Kinderbücher

Briefe vom Eichhorn an die Ameise“ von Toon Tellegen, Hanser Verlag (2023)

 

Dieses Buch enthält eine Auswahl von Briefen aus der Originalausgabe von 1996.

Eine Hommage an das Briefeschreiben. Von und mit tierischen Protagonistinnen und Protagonisten.

Da schreibt zum Beispiel der Elefant an die Schne>[...]“

Manchmal meldet sich der ursprüngliche Adressat noch zu Wort und schreibt einen Antwortbrief. Manchmal eben nicht.

Manchmal werden mehrere Briefe desselben Tieres abgedruckt. Manchmal aber auch nicht.

Bunt und abwechslungsreich sind die feinen Illustrationen im typischen Stil des Axel Scheffler.

Mal länger, mal kürzer erzählen alle Briefe über Freundschaft und Vergänglichkeit, über Liebe und das Vermissen. Und allesamt sind sie tierischen Ursprungs.

Hier werden Maulwurf, Grille, Eichhorn und Co. zu fleißigen Schreiberlingen, die immer etwas Tiefsinniges zu sagen haben.

 

Anja Kuypers

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Briefe vom Eichhorn an die Ameise

Toon Tellegen

Illustrationen von Axel Scheffler

Übersetzung von Mirjam Pressler

Hanser Verlag (2023)

Kinderbuch

gebunden, 96 Seiten

ISBN 978-3446276505

17 €

 

Voll abgehoben“ von Nina George und Jens Kramer, Planet Verlag (2023)

 

Für alle, die das Pupsen verlernt haben oder sich dessen schämen. Denn hier haben Flatulenzen freien Lauf!

Allen voran die von Paul. Einem sympathischen Jungen, der manche Lebensmittel nicht verträgt und darauf mit argem Bauchgrummeln sowie verräterischen Düften und magischen Konsequenzen reagiert. So kann er mit seinen Pupsen beispielsweise Menschen einschläfern oder zum Lachen bringen. Die Konsequenz seiner Fürzchen ist immer abhängig von seiner Nahrungszufuhr.

Paul ist immer für eine Überraschung gut...

In diesem dritten Band der sehr unterhaltsamen Reihe für Lese-Checker wollen Paul und seine Freunde Blümchen und Sam den ersten Preis im Schulwettbewerb gewinnen. Wer baut den besten Drachen? Da kommt es den Kindern gerade recht, dass sich ihre neue Klassenkameradin Shenmi besonders gut mit der asiatischen Kultur und dem Bau chinesischer Drachen auskennt.

Aber irgendein Geheimnis scheint Shemni zu umgeben.... „Meine Mama hat gesagt, wir sind auf einer Mission. Und ich soll niemandem davon erzählen.“

Ein weiteres Abenteuer um folgenschwere Flatulenzen nach dem Genuss von chinesischem Essen, einen geheimnisvollen Schattenmann und lebendigen Drachen.

Unterhaltung pur, gespickt mit vielen, typischen Leseanreizen aus der Lese-Checker-Reihe, die mit großer Schrift, vielen Illustrationen und einer rundum aufgelockerten Gestaltung punktet.

Begleitet von einer Menge wörtlicher Rede, einem Lesezeichen mit Leseschablone und weiteren lesefördernden Ausstattungsmerkmalen gelingt mit diesem Band erneut eine kurzweilige, lustige Geschichte, die hier gerne empfohlen wird.

 

Anja Kuypers

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Voll abgehoben

Nina George und Jens Kramer

Illustrationen von Horst Hellmeier

Planet Verlag (2023)

Kinderbuch

gebunden, 206 Seiten

ISBN 978-3522507806

13 €

 

Die erstaunlichen Abenteuer von zehn Socken“ von Justyna Bednarek, woow books Verlag (2023)

 

„Ich weiß wirklich nicht, wohin sie verschwinden....“ Mama und ihre Tochter Bea staunen immer wieder, wenn sie die Waschmaschine ausräumen. Sie sind sich einig, dass sie immer zwei gleiche Socken, also ein Paar zum Waschen in die Maschine gefüllt haben. Aber am Ende fehlt nach dem Waschvorgang meist ein Exemplar. Wo sind sie nur hin?

Der herbeigerufene Klempner weiß Rat und fasst zusammen: „Sie sind abgehauen, die Schlawiner.“ Recht hat er.

Und prompt beginnt die Geschichte, die aus dem neuen Leben der verschwundenen Socken erzählt.

Da ist zum Beispiel die elegante Socke, die Zeit ihres Daseins den schlechten Umgang beanstandete und sich deshalb auf den Weg in die Großstadt macht, um Schauspielerin zu werden. Nur um im Alter festzustellen, dass das Künstlerleben doch nicht immer nur glamourös gewesen war.

Die Socken fungieren als Retter in der Not, gehen in die Politik und versuchen die Welt ein Stück besser zu machen oder wärmen die Füße von Obdachlosen. Sie schließen Freundschaft mit einer Krähenfrau und werden später zur Babysitterin von deren Brut.

Alle zehn Socken führen ein buntes, ein anderes, ein aufregendes Leben.

Und Mama und Bea? Sie haben beschlossen auf die Ausreißer zu warten.

Und die Leserinnen und Leser dürfen sich auf Band zwei der Autorin freuen, die mit diesem Buch erfolgversprechend debütierte. Lustig und unterhaltsam, ist diese Geschichte bestens für die kreative Literaturvermittlung geeignet.

 

Anja Kuypers

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Die erstaunlichen Abenteuer von zehn Socken

Justyna Bednarek

Illustrationen Daniel de Latour

Übersetzung von Karin Ehrhardt

woow books Verlag (2023)

Kinderbuch

gebunden, 160 Seiten

ISBN 978-3961771295

16 €

 

Das Lied des Flusses“ von Jill Lewis, Gulliver Verlag (2023)

 

„Ich wollte nie hier leben. Bevor wir in dieses Tal zogen, wohnten wir in der Stadt. Mama, Papa und ich.“

Doch der Papa stirbt bei einem Autounfall, und nun braucht die Mutter der Ich-Erzählerin Cari einen Ortswechsel, um mit der Trauer zurecht zu kommen.

Sie ziehen in ein weißes Haus mit Garten, das an einem Fluss liegt. Cari hasst Veränderungen.

„Ich wollte unsere alte Wohnung gar nicht verlassen. Denn die Stadt verlassen, heißt Papa verlassen.“

Gefangen zwischen Trauer und Neuanfang, eröffnet die Mutter ein Café, was gut anläuft.

Aber nach einem schlimmen Unwetter tritt der Fluss über die Ufer und reißt das Café mit sich. Erneut steht die kleine Familie vor dem Nichts.

Diesmal ist es Cari, die nicht aufgibt und sich mit Unterstützung ihrer neuen Freunde aus dem Dorf für den Umwelt- und Naturschutz einsetzt. Denn die Lösung aller Probleme scheint im Einsatz von Bibern zu liegen. Stichwort: Flussbegradigungen durch die Menschen!

Die Kinder recherchieren, dokumentieren alles akribisch und müssen erhebliche Überzeugungsarbeit bei den Bewohnern leisten.

Eine Rettung im doppelten Sinn, denn Cari überwindet nach und nach ihre Trauer über den Verlust ihres Vaters.

Dieses Buch ist in der „super lesbar“ Reihe des Gulliver Verlages erschienen und punktet mit großen Zeilenabständen, vielen Textabschnitten sowie einfachen Satzkonstruktionen.

Eine Abenteuergeschichte für Kinder, die das Lesen erst noch lieben lernen dürfen.

 

Anja Kuypers

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Das Lied des Flusses

Gill Lewis

Illustrationen von Zanna Goldhawk

Übersetzung von Julia Süßbrich

Gulliver Verlag (2023)

Kinderbuch

gebunden, 120 Seiten

ISBN 978-3407823915

11 €

 

Elli und der Spion der Lüfte“ von Karen Owen, Gulliver Verlag (2023)

 

Elli und ihre beste Freundin Greta haben jede Menge zu tun.

Als „Top Secret Junior Detektivinnen“ sind sie gerade damit beschäftigt das Verschwinden diverser Fahrräder in der Nachbarschaft und Badehosen von der Wäscheleine aufzuklären, als Elli ihre „Schnecken“ erhält. So nennt sie ihre neuen Hörgeräte, die ihr vom Arzt verordnet wurden.

In der Ich-Perspektive Ellis lässt sie Leserinnen und Leser an ihren neuen Eindrücken und Gefühlen teilhaben.

„Ich hasse meine Hörgeräte. Ab sofort nenne ich sie DIE SCHNECKEN, weil sie sich wie Schnecken anfühlen, die in meine Ohren gekrochen und stecken geblieben sind. […] … ich werde sie nie wieder anziehen.“

Doch plötzlich kann Elli, die so gerne ein eigenes Haustier hätte, den Beo verstehen, wann immer sie ihre Geräte trägt. Fast spielerisch werden die „Schnecken“ so zum Teil ihres Alltags.

Und außerdem müssen die beiden Mädchen noch zwei Kriminalfälle lösen, bei denen der Beo sogar helfen kann.

Der Autorin gelingt es, das Thema Höreinschränkungen bei Kindern in einen phantastischen, kurzweiligen Kinderroman einzubinden ohne es gezielt hervorzuheben.

Wichtige Botschaften unterhaltsam verpackt!

Viele schwarz/weiß Illustrationen säumen die unterschiedlich langen Kapitel und lockern den Text gekonnt auf.

Eine Geschichte über eine Freundschaft, viele Abenteuer und zwei „Schnecken“ die sich nach und nach in den Alltag von Elli schmuggeln.

 

Anja Kuypers

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Elli und der Spion der Lüfte

Karen Owen

Illustrationen von Louise Forshaw

Übersetzung von Friederike Levin

Gulliver Verlag (2023)

Kinderbuch

gebunden, 128 Seiten

ISBN 978-3407813107

12 €

 

Die wilden Rüben – Das Geheimnis von Garten Nr. 8“ von Dorthe Voss, Gabriel Verlag (2023)

 

Aus der Ich-Perspektive der neuneinhalb jährigen Paula wird die Geschichte einer Kindergruppe erzählt, die am liebsten in der freien Natur ist, sich mit Flora und Fauna beschäftigt und einfach nur glücklich ist.

In Band 1 dieser neuen Reihe bittet Paulas Onkel Hajo sie und ihre Freunde Jonas, Bruno und Jette darum, sich in seiner Abwesenheit um seinen Schrebergarten zu kümmern. Nichts lieber als das! Für die „Wilden Rüben“, wie sie sich nennen, gibt es nichts Besseres, als den ganzen Tag lang Beete zu bewirtschaften und Tiere zu beobachten.

Die Autorin beschreibt detailreich die Arbeiten im Garten und macht Lust aufs Umgraben, Säen und Ernten.

„Laub entfernen, Beete umgraben, Pflanzen vorziehen, Fenster und Terrasse schrubben, Teich säubern und die Ankunft der Frösche beobachten.“

Außerdem steht die Wanderung der Grasfrösche an, und die Kinder haben alle Hände voll zu tun. Denn trotz Absperrung im Frosch-Wandergebiet, machen sie Reifenspuren und tote Tiere aus. Irgendjemand sabotiert ihren Naturschutz.

In diesem Buch, in dieser neuen Reihe lernen die lesegeübten jungen Leserinnen und Leser eine engagierte Umwelt-Bande kennen, die vielerlei Abenteuer erlebt und manchem Geheimnis auf die Spur kommt.

Der lehrreiche und dennoch unterhaltsame Text wird von comicartigen, durchweg bunten Illustrationen begleitet.

Eine Hommage an das Leben im und mit dem Schrebergarten.

 

Anja Kuypers

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Die wilden Rüben – Das Geheimnis von Garten Nr. 8

Dorthe Voss

Illustrationen von Stephanie Klaßen

Gabriel Verlag (2023)

Kinderbuch

gebunden, 128 Seiten

ISBN 978-3522306256

14 €

 

Viele Grüße aus der Moshimoshi-Bucht“ von Megumi Iwasa, Moritz Verlag (2023)

 

Seit 2017 begeistert die japanische Autorin mit ihren Kinderbüchern aus der Walsee. Den Anfang machte seinerzeit die Giraffe, die aus Langeweile einen Brief schrieb und dadurch Freundschaft mit einem Pinguin schloss. Mittlerweile sind zahlreiche weitere Kinderbücher von ihr zum Thema Briefeschreiben entstanden und die Anzahl der Protagonistinnen und Protagonisten stets gewachsen. Da gibt es die Postbotinnen Robbe und Robbie, einen fleißigen Pelikan, den Pinguinprofessor, eine Schildkrötenfamilie, mehrere Wale, einen Delfin und manch anderes Tier.

Alle leben friedlich zusammen in der Walsee.

In diesem Band möchte Hans Schild, ein Schildkröten-Junge einen eigenen Laden eröffnen. Schon immer hat er viel, gerne und gut gebastelt, und nun möchte er seine Werke offiziell veräußern.

Also entwirft er einen Flyer zur Geschäftseröffnung und bereitet alles vor.

Komisch... es kommt aber niemand. Schlimmer noch: Hans entdeckt, dass jemand seine Werke kopiert und anderweitig verkauft. Nur, dass diese Werke schlecht gebastelt wurden und die Kunden sehr unzufrieden sind.

Was ist da los? Hans macht sich auf den Weg, um den Fall zu lösen.

In kind- und altersgerechter Sprache trifft Iwasa auch in diserm Buch wieder den richtigen Ton und ergänzt ihre Reihe um einen weiteren Bestseller.

Lediglich zum Ende der Geschichte wird ein weiterer Handlungsstrang verwoben, der den Lesefluss ein wenig hemmt...

Jörg Mühle brilliert mit seinen treffgenauen Illustrationen zum Text und lockert die Textmenge für geübte Erstleserinnen und Erstleser wie immer gekonnt auf.

 

 

Anja Kuypers

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Viele Grüße aus der Moshimoshi-Bucht

Megumi Iwasa

Illustrationen von Jörg Mühle

Moritz Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 128 Seiten

ISBN  978-3895654428

14 €

Kai zieht in den Krieg und kommt mit Opa zurück“ von Zoran Drvenkar, Hanser Verlag (2023)

 

Kai ist elf Jahre alt und liegt gefesselt auf dem Küchenboden im Haus seines Großvaters. Denn dieser hat ihn vor einer Stunde überwältigt, in der Annahme Kai sei ein Eindringling. Ein Feind aus alten Kriegszeiten.

Nachdem der Opa ihn gefesselt hatte, ging er nach oben, „um ein Nickerchen zu machen“.

Großvater lebt fast nur noch in der Vergangenheit. Die Demenz schreitet voran, und er erkennt seine Liebsten nur noch selten.

„Dieser Moment ist wie ein Lichtschalter, den man umlegt, und es geht kein Licht an.“

Kai und Großvater sind beste Kumpels. Er liebt den alten Mann. Er ist sein sein Vorbild, sein Held. Und deshalb will er ihm nun helfen, sich erinnern zu können.

„Ich bin Kai, Opa, ich bin dein Gedächtnis.“

Gemeinsam unternehmen sie eine theoretische, eine träumerische Reise in die Vergangenheit des alten Mannes. Denn Opa hängt gedanklich im Krieg fest, und Kai hat sich vorgenommen, ihn wieder zurück zu holen.

Nur zu gut hat sich Kai all die Erzählungen seines Großvaters in den vergangenen Jahren gemerkt, und so kann er ihn nun, als sein „lebendiges“ Gedächtnis, begleiten und leiten.

Dass während der rückwärtigen Reise nicht immer alles glatt läuft, ist zunächst nicht absehbar. Manche vergangene Zeitabschnitte haben sich dann doch nicht so abgespielt, wie der Großvater es einst seinem Enkel erzählte....

Eine durch und durch gelungene Generationen-Geschichte. Gegen das Vergessen.

Zwei Menschen, die sich eh schon sehr nah stehen, rücken noch enger zusammen. Alt und jung, groß und klein. Wer ist hier der Erwachsene und wer das Kind?

Gefühlvoll und kurzweilig geschrieben, haben die Leserinnen und Leser die Chance, tief in die Geschichte über Kai und seinen Großvater einzutauchen.

Absolut zurecht wurde das Buch im März 2023 mit dem Luchs-Preis ausgezeichnet.

 

Anja Kuypers

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Kai zieht in den Krieg und kommt mit Opa zurück

Zoran Drvenkar

Hanser Verlag (2023)

Bilderbuch

gebunden, 160 Seiten

ISBN 978-3446275942

17 €

Wildesland“ von Cornelia Franz, Gerstenberg Verlag (2023)

 

Matthis ist mit seinen Eltern, seinem jüngeren Bruder Benni sowie der Familienhündin Tara unterwegs in die Ferien nach Norwegen. Schon wieder wollen sie die kommenden Wochen in dem Ferienhäuschen mitten im Wald verbringen. Matthis ist genervt und möchte lieber bei seinen Kumpels im heimischen Deutschland bleiben.

Während der Fahrt, kurz vor dem Ziel ärgert der pubertierende Matthis seine Eltern so arg, dass sie ihn kurzerhand des Autos verweisen und ihn zwingen, die letzten Meter zum Haus zu Fuß zurückzulegen. Tara entscheidet sich prompt, ihr kleines Herrchen zu begleiten.

Entrüstet über so viel Gemeinheit läuft der Junge los, alleine unterwegs in Vildtland, einer fiktiven Region Norwegens.

Als seine Eltern nicht auftauchen, läuft er die Strecke ab und sieht, dass sie mit dem Wagen in eine tiefe Schlucht gestürzt sind. Matthis gelingt noch das Absetzen eines Notrufes, sodass die Familie gerettet werden kann. Er selber flieht aus Angst vor den Konsequenzen in den tiefen Wald.

Mit der Zeit lernt er, sich in den Wäldern mit Nahrung zu versorgen und einen trockenen Schlafplatz für die Nacht zu finden. Er trotzt den Gefahren und wächst über sich hinaus.

Jedoch sind die Schuldgefühle gegenüber seiner Familie immer noch zu groß, und er fühlt sich nach wie vor als Störenfried. Also versteckt er sich weiterhin und überlässt so manches der Zeit...

Immer wieder taucht ein Mädchen in seiner Nähe auf. Nach und nach intensiviert sich ihre Freundschaft. Aber warum spricht sie so gut deutsch? Und wie kommt es, dass sie sich so gut in den Wäldern auskennt?

Der Autorin gelingt die Kreation einer norwegischen Szenerie, die authentischer nicht sein könnte. Sie lässt ihre Leserinnen und Leser an der Welt der Trolle teilhaben und erzählt nebenbei noch die Entwicklung eines Jungen, auf dem Weg zu sich selbst.

Ein großes Ganzes verpackt in einen guten Survival-Roman, der mehr als unterhält.

 

Anja Kuypers

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Wildesland

Cornelia Franz

Illustrationen von Petra Baan

Gerstenberg Verlag (2023)

Kinderbuch

gebunden, 144 Seiten

ISBN 978-3836961851

15 €

Gretas Gespür für Geister“ von Eva Murges, Planet Verlag (2022)

 

Greta wohnt mit ihrem Papi und Papa Heiner in London, einem kleinen Dorf in Baden-Württemberg. Eines Tages zieht plötzlich Gretas Oma Gigi mit ihrem Wohnwagen in den Garten der Familie. Sie hat sich das Bein gebrochen, und Papi will sich um sie kümmern. Dabei darf oder muss Greta auch immer mal wieder mithelfen...

