor eine statistische Auswertung über sämtliche Qualitäten aller Mädchen in der Stufe vorgenommen, und die Wahl fällt auf Ruby. Die lehnt aber dankend ab. Zu groß sei die Gefahr, dass sich die für den Coup Auserwählte in den Prinzen verlieben könnte.

Sämtliche Schauspiele und große literarische Inszenierungen belegen die These, weiß die buchaffine Ruby zu berichten. Aus der Eifersüchtelei wird zwar nichts, und trotzdem treffen die beiden immer öfter aufeinander. Nicht zuletzt, weil sie gemeinsam ein Referat erarbeiten müssen. Sie ärgern sich, sie nerven sich, sie necken sich. Und was sich neckt, das liebt sich vielleicht auch irgendwann...

Die in der Ich-Perspektive Rubys geschriebene Geschichte nimmt die Leserinnen und Leser mit in einen eigentlich durchschnittlichen Schulalltag. Aber was ist schon Durchschnitt?

Beim Lesen möchten die vorgerückten Semester am liebsten noch mal jung sein. Ganz bestimmt! Man darf sich auf einen erfrischenden, humorvollen, unterhaltsamen Jugendroman freuen, der mit einer kleinen Portion „Sommernachtstraum“ und „Cyrano de Bergerac“ gewürzt ist.

 

Anja Kuypers

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Popcorn - süß-salzig

Lena Hach

Mixtvision Verlag (2024)

Jugendbuch

gebunden, 200 Seiten

ISBN 978-3958542143

16 €

 

 

Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit“ von Volker Surmann, Mixtvision Verlag (2024)

 

Leon ist 13 ¾ Jahre alt. Er lebt mit seiner Mutter gemeinsam in Berlin, ist ein mittelmäßiger Schüler mit überschaubar vielen Freundinnen oder Freunden. Insgeheim ist er in Edda verliebt, die allerdings nicht allzu viel von ihm wissen will.

Einmal pro Woche trifft Leon Frau Menke, eine Psychologin, die ihn wegen seiner depressiven Verstimmungen behandelt.

Als sie in der Schule in Ethik ein Referat über Tod und Trauer halten sollen, entscheidet sich Lukas für einen Bericht über den Tod des 23jährigen Lukas, der an einer stark befahrenen Straße inmitten Berlins mit dem Fahrrad ums Leben kam. Ein LKW hat ihn übersehen, einfach überrollt, und nun erinnert ein Holzkreuz an einer Verkehrsinsel an den tragischen Unfall.

Leons Lehrerin ist nicht zufrieden mit der inhaltlichen Ausgestaltung und fordert mehr Empathie, mehr Sinn, mehr Antworten auf die Frage, WARUM dort ein Holzkreuz an den Unfall erinnert.

Was sind die Motive dahinter?“

Der Junge nimmt sich erneut des Falles an und erhält bei der Recherche Unterstützung von seinem Mitschüler Rouven. Dieser ist ein absoluter Außenseiter, aber ein Organisationstalent, der Leon manche Türen öffnet. So taucht er nach und nach in das Leben des Unfallopfers ein und knüpft Kontakte zu den Hinterbliebenen, den am Unfall beteiligten LKW-Fahrer und findet heraus, wer regelmäßig frische Blumen an die Grabstelle bringt. Mehr und mehr verlässt er den sicheren Boden und begibt sich auf unbekanntes Terrain. Dabei wächst er über sich hinaus und lernt den unsicheren Rouven besser kennen. Deutlich besser, als ihm zunächst lieb ist...

Ein tolles Buch mit vielen Facetten, das eigentlich gleich drei Protagonisten präsentiert: Leon, Rouven und Lukas. Eine vielseitige Geschichte über Freundschaft, Mobbing, Depressionen und sexuelle Orientierung.

Zu jeder Lesezeit offen und ehrlich und berührend.

 

Anja Kuypers

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Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit

Volker Surmann

Mixtvision Verlag (2024)

Kinderbuch

ISBN 978-3958542112

gebunden, 224 Seiten

16 €

 

 

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