„Oma Gigi schleppte seit jeher einen Koffer Edelsteine und Orakelkarten mit sich herum und befragte bei jeder Gelegenheit die Karten.“

Gigi ist eine außergewöhnliche und ziemlich coole Oma. Greta hat dennoch wenig Lust sie zu hegen und zu pflegen. Vor allem nicht, wenn ihre Lieblingsserie im Fernsehen läuft. Von „Verhexte Wünsche“ will sie keine Folge verpassen. Bis sie feststellt, dass es in Omas Wohnwagen unheimlich zugeht. Warum wabbern Nebelschwaden aus der Eingangstüre? Und warum spricht sie mit der Mikrowelle? Greta erzählt ihrem besten Freund Jannis von ihren Entdeckungen, und gemeinsam wollen sie das Geheimnis lüften.

Dass die Oma doch nicht so harmlos ist, wie sie immer vorgibt zu sein, stellen sie sehr schnell fest. Denn Großmutter betreibt eine Geister-Agentur. Sie vermittelt echte Geister an Vergnügungsparks, außergewöhnliche Feiern oder auch an Filmsets. Und genau am Set von „Verhexte Wünsche“ ist Geist Bruno abhanden gekommen. Wo kann er nur sein? Entgegen Gigis Bitte, sich nicht in den Fall einzumischen, muss Greta handeln und nimmt das detektivische Zepter in die Hand.

Dass ihr hierbei noch die eingebildeten Glitzer-Girls ihrer Klasse dazwischen funken würden, hätte sie nicht gedacht.

Die Familie wächst nach und nach zusammen.

Zugegeben, die Umstände, wie die Geister zusammenkommen und vermittelt werden, sind etwas skurril, aber der rote Faden in der Geschichte ist gut erkennbar und macht es den Leserinnen und Lesern leicht, sich im Buch zurecht zu finden. Kurzweilig und unterhaltsam. Von allem etwas. Zwischen Zauberhühnern und sympathischen Geistern mutiert die Geschichte nach einem anfänglich holprigen Start zu einer unterhaltsamen Abenteuerjagd.

 

Anja Kuypers

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Gretas Gespür für Geister

Eva Murges

Planet (2022)

Kinderbuch

gebunden, 176 Seiten

ISBN 978-3522507530

11 €

Neun Wünsche für Archie“ von Helen Rutter, Atrium Verlag (2022)

 

Diese Geschichte, die in England spielt, hat ein Happy End. So viel sei schon mal verraten. Aber bis es dazu kommt, hat der 11jährige Protagonist einen sehr steinigen, holprigen Weg vor sich. „Ich heiße Archie Crumb, und ich bin ein ziemlich unbrauchbarer Mensch. Denn ich gehöre zu den Kindern, die nichts können, und ich meine wirklich GAR NICHTS.“

Als Leser möchte man dem jungen, von Selbstzweifeln belegten Archie des Öfteren in den Arm nehmen. Drücken, trösten und ihm Mut zusprechen.

All das, was seine Mutter, aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht leisten kann. „Sie stiehlt alle Gefühle, sodass für mich keine mehr übrig sind.“, sagt er.

Archie lebt mit seiner Mutter, nachdem sein Vater die Familie für seine neue Frau Julie und die gemeinsame Tochter Scarlett verlassen hat, alleine.

Seitdem pendelt der Sohn zwischen den Haushalten hin und her.

Bei seinem Vater fühlt er sich wohl, ist aber wegen seiner Tollpatschigkeit überhaupt nicht willkommen. Dabei verstehen sich Scadge, wie er seine Halbschwester Scarlett liebevoll nennt und er sich richtig gut.

Und bei seiner Mutter muss er den Erwachsenen mimen. Denn er kümmert sich um den Haushalt, seine Mutter und deren gesamtes Leben drumherum. Viel zu viel für einen kleinen Jungen! Dabei muss er noch den Schein wahren, dass in seinem Zuhause alles in Ordnung sei.

Als Archie eines Tages mit seinem Fahrrad stürzt, erscheint ihm aus dem Nichts Lucas Bailey, sein absoluter Lieblingsspieler eines renommierten Fußballvereins. Zum ersten Mal teilt er sich einem Fremden mit und erzählt von seinen Sorgen und Nöten. Bailey verspricht ihm am Ende die Erfüllung von genau neun Wünschen. Da die Zahl neun doch Archies Lieblingszahl ist...

„Alles, was du tun musst, ist, dir etwas vorzustellen und es dir dann laut zu wünschen.“ Und es klappt.

Endlich geht es nur um ihn, und endlich darf er sich seine Träume erfüllen. Er wollte schon immer Scadge ein Einhorn schenken, einen Eiswagen besitzen oder für das Fußballteam der Schule aufgestellt werden.

Aber sind es wirklich Wünsche, die ihm einfach so erfüllt werden? Kann man Dinge vielleicht einfach so erreichen, so man sie nur wirklich will?

Oder muss man am Ende einfach nur an sich selber glauben, damit das Leben so verläuft, wie man es sich wünscht?

Diesen Fragen geht die Geschichte um den sympathischen Archie nach.

Jedes Kapitel der gefühlvollen Geschichte wird mit einem Zitat Baileys eingeleitet, gefolgt von einer Zitat-Adaption Archies, die einmal mehr zum Schmunzeln einlädt.

Ein wichtiges Buch über sogenannte Care-Kinder, die externe Hilfe brauchen, um selber wieder Kind sein zu dürfen. Verpackt in eine gelungene Geschichte.

 

Anja Kuypers

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Neun Wünsche für Archie

Helen Rutter

Atrium Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 272 Seiten

ISBN 978-3855356850

17 €

Als wir einen Panther fangen wollten und dabei etwas viel Größeres fanden“ von Tino Schrödl, Südpol Verlag (2022)

 

Aus dem Prolog geht hervor, dass aus einem Wildpark in der Nähe des Handlungsortes ein Panther ausgebrochen ist. „Wenn möglich sollte niemand – vor allem keine Kinder und Jugendlichen! - sein Haus verlassen, bis der Panther eingefangen war.“

Der Ausbruch des Panthers ist nun schon ein Jahr her....

Selbstredend haben mittlerweile alle wieder ihre Häuser verlassen und versuchen ein normales Leben zu führen. So auch Nico, Gonzo und Poldi.

Nico, der nur während den Sommerferien zu Besuch bei seinen Großeltern auf dem Land sein kann, genießt das Zusammenleben mit seinen beiden Freunden sehr. Ansonsten wohnt er mit seinen Eltern, die selten Zeit für ihn haben, in einer fernen Stadt.

Poldi ist der Sportliche in der Gruppe. Und Gonzo, der ein sehr guter Schüler ist, lebt in eher ärmlichen Verhältnissen. Drei beste Freunde, die gemeinsam durch dick und dünn gehen.

In den Ferien wollen die Kinder einen Schatz aus dem Dorf-Teich heben. Das Geld könnte Gonzos Familie gut gebrauchen. Wäre da nur nicht der gemeine Bastian, der mit seinen Anhängern alles im Dorf sabotiert. Als sie von dem Vorhaben der Freunde, einen Schatz heben zu wollen, erfahren, lassen sie sie nicht mehr aus den Augen.

Ein Sommer voller Abenteuer wartet auf die Jungs, die sich nichts Besseres vorstellen können, als sich unbeobachtet und ohne Zeitdruck in der Natur frei bewegen zu können.

Und dann kommt der Tag, an dem Nico zum ersten Mal den Panther im Wald sieht. Das muss er sein. Das Tier, dass vor über einem Jahr aus dem Gehege verschwand...

Trotz der potentiellen Gefahr, die von dem Panther ausgeht, spielt dieser in der Geschichte eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr finden die Jungen im Laufe der Zeit mehr über sich selbst heraus und beginnen manches zu reflektieren. Sie lernen sich und das Leben näher kennen.

Und Nico entwickelt nach und nach eine besondere Beziehung zu dem Tier.

Zunächst schmieden sie Pläne, wie sie den Panther fangen können und behalten die Entdeckung der Raubkatze für sich. Dummerweise sind Bastian und seine Gang ihnen noch auf den Fersen. Jetzt nimmt das Abenteuer richtig Fahrt auf.

Sehr gelungen! Sprachlich ansprechend und kurzweilig geschrieben.

Eine Geschichte über einen Panther, der zwar existiert, aber vielmehr in jedem der einzelnen Handlungsteilnehmer steckt.

Eine Geschichte über ungeahnte Stärken.

Eine Geschichte über einen Sommer, den so schnell niemand mehr vergisst.

 

 

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Als wir einen Panther fangen wollten und dabei etwas viel Größeres fanden

Tino Schrödl

Südpol (2022)

Jugendguch

gebunden, 208 Seiten

ISBN 978-3965941762

16 €

Ein Winter wie dampfender Kakao“ von Kristina Kreuzer, woow books (2022)

 

Dieses Buch knüpft nahtlos an den ersten Teil dieser unterhaltsamen Kinderroman-Reihe an. In „Ein Sommer wie sprudelnde Limonade“ macht die Viertklässlerin Luzy die Bekanntschaft mit Jannis und seinen beiden älteren Brüdern Nikos und Adonis, die zu dem Zeitpunkt just aus Griechenland nach Deutschland übergesiedelt waren. Mit im Gepäck den liebevollen Esel Tzaziki sowie die fünfköpfige Hühnerschar mit Namen Eins bis Fünf.

Die Tiere fanden im Garten von Luzys Opa ein neues Zuhause, und die Brüder hatten sich dank der Unterstützung von Luzys Familie schnell gut eingelebt.

Mittlerweile sind die Sommerferien vorbei und Luzy und Jannis besuchen gemeinsam die fünfte Klasse einer weiterführenden Schule. Endlich erfährt Luzy, dass Mitschüler auch nett und freundlich sein können und schließt erstmalig echte Freundschaften.

In diesem Fortsetzungsroman spielt auch die erste Liebe eine große Rolle. So kommen sich nicht nur Sophia, Luzys ältere Schwester und Adonis näher, sondern auch Luzys spürt zum ersten Mal Herzklopfen, wenn sie mit Jannis oder ihrem ältesten Freund Jakob zusammen ist.

Als Nikos immer trauriger wird, weil er seine große Liebe in Griechenland zurück gelassen hatte und er sie unglaublich vermisst, fällt er eines Tages die Entscheidung, zurück zu gehen. Und es kommt noch schlimmer: Nikos möchte Tzaziki mitnehmen, der ebenfalls seit ein paar Wochen schwächelt und kaum noch frisst.

Das ist zu viel für Luzy, die den anstehenden Trennungsschmerz kaum aushalten kann und immer verzweifelter wird.

Eine Geschichte über Heimweh und Wohlfühlen, über Trennungen und Freundschaften. Ein gelungenes Rund-Um-Paket in Form dieses zweiten Teils einer Reihe, die Kinder begeistern wird.

Kurzweilig und ansprechend beschreibt die Autorin das Leben Luzys, ihrer Familie und der Freunde. Der aufmerksame Leser fühlt sich sofort als Teil der großen Gemeinschaft.

 

Anja Kuypers

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Ein Winter wie dampfender Kakao

Kristina Kreuzer

woow books (2022)

Kinderbuch

gebunden, 176 Seiten

ISBN 978-3961771103

15 €

Detektivbüro Grusel & Co. - Vorsicht, Geister-Kleister“ von Nicolas Gorny, Südpol Verlag (2022)

 

Luis Zack, der Experte für das Weltall und Computerspiele sowie Rocko Grusel, der sich selbst als furchtlos und Fachmann für Monster aller Art bezeichnet, sind die Inhaber des Detektivbüros Grusel & Co. Beide sind neun Jahre alt und werden stets belächelt, wenn sie voller Stolz ihr Hauptquartier präsentieren und ihre wertvolle Arbeit anpreisen.

Wer will schon Kinder im Kampf gegen Geister engagieren?

Direktor Schnörkel des Nobelhotels Kronjuwel ist ebenfalls zunächst skeptisch, ob die beiden Jungen die Ursache für die heulenden Geräusche und den unappetitlichen Schleimspuren im gesamten Haus herausfinden können.

Aber ob die Geisterbekämpfung wirklich so einfach werden wird, wie es die monströse Monstroklopädie von Professor Montagues verspricht und Rocko vermutet?

„Klingt doch easy peasy! […] Wir suchen das Hotel nach dem Geist ab und wenn wir ihn gefunden haben, dann jagen wir ihn mit einer ordentlichen Ladung Blubberwasser nach draußen. […] Aus. Ende. Fertig. Ein Kinderspiel.“

Elif, eine Schulkameradin, die später gerne Journalistin werden möchte, hat so ihre Zweifel, ob Rocko und Luis der Aufgabe gewachsen sind. Glücklicherweise kennt sie sich im Hotel gut aus und weiß zu helfen...

Dieses Buch bringt alles mit, was es braucht, um das Leseinteresse der Kinder zu wecken: überschaubare Seitenanzahl, relativ kurze Kapitel, viel wörtliche Rede und eine gute story.

Die vielen bunten, comicartigen Illustrationen ergänzen den Text ganz wunderbar und bieten einen zusätzlichen Anreiz, das Buch lesen zu wollen.

Welch unterhaltsame neue Reihe für geübte Leseanfänger. Überaus gelungen.

 

Anja Kuypers

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Detektivbüro Grusel & Co. - Vorsicht Geister-Kleister

Nicolas Gorny

Illustrationen von David Füleki

Südpol Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 120 Seiten

ISBN 978-3965941755

13 €

Hinter dem Schnee“ von Timothée de Fombelle, Gerstenberg Verlag (2022)

 

Die Geschichte beginnt mit einer Dokumentation über Schwalben und warum sie im Winter Richtung Süden aufbrechen.

Auf dem Weg vom Allgemeinen zum Konkreten wird das Leben der jungen Schwalbe Gloria näher beschrieben. Sie wurde einst verletzt von einem Jungen gerettet, gesund gepflegt und versorgt.

Der Junge entließ den Vogel zwar in die Freiheit, aber Zeit ihres Lebens sucht Gloria ihren Retter, den Jungen, um sich zu bedanken.

Deshalb verzichtet sie sogar auf die saisonalen Fernflüge ihrer Artgenossen und verbringt den Winter in Europa.

In diesem Moment startet die Parallelgeschichte über Freddy in dem Buch.

„Nicht allzu weit entfernt sauste in diesem Moment Freddy D `Angelo in dieselbe Richtung. Er fuhr einen kleinen, gelben Kühllaster […].“

Einen Tag vor Weihnachten erfährt der Einzelgänger und Eiscreme-Transporteur Freddy von einer Auftrags-Stornierung, bricht seine eigentliche Fahrtroute ab und zieht sich in sein Haus in Nordfrankreich zurück.

Von nun an nimmt das Schicksal seinen Lauf....

Eine andere Weihnachtsgeschichte. Eine schöne Weihnachtsgeschichte, die auf den ersten Blick keine wirkliche ist. Es geht vielmehr um soziales Miteinander, Erinnerungen und Neuaufbrüche.

Ein sentimentales, gefühlvolles Buch für die ruhigste aller Jahreszeiten.

Auf die Leser:innen warten ebenso sanfte, wie stimmungsvolle Illustrationen, die sich dem Text gekonnt anschließen.

Eine durch und durch gelungene Symbiose der Parallelgeschichten, die erst kurz vor dem Ende zueinander finden. Es empfiehlt sich das Bereitlegen von Taschentüchern.

 

Anja Kuypers

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Hinter dem Schnee

Timothée de Fombelle

Illustrationen von Thomas Campi

Gerstenberg Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 54 Seiten

ISBN 978-3836961189

16 €

Lilo – Glück kann man schnuppern“ von Ines Garland, Thienemann Verlag (2022)

 

Lilo ist ein Hund und erzählt den Leserinnen und Lesern in der Ich-Perspektive aus ihrem bewegten Leben. Viel zu früh wird der Mischling von seiner Schäferhundmutter getrennt und landet glücklicherweise bei einer Familie, die es gut mit dem kleinen Vierbeiner meint.

Lilo kommt zu Ava und Hector, deren Enkelin Emi sehr häufig bei ihnen zu Gast ist.

Schwarz mit honigfarbenem Gesicht. So ein schöner Hund!“, sagen alle Menschen, die Lilo begegnen. Der Hund hingegen ist sehr selbstkritisch und bezeichnet sich selber als hässlich.

Er vergleicht sich viel zu oft mit anderen Hunden und will es allen Recht machen.

Mittlerweile ist Lilo ungefähr zwei Jahre alt, und die Zeit, als Emi jeden Tag mit ihr spielte, scheint vorbei zu sein. Denn neuerdings interessiert sich das Mädchen viel mehr für ihr Handy und erfährt im Laufe der Geschichte, wie sich ein Online-Mobbingopfer fühlt.

Lilo kann die genauen Umstände der Veränderungen in ihrer Familie nicht wirklich verstehen, lässt die Leserinnen und Leser aber sehr genau an ihren persönlichen, tierischen Eindrücken teilhaben. Sie beschreibt, was sie sieht und schnuppert. Leicht naiv und doch so tiefgründig. Aber vor allem stets aussagekräftiger, als manch gesagter Satz. So riecht „Angst nach Hefe“, und Emi riecht immer häufiger danach.

Der Vierbeiner hat viel zu tun und kümmert sich um das Wohl aller Angehörigen.

Dabei darf er auf die Unterstützung seiner Hundefreunde hoffen, die hier wunderbar beschrieben werden. Vergleiche mit verschiedenen Menschentypen, wie Angeber, Tunichgute oder Draufgänger sind geplant inkludiert.

Ein Buch mit vielen Facetten, das in unterschiedliche Lebensgeschichten abtaucht und Welten öffnet.

Absolut lesenswert für alle Hundehalter und Nicht-Hundehalter.

Einfach mal eine andere Perspektive beziehen und das Glück zulassen.

 

Anja Kuypers

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Lilo – Glück kann man schnuppern

Ines Garland

Illustrationen von Maite Mutuberria

Thienemann Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 208 Seiten

ISBN 978-3522186032

14 €

Bunte Schnurrbart-Tage“ von Shelly Brown und Chad Morris, woow books (2022)

 

Wer Laserstrahlen niesen, Bomben rülpsen und mit angeklebten, bunten Schnurrbärten seinen Mitschülern ein Lächeln auf das Gesicht zaubern kann, scheint für die Rolle der Julia in Shakespeares Romeo und Julia wie geschaffen zu sein.

Protagonistin Maddie stehen Tür und Tor offen, und sie würde wirklich gerne die weibliche Hauptrolle übernehmen.

Gleiches Ziel verfolgt aber auch Cassie, die als Beliebteste in der Klasse genau weiß, wie sie ihre „Freunde“ gegeneinander ausspielt.

Auch Maddie lässt sich zunächst von ihrer Art blenden.

Erst im Laufe der Geschichte wächst Maddie über sich hinaus, erkennt wahre Freundschaften und entlarvt Cassies falsches Spiel.

Wahren Rückhalt erfährt Maddie, die vier Brüder hat, immer und überall von ihrer Familie.

Und das ist in dem Moment besonders wichtig, als das Klinikum ihr die die Diagnose Hirntumor stellt. Das Mädchen muss operiert werden.

Aber wie steht man diese schwierige, ungewisse Zeit vor und nach der OP durch?

Mit Schnurrbärten natürlich!

Maddies jahrelange Schnurrbart-Leidenschaft wird im richtigen Augenblick zum Glücksbringer.

Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit und wurde von Maddies Eltern aufgeschrieben.

Und auch wenn die meisten Randfiguren frei erfunden sind, so bleibt der rote Faden durch das Leben der Familie transparent.

Das Buch berührt, nimmt mit und ermuntert, in schwierigen Zeiten als Familie noch enger zusammen zu halten. Nur nicht den Mut verlieren.

Lächle die Schwierigkeit weg und sei zuversichtlich, rufen die Zeilen den Leserinnen und Lesern zu.

Ein sehr persönlicher Roman mit emotionaler Tauchfahrt ohne kitschig zu wirken.

 

Anja Kuypers

 

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Bunte Schnurrbart-Tage

Shelly Brown und Chad Morris

woow books (2022)

Kinderbuch

gebunden, 304 Seiten

ISBN 978-3961771066

18 €

Die Schule der verrückten Träume“ von Florian Beckerhoff, Thienemann Verlag (2021)

 

„Ich träume ziemlich viel“, gesteht Protagonistin Johanna ihrer Schuldirektorin, als sie wieder einmal zu ihr ins Büro bestellt wird.

Weil das Mädchen ihre Träume zu jeder Tageszeit sehr intensiv erlebt, stört sie auch in der Schule zuweilen den Unterricht. Besonders, wenn sie sich in ihre Hauptfigur, die Heldin Galakto-Joe verliert. Dann verschwimmt die ganze Welt um sie herum.

„Johanna kommt unausgeschlafen in die Schule und stört den Unterricht durch lautes Träumen“, heißt es im Zeugnis des Mädchens. Die Eltern befolgen den Rat der Direktorin sowie des Schul-Psychologen und bringen Johanna in den Sommerferien in eine „Spezialschule für schlafgestörte Kinder“.

Dass sie sich dort nach kurzer Zeit sehr wohl fühlen würde, weil sie unter Gleichgesinnten ist, hätte Johanna zu dem Zeitpunkt nicht geahnt. Kinder unterschiedlichen Alters und Herkunft kommen dort zusammen und sollen von ihrer Art zu träumen geheilt oder gar befreit werden.

Johanna gehört zu den „Anträumern“. Sie stehen noch am Anfang ihrer Traumbewältigung und müssen erst noch lernen, damit umzugehen.

In dieser speziellen Schule dürfen die Träume auch mal lebendig werden. Für die nächtlichen Geschichten der Internats-Kinder ist von nun an die Traumfangmaschine zuständig. Und die wirklich gefährlichen Albträume werden vorsichtshalber sofort gut verschlossen.

Dafür sorgt Morfeo, der Schuldiener. Das Abenteuer kann also beginnen.

Doch dummerweise hält sich so mancher Traum nicht an die Verschlussregeln und entkommt auf unerklärbare Weise. Jetzt müssen Johanna und ihre neuen Freunde handeln...

Ein traumlastiges, kreatives Kinderabenteuer, das unterhält.

 

Anja Kuypers

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Die Schule der verrückten Träume

Florian Beckerhoff

Illustrationen von Maja Bohn

Thienemann Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 208 Seiten

ISBN 978-3522185844

12 €

Nelly & Düse – Frühstück mit Quak“ von Nicole Mahne, Südpol Verlag (2022)

 

In diesem zweiten Teil aus der Reihe „Nelly & Düse“ bereitet sich Nelly auf den Besuch der französischen Austauschschülerin Elisa vor, die für zwei Wochen bei Nellys Halbschwester Sophie zu Gast sein wird.

Sie übt schon mal die französische Sprache und möchte bestens vorbereitet sein. Immer an ihrer Seite ist Terrier Düse.

Max ist Nellys bester Freund und weiß angeblich Bescheid, was Franzosen am liebsten essen: Frösche! Also machen sich die beiden Kinder mit Düse auf den Weg, um einen schönen, dicken Frosch für Elisa zu finden. Mit an Bord ist Perlfee, das junge Wachtelhuhn mit weichem Federkleid, das in der Nachbarschaft wohnt. Nelly und Max werden zügig fündig und nehmen einen pummeligen, grünen Frosch mit, den sie Dickie taufen und der sich schnell als Kröte entpuppt.

Nachdem der kulinarische Hüpfer also nicht geeignet ist, ziehen sie erneut los.

Denn Nachbarin Berta ist sich sicher, dass Franzosen auch gerne Schnecken essen. Das bunte Forscher- und Entdeckerteam wächst. Denn die Kinder haben neben Düse und Perlfee nun auch Dickie im Gepäck. Sie entdecken zwei Prachtexemplare von Schnecken und taufen sie Ringel und Sonni.

Die Kinder merken schnell, dass es nicht von Vorteil ist, Tieren einen Namen zu geben, die man später essen möchte.

„Wir setzen Sonni und Ringel zurück in ihren Busch und nehmen dafür zwei andere Schnecken mit. Zwei, mit denen wir uns noch nicht angefreundet haben. Die neuen Schnecken kommen in die Dose, Deckel drauf und dann ab auf Elisas Teller.“

Noch bevor Nelly und Max Schneckenersatz besorgen können, sieht Elisa die Kriechtiere und nimmt sie auf die Hand. Gefahr in Verzug!

Lustig, vielseitig und extremst unterhaltsam. Eine hübsche Geschichte mit vielen bunten Illustrationen, die lediglich den Erzählzeitraum von wenigen Stunden abbildet.

 

Anja Kuypers

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Nelly & Düse – Frühstück mit Quak

Nicole Mahne

Illustrationen von Caroline Opheys

Südpol Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 128 Seiten

ISBN 978-3965941748

13 €

Wenn es kalt wird, erwachen die Geister“ von Chris Priestley, Gulliver Verlag (2022)

 

Maja, Carla, Marlon und Tomas sind beste Freunde.

In der Nacht vor einem weiteren Schultag mit Herrn Kunar, dem neuen Vertretungslehrer, haben alle vier Kinder einen Albtraum gehabt.

Losgelöst von diesem Phänomen bittet Herr Kunar die Schülerinnen und Schüler um das Aufschreiben einer Gruselgeschichte. Einzig das Thema Winter muss berücksichtigt werden.

Von nun an ist jedes Kapitel einer Geschichte der Kinder gewidmet.

Thomas schreibt beispielsweise eine Gruselgeschichte über wandernde Schneemänner und gruselige Aussichten auf. Alle anderen verfassen Geschichten über Schnee, Eis oder Fluten.

Vor allem aber kommen in allen Geschichten die vier Freunde vor und das geheimnisvolle, „ominöse Mädchen im silbernen Mantel“.

„Sie drehte sich um und sah, wie nah die geisterhaften Kinder nun waren. Eins von ihnen starrte Maja mit großen leblosen Augen an und streckte seine dünne Hand aus. Sie ging direkt in Majas Körper hinein. [...]“

Inspirierend einfallsreich und abenteuerlich spannend gruseln die Geschichten durch und durch.

Gut gemacht, aber nichts für schwache Nerven.

Sehr wenige, dafür passende schwarz/weiß Illustrationen säumen den Text im Buch, das der super-lesbar-Reihe des Gulliver Verlages entstammt.

 

Anja Kuypers

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Wenn es kalt wird, erwachen die Geister

Chris Priestley

Gulliver Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 127 Seiten

ISBN 978-3407820082

11 €

Leo Monsterhüter“ von Kris Humphrey, Planet! Verlag (2022)

 

Das Dorf, in dem Leo mit seiner Familie lebt, liegt zwischen den „Knöchelhügeln“, dem „unergründlichen See“ und weiteren einzigartigen, aber auch besorgniserregenden Wäldern.

Nicht umsonst schützt eine hohe Mauer die Bewohner des Dorfes vor gefährlichen Tieren, wie den „gnadenlosen Wolfsrudeln“ oder „riesigen, gefräßigen Bären“.

„Der Wald ist wild und dunkel und voller Gefahren!“, wird den Kindern immer wieder eingeschärft.

Doch Leos derzeitige Aufmerksamkeit gilt vielmehr seinem anstehenden Geburtstag.

Er wird neun Jahre alt, und alter Dorftradition zur Folge wird jedem 9jährigen Kind für die kommenden zwei Jahre eine speziell ausgewählte Aufgabe zuteil.

Da Leo gerne und viel liest, erscheint ihm der Einsatz im Dorfarchiv nur allzu wahrscheinlich.

Weit gefehlt.... Denn Gilda, die Dorfvorsteherin, holt ihn an seinem Geburtstag ab und begleitet ihn zu seinem Arbeitsort, der erstaunlicherweise inmitten der geheimnisvollen Wälder liegt.

Der eher zierliche Leo ist zunächst eingeschüchtert, als er die alte Waldhütte des furchteinflößenden Hüters Henrik betritt.

Dieser soll Leo in die tatsächlichen Geheimnisse des sagenumwobenen Forstes einweihen und macht ihn mit seiner Aufgabe vertraut. Aber was behütet Henrik nur? Hat die Dorfmauer eventuell noch einen anderen Sinn und soll die Bewohner vor mehr als den gefährlichen Tieren schützen?

In acht Kapiteln und aus der Sicht Leos geschrieben, spielt der Text mit Schriftformaten, um Wichtiges hervorzuheben. Viele schwarz/weiß Illustrationen untermalen die Kernaussagen zusätzlich.

Alle Seiten sind zudem in einen grafischen Rahmen gehüllt, was dem Buch das geheimnisvolle I-Tüpfelchen verleiht.

Kreative Zusatzmaterialien zum Text erwartet die Leserinnen und Leser am Ende der Geschichte.

Ein kurzweiliger, spannender Abenteuerroman für Kinder ab acht Jahren.

 

Anja Kuypers

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Leo Monsterhüter

Kris Humphrey

Illustrationen von Pete Williamson

Planet! Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 160 Seiten

ISBN 978-3522507608

11 €

Die Eiche und der Federschopf“ von Bibi Dumon Tak, Gerstenberg Verlag (2022)

 

Diese Geschichte erzählt chronologisch aus dem Leben einer 200 Jahre alten Eiche, die dicht an einer Autobahn zwischen Belgien und den Niederlanden steht.

Ihr bester und vermutlich einziger Freund ist ein Eichelhäher, der sie regelmäßig besucht.

Gerne berichtet der stattliche Baum dem Vogel aus seinem langen Leben. So stand er ursprünglich mitten im Wald, bevor die Bäume nach und nach gefällt wurden, um dem Bau einer Autobahn zu weichen.

„Es ist lange her, dass ich gepflanzt wurde. Vielleicht von einem Menschen, vielleicht von einem Eichelhäher, der mich als Eichel in den Boden gesteckt hat. Oder einem Eichhörnchen. Die gibt es hier auch. Eines Tages fing ich an zu keinem, wie man die Geburt eines Baumes nennt. Ich bin eine Sommereiche.“

Die Eiche ist als einzige in der Asphaltwüste übrig geblieben und freut sich deshalb umso mehr über die Gespräche mit dem Häher. Und das, obwohl der Kleine ziemlich frech und aufsässig ist.

Mit „Hallo, Alter! Na, wie läuft`s? Erzählst du wieder von früher?“ begrüßt er den aufrechten Baum und erkundigt sich meist flapsig nach dem Befinden.

Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive der Eiche geschrieben und handelt vornehmlich von Veränderungen im Allgemeinen, vom Stillstehen und Bewegen im Speziellen.

Außerdem bedient sie sich der Beschreibung sämtlicher Gegensätze: Modernes und Altes, Zeit und Hektik sowie Frieden und Krieg.

Mit pflanzlicher Naivität beschreibt die Eiche, was sie beispielsweise zu Kriegszeiten erlebt hat. „Lärmende Männer“ und „Nüsse, die aus Flugzeugen fallen“.

Die meisten ihrer Schilderungen haben einen realen, historischen Bezug.

Der Eichelhäher lernt viel von dem alten Baum, der jede Menge über das Leben zu erzählen hat.

Ein Kurzroman über eine Eiche, die es tatsächlich gibt, und sie steht genau an diesem beschriebenen Ort. Menschen aus ihrer Umgebung beobachten immer wieder, dass ein Eichelhäher den Baum aufsucht.

Aber was sich Eiche und Vogel zu erzählen haben, werden wir wohl nie erfahren...

Ein thematisch umfangreiches Buch, das auch aktuelle, klimatische Probleme nicht ausspart und aus einer eher ungewöhnlichen Erzählperspektive geschrieben ist.

 

Anja Kuypers

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Die Eiche und der Federschopf

Bibi Dumon Tak

Illustrationen von Marije Tolman

Gerstenberg Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 128 Seiten

ISBN 978-3836961752

16 €

Schneelöwe“ von Heinz Janisch, Tyrolia Verlag (2022)

 

Bilderbuchkunst at its best.

Collagenartig und ausschließlich mit blauem Kugelschreiber gezeichnet, brillieren die Illustrationen von Michael Roher in diesem Buch.

Perfekt unterstreichen sie die Aussagekraft des teils philosophischen Textes:

„Ich bin ein weißer Schneelöwe […]. Du siehst mich erst, wenn ich neben dir stehe und mich bemerkbar mache. An manchen Tagen höre ich mehr als andere.“ Aus Sicht des namenlosen Protagonisten, ein kleiner Junge der die Leser:innen wissen lässt welches Tier mit einem geschmeidigendem Gang das sich lautlos fortbewegen kann, ein Tier das besonders gut hören und gefährlich knurren kann, ein Schneelöwe eben, wie viele andere Tiere in seiner Umgebung, getarnt als Menschen leben, lässt er seine Leser:innen im Anschluss wissen, „Zum Glück erkenne ich die anderen Tiere sofort [...]“

Der Ich-Erzähler vergleicht sich in all seinem Tun und Denken mit einem Schneelöwen. Dieses Geheimnis teilt er mit seinen Leserinnen und Lesern. Er nimmt sie mit auf eine Reise durch sein scheinbar junges Leben und zeigt auf, anhand welcher Kriterien er erkennen kann, welche Tiere in den unterschiedlichen Menschen stecken.

Welches Tier steckt in dir?“, fragt er zum Ende der Geschichte.

Der Illustrator behauptet von sich auf der letzten Umschlagseite zuweilen ein „zersauster Kauz“ zu sein. Und der Plan des Buches geht auf, denn nun frage auch ich mich, welches Tier wohl in mir steckt.... der treue Hund oder doch der Adler mit dem Blick für Details?

Titel, wie diese braucht die literarische Welt. Sie regen zum Mitdenken und Mitmachen an und unterhalten zugleich. Sehr gut!

 

Anja Kuypers

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Schneelöwe

Heinz Janisch

Illustrationen von Michael Roher

Tyrolia Verlag (2022)

Bilderbuch

gebunden, 32 Seiten

ISBN 978-3702240769

16 €

Opa fliegt“ von Markus Orths, Moritz Verlag (2022)

 

Opa mit dem langen, rot gefärbtem Ziegenbart, der schon 107 Jahre alt ist – behauptet er - unterhält seine beiden Enkel Marlon und Melanie ganz hervorragend mit vielen, haarsträubenden Geschichten.

Ob jede seiner Erzählungen von seinen 857 Rekorden, über die er akribisch Buch führt, wirklich so stattgefunden hat, weiß niemand.

Angeblich hält er den „Dauer-Flatulenz-Rekord, bei dem er 2 Minuten und 14 Sekunden lang ohne Pause nichts anderes tat als: furzen.“

Man muss Opa Winnie, wie die Kinder ihn liebevoll nennen, einfach gern haben.

Wer kann schon von sich behaupten einen Großvater zu haben, der „als erster Mensch im Armdrücken gegen einen Gorilla“ gewonnen hat oder die längste Lakritz-Schnecke der Welt gegessen hat: 24 Meter und 17 Zentimeter.

Nur zu gerne besuchen Marlon und Melanie ihren Opa, der mit seinem Collie-Hund Tschakka-Lakka und vielen weiteren Tieren zusammenlebt. Alles könnte so schön sein...

Aber es kommt der Tag, an dem Opa seinen Enkeln mitteilen muss, dass er nur noch vier Wochen zu leben hat. „Blöde Sache, was?“, sagt Opa recht nüchtern.

Er erläutert die vielen Möglichkeiten des Sterbens und wie es nach Tod weitergehen kann.

Und was möchte Opa Winnie? Er möchte sich in Luft auflösen und als leichtester Mensch der Welt einfach nach oben fliegen, „rauf zu den Venusmenschen“. Gesagt, getan. Ein neuer, ein letzter Rekord.

Es fließen sehr viele Tränen. Aber selbst dagegen hat Opa ein Rezept für seine Familie hinterlassen...

Ein wunderbares Buch über den Tod, die Trauer und allem, was dazugehört.

Über den Verlust besonderer Menschen und den Umgang mit dem Schmerz, der zurückbleibt.

Und trotz aller Schwere gelingt es dem Autor die Geschichte mit viel Leichtigkeit und Selbstverständnis zu erzählen. Denn der Tod gehört nun mal zum Leben dazu.

Ausgestattet mit vielen ansprechenden Illustrationen, die vielmehr hintergründig den Text begleiten, gelingt hier ein neuer, sehr empfehlenswerter Kinderroman.

 

Anja Kuypers

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Opa fliegt

Markus Orths

Illustrationen von Kerstin Meyer

Moritz Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 96 Seiten

ISBN 978-3895654329

11,95 €

Sem und Mo im Land der Lindwürmer“ von Frida Nilsson, Gerstenberg Verlag (2022)

 

Lindwurm Indra ist die letzte ihrer Art, die fernab jeder Zivilisation im tiefen Wald lebt.

Vor langer Zeit hat sie den Kampf gegen die Menschheit gewonnen und ihre Spezies verteidigt. Anschließend hat sie sich selber zur Königin ernannt und mit vielen tierischen Untertanen in einer alten Steinburg im Wald niedergelassen.

Mittels eines Zaubers, den nur Lindwürmer aussprechen können, sind die Tiere in der Lage zu sprechen und verhalten sich menschlich.

Indras engster Vertrauter ist die Ratte Schwarzfell. Auf Befehl der Königin macht sie sich auf den Weg ins Menschenreich, um ein Kind für Indra zu suchen, die sich so sehr eines wünscht.

Schwarzfell trifft auf das unzertrennliche Bruderpaar Sem (11) und Mo (8), die als Vollwaisen unter schlimmen Bedingungen bei ihrer tyrannischen Tante Tyra leben.

Die Ratte verspricht den Kindern ein sehr viel besseres Leben, immer währende Liebe, stets leckeres Essen und Glückseligkeit pur.

Von einem Ort, der herrlich grün und fruchtbar ist! Dort ist das Wasser so klar wie Kristall und die Luft so frisch wie der Duft von Rosen und Kamillen.“

Sem und Mo folgen der Ratte durch ein enges Loch in Indras Reich, und der Nager hat nicht zu viel versprochen. Sie werden hofiert, umsorgt und geliebt. Ein Paradies für die Kinder.

Erst mit der Zeit erkennen sie die wahre Absicht Indras hinter dem Wunsch, ein Kind haben zu wollen. Welches Spiel spielt der letzte Lindwurm im geheimnisvollen Wald tatsächlich?

Auf knapp 400 Seiten erwartet die Leserinnen und Leser ein spannender Fantasyroman, geschrieben in der Ich-Perspektive Sems.

Erneut gelingt der zurecht mehrfach prämierten Frida Nilsson ein literarisches Meisterwerk, in dem es um familiären Zusammenhalt und das Zusammenleben von Mensch und Tier geht.

Jeder hat ein Recht auf Liebe. Aber was ist Liebe überhaupt? Für jeden bedeutet sie etwas anderes....

Das Buch erzählt von Gut und Böse, von pelzigen Freundschaften, abenteuerlichen Überraschungen und eben jede Menge Liebe.

 

Anja Kuypers

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Sem und Mo im Land der Lindwürmer

Frida Nilsson

Illustrationen von Torben Kuhlmann

Gerstenberg Verlag (2022)

Jugendbuch

gebunden, 389 Seiten

ISBN 978-3836961493

22 €

Voll verzählt?“ von Melvin Burgess, Gulliver Verlag (2022)

 

Die kleine Elli himmelt ihren großen Bruder Paul (10) an. Sie ist die einzige, die seine vielen haarsträubenden, angeberischen Geschichten glaubt und liebt.

Da Paul immer meint, alles besser und schneller machen zu können, wenden sich die meisten Mitschüler von ihm ab. Geblieben ist nur Freund Waris.

Und als dieser in der Schule kundtut, er könne bis 1.000 zählen, nimmt Paul zeitgleich die Herausforderung an, bis 10 Millionen zählen zu wollen.

Niemand glaubt an sein Können. Erst recht nicht Waris, der sich zusätzlich hintergangen fühlt.

Genau jetzt ist der Moment gekommen, indem Paul beweisen muss, was in ihm steckt.

Er fängt an zu zählen, und das führt zu jede Menge Ärger in der Schule. Der Unterricht kann kaum noch in seiner ursprünglichen Form stattfinden. Aber: „Er war wirklich der Zählkönig!“

Entgegen der Schulleiterin Miss Hexx, die Paul am Ende sogar der Schule verweist, hält seine Mutter Danielle zu ihm. Sie weiß, wie wichtig das Durchhalten für das Ansehen ihres Sohnes ist, dessen Sozialverhalten bislang nie vorbildlich war und unterstützt ihn deshalb nun in seinem Tun. Und dies, obwohl der sympathische Lehrer Mr. Clark rechnerisch ermittelt hat, dass das Zählen mindestens ein gutes Jahr in Anspruch nehmen wird. Wie soll das nur funktionieren?

Und Paul kann ja wohl kaum im Schlaf weiter zählen..... Aber er kann! Die Zahlen mutieren dann zu Lichtern, zu musikalischen Noten und stehen Schlange, um von ihm gezählt zu werden.

Nach und nach wird die ganze Welt auf das junge Zahlenwunder aufmerksam, und ein unglaublicher Hype in den sozialen Medien entsteht.

Es braucht ein Management, einen ordentlichen Juristen, der die vielen Werbeverträge und Fernsehauftritte rechtlich begleitet. Die Kleinstadt Todley in England wird binnen kürzester Zeit zum Mittelpunkt des Weltgeschehens.

Ein Kinderbuch, das Augen öffnet und zu guter Letzt aufzeigt, worauf es wirklich im Leben ankommt.

Das Buch greift in der Geschichte die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft sowie die Anonymität im Netz auf und spielt mit Negativbeispielen in einer Welt, in der der Zusammenhalt unter Freunden und Familie noch wichtiger ist, als je angenommen.

Ein Titel mit viel Potential zur kreativen Vermittlung.

 

Anja Kuypers

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Voll verzählt?

Melvin Burgess

Illustrationen von Chris Mould

Gulliver Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 157 Seiten

ISBN 978-3407812926

12 €

Hallo, Walfisch!“ von Lauris Gundars, Baobab Verlag (2022)

 

Auf den ersten Seiten dieses wunderbaren Buches wird zunächst beschrieben, wovon die Geschichte NICHT handelt. Eine sehr gelungene Methode, den Leser:innen bereits einen guten, inhaltlichen Eindruck zu vermitteln.

Aber eines ist es auf jeden Fall: eine herzergreifende Großvater-Enkelin-Geschichte, die in einer lettischen Großstadt spielt.

Mücke, alias Lotte liebt ihren Großvater Artus sehr. Wenn ihre Eltern arbeiten, kümmert er sich um das aufgeweckte Mädchen, und gemeinsam sind sie ein unschlagbares Duo.

Opa ist mehr als ein Babysitter für Lotte. Er ist ein Freund. Ein Versteher. Ein Mitmacher. Ein Antwortfinder. Denn Lotte „fragt erst, wenn sie ihr Nichtverstehen nicht mehr aushält“.

Von ihrem Großvater hat sie auch das höfliche Miteinander gelernt. So grüßt sie jeden Menschen, der ihr auf den Wegen durch die Stadt begegnet.

Aber was ist plötzlich mit Opa Artus los? Aus dem Nichts stellt er das von ihm hochgelobte Grüßen ein. Vor allem dann, wenn er die attraktive Großmutter von Lottes Freundin Signe im Park sieht.

„Walfisch, warum grüßt du nicht?“, will Mücke wissen.

Opa verstummt und zieht sich dezent zurück. Also nimmt das gewitzte Mädchen ihren Großvater an die Hand und trainiert mit ihm die abhanden gekommenen, höflichen Floskeln.

Und nach einem sich anschließenden Streit zwischen den beiden, muss der Großvater noch zusätzlich das Vertrauen seiner Enkelin zurück gewinnen. Keine leichte Aufgabe...

Wortgewandt und lustig bedient sich der Autor mancher schriftstellerischen Tricks und schafft auf diese Weise einen sehr unterhaltsamen, kurzweiligen Kinderroman, in dem das Kind nicht selten die Erwachsene mimen muss.

An der Seite sehr kindgerechter Illustrationen, die Filzstift-Zeichnungen ähneln, erzählt die Geschichte von der Bedeutsamkeit eines harmonischen Miteinanders, der Wirkkraft des kurzen Wörtchens HALLO sowie einer unschlagbaren Familienbeziehung. Wunderbar!

 

Anja Kuypers

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Hallo, Walfisch!

Lauris Gundars

Illustrationen von Anete Melece

Baobab Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 92 Seiten

ISBN 978-3905804874

15,90 €

Stinknormal ist anders – Die Abenteuer des Super-Pupsboy“ von Nina George und Jens Kramer, Planet! Verlag (2022)

 

Seitdem Paul denken kann, verbieten ihm seine Eltern den Genuss verschiedener Lebensmittel. Darunter Lakritze, Marzipan und Erdbeeren. „Das bekommt dir nicht“, sagte Mama. „Vor allem bekommt es uns nicht“, ergänzt Papa. Und Paul? Er nimmt es kommentarlos hin.

Eines Tages isst er dann doch versehentlich ein Stück Torte bei Tante Marlies, in der Marzipan verarbeitet wurde. Und just nach dem Essen spürt Paul ein großes „Bauchgeblubber“, das nur der Anfang einer ausgeprägten Stinkerei sein kann.... es folgen Flatulenzen der Extraklasse.

„Da zischte der Pups schon wieder warm aus meiner Jeans, wie eine leise Silvesterrakete!“

Interessant, dass seine Mitmenschen in unmittelbarer Nähe des Pupsvorfalles die Düfte als süßlichen Popcorn-Geruch wahrnehmen und vielmehr angetan die Nase in die Luft strecken.

Dieses Phänomen will Paul mit seinen Freunden Blümchen und Samantha näher untersuchen. „Versuche unter kontrollierten Bedingungen.“

Schnell stellen die drei fest, dass die Pupse, je nach Lebensmittel-Art, verschiedene Konsequenzen bei den Schnupperern hervorrufen. Wer kann schon von sich behaupten durch sein Pupse Menschen einzuschläfern, Lachanfälle auszulösen oder sie als Wahrheitsserum zu benutzen.

Paul mutiert zum „Super-Pupsboy“, der es sogar mit den gemeinen Mobbern aus der 6. Klasse aufnehmen kann. „Pups sie weg!“, feuern ihn seine Freunde an.

Trotz der wahrlich witzigen Pups-Experimente lernt er im Verlaufe der Geschichte Verantwortung zu übernehmen und wahre von falschen Freunden zu unterscheiden.

Eine durch und durch lustige, kurzweilige story, die locker leicht zum Lesen animiert.

Die „Lese-CheckerIn“-Reihe punktet mit großer Schrift und vielen Abschnitten. Dank der vielen s/w Illustrationen wird die Textmenge zusätzlich aufgelockert.

Außerdem ist auf jeder Seite eine Leiste abgebildet, anhand derer der persönliche Lesefortschritt nachvollzogen und ein Geheimcode während des Lesens entschlüsselt werden kann.

Leseanimation as its best. Bücher sollen Spaß machen. Und das ist hier gelungen.

 

Anja Kuypers

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Stinknormal ist anders – Die Abenteuer des Super-Pupsboy

Nina George und Jens Kramer

Illustrationen von Horst Hellmeier

Planet! Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 192 Seiten

ISBN 978-3522507332

12 €

Violet und Bones“ von Sophie Cleverly, Mixtvision Verlag (2022)

 

Violet Veil liebt den Beruf ihres Vaters. Dieser ist Bestatter und hat ein eigenes Unternehmen. Nur zu gerne würde sie ihm helfen und im Betrieb mitarbeiten. Das schickt sich nicht für junge Mädchen, meint ihre Mutter, und Violet bleibt gefangen in ihren Reifröcken. Aber selbst Violets kleiner Bruder Thomas darf dem Vater helfen und soll das Unternehmen eines Tages übernehmen.

Gemeinsam mit ihrem Windhund Bones unternimmt sie gerne Spaziergänge über den angrenzenden Friedhof Seven Gates, kennt alle Toten mit Namen und weiß über deren vergangenes Leben Bescheid. Violet ist mit der Erkenntnis, dass der Tod zum Leben dazugehört aufgewachsen und hat keine Berührungsängste.

Bis zu dem Tag, an dem sie den zuvor von ihr für die Beerdigung fertig gemachten blonden Jungen lebendig über den Friedhof spazieren gehen sieht. Trotz des Schreckens, nimmt sie Kontakt zu dem verwirrten, etwa gleichaltrigen Oliver Oats auf. Niemand scheint den Jungen zu vermissen oder kennt ihn gar. Und er selber erinnert sich nur daran ein ehemaliger Schuhputzer gewesen zu sein. Familie Veil nimmt ihn bei sich auf, und er darf bei Violets Vater das Handwerk des Bestatters erlernen. Violet und Oliver freunden sich an.

Als innerhalb kürzester Zeit mehrere Morde, allesamt durch Kopfverletzungen herbeigeführt, passieren und sich ständig eine vollkommen schwarz gekleidete Frau mit einer Brosche in Form einer Spinne auf dem Friedhof aufhält, werden Violet und Oliver aufmerksam. Vor allem weil der sonst so gutmütige Bones unaufhörlich in Anwesenheit der schwarzen Frau zu knurren beginnt. Irgendetwas stimmt hier nicht...

Und als Violets Vater unverrichteter Dinge von der Polizei wegen Mordes in den beschriebenen Fällen festgenommen und zum Tode verurteilt werden soll, müssen sich die zwei Kinder dringend des Falles annehmen. Nur gut, dass Küchenhilfe Maddy einen wichtigen Hinweis liefern kann...

Am Ende hängt alles irgendwie zusammen: Tod, Mord, Friedhof, Inschriften, Trauernde, Geheimnisse, Korruption, Schulden, Familiengeheimnisse, Erpressung.

Dabei spielt die verlässliche Spürnase des Hundes immer eine wichtige Rolle.

Mit diesem Buch wird der Auftakt für eine kurzweilige, ansprechende, neue Buch-Reihe um Violet Veil geschaffen, die noch so manch weiteren Kriminalfall lösen wird.

 

Anja Kuypers

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Violet und Bones

Sophie Cleverly

Mixtvision Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 288 Seiten

ISBN 978-3958541863

15 €

Ich glaub, mein Reh pfeift!“ von Mina Teichert, Planet! Verlag (2022)

 

Alles könnte so schön sein. Liv (13) lebt mit ihrem Vater, einem angesehenen Förster nah am Waldrand in einem malerisch gelegenen Haus. Für sie ist es absolut natürlich, inmitten der Natur und in Gesellschaft vieler Tieren zu leben. Vater und Tochter, dessen Spitzname Bambi lautet, sind nach dem Tod der Mutter ein eingespieltes Team.

Das Leben könnte nicht besser sein. Liv`s Freundin Mona ist oft zu Gast, und gemeinsam erleben sie die ersten Momente der beginnenden Jugend.

Bis auf den Moment, in dem der Papa seiner Tochter die erste, neue Freundin seit Mama`s Tod vorstellt: Make-Up Artistin Sara, die so gar nicht in die ländliche Idylle passt.

Und genau das will Liv ihr auch klar machen.

Mit Mehlwürmern im Müsli, einer Maus im Bad oder einem mit Puder präparierten Fön, muss diese Frau doch zu vertreiben sein.

Liv will keine neue Stiefmutter. Sie will ihren Vater nicht mit einer anderen teilen müssen.

Aber Sara bleibt. Zickig und merklich beleidigt trotzt sie Livs Angriffs-Manövern.

Und diese fühlt sich wie Aschenputtel, wenn sie von Sara aufgefordert wird, das Bad zu putzen oder Kaffee zu kochen. Ist Sara wirklich die gemeine, fiese Stiefmutter oder entpuppt sie sich noch als Schaf im Wolfspelz?

Jedes Kapitel wird mit Märchen-Begriffen eingeleitet, wie „Spiegelglasklar“, „Der vergiftete Apfel“ oder „Burgverlies“.

Darüber hinaus bedient sich Liv, aus deren Sicht die Geschichte geschrieben ist, immer an Vergleichen mit Personen oder Szenen aus verschiedenen Märchen.

Zwischen Kindsein und beginnender Pubertät, wird aus dem Kitz „Bambi“ nach und nach ein vernünftiges Reh, das es schafft, die Vergangenheit loszulassen.

Eine hübsche Geschichte, die eine Reihe an Emotionen im Gepäck hat.

Von witzig bis berührend, liest sich das Buch wunderbar leicht.

 

Anja Kuypers

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Ich glaub, mein Reh pfeift!

Mina Teichert

Planet! Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 176 Seiten

ISBN 978-3522507196

13 €

Weltbeste kleine Schwester“ von Katja Reider, Hanser Verlag (2022)

 

Aus dem Alltag einer ganz normalen Familie.... Mama, Papa und drei Kinder.

Johanna (16), Matti (13) und deren kleine Schwester Rosa (10) sind sich häufig uneins und streiten. Matti zockt am liebsten mit Freund Philipp, und Johanna interessiert sich vielmehr für Feten und Jungs, als mit Rosas Lieblingskuscheltier, der Giraffe zu spielen.

Man zofft sich, redet aneinander vorbei und verträgt sich irgendwann wieder. Bestenfalls....

„Als Jüngste hat man jede Menge Nachteile! Falls du selber eine kleine Schwester bist, weißt du Bescheid“, stellt Rosa in der Ich-Perspektive fest.

Es kommt der Tag, an dem die Familie zu einem Fest in einer fernen Stadt eingeladen wird.

Nach eindringlichem Bitten gelingt es den Kindern, die Eltern davon zu überzeugen, alleine zu Hause bleiben zu dürfen.

Unter Zuteilung diverser Verhaltensregeln, reisen Mama und Papa also ab.

Rosa wollte eh bei ihrer besten Freundin übernachten und Matti seinen Freund treffen.

Bahn frei, denkt sich Johanna, die schon eine kleine Party im Haus der Eltern geplant hat.

Aber wenn kurz nach der elterlichen Abreise schon der Rauchmelder in der Küche aufheult, die sleep-over-party ausfällt und das Zocken sich als Horrornacht entpuppt, ist guter Rat teuer und das Chaos vorprogrammiert.

Doch die Kinder halten zusammen. Alles findet sich, und zum Erstaunen aller, entpuppt sich die kleine Schwester als Schlüssel zum Glück und Lösung aller Probleme.

Der locker, lesbare Text enthält viele witzige Kommentare und ist durch feine schwarz/weiß Zeichnungen unterbrochen.

Rosa entführt die LeserInnen in ihre Familie und erteilt Eindrücke von einem ganzen Wochenende unter Kindern.

Nebenbei erklärt sie, wie es ist, die Jüngste zu sein.

Ein Buch, das sich wunderbar von LeserInnen aller Altersstufen lesen lässt und am Ende die kleinen Geschwister in einem besonders guten Licht dastehen lässt.

 

 

Anja Kuypers

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Weltbeste kleine Schwester

Katja Reider

Hanser Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 136 Seiten

ISBN 978-3446272521

13 €

Mein Freund Otto, das Blaue Wunder und ich“ von Silke Lambeck, Gerstenberg Verlag (2022)

 

Zwei beste Freunde, die Brüder sein könnten: Matti und Otto. Die beiden 10jährigen planen sogar ihre anstehende Geburtstagsfeier gemeinsam, weil ihre Geburtsdaten so eng beieinander liegen.

Matti ist Einzelkind und wohnt mit seiner Mutter zusammen. Diese hat einen neuen Freund, der zugleich Mattis Sportlehrer in der Schule ist. Was nicht immer von Vorteil ist...

Otto hingegen hat viele Geschwister. Seine Schwester, die pubertierende Martha, wird die beiden Jungs in diesem zweiten Band der Erfolgsreihe des Öfteren begleiten.

Die Geschichte spielt in einem Jahr mit einem sehr heißen Sommer. Deshalb wollen sich die Freunde auch nur zu gerne nach dem Unterricht im ortsansässigen Schwimmbad „Das Blaue Wunder“ ordentlich abkühlen. Enttäuschung macht sich breit, als sie auf einem Schild am Eingang nachlesen müssen, dass das Bad geschlossen ist. Die städtischen Gelder für die anstehenden Renovierungsmaßnahmen reichen nicht aus. Es war einfacher, das Schwimmbad zu schließen.

Das geht ja nun mal gar nicht..... Matti und Otto wollen herausfinden, welche Arbeiten erledigt werden müssen, damit das Bad wieder öffnen kann. Also schauen sie sich kurzerhand und verbotenerweise alleine auf dem Gelände des Schwimmbades um.

„Otto wollte sofort ins Wasser, aber ich bestand darauf, erst alles aufzuschreiben, was repariert werden müsste.“

Aus der Sicht Mattis erfahren die LeserInnen von dem Vorhaben „Das Blaue Wunder“ wieder zu neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Dass sie dabei sogar prominente Unterstützung haben werden, ahnen die beiden längst nicht.

Eine witzige, sehr unterhaltsame Geschichte über zwei nette, sympathische Jungs, die sich auf den Weg machen, das traditionsreiche Schwimmbad des Ortes zu retten. Und es schaffen, alle BewohnerInnen zu mobilisieren.

 

Anja Kuypers

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Mein Freund Otto, das Blaue Wunder und ich

Silke Lambeck

Gerstenberg Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 232 Seiten

ISBN 978-3836961370

13 €

 

Dachs und Rakete – Ab in die Stadt“ von Jörg Isermeyer, Beltz und Gelberg Verlag (2022)

 

Die Geschichte beginnt recht unspektakulär mit der Schilderung eines herkömmlichen Tages aus dem Leben von Herrn Dachs und seiner Freundin Schnecke mit Namen Rakete,.

Deren Nachbar Maulwurf ist neuerdings Baggerfahrer und soll das ländliche Gebiet, auf dem der Dachsbau steht für den Bau eines Freizeitparks räumen.

Traurig packen Rakete und Herr Dachs ihre Habseligkeiten auf einem Handkarren zusammen und machen sich auf die Reise. Zu Fuß, mit dem Rad und mit dem Schiff sind sie unterwegs, bevor sie in einer Stadt Halt machen. In einer großen Stadt, die so viel Unbekanntes für sie bereithält.

Von ihrer anfänglichen Gepäckmenge ist nach der Reise nicht viel übrig geblieben, denn sie haben unterwegs so einiges verloren. Also müssen die beiden zunächst unter einer Brücke nächtigen und wachen mit einem durchdringenden Hungergefühl auf. Dies zwingt sie, mitten in das Stadtleben einzutauchen. Nach und nach lernen sie die Gepflogenheiten als Stadtbewohner näher kennen und erfahren mehr über die Bedeutung von Geld.

Zum Glück ist Herr Dachs ein erfahrener Handwerker und kann für sich und Rakete etwas zum Lebensunterhalt dazu verdienen. Die beiden Neustädter stellen sehr schnell fest, dass das Leben in der Stadt anders ist: es braucht Fahrtickets für die Straßenbahn, Sperrmüll wird von der Straße am Haus abgeholt und die Einkaufszentren sind mit Allem stets gut gefüllt.

Aber das Schicksal meint es gut mit ihnen. Schnell freunden sie sich mit Wiesel, Hahn, Schwein, Hamster und Co. an.

Eine unaufgeregte Geschichte über das Leben in einer Stadt und zwei Freunde, die viel Glück haben. Das Buch eignet sich hervorragend zum Vorlesen.

 

Anja Kuypers

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Dachs und Rakete – Ab in die Stadt

Jörg Isermeyer

Illustrationen von Kai Schüttler

Beltz und Gelberg Verlag (2022)

Kinderbuch/Vorlesebuch

gebunden, 118 Seiten

ISBN 978-3407756404

15 €

Düstere Bedrohung“ von Dan Smith, Gulliver Verlag (2022)

 

Lea besucht mit ihren Freunden Ravi und Peter die achte Klasse. Ihr Vater ist der Direktor ihrer Schule, und ihre Mutter arbeitet in dem ortsansässigen Fracking-Betrieb BIOMESA, der für ziemlich viel Unruhe unter den Bewohnern sorgt. Niemand will das Unternehmen im Ort haben. Denn sie arbeiten mit gefährlichen, chemischen Mitteln, um die Gasgewinnung voran zu treiben. Glücklicherweise schließt BIOMESA kurze Zeit später. Aber die Waldwiese, auf der das Unternehmen gewirkt hat, ist leider immer noch verseucht und für die Kinder als Spielfläche noch nicht wieder nutzbar.

Leas Mutter hat nach der Schließung ein paar Akten aus ihrem Büro geholt und verändert sich seitdem zusehends. Ihr Vater ist ebenfalls kaum wiederzuerkennen.

„Und sie gehen immer nachts raus zu seltsamen Zeiten“ berichtet Lea ihren Freunden, von denen sie sich Unterstützung bei der Aufklärung des furchtbaren Phänomens erhofft.

Die Eltern umgibt seit ihrer Rückkehr zu BIOMESA ein modriger Geruch, und sie starren nur noch mit rot unterlaufenen, leeren Blicken umher. Gefühllos und mit blasser Haut, sind sie zu kälte- und lichtempfindlichen „Monstern“ mutiert.

Lea und ihre Freunde machen sich gemeinsam auf die Suche nach der Ursache für die gruselige Veränderung und entdecken Dramatisches in dem verlassenen Firmengebäude.

Zu allem Unglück sind mittlerweile immer mehr Bewohner des Ortes von den furchteinflößenden Symptomen betroffen. Eine unerklärliche Kälte geht umher. Dessen nicht genug, haben Leas Eltern das gesamte Dorf in die Schul-Aula eingeladen, und die Freunde ahnen Fürchterliches...

Ein Umwelt-Grusel-Krimi für Kinder aus der Feder von Dan Smith, der sich mit seinen Thrillern für Erwachsene bereits einen Namen gemacht hat.

Mit großen Zeilenabständen und vielen Absätzen sowie Wort-Wiederholungen werden die Kriterien für Bücher in leichter Sprache gänzlich erfüllt.

Die Fachbegriffe, die Smith in der Geschichte verwendet und im laufenden Text beschreibt, hätten separat, auf einen Blick zusätzlich erklärt werden können. Das wäre für die LeserInnen vermutlich einfacher gewesen.

In Summe ein spannendes Buch für Kinder, die sich vor Geschichten über menschliche Mutationen nicht fürchten.

 

Anja Kuypers

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Düstere Bedrohung

Dan Smith

Gulliver Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 104 Seiten

ISBN 978-3407820051

10 €

Brummps – Sie nannten ihn Ameise“ von Dita Zipfel, Hanser Verlag (2022)

 

Besonders ausdrucksstarke Illustrationen, die ausschließlich in der Farbkombi schwarz-weiß-orange gehalten sind, befinden sich auf jeder Seite des sehr unterhaltsamen Buches.

Die Geschichte startet mit der Abbildung des Protagonisten Jonny Ameise, der kopfüber in „zäher Fuchskacke“ feststeckt.

Jonny ist anders, er ist viel größer als seine Mit-Ameisen. Vielleicht liegt es daran, dass Jonny gar keine Ameise, sondern ein Mistkäfer ist. Dies hat er allerdings noch nicht verinnerlicht, sondern ist schlichtweg der Meinung, er gehöre zu dem quirligen Staat, in den Queen-Mama-Ameise ihn vor einigen Jahren als ausgesetztes Baby aufnehmen ließ.

Weil er wegen seiner Größe nicht in den Hügel Nr. 3 passt, wohnt er von jeher in einer Mulde vor dem Bau. Stets an seiner Seite ist seine einzige Freundin, die Ameisendame Butz, die das stete Ameisenleben einfach nicht versteht und sich gerne vor der Arbeit drückt.

Jonny wird von den anderen Ameisen gemobbt, er kann und darf einfach nicht dazugehören. Seinen Platz im Leben hat er noch nicht gefunden.

Und als es auch noch anfängt regelmäßig in seinem Körperinneren zu vibrieren und zu brummen, wird er gänzlich ausgeschlossen. Die fiesesten Mobber unter den Krabbel-Insekten spielen ihm einen Streich. Sie versichern glaubhaft, das Brummen sei ein Symptom der hoch ansteckenden Krankheit Brummps und er müsse deshalb umgehend wegziehen.

Frustriert und traurig zieht Jonny von dannen... Obwohl er Angst davor hat seine Freundin Butz anzustecken, begleitet sie ihn. Freunde müssen eben zusammen halten.

Die anfängliche Enttäuschung über die missliche Lage kippt irgendwann. Und manchmal hat Distanz auch was Gutes. Sie öffnet Augen und Herz.

Denn Jonny trifft auf eine Mistkäfer-Dame und erfährt auf der Reise endlich mehr über sich und seine wahre Bestimmung.

„Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass eine Schwäche vielleicht eine Stärke am falschen Ort ist?“

Eine wunderbar amüsante, sehr kurzweilige, wortakrobatische Geschichte über Selbsterkenntnis und Mut im Leben.

Mit jede Menge Leichtigkeit und viel Wortzauberei gelingt es der Autorin, die Herzen der LeserInnen für Mistkäfer zu öffnen. Sehr, sehr gerne empfohlen!

 

Anja Kuypers

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Brummps – Sie nannten ihn Ameise

Dita Zipfel

Hanser Verlag (2022)

Kinderbuch

gebunden, 136 Seiten

ISBN 978-3446272552

15 €

#DatenDetektive – Angriff auf die Minecraft-Welt“ von Jaromir Konecny, Tessloff Verlag (2021)

 

Auch in diesem fünften Band der beliebten Reihe werden die jungen LeserInnen mit Vertrautem konfrontiert: Diamantspitzhacke, Redstone, Creeper und Steinblöcke diverser Art.

Allesamt Hinweise auf einen Fall der DatenDetektive in der Minecraft-Welt.

Es geht ums Zocken, das Hacken von Programmen und bösartigem Datenklau.

Die Detektive, bestehend aus zwei Mädchen, zwei Jungs, einem Hund und dem Roboter Brabbelbot, haben wieder einmal viel zu tun.

Noch bevor die Geschichte im Buch beginnt, wird in einer Einleitung der Rückblick in den letzten Band gewährt und die vorliegende Story bereits kurz skizziert.

„In der Schule gab es einen Minecraft Cool Club – MCC. Darin waren die zehn besten Minecraft-Spieler und -Spielerinnen der Schule versammelt.“

Neider und Mobber machen sich über den Club sowie seine Mitglieder lustig und knacken den Server. Einige Bugs können dank der DatenDetektive eliminiert werden. Aber leider nicht alle....

Die Handlungsorte reichen von der realen bis zur fiktiven Minecraft-Welt, in die die Detektive immer wieder abtauchen müssen, um dem gemeinen Bösewicht das Handwerk legen zu können. Aber wer steckt hinter den fiesen Angriffen?

Der pfiffigen Kindergruppe gehört unter anderem die schlaue Vicki an, die auch „das Lexikon“ genannt wird und sämtliche, schwierige Fachbegriffe für die LeserInnen in separat gekennzeichneten Kästchen auf den Buchseiten kurz erläutert.

Zwischen Minecraft-Zockern und alltäglichen Problemen müssen die Daten-Detektive ihr Können wieder unter Beweis stellen.

Eine spannende Geschichte mit Sachbuchelementen, die in Teilen comicartig aufgemacht ist und garantiert Jungen und Mädchen im Alter zwischen acht und zwölf Jahren ansprechen wird.

 

Anja Kuypers

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Daten Detektive – Angriff auf die Minecraft-Welt

Jaromir Konecny

Illustrationen von Marek Blaha

Tessloff Verlag, 2021

Kinderbuch

gebunden, 120 Seiten

ISBN 978-3788644055

9,95 €

Gargantis – Die Geheimnisse von Eerie-on-sea“ von Thomas Taylor, Hanser Verlag (2021)

 

Die beschauliche Küstenstadt Erie-on-sea wird von einem schauerlichen Wesen bedroht, das bislang friedlich in den Wasserhöhlen unter der Stadt schlummerte und nun durch irgendetwas oder irgendwen geweckt wurde. Jetzt tobt es wild herum und ist Auslöser für einen gigantischen Sturm, der auf dem Meer tobt und die Stadt zu überschwemmen droht.

Die Bewohner von Erie-on-sea erinnern sich an einen ähnlichen Vorfall, der lange zurück liegt, und sie haben große Angst vor den verheerenden Folgen.

Herbie (12) und Violet, zwei Waisenkinder, sind die Helden dieser fantastischen Geschichte und beste Freunde.

Herbie ist als „Sachenfinder“ im Grand Nautilus Hotel angestellt, und Violet arbeitet in der Bücher-Apotheke im kleinen Fischerort.

Bereits im Vorgänger-Band „Malamander“ sorgten die beiden dafür, dass das sagenumwobene Seeungeheuer Malamander gebändigt werden konnte.

Das Lesen des ersten Bandes ist zum Verständnis dieses Buches zwar nicht dringend notwendig, aber von Vorteil.

Herbie und Violet recherchieren akribisch in einer Welt voller legendärer Geheimnisse und Magie sowie vielen, teils schrägen Figuren, die den roten Faden der Geschichte säumen.

Was verbirgt zum Beispiel der Mann mit Kapuze, der eines Abends im Hotel bei Herbie auftaucht unter seinem Mantel?

Und warum möchte die Hotelbesitzerin unbedingt den leuchtend grünen Fisch haben?

Die vielen Hintergrund-Geschichten der einzelnen Handlungsteilnehmer unternehmen im Laufe des Buches manche Wendungen und können in Teilen für ein wenig Verwirrung unter den LeserInnen sorgen.

Herbie, der die LeserInnen häufig direkt anspricht, erzählt in der Ich-Perspektive von den alten Legenden fiktiven Dorfes Erie-on-sea.

Mit Ausnahme der farbigen Buchumschlagseiten, auf denen eine Karte des Küstenortes Erie-on-sea abgebildet ist, werden lediglich die Kapitel mit kleinen schwarz-weiß Vignetten ein- oder ausgeleitet.

Die Anhänger der fantastischen Geschichte dürften sich über den Cliffhanger am Ende freuen – Band drei ist bereits in Aussicht...

 

Anja Kuypers

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Gargantis – Die Geheimnisse von Eerie-on-sea

Thomas Taylor

Hanser Verlag (2021)

Bilderbuch

gebunden, 336 Seiten

ISBN  978-3446271258

17 €

Die Lama Gang – Mit Herz und Spucke“ von Heike Eva Schmidt, Planet Verlag (2021)

 

Das Lama Einstein und die Alpaka-Dame Petersilie leben auf einem Hof bei Familie Sonnenschein. Die Tiere können die Menschen verstehen, aber die Menschen nicht die Tiere. Finja und Lilly, die Kinder der Sonnenscheins, kümmern sich wunderbar um Einstein und Petersilie, und die beiden Mini-Kamele genießen es zusehends.

Die Stimmung im Stall könnte nicht besser sein, bis eines Tages ein neues, junges, schwarzes Lama namens Vokuhila einzieht. Der stets gut gelaunte und leicht hektische Kerl plappert sehr viel. Einstein, der Abgeklärte in der Gruppe, und die leicht zickige Petersilie sind von Beginn an genervt vom Neuzuwachs und wünschen sich ihre Ruhe zurück.

Der neugierige Vokuhila beobachtet eines Nachts einen ihm unbekannten Menschen, der mit einem Sack über der Schulter das Haus der Sonnenscheins auf Gut Erlenbach verlässt. Am nächsten Morgen zeigt sich das Verbrechen.... es wurde eingebrochen, und ein altes Öl-Gemälde sowie zwei silberne Kelche wurden entwendet. Sonst nichts. Warum nur?

Glücklicherweise ist Herr Sonnenschein Polizist und übernimmt den Fall.

Die professionellen Ermittlungen dauern an, und die Kinder unterstützen die Polizeiarbeit mit ihren Freunden und nennen sich „Die fünf Detektive“. „

Das ist ja „lamatastisch“, kommentieren die Lamas. Aber die Aufklärungsarbeit in Menschenhänden dauert den Tieren zu lang. Also gründen sie ihre eigene Gang und versuchen den Fall zu klären. Detektivisch akribisch unterwegs, unternehmen die Drei so manchen Nachtausflug und werden schnell fündig.

Zwischen Nachtwachen und Observationen kommen im Laufe der Geschichte zwei Erzählstränge zusammen.

Ein witziges Lama-Abenteuer, das mit überschaubaren Kapitellängen und leicht lesbaren Texten daher kommt.

 

Anja Kuypers

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Die Lama Gang – Mit Herz und Spucke

Heike Eva Schmidt

Illustrationen von Nico Renger

Planet Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 176 Seiten

ISBN 978-3522507028

11 €

Ich habe einen schönen Specht gesehen“ von Michael Skibinski, Prestel Verlag (2021)

 

Das Buch basiert auf den Einträgen des heute über 80 Jahre alten Tagebuches von Michal Skibinski, einem polnischen Autor, der 1939 folgenden Auftrag von seiner Lehrerin erhielt: „Ich war damals acht Jahre alt. Die Ferien über habe ich täglich einen Satz in mein Heft geschrieben, eine Sache, die ich erlebt habe. Das war meine Aufgabe, damit ich in die 2. Klasse versetzt werden konnte. Das Heft habe ich immer noch.“

Je Doppelseite wird ein Satz des Jungen abgedruckt und mit einer künstlerisch ausgeprägten Illustration der polnischen Malerin Ala Bankroft versehen, die für das Buch in 2021 in Bologna ausgezeichnet wurde.

Die Einträge des kleinen Michal sind in der Ich-Perspektive formuliert und von viel Leichtigkeit geprägt. „Ich war in der Kirche“ oder „Ich war mit dem Auto in Milosna.“

Alle Sätze sind im polnischen Original gedruckt, und die Übersetzung ins Deutsche befindet sich in der Fußzeile.

Die gesamte Aufmachung des Buches macht es möglich, dass selbst die jüngsten LeserInnen eine emotionale Wende im Leben des Jungen auftut. Der zweite Weltkrieg bricht aus, und die Einträge nehmen an Schwere zu: „Ich habe mich vor den Flugzeugen versteckt.“

Michal Skibinski muss Schlimmes mitansehen und erleben. Stets hin und her gerissen zwischen naivem Kriegsspiel und bitterem Ernst. Die Großeltern sind dem Jungen damals eine große Hilfe.

Die Geschichte eines vom Krieg betroffenen Kindes, erzählt mit wenigen, einfachen Sätzen. Und doch ist der rote Faden deutlich.

In einem Nachwort kommt der Autor aus heutiger Sicht noch zu Wort.

Ein gelungenes Buch, dass mit kindlichen Notizen Weltgeschichte anschaulich macht.

 

Anja Kuypers

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Ich habe einen schönen Specht gesehen

Michael Skibinski

Illustrationen von Ala Bankroft

Prestel Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 128 Seiten

ISBN 978-3791374857

15 €

Im kleinen wilden Schnergenland“ von Veronica Cossanteli, Thienemann Verlag (2021)

 

Bereits im Jahr 1927 erschien diese Geschichte von Edward Augustine Wyke-Smith im Original.

Der renommierte J.R.R. Tolkien ließ sich dadurch inspirieren und schrieb daraufhin seinen Bestseller „Der kleine Hobbit“.

Aufmerksame LeserInnen werden etwaige Parallelen entdecken...

Die Geschichte, in der die beiden Waisenkinder Flora und Pip die Protagonisten mimen, liest sich wie ein lang geratenes Märchen. Im Kinderheim „Sunny Bay“, das von der strengen Miss Watkyns geleitet wird, lernen sich die Kinder kennen und versuchen gemeinsam die schlimmen Erfahrungen aus der Vergangenheit zu vergessen.

In Mister Gorbo, einem kleinen, dicklichen, eher zwergenähnlichem Mann vom Stamm der Schnerge, der für das Heim arbeitet, haben sie einen Vertrauten gefunden. Bis zu dem Tag, an dem ihm wegen chaotischen Fehlverhaltens gekündigt wird. Die Kinder sind enttäuscht, traurig und widersetzen sich einem Auftrag von Miss Watkyns am gleichen Tag. Stattdessen verursachen sie jede Menge Unsinn und fliehen vor den Konsequenzen. Währenddessen verfolgt sie eine fremde, unheimliche Frau.....

Durch ein ihnen unbekanntes Tor geraten sie immer tiefer in einen dunklen Wald und treffen dort überraschenderweise wieder auf Mister Gorbo. Schnell wird klar, dass sie sich im Land der stets fröhlichen und hilfsbereiten Schnerge befinden. Wo sonst laufen Kaninchen mit Geweihen herum oder riechen zahme Bären nach Zimt?

Gorbo macht die beiden mit dem Volk der gefährlichen Wobser vertraut, die allesamt Mathematik hassen und sich über den „Ruf der Verirrwirrten“ anlocken lassen und lehrt sie überdies manches aus dem Leben der Schnerge, die mit ihrer Königin inmitten der Bäume leben.

Das Buch ist in acht Teile mit insgesamt 38 Kapiteln eingeteilt und wechselt nahezu regelmäßig in den Geschichten. So erfahren die LeserInnen im Laufe der Geschichte von den bösen Absichten der mysteriösen Frau, der Vergangenheit von Miss Watkyns und von den Kindern, die im Laufe über sich hinaus wachsen.

„Es gibt mehr Dinge am Himmel und auf Erden, Miss Scadging, als Sie und ich bereit wären zuzugeben. Mögliche und unmögliche, echte und eingebildete Dinge. Wir denken gern, dass es eine Linie gibt, die das eine vom anderen trennt – aber diese Linie lässt sich leicht weg radieren. Kinder wissen das von Natur aus. Vielleicht sollten wir aufhören, ihnen beizubringen, dass sie sich irren.“ Miss Watkyns weiß demnach mehr, als sie zugibt..... „Du kannst die Vergangenheit nicht wegsperren und so tun, als hätte es sie nie gegeben....“

Fantasie braucht Raum. Hört auf die Kinder unserer Zeit. Sie bewahren die Geradlinigkeit, die im Leben so wichtig sind.

 

Anja Kuypers

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Im kleinen wilden Schnergenland

Veronica Cossanteli

Illustrationen von Paddy Donnelly

Thienemann Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 240 Seiten

ISBN 978-3522185806

15 €

Ein Myrtle Hardcastle Krimi – Mord im Gewächshaus“ von Elizabeth C. Bunce, Knesebeck Verlag (2021)

 

Die Geschichte spielt zur Mitte des 19. Jahrhunderts, irgendwo in England, in der Nähe der Kleinstadt Swinburne. Dort lebt die 12jährige Myrtle Hardcastle mit ihrem Vater, dem ortsansässigen Staatsanwalt und ihrer sehr sympathischen Gouvernante sowie Vertrauten Miss Judson. Myrtles Mutter starb, als sie noch klein war.

„Erwachsene nannten mich vieles, als Nettestes: „frühreif“, „neugierig“ und „unbändig“ (wobei ich ja den Verdacht hegte, dass nichts davon wirklich als Kompliment gemeint war, auch wenn sie so taten als ob), doch im Vergleich zu anderen Kindern in meinem Alter galt ich im Allgemeinen nicht als „unrealistisch.“

Die medizinisch und juristisch interessierte Myrtle möchte später für das renommierte Scotland Yard arbeiten, und sie ist bereits jetzt ein detektivisches Talent mit ausgeprägter Spürnase für den richtigen Ermittlungsweg.

So ist sie von Beginn an in die Aufklärung des mysteriösen Todesfalls der älteren Miss Wodehouse, einer Nachbarin der Hardcastles und Eigentümerin des Gutshauses Redgraves, involviert und ist zunächst als Einzige von einem Mordmotiv überzeugt. Beweise wollen jetzt gefunden werden.

Wollten sich die vermeintlichen Erben etwa frühzeitig an den Geldern der alten Frau bereichern? Oder hatte sie mit ihrer außergewöhnlichen Lilienzucht endlich Erfolg und war auf dem besten Wege, die anstehende Blumenschau für sich zu gewinnen und ein unvergleichliches Ansehen zu kassieren?

Auf der Jagd zwischen Motiven und Indizien, zwischen Alibis und Notlügen erhält Myrtle Unterstützung von Miss Judson, die sie auch gerne als neue Frau an der Seite ihres Vaters sehen würde.

Die in der Ich-Perspektive Myrtles geschriebene, sehr kurzweilige Geschichte bricht stetig mit bekannten Klischees und lädt fortgeschrittene, kleine JuristInnen zum Lesen ein.

Jedes Kapitel trägt im Untertitel einen Auszug aus dem Buch „Die Grundlagen der Detektion, 1893“ von H.M. Hardcastle.

Gefangen zwischen unliebsamen Teegesellschaften und einengenden Taftröckchen mutiert die Erzählung zum Frauenpower-Krimi par excellence.

 

Anja Kuypers

 

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Ein Myrtle Hardcastle Krimi – Mord im Gewächshaus

Elizabeth C. Cunce

Knesebeck Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 332 Seiten

ISBN  978-3957284860

16 €

 

Die Quantastischen“ von Ulrich Fasshauer, Gulliver Verlag (2021)

 

Max ist ein Astero und lebt auf dem Mini-Planeten Kartoffel mit „Platz für eine Wohn-Blase, eine Ufo-Garage und einen kleinen Pool aus flüssigem Stickstoff.“.

Asteros, die die Bezeichnung Alien überhaupt nicht mögen, leben überall auf unserer Milchstraße, in unserer Galaxie.

In Max` Familienchronik taucht doch tatsächlich der eine oder andere Mensch auf. Deshalb ist er kein reiner Astero, und hat sogar, entgegen aller anderen, ein Herz.

Dummerweise wird Max immer suggeriert, dass dies etwas Schlechtes sei, denn „Menschen sind von Grund auf gefährlich“. Lediglich seine bereits verstorbene Ur-Großmutter nimmt Kontakt zu ihm auf und rät ihm, das Herz zu behalten, es nicht operativ entfernen zu lassen.

In einer geheimen Kiste mit ein paar „Erden-Schätzen“ seiner Ur-Großmutter, findet er eine kleine Tüte von „Süßwaren Lotz aus Sprockhövel“. Außerdem entdeckt er ein Fernrohr und beobachtet von Kartoffel aus den Planeten Erde. Als er ein Erden-Mädchen lokalisiert, fängt sein sonst so stilles Herz doch tatsächlich an zu pochen...

Den Grund dafür muss er näher erkunden und nutzt einen bereits geplanten Schulausflug zum Mars, um sich von der Gruppe zu entfernen und mit seinem eigenen Ufo alleine zur Erde zu reisen.

Dass sich ein gefährlicher Meteorit der Erde, um genau zu sein Sprockhövel nähert, setzt dem Ganzen noch das Krönchen auf..... Hilfe wird dringend benötigt, und wenn Max nebenher die Behauptung „von Verliebung wird man blind“ noch entkräften kann, ist doch alles gut.

Ein sehr witziges und wahrlich phantastisches Buch mit jede Menge Unsinn und doch so viel Wahrheiten. Eine Geschichte zwischen den Welten mit vielen Schmunzlern.

Leider wird der Text auf den knapp 100 Seiten von sehr wenigen schwarz/weiß Illustrationen begleitet.

Das in der Ich-Perspektive Max` geschriebene Buch stammt aus der Reihe „super lesbar“ und wird mit den vielen, kurzen Kapiteln, der großen Schrift, zahlreichen Abschnitten sowie der Wiederholung wichtiger Schlüsselwörter der leichten Lesbarkeit gerecht.

 

 

Anja Kuypers

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Die Quantastischen

Ulrich Fasshauer

Gulliver Verlag (2021)

gebunden, 96 Seiten

ISBN 978-3407756169

10 €

Der Elefant“ von Peter Carnavas, Hanser Verlag (2021)

 

Olive lebt bei ihrem Vater und besucht die zweite Klasse. Ihre Mutter starb, als sie ein Jahr alt war. Seitdem sie denken kann, sieht sie immer einen großen, grauen Elefanten an der Seite ihres Vaters. Papa ist ständig traurig und hat zu nichts mehr Lust. Er geht zwar noch täglich zur Arbeit, kommt aber schweremütig nach Hause, legt die Brieftasche beiseite, trinkt einen Schluck Wasser und gibt seiner Tochter einen Kuss. „ Brieftasche – Wasser – Kuss“. Sonst nichts. Aber vor allem repariert er das alte Fahrrad von Olives Mutter einfach nicht, dass Olive doch so gut gebrauchen könnte und worum sie ihn schon so häufig gebeten hat.

Nur gut, dass Opa in die Nachbarschaft gezogen ist und sich herzlich um seine Enkelin kümmert.

„Opa radiert die grauen Stellen aus meinem Leben. ….“, sagt Olive und freut sich immer auf die vielen, spontanen Unternehmungen mit ihrem Großvater.

Olives bester Freund Arthur kann nicht nur wunderbar zuhören, sondern stellt vor allem nicht die Existenz des Rüsseltieres in Frage, als Olive ihm davon erzählt. Denn tatsächlich hat noch niemanden den Elefanten gesehen...

Die beiden Kinder wälzen Sachbücher, um herauszufinden, wie man Elefanten am besten vertreiben kann.

In einer Parallelgeschichte feiert Olives Schule das 100jährige Bestehen, und alle Kinder sollen in dieser Motto-Woche etwas Altes mitbringen.

Das Buch umfasst eine sensible Geschichte, die sich behutsam dem Thema Tod und der Zeit danach annähert. Über Neues und Altes sowie Ein- und Aufbrüche.

Dabei soll der Elefant nicht das einzige Tier bleiben, das das Leben der Protagonistin begleitet...

In kurzen Kapiteln und auktorialer Erzählperspektive tauchen die LeserInnen in die persönliche Familiengeschichte Olivias ein.

Das Bereitlegen von Taschentüchern empfiehlt sich.....

 

Anja Kuypers

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Der Elefant

Peter Carnavas

Hanser Verlag (2021)

gebunden, 168 Seiten

ISBN 978-3446271203

14 €

Flora Salmanteri und die Mini-Piraten“ von Noora Kunnas, Mixtvision Verlag (2021)

 

Wegen einer Dienstreise nach Afrika setzen die Eltern ihre Kinder Mikko und Lilli beim Bruder des Vaters, Onkel Jim ab. Der allein lebende Ordnungsfanatiker, der Kinder überhaupt nicht ausstehen kann, soll auf die beiden aufpassen. „Wie in einem Gefängnis“, kommentiert Lilli wenn er die Geschwister abends im Gästezimmer einschließt.

Glücklicherweise machen die Kinder schnell die Bekanntschaft mit der älteren, freundlichen Nachbarin Flora Salmanteri, die einen bunten Garten sowie einen singenden Hahn ihr Eigen nennt und immer etwas Leckeres zum Essen auftischen kann.

Mikko und Lilli fühlen sich bei ihr pudelwohl, und die Zeit bei ihrem Onkel erscheint auf einmal nur noch halb so schlimm.

Richtig interessant wird es, als Holzbein-Vorsteen, der Freund von Flora, zu Besuch kommt und verrät, dass die beiden früher echte Piraten waren. Um ein wenig Erinnerungen zu konservieren, haben sie deren damalige Piraten-Mannschaft mittels eines 3D-Druckers in Miniatur nachgebaut.

Als die kleinen Freibeuter durch einen unglücklichen Unfall lebendig werden, verursachen sie in der ganzen Stadt jede Menge Unsinn: sie kleben die Münder von Gartenzwergen zu, malen Totenköpfe an Hundehütten, und es werden sogar Diebstähle in der Stadt gemeldet.

Die Kleinen müssen schleunigst gefunden werden. Vor allem, weil der stadtweite Blumenschmuckwettbewerb naht, bei dem sich Vorsteen ernsthafte Hoffnungen machen kann.

Mit Unterstützung von Mikko und Lilli macht sich Oma Flora mit dem Motorrad auf den Weg, und gemeinsam ermitteln sie detektivisch akribisch.

Welche Rolle spielt der argentinische Tanzlehrer von Flora? Vielleicht steckt auch die Bürgermeister-Gattin und Konkurrentin von Vorsteen Rita hinter den Anschlägen?

Die anfängliche Langeweile bei den Kindern und Sehnsucht nach den Eltern ist bei diesem Abenteuer jedenfalls Vergangenheit.

Die in Finnland beheimatete Geschichte ist sehr lustig, phantasievoll geschrieben. Zuweilen treffen recht viele Erzählstränge aufeinander, die das grundsätzlich kurzweilige Lesevergnügen ein wenig abbremsen.

Zum Ende des Buches wird bereits Band zwei über die agile, abenteuerlustige Flora Salmanteri angekündigt. Die LeserInnen können also gespannt sein.....

 

Anja Kuypers

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Flora Salmanteri und die Mini-Piraten

Noora Kunnas

Illustrationen von Teemu Juhani

Mixtvision Verlag (2021)

gebunden, 159 Seiten

ISBN  978-3958541757

13 €

Das Universum ist verdammt groß und super mystisch“ von Lisa Krusche, Beltz & Gelberg Verlag (2021)

 

Gustav wünscht sich so sehr einen Hund. Stattdessen bekommt er vom neuen Freund seiner alleinerziehenden und stets arbeitenden Mutter Lilly eine Wasserpflanze geschenkt. Dessen nicht genug, soll er die beiden auch noch in einen gemeinsamen Urlaub begleiten. Das geht so gar nicht!, meint Gustav. Glücklicherweise kann er seiner Mutter den Kompromiss abringen, dass eine Freundin von ihr so lange auf ihn aufpasst.

Gustav arrangiert sich mit der Situation, stellt allerdings aus Trotz und mit Beginn des ominösen Urlaubs das Reden ein und kommuniziert nur noch über die Textfunktion seines Handys mit seinen Mitmenschen.

In dieser verfahrenen Familiensituation wächst die Sehnsucht nach Stabilität in seinem Leben einmal mehr. Gerne würde er erfahren, wer sein richtiger, sein biologischer Vater ist. Der einzige, der ihn bei der Suche mit manch brauchbaren Hinweisen versorgen könnte, ist sein Opa, der seit Jahren in einem Altersheim lebt. Der alte Mann war früher als Clown in einem Wanderzirkus angestellt, und er möchte „Einmal noch die laue Sommerluft, den warmen Asphalt der Straße, die sich vor einem entrollt, am Straßenrand die Lichter, die Bars, die Musik.“ erleben.

Opa ist sich außerdem ziemlich sicher, dass Gustavs Vater ebenfalls beim Zirkus tätig war.

Von seiner Tochter erhält der alte Mann schon länger keinen Besuch mehr. Auch hier muss Gustav wieder den Erwachsenen mimen. Wie so häufig in der Beziehung zu und mit seiner Mutter.

Charles ein „Mädchen mit superlangen Haaren und einem bunten Schal um den Hals“ kreuzt plötzlich Gustavs Lebensweg und nimmt sich seiner an. Es wäre doch gelacht, wenn sie seinen Vater nicht gemeinsam finden würden.....

Mit Opa im Gepäck unternehmen die beiden Kinder eine Fahrt mit dem alten VW-Bus von Charles` Eltern quer durch Europa, von Berlin bis in die Türkei. Mit an Bord ist Gustavs Wasserpflanze, der er zwischenzeitlich den Namen Agathe verpasst hat und sie als seine Vertraute ansieht.

Das bunt zusammen gewürfelte Trio – bestehend aus einem leicht dementen Großvater, einer chaotischen Charles und einem ordnungsliebenden Gustav - trifft nicht nur viele verschiedene Menschen und ist zahlreichen Sprachen und Kulturen ausgesetzt, sondern wird gleichzeitig mit der jeweils eigenen Vergangenheit konfrontiert.

Viele Geheimnisse kommen zutage und manches kann aufgearbeitet werden. Dabei verlassen sie sich immer auf das große, super mystische Universum, dass „seinen Job schon erledigen wird“.....

Von tragisch bis lustig, von spannend bis herzerwärmend hat dieses Buch allerhand im Gepäck. Eine sehr kurzweilige Geschichte über Familienzusammenführung und Freundschaft. Von Feinstem.

 

Anja Kuypers

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Das Universum ist verdammt groß und super mystisch

Lisa Krusche

Beltz & Gelberg Verlag (2021)

gebunden, 192 Seiten

ISBN 978-3407756008

13 €

Molly und das Rätsel von Moorland“ von Vashti Hardy, Gulliver Verlag (2021)

 

Zur Ausrüstung der Wächter von Moorland gehören ein KO-Stab, ein Notizbuch, jede Menge Werkzeug und auf jeden Fall der wichtige Re-Kompass.

Die Wächter sorgen für Recht und Ordnung im Land und beschützen die Bewohner vor Bösem.

Auf einer riesigen Landkarte, zu der nur die Wächter Zugang haben, sind alle Dörfer und Städte von Moorland abgebildet. Jeder Ort hat auf der Karte ein eigenes Portal, mittels dessen die Wächter auf direktem Wege dorthin gelangen können, nachdem die Bewohner einen Notruf abgesetzt haben.

Diese magische Karte wurde seinerzeit von Molly Greifs Ur-Großmutter geschaffen und befindet sich seitdem in den Besitztümern der Familie Greif. Molly hat das Mindestalter von 15 Jahren, um Wächter sein zu dürfen, noch nicht erreicht und muss somit weiterhin auf ihren ersten Einsatz warten. Obwohl sie schon lange fleißig übt und bereits einige Fähigkeiten beherrscht.

Ihr Bruder Lenn und ihre Mutter Anne hingegen bewachen Moorland schon länger sehr erfolgreich und werden deshalb zu einer Ehrung ins Bürgermeisteramt eingeladen.

Molly soll die beiden begleiten, hat aber so gar keine Lust auf offizielle Feierlichkeiten.

Stattdessen zieht sie sich verbotenerweise in den Raum mit der Landkarte zurück und bemerkt einen Notruf. Glücklicherweise ist Watson, der mechanische Familien-Rabe bei ihr, denn Molly lässt sich auf das Abenteuer ein und nutzt kurzerhand das hilfesuchende Portal. Sie will sich und den anderen beweisen, dass sie durchaus schon eine gute Wächterin ist.

Vor Ort wird sie beauftragt, ein Monster, das im angrenzenden Wald leben und die Stadt bedrohen soll, zu bändigen. Das mutige Mädchen begreift schnell, dass der Bürgermeister hinter dieser Finte steckt und nichts Gutes im Schilde führt.

Die Geschichte ist spannend geschrieben und enthält einen guten Handlungsbogen.

Dank großer Zeilenabstände, einer einfachen Schriftart sowie überwiegend kurzen Sätzen, kann die Geschichte auch von ungeübten LeserInnen gelesen werden und trägt zurecht den Zusatz „einfache Sprache“. Außerdem wird die Geschichte in viele Absätze eingeteilt, um geeignete Leseabschnitte zu schaffen.

Manche Wörter oder Satzteile wiederholen sich regelmäßig, was zum Einprägen des Schriftbildes sowie des Inhaltes gut ist.

Einzig fehlen ein paar Illustrationen, die den Text zusätzlich aufgelockert hätten.

 

Anja Kuypers

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Molly und das Rätsel von Moorland

Vashti Hardy

Gulliver Verlag (2021)

gebunden, 116 Seiten

ISBN 978-3407820013

11 €

Die Suche nach Paulie Fink“ von Ali Benjamin, Hanser Verlag (2021)

 

Die Kleinstadt Mitchell in Vermont/USA liegt „mitten im absoluten Nirgendwo“.

Dorthin verschlägt es die Siebtklässlerin Caitlyn mit ihrer Mutter, die dort die Leitung einer Notfallpraxis übernimmt. Sehr zum Missfallen ihrer Tochter, die ihre neue Schule und ihre zehn MitschülerInnen ganz furchtbar findet. Es herrschen kaum Regeln, die Caitlyn doch so wichtig sind. Außerdem grasen Ziegen auf dem schuleigenen Sportplatz, die in den Pausen auch noch versorgt werden sollen. Zur Mittagszeit müssen die SchülerInnen mit den „Minis“, den VorschlülerInnen zusammen essen. Sie sollen ihnen als MentorInnen zur Seite stehen.

Wie anders war ihre Schulzeit mit den Freundinnen in ihrer ehemaligen Heimat, einem Vorort von New York. Caitlyn schwört sich und auch ihrem „Mini“ hoch und heilig, dass sie nie die „Guten-Tag-Glocke“ am Ende eines gelungenen Schultages läuten wird. Denn hier erwartet sie partout keinen guten Tag. Eine Schule zum Abgewöhnen, meint sie.

Nach den Sommerferien ist Caitlyn die Neue in der Klasse. Aber wo ist Paulie Fink? Der „Meister im Mistbauen mit dem Zeug zum Superschurken“. Ein chaotischer Phantast, der die LehrerInnen stets in Schnappatmung versetzte. Die Schullegende, der siebten Klasse. Einfach nicht mehr da.

Alle vermissen seinen Unsinn und fragen sich, warum Paulie nicht zurück gekehrt ist, sondern verschwunden bleibt. Die Hoffnung, dass er noch auftaucht, verpufft kläglich. Also entscheiden sie, dass ein neuer Paulie Fink her muss.

Ein Castingformat, an dem alle SiebtklässlerInnen teilnehmen können, soll helfen, und Caitlyn wird zur Moderatorin auserkoren.

Damit sie sich ein Bild von dem Phänomen Paulie Fink machen kann, braucht sie zunächst jede Menge Input und führt Interviews mit den SchülerInnen der Mitchell School.

Mit der Zeit lernt sie nicht nur „den Unterschied zwischen lustig und gemein“ kennen, sondern erfährt auch jede Menge über das alternative Lernmodell an der Mitchell. V

ielleicht ist die Schule doch nicht so komisch? Dank der vielen Gespräche findet Caitlyn ihre eigene Mitte wieder und hinterfragt sich selbst am meisten.

Als sie erfährt, dass die Stadt das Geld zum Unterhalt der Schule nicht mehr aufbringen kann, ist dringendes Handeln erforderlich...

Nach einem direkten Sprung in die gegenwärtige Geschichte, folgt ein kurzer Rückblick, bevor der Plot Fahrt aufnimmt.

Eine bunte Mischung aus Einträgen in der Ich-Perspektive Caitlyns, Interviews im Dialogstil und dem Abdruck von unterschiedlichen Briefen, gestalten das Buch sehr kurzweilig.

Der Spannungsbogen ist verhalten ausgeprägt, und dennoch fesselt die Geschichte.

Kurze Kapitellängen und abwechslungsreiche Textaufmachungen gestalten die miteinander verwobenen Handlungsstränge transparent. Eine gelungene Geschichte.

 

Anja Kuypers

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Die Suche nach Paulie Fink

Ali Benjamin

Hanser Verlag (2021)

Jugendbuch

gebunden, 352 Seiten

ISBN  978-3446269491

18 €

Die erstaunlichen Abenteuer des Aaron Broom“ von A.E. Hotchner, Gerstenberg Verlag (2021)

 

Der 12jährige Aaron Broom muss mitansehen, wie sein Vater, ein Uhrenhändler, bei einem Raubüberfall mit Todesfolge auf ein Juweliergeschäft zunächst festgenommen wird.

Der Junge konnte beobachten, wie ein „fetter, bärtiger Mann im Overall mit tief ins Gesicht gezogener Tarnkappe“ das Geschäft betrat und vermutlich den Überfall verübte.

Sein Vater wird dennoch als Hauptzeuge von der Polizei mitgenommen und bis zur Verhandlung inhaftiert.

Die Geschichte spielt in einem Sommer der 1920er Jahre in St. Louis, USA.

Die einst wohlhabende Familie Broom verlor während der Wirtschaftskrise, wie so viele andere Menschen in dieser Zeit auch, über Nacht ihr gesamtes Vermögen sowie den Wohnraum und versucht seither, sich anderweitig durchzuschlagen.

Aarons Mutter kuriert seit längerem ihre Schwindsucht im Sanatorium aus, und sein Vater versucht sich als Händler mit dem Verkauf von Uhren.

Aaron ist nach der Inhaftierung seines Vaters auf sich alleine gestellt. Täglich auf der Suche nach einer Portion Essen und einem geeigneten Schlafplatz. Obendrein versucht der pfiffige und belesene Junge sich selbst auf die Suche nach dem wahren Täter zu machen, um seinem Vater auf diese Weise zu helfen.

Währenddessen ist ihm das Jugendamt auf den Fersen, die ihn viel lieber im Kinderheim, als auf der Parkbank sehen würden.

Hilfsbereitschaft erfährt Aaron vom Zeitungsjungen Augie und der an Epilepsie erkrankten Ella. Außerdem „detektiviert“ der Junge sehr gut und dokumentiert sein Tun hervorragend.

Mit seinen Erkenntnissen wendet er sich an einen Anwalt, der ihn gerne berät und unterstützt.

Dem in der Ich-Perspektive Aarons verfasste Kinderroman gelingt die Vermittlung eines Eindrucks der damaligen Zeiten sehr gut.

Ein Buch über einen starken, mutigen Jungen, der sich großen Herausforderungen stellen muss.

Der Text wird von ansprechenden, skizzenartigen Illustrationen unterbrochen.

 

Anja Kuypers

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Die erstaunlichen Abenteuer des Aaron Broom

Illustrationen von Tim Köhler

Gerstenberg Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 256 Seiten

ISBN 978-3836960731

16 €

Der kleine Medicus – Von Viren umzingelt“ von Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer , Tessloff Verlag (2021)

 

In diesem dritten Band muss der Junge Nano wieder einmal beweisen, dass er ein wahrer Held ist. Durch den Turbobeamer, der „optisch einem Riesenburger ähnelt“ kann er auf Nanogröße verkleinert werden und mittels einer Nadel in die Blutgefäße eines Menschen injiziert werden. Im Körperinnern erlebt er so einiges und lernt das Wunderwerk Mensch immer besser kennen.

Nano möchte eines Tages selber Arzt werden, und sein Freund Dr. X sowie seine Assistentin Micro Minitec nennen ihn heute bereits „Minidoktor“ oder den „kleinen Medicus“.

Dieses Abenteuer ist geprägt von der Krankheit von Nanos Großvater. Der Opa leidet unter heftigen Kopfschmerzen und hat ein Aneurysma im Kopf. Unter der Anleitung von Dr. X und seiner Gehilfin soll Nano als Pilot eines kleinen „Körperflugzeuges“ in den Gefäßen vom Opa umher fliegen und die betroffene Arterie verschließen. Der mutige, kleine Junge muss den Kampf mit Hämoglobinen, einem ansteigendem Puls und gefährlichen Bakterien sowie Viren aufnehmen, während er das Gefährt durch die Blutgefäße steuert. Dessen nicht genug, taucht auch noch der böse Professor Götz von Schlotter in einem anderen Miniatur-Gleiter auf, der die Krankheit des Opas für unzulässige Tests missbrauchen will. Der Einsatz droht zu scheitern, und das Abenteuer nimmt rasant Fahrt auf.

Mitten im spannenden Ereignis endet die Geschichte mit einem Cliffhanger. Wie geht es weiter? Was wird passieren?

Die Struktur jedes einzelnen Bandes dieser erfolgreichen Reihe ist immer gleich, immer gut. Es beginnt mit der Fortführung der Geschichte aus dem Vorgängerband, leitet ein neues Abenteuer ein und endet offen.

Eine Reihe für junge LeserInnen, die kindgerecht medizinisches Wissen vermittelt und Neugierde schürt. Eine gute Lesekompetenz ist vonnöten, um die vielen Fachbegriffe sinngemäß und im Kontext verstehen zu können.

Wie schön, wenn sich Mediziner, wie Prof. Dr. Grönemeyer, für junge Menschen literarisch einsetzen.

 

Anja Kuypers

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Der kleine Medicus – Von Viren umzingelt

Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer

Illustrationen von Sabine Rothmund

Tessloff Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 72 Seiten

Altersempfehlung ab 8 Jahren

ISBN 978-3788644130

9,95 €

Die chinesische Spiegelfalle“ von Corinna Rindlisbacher, Planet! (2021)

 

Fridolin liebt sein Basketballtraining. Seine Mutter liebt ihre Antiquitäten-Sammlung. Dummerweise hat Fridolin binnen kürzester Zeit einige ihrer wertvollen Exponate beim Körbe werfen zerstört, und sie droht mit einem Trainingsverbot.

Also muss Fridolin seine Mutter in ein Antiquitäten-Geschäft begleiten, um die Werte schätzen zu lernen.

Gelangweilt und genervt stromert er herum, bevor ihm der Laden-Besitzer Herr Oratio anbietet, in dem „Raum hinter der Schiebetür“ in Ruhe zu stöbern. Womöglich ahnt der Kunstkenner, dass Fridolin überrascht werden will.

Der Jingzi-Spiegel in dem ominösen Raum interessiert den Jungen besonders. Neugierig fasst er den Spiegel an, und kurzerhand wird seine Hand magisch eingesogen. Nur mit Mühe kann er sie wieder herausziehen. Dummerweise hängt dann ein frecher Goblin namens Pierre an Fridolin.

„Eine spitzohrige Kreatur, die ihm gerade bis zu den Knien reichte und von Kopf bis Fuß grün war.“

Der Raum beginnt plötzlich zu leben: die Exponate werden lebendig, und Sprüche tauchen in leuchtenden Kugeln auf. Dessen nicht genug, sind Fridolin und Pierre über eine unsichtbare Fessel miteinander verbunden. Was tun?

Zahlreiche Rätsel wollen gelöst und Antworten auf Fragen gefunden werden.

Wer ist der Truhenwächter, und warum will die Hydra eine Phönixfeder haben?

Die jungen LeserInnen des Buches sind eingeladen, den Verlauf der Geschichte selber zu bestimmen und währenddessen Codes zu knacken.

Wer schafft es, die Fesseln wieder zu lösen und Pierre zurück in seine Dimension zu schicken?

Zuweilen ist die Geschichte so verschachtelt, dass der Lesefluss arg gehemmt ist. Die Anzahl der Möglichkeiten ist häufig viel zu hoch. Schade.

Allerdings macht die aktive Einflussnahme auf den Geschichtenverlauf das Lesen attraktiv.

Für rätselbegeisterte und gute LeserInnen, die gerne ein Escape-Game in einem Antiquitäten-Geschäft spielen würden, eignet sich das Buch hervorragend.

 

Anja Kuypers

 

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Die chinesische Spiegelfalle

Corinna Rindlisbacher

Illustrationen von Pascal Nöldner

Planet! (2021)

Kinderbuch

broschiert, 256 Seiten

Altersempfehlung ab 10 Jahren

ISBN 978-3522507011

9,99 €

Zack!“ von Volker Schmitt, Kibitz books (2021)

 

Bonny ist mit ihrer Familie auf dem Weg in ihr neues Zuhause am Meer. Sie vertreibt sich die Zeit während der Autofahrt mit dem Lesen eines spannenden Piratenbuches.

Die Familie bleibt entspannt, als sie beim Ankommen feststellt, dass das Haus noch nicht möbliert ist. Man behilft sich anderweitig, und die gute Laune und die Vorfreude auf das neue Leben bleiben.

Just in der ersten Nacht in ihrem neuen Zimmer erhält Bonny Besuch von einer Katze. Das Mädchen will sie mit Milch füttern und folgt der Samtpfote bis in den angrenzenden Wald. Bonny schreckt vor Nichts zurück und klettert dem Tier auf einen Baum hinterher. Irgendwann kann sie sich nicht mehr halten, stürzt und fällt herunter ins Bodenlose, bevor sie auf einem einsamen Strandabschnitt sanft landet. Vor ihr liegt ein riesiger Mann mit Glatze und langem, roten Rauschebart regungslos am Boden. Er hat nur ein Bein, und sein Körper ist übersät mit Tätowierungen. Zum Glück kennt Bonny sich aus: das muss ein Pirat sein!

Langsam kommt der Seeräuber zu sich, kann sich aber leider an nichts erinnern. Also braucht er zunächst einen Namen, und Bonny entscheidet sich für Zack!. Gemeinsam bauen sie ein Floß und machen sich auf den Weg über den Ozean. Irgendwie muss er doch sein Gedächtnis zurück erlangen... Nach kurzer Zeit treffen sie auf ein Piratenschiff, und Zack erkennt es tatsächlich als sein Schiff „Zuckerzahn“ wieder. Nur dumm, dass sein Widersacher und bösester aller Mannschaftsmitglieder mittlerweile das Kommando übernommen hat. Nur gut, dass Zack! die mutige Bonny an seiner Seite hat.

Träumt Bonny sich gerade in die Geschichte ihres Piratenbuches oder ist das spannende Abenteuer real?

Mit diesem abwechslungsreichen, bunten Comic gelingt dem Verlag ein neues Highlight am Kinder-Comic-Himmel.

Das kurzweilige Buch, das ohne Kapiteleinteilung auskommt, eignet sich hervorragend zum dialogischen Lesen. So sind die Sprechblasen der HandlungsteilnehmerInnen unterschiedlich eingefärbt.

Ein Piraten-Spaß, der aufklärt, ob es wirklich Pech bringt, wenn ein Pirat eine Meerjungfrau knutscht.

 

Anja Kuypers

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Zack!

Volker Schmitt

Illustrationen von Màriam Ben-Arab

Kibitz Verlag (2021)

Comic

gebunden, 96 Seiten

Altersempfehlung ab 10 Jahren

ISBN 978-3948690090

15 €

Nelson Tigertatze“ von Lena Frölander-Ulf, woow books (2021)

 

Mit sehr viel Phantasie und Herz beschreibt die finnische Autorin und Illustratorin die Geschichte vom kleinen Nelson. Er darf die Ferien bei seinem Großvater in Hummelsberg verbringen. Ein Ort, der so anders ist, als seine Heimatstadt Blendheim, in der er mit seiner Mutter lebt. Diese renoviert gerade das gemeinsame Eigenheim und hat deshalb keine Zeit für ihren Sohn.

Die Ferien sind geprägt von selbst gemachten Karamellbonbons und jede Menge Marmeladenbrote. Wunderbar! Bis zu dem Tag, als die Geliebte und Nachbarin des Opas nach einem längeren Aufenthalt zurückkehrt und er fortan nur noch mit ihr zusammen sein möchte.

Kurzerhand setzt der Großvater den verdutzten, noch mit Schlafanzug bekleideten Nelson vor dem eigentlichen Ferienende am Bahnhof in Hummelsberg ab und versieht ihn mit einem Gepäckschein.

Nelson wird kommentarlos befördert und landet wieder in Blendheim. Nur dumm, dass die Mutter von nichts weiß und Nelson sich weder an die Adresse noch an die Fassade des Wohnhauses erinnern kann. Also bleibt Nelson brav am Bahnsteig sitzen. Die Erwachsenen kommen immer zurück, man muss nur warten. So hat er es gelernt. Aber die Mutter kommt nicht....

Stattdessen taucht ein Tiger auf. Die Tigerkatze Zamba. „Ein riesengroßer, zottiger Tiger mit Tatzen so groß wie Bananenkisten und Zähnen wie Eiszapfen an einer Ankerkette in Murmansk.“

Sie wohnt hinter einer Parkbank unweit des Bahnhofs, hat den kleinen Jungen bemerkt und nimmt sich seiner an. Trotz ihrer Verkleidung mit Hut und Mantel, ist Zamba in dieser ordentlichen, wohl sortierten Stadt unerwünscht. Sie passt einfach nicht hierher und könnte das stringente Regelwerk durcheinander bringen.

„In jeder Stadt gibt es welche, die man grüßt, und welche, die man nicht grüßt.Das hier ist die Geschichte von denen, die man nicht grüßt.“

Zamba und Nelson freunden sich an. Auf ihrer Suche nach Hinweisen auf das Haus der Mutter, gerät Nelson in die Obhut von Fräulein Fang, der Anführerin der „Wächter der Ordnung“.

Sie wendet die „Regeln für verloren gegangene Kinder“ an und inhaftiert Nelson kurzerhand.

Es kommt zu spannenden Verfolgungsjagden, wilden Abenteuern und neuen Bekanntschaften, deren Vertrauenswürdigkeit zunächst geprüft werden will.

Mit detailgenauen Beschreibungen der teilweise abgedrehten Szenerien macht Frölander-Ulf Lust auf mehr. Ihre ergänzenden schwarz/weiß Illustrationen setzt sie gekonnt in Szene.

Die Geschichte umfasst lediglich einen einwöchigen Zeitraum. Angelehnt an die Wochentage wird sie in grobe Kapitel eingeteilt, innerhalb derer weitere, kürzere Kapitel folgen.

Dieses Buch ermuntert, auch mal die ungeraden Wege zu gehen und sich nicht „blenden“ zu lassen.

Es erzählt vom Anderssein und Ausgrenzen sowie von Vertrauen und Selbstvertrauen.

 

Anja Kuypers

 

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Nelson Tigertatze

Lena Frölander-Ulf

woow books (2021)

Kinderbuch

gebunden, 320 Seiten

Altersempfehlung ab 10 Jahren

ISBN 978-3961770618

16 €

Ein Sommer wie sprudelnde Limonade“ von Kristina Kreuzer, woow books (2021)

 

Die Sommerferien stehen an, und Luzy (10) hat sich fest vorgenommen, in ihrer neuen, weiterführenden Schule mutiger und offener zu sein. Bislang ist sie sehr unsicher. Des Öfteren fehlen ihr die passenden Worte sowie die Kraft, diese laut auszusprechen. Zu groß ist die Angst, von anderen ausgelacht zu werden.

„In der neuen Klasse wird es anders werden, das ist mein fester Plan.“

Während ihre Geschwister die Ferien in Sportcamps verbringen, fährt Luzy lieber täglich mit dem Fahrrad zu ihrem Opa, nach „Opa-Hausen“. Nur zu gern verbringt sie Zeit mit ihm, und sie kochen Marmelade ein, mähen den Rasen des wunderschönen Gartens oder sie lauscht den Geschichten aus den guten, vergangenen Zeiten. Irgendwie ticken die Uhren bei Opa immer langsamer, und außerdem kann er auch so gut zuhören.

Ganz anders als bei ihr zu Hause, wo immer Unruhe und Hektik herrscht.

Als Luzy für Opa einkauft, trifft sie vor dem griechischen Supermarkt von Dimitri einen in etwa gleichaltrigen Jungen, der einen Esel mit sich führt. Mitten in der Stadt!

Der Junge stellt sich ihr als Jannis vor und ist vertraut mit dem Lastentier, das er liebevoll Tzatziki nennt.

Jannis ist erst vor kurzem mit seiner Familie, dem Esel und fünf Hühnern aus Griechenland nach Deutschland gekommen. Momentan versucht er einen Wohlfühlort für seine Tiere zu finden.

Dass der Hinterhof von Dimitris Laden keine Lösung sein kann, erkennt Luzy schnell und hilft bei der Suche nach einem geeigneten Stück Grün für die tierische Gruppe.

Mit der Zeit wächst das Mädchen über sich hinaus und erkennt ihr organisatorisches Talent.

Das Buch hat viele Themen im Gepäck: eine Prise Umweltschutz, einen Teelöffel Völkerverständigung, mehrere Esslöffel Mut und Selbstvertrauen, ein gutes Stück Freundschaft sowie eine ordentliche Gabe Generationenzusammenhalt.

Diese Mixtur ergibt vor tierischer Kulisse das Rezept für eine kurzweilige Geschichte, in der der Bauch mehr als einmal vor Nervosität sprudelt.

Wie Limonade eben....

 

Anja Kuypers

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Ein Sommer wie sprudelnde Limonade

Kristina Kreuzer

woow books (2021)

Kinderbuch

gebunden, 176 Seiten

Altersempfehlung ab 10 Jahren

ISBN 978-3961770267

14 €

Mehr Action, weniger Zucchini!“ von Betsy Uhrig, woow Books (2021)

 

Als Alexanders (13) Tante Caroline ihn bittet, ihr Manuskript über einen Jungen, der mit seinem Opa einen Gartenwettbewerb gewinnen will, quer zu lesen, ist Lesemuffel Alex zunächst gar nicht begeistert. Die Auslobung eines kleinen Geldbetrages stimmt ihn am Ende um, und er beginnt zu lesen.

Schnell wird klar, dass Caroline mit dieser Geschichte nicht überzeugen kann. Sie ist viel zu langweilig und überall fehlt Action, meint Alex.

Er beginnt, sich phantastisch kreativ auszutoben. Notiert seine Ideen und kommentiert das Manuskript seiner Tante mit dem „Rotstift der Inspiration“. Es gefällt ihm außerordentlich gut, wie ein Lehrer auftreten zu können.

Schnell wird ihm bewusst, dass das Aufschreiben seiner Gedanken nicht reicht. Um die Geschichte authentisch schreiben zu können, muss er genauer recherchieren und die angedachte Handlung tatsächlich erleben.

Dazu bittet er seine Freunde Martha und Javier um Unterstützung.

Denn wie kann er über einen Opa schreiben, den er nie hatte? Also besucht er kurzerhand ein Seniorenheim, um mit den älteren Herrschaften ins Gespräch zu kommen.

Außerdem stellt er Aktionen seines Protagonisten, wie das Herunterrutschen vom Dach eines Hauses nach, um die entstehenden Gefühle besser beschreiben zu können. Keine ungefährlichen Manöver...

Alex` Kreativität nimmt Fahrt auf. Eine neue Örtlichkeit für den Ort des Geschehens muss her. Also betritt er mit seinen Freunden verbotenerweise eine angeblich unbewohnte, alte Villa.

Während des Herumstöberns lässt er das Manuskript auf dem Küchentisch liegen, und prompt befinden sich am Ende des Tages zusätzliche Einträge in einer fremden Handschrift auf dem Papier. Wer kann das gewesen sein? Handelt es sich in diesem Fall um einen sogenannten Ghostwriter?

Was ursprünglich als Gartengeschichte um eine wachsende Zucchini begann, endet in einem ausgewachsenen Abenteuer. Die Recherchearbeit ufert aus und es droht Gefahr.

Ob er es am Ende schafft, seiner Tante zu einem neuen Bestseller-Roman zu verhelfen?

Dieses Buch liest sich locker leicht und enthält so manchen Input für eine Schreibwerkstatt mit Kindern ab acht Jahren.

Es zeigt wieder einmal auf, wie wichtig spielerische Kreativität bei der Lesevermittlung ist und wie einfach ein Lesemuffel zum Geschichtenliebhaber mutieren kann.

 

Anja Kuypers

 

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Mehr Action, weniger Zucchini!

Betsy Uhrig

Woow Books (2021)

Kinder-/Jugendbuch

broschiert, 320 Seiten

ISBN 978-3961770823

16 €

Valérie – die Meisterdiebin von Paris“ von Andrea Schütze, Planet! Verlag (2021)

 

Eine Geschichte vom Stehlen und Wiedergeben!

Valérie, „das Mädchen mit der Schiebermütze aus Cord und der braunen Lockenmähne“, lebt mit ihrem Vater, dem großartigen Gustave, versteckt und unbemerkt zwischen den engen Pariser Häuserschluchten. Es braucht schon eine gewisse Kletter-Fertigkeit, um das gemeinsame Domizil der beiden, hoch oben über den Dächern der französischen Hauptstadt zu erreichen.

Vater und Tochter sind Meisterdiebe. Sie beobachten die Kleinganoven in der Stadt, die mit Vorliebe Touristen berauben, stehlen das Diebesgut kurzerhand von ihnen zurück und lassen es den Geschädigten unbemerkt wieder zukommen. „Valérie ist völlig unsichtbar.“

Gustave macht zuweilen Ausnahmen und stiehlt, um deren beider Alltag ein wenig zu versüßen. Das käme für Valérie nie in Frage. Sie hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und würde nie für den Eigenbedarf stehlen.

Valérie und Gustave verstecken sich in ihrem Kleinod vor dem König der Diebe Raoul Rabraqueur, der vor Jahren Valéries Mutter in die „andere Welt“ verschleppte. Dabei wollte die Mutter lediglich ihre Tochter beschützen: denn sie hat die „große Gabe“. Etwas, wonach Rabraqueur ständig sucht.

Bislang konnte Gustave gut auf Valérie aufpassen, aber seit kurzem fühlt Valérie, dass sie verfolgt wird. Womöglich ist ihr das IVM (Institut Voleurs magique – das magische Institut der Diebe), dessen Anführer Rabraqueur ist, auf die Schliche gekommen.....

Zudem begeht Gustave bei seinen Raubzügen einen markanten Fehler, den seine Tochter zu bereinigen versucht. Dabei gerät sie in Gefahr und trifft auf einen gleichaltrigen Jungen, der ihr in vielerlei Hinsicht ziemlich ähnlich ist.

Ein neuer Stern am Kinderbuchhimmel, der durchaus Potential für einen zweiten Teil im Gepäck hat.

Die Story geizt nicht mit zügigen, kurzweiligen Handlungssequenzen.

Spannendes Lesevergnügen rund um eine sympathische Heldin, die trotz ihres Alters passgenau zwischen Recht und Unrecht unterscheiden kann.

 

Anja Kuypers

 

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Valérie – die Meisterdiebin von Paris

Andrea Schütze

Planet! Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 256 Seiten

ISBN 978-3522506915

13 €

King Eddi und das Monster von Krong“ von Andy Riley, Gulliver Verlag (2021)

 

Bereits 2019 erschien das erste Abenteuer mit dem kleinen, jungen König King Eddi (9), in dem er erstmalig auf seinen Widersacher, den bösen Imperator trifft.

Stets höflich und zuvorkommend wird Eddi in seinem Tun von Ministerin Jill und Hofnärrin Megan unterstützt. Besonders Megan achtet darauf, dass er immer genügend Gesundes zu sich nimmt. Dabei ist ihm vielmehr nach Süßigkeiten...

Eines Tages läuft der schrullige Einsiedler Baxter aufgeregt durch das Dorf und kündigt die Rückkehr des Monsters Wulitz an.

„Seine Zähne sind länger und schärfer als Piratenschwerter. […] es hat sechzig Augen! Und er ist größer als eine Giraffe, die zwei Zylinderhüte übereinander trägt.“

King Eddi beweist wieder einmal seinen Mut und macht sich auf die Suche nach dem Ungetüm. Sein Königreich will schließlich beschützt werden.

„König Eddi wollte wie ein erwachsener König sein und all die tapferen und mutigen Dinge tun, die erwachsene Könige tun.“

Auf dem Weg trifft er auf den unfreundlichen Imperator Nurbison, der Eddi stets nach der Regentschaft trachtet. „Gemeine Dinge zu tun, war das Lieblingshobby des Imperators.“

Er fordert Eddi zu einem Turnier heraus und ernennt eine Landkarte, die den vermeintlich direkten Weg zum Aufenthaltsort des Monsters preisgeben soll, zum Gewinn.

Eddi entscheidet das Turnier für sich und erhält die Karte. Doch schon schnell stellt sich heraus, dass der Imperator absichtlich verloren hat und Böses im Schilde führt.

Ein sehr witziger und kurzweiliger Comic-Roman für pfiffige ErstleserInnen.

Auf jeder Seite befinden sich schwarz/weiß Illustrationen, die der Autor und Illustrator geschickt in das Textbild einflicht.

Ein Spiel mit Schriftarten und -größen sowie kurzen Kapiteln und relativ einfachen Satz-konstruktionen gestalten die Geschichte zu einem gelungenen Ganzen.

 

Anja Kuypers

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King Eddi und das Monster von Krong

Andy Riley

Gulliver Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 208 Seiten

ISBN 978-3407812544

12,95 €

Mission Hollercamp – Der unheimliche Fremde“ von Lena Hach, Mixtvision Verlag (2021)

 

Jedes Jahr treffen sich Leon, Emily und Jakub auf dem Campingplatz am Hollersee mit ihren Familien. Für die drei ist dies die schönste Zeit im Jahr.

In diesem ersten Band der neuen Reihe, die von Freundschaft und Abenteuer erzählt, macht die Autorin die LeserInnen auch mit einigen skurrilen Eigenarten und lieb gewonnenen Besonderheiten von Campern vertraut.

Zuweilen bedient sie manches Klischee, wie die Beschreibung der etwas untersetzten und stimmgewaltigen Platzwartin Bertha, die nicht immer nur gute Laune hat.

Zum befreundeten Dreiergespann gesellt sich im Laufe der Geschichte noch Charlotte alias Charlie hinzu, und am Ende sind sie „so etwas wie Detektive“. Das ist auch gut so, denn diese Ferien werden von besonderen Vorkommnissen am Hollersee überschattet. So verschwinden die Klamotten am Ufer, derer man sich vor dem Schwimmen im See entledigt hat. Die Hinweisschilder zum Campingplatz werden beschmutzt und in ihrer Richtungsanzeige verdreht. Oder die Sonnencreme im Camping-Kiosk wird mit Juckpulver vermischt. Viele Gäste vermuten den neuen Dauercamper als Verursacher dieser desaströsen Aktionen, der sich sein Essen lieber im Müll zusammensucht, als selber zu kochen. Sie nennen ihn den „Barfüßler“.

Die vier Freunde lernen den „Barfüßler“ näher kennen und sind am Ende von seiner Unschuld überzeugt. Aber wer sabotiert dann den Campingplatz? Und wie können sie beweisen, dass es nicht der neue Dauercamper war?

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive Leons erzählt, und Emily kommentiert seine Einträge mit handschriftlichen Notizen.

Lena Hach schafft mit dieser neuen Reihe um Abenteuer in der Natur ein kurzweiliges Lesevergnügen. Ihr gelingt das Einflechten alltagsvertrauter Dinge und gestaltet die Geschichte dadurch wunderbar natürlich und authentisch.

 

Anja Kuypers

 

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Mission Hollercamp – Der unheimliche Fremde

Lena Hach

Illustrationen von Lisa Hänsch

Mixtvision Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 203 Seiten

ISBN 978-3958541672

14 €

Das Monster in der Nacht“ von Mats Strandberg, Woow books (2021)

 

Der Autor wurde durch düstere Monstergeschichten für Jugendliche bekannt. Nun erscheint sein erstes Kinderbuch, das vom neunjährigen Frank in der schwedischen Kleinstadt Yrred erzählt. Einem Außenseiter, der gerne alleine ist und sich am liebsten in seinen Büchern verkriecht.

„Sie waren fast wie Freunde.“

Im Gegensatz zu seinen Eltern hat die ältere Nachbarin Alice Zeit für Frank und ist an ihm und seinen Vorlieben interessiert. Sie hört ihm stets aufmerksam zu und scheint mehr als nur ein Geheimnis zu bewahren....

Nachdem Alice` Hund Uffe Frank aus Versehen in den Finger zwickt, beginnt er sich des Nachts zu verwandeln.

„Ich schaute an mir herunter und sah, dass ich mit zotteligem Fell bedeckt war.“

Der ängstliche Frank, der die Dunkelheit normalerweise meidet, mutiert nachts zum mutigen, starken Hund und streunt umher. Nach und nach werden die Bewohner Yrreds auf „das Monster“ aufmerksam und beginnen es zu jagen.

„Die Leute haben Angst vor dem, was anders ist. Sie verstehen es nicht.“

Frank sucht Rat bei Alice. Eine gute Entscheidung, denn sie weiß tatsächlich was los ist und warum plötzlich so viele Eulen in der Umgebung auftauchen.

Am Ende findet sich Frank an seinem Lieblingsort, der Bibliothek wieder und ist überrascht von dem, was ihn dort erwartet...

Die spannende, sowie in Teilen düstere Geschichte ist der Auftakt zu einer neuen Reihe, die zunächst mehr Fragen als Antworten im Gepäck hat.

Schwarz-weiß Illustrationen, die mit türkis farbigen Elementen spielen, begleiten den Text und sorgen einmal mehr für eine fesselnde Stimmung in der Geschichte über Frank, das Monster in der Nacht, das sich behaupten muss.

 

Anja Kuypers

 

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Das Monster in der Nacht

Mats Strandberg

Illustrationen von Sofia Falkenhem

Woow Books (2021)

Kinderbuch

gebunden, 120 Seiten

ISBN 978-3961770830

12 €

Sommer auf Solupp“ von Annika Scheffel, Thienemann Verlag (2021)

 

Familie Fröhlich macht ihrem Namen gerade keine besondere Ehre...

Mari, Kurt, Bela und ihre Eltern brauchen dringend eine Pause. Der Vater der Familie wurde nach einer erfolgreichen Krebs-OP frisch aus dem Krankenhaus entlassen. Trotzdem stecken alle noch in einer Art Schockstarre.

Die Mutter findet eine Insel im Norden, irgendwo im Nirgendwo, die Erholung pur verspricht und bucht prompt einen sechswöchigen Sommerferien-Aufenthalt für alle.

Gerade die Kinder hatten eigentlich andere Pläne für die Ferien und meutern in Anbetracht eines Inselurlaubes fernab jeglicher Zivilisation.

„Das wird schon noch“ kommentiert der Fährmann, als er die Familie auf der Insel zurücklässt und wieder gen Festland ablegt.

Die gut Jolka nimmt die Familie nicht nur mit duftenden Zimtbrötchen in Empfang, sondern kümmert sich auch um jeden einzelnen. Während die Eltern regelrecht aufblühen, haben die Kinder anfangs noch ihre Probleme. Besonders Kurt, der mehr als nur pubertierenden Hormonschwankungen ausgesetzt ist.

Nach und nach erkennen die Kinder, dass die Idylle trügt und so manches Geheimnis birgt. Da gibt es fremde, geheimnisvolle Menschen. Ein außergewöhnliches Wort, das Bände spricht und doch schweigt. Und Meerjungen, die den Weg nach Hause nicht mehr finden.

Jede Menge Sommer-Abenteuer, die viel Mut erfordern. Und jede Menge vergangene Momente, die aufgearbeitet werden wollen.

Die mit skandinavischem Flair ausgestattete Geschichte ist zuweilen etwas langatmig, überzeugt aber am Ende mit ihrer Sommer-Leichtigkeit.

Anja Kuypers

 

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Sommer auf Solupp

Annika Scheffel

Illustrationen von Carla Haslbauer

NordSüd Verlag (2021)

Kinder- / Jugendbuch

gebunden, 320 Seiten

ISBN 978-3522185714

15 €

Du, was machst du gerade?“ von Germano Zullo, Aladin Verlag (2021)

 

Roberto möchte einfach nur arbeiten. In Ruhe an seinem Roman weiter schreiben. Das kleine, süße Mädchen Marie hat aber ganz andere Pläne im Sinn.

„Robääääärto“, ruft sie mehrfach, „lass uns spielen!“ Dieser möchte aber seine Ruhe haben.

„Spiel mit deinem Kuscheltier!“, sagt er und zeigt auf Maries Schlenker-Affen, der auf jeder Seite im Buch zu sehen ist.

Sie lässt nicht locker und bittet ihn, ihr eine Geschichte vorzulesen. Marie verspricht, ihn im Anschluss in Ruhe zu lassen.

Dass dieser Plan nicht aufgeht, ist kein Geheimnis.

So adaptiert Marie die Geschichte, die Roberto ihr zuvor vorlas und phantasiert einen neuen Verlauf, in dem sie viele, witzige Wörter wie „marimba marimba plumps patata“ kreiert.

Wieder einmal ein Beweis dafür, dass Langeweile oft die besten Ideen hervor bringen kann.

Bis zum Schluss ahnt man nichts über die Beziehung der beiden. Sind sie Geschwister? Oder Vater und Tochter? Man weiß es nicht, und es ist auch gar nicht wichtig.

Wunderbar reduziert und fokussiert wird die Geschichte über das Zeit haben und das Zeit nehmen dargestellt.

Flaniert von diversen Geräuschwörtern in schwarzer Schrift, die teilweise aus dem literarischen Off erscheinen, unterliegt die Geschichte einer klaren Einteilung. Robertos Text ist in blau, Maries Text in rot gedruckt. Hervorragend geeignet, um dialogisch zu lesen.

Marie wird als typisches Kleinkind skizziert, dass beschäftigt werden will.

Trotz der klaren und einfach Illustrationen, gelingen detaillierte Gesichtsausdrücke, die den Leser häufig schmunzelnd zurück lassen.

Eine simple Geschichte wunderbar inszeniert.

 

Anja Kuypers

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Du, was machst du gerade?

Germano Zullo

Aladin Verlag (2021)

Kinderbuch

broschiert, 88 Seiten

ISBN 978-3848901821

17 €

Die Abenteuer von Milo, Tack und Kackerlack“ von Norton Juster, Atrium Verlag (2021)

 

Die bereits 1961 in den USA veröffentlichte Geschichte um Milo und seine Abenteuer wurde in diesem Jahr im Atrium Verlag neu aufgelegt. Begleitet von einzelnen, fein skizzierten s/w Illustrationen gibt es Phantastisches par excellence zu lesen. Der Wortakrobat Norton Juster nimmt die Leser mit auf die Suche nach dem Land WORTOPOLIS.

Der stets desinteressierte, gelangweilte, junge Protagonist Milo versteht den Sinn hinter so Vielem nicht, und plötzlich erhält er ein Paket mit den Bauteilen eines spielerischen Mauthäuschens mit der Aufschrift „Für alle, die noch nie in anderen Welten waren.“

Kurzerhand passiert er mit seinem kleinen Elektroauto die Schranke und landet inmitten eines Abenteuers, fernab unserer Welt. So trifft er im Land Paralysien auf den Uhrenhund Tack, einem Aufwachhund. Die Bewohner, die Lethargier, mögen den Hund nicht, der stets nach der Uhr lebt und die Menschen weckt. Also nimmt sich Milo seiner an, und gemeinsam fahren sie weiter Richtung WORTOPOLIS, einer Stadt, in der die Wörter an den Bäumen wachsen.

„Wörter zum halben Preis“ oder „eine Tüte Pronomina“, heißt es auf dem Wochenmarkt. Die Buchstabiene achtet schon genau auf die korrekte Verwendung der Wörter. Ganz entgegen der Küchenschabe Kackerlack, die sämtliche Grammatikregeln missachtet.
Milo steht ihr zur Seite und prompt landet das Trio im Gefängnis. Dort erfahren sie von der Heckse Ma Kaber die wahre Geschichte um das GeistReich und dem zerstrittenen Bruderpaar Abis Zett, der Ungekürzte aus WORTOPOLIS und Mathemagicus dem Kaiser von Digitalien.

Nur deren Halbschwestern Sinn und Verstand können den Frieden im GeistReich wieder herstellen. Aber niemand weiß, wo sie sich befinden. Nur gut, dass Milo und seine beiden Helfer eine Landkarte besitzen...

Mit einem unglaublichen Quell an Stilmitteln und Komposita ist das Lesen dieses Buch eine wahre Freude für Freunde des „gepflegten Wortes“. Für Wortkreateure. Für Buchstabenliebhaber.

Ein Feuerwerk an Wortsalben und -kreationen.

„Ich habe mich von Anfang an auf Lärm spezialisiert. Selbst meine Doktorarbeit gelang mir nur mit Ach und Krach, und danach habe ich viele Jahre lang nichts gemacht bis auf viel Lärm um Nichts. (…) G.Töse ist mein Spezialgebiet.“

Das Buch macht wach und will aufmerksam gelesen werden. Es gibt Vieles zu entdecken, und manch versteckte Botschaft will verstanden werden.

Dieses Buch gleicht einem Bad in bezaubernder Schriftsprache.

Anja Kuypers

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Die Abenteuer von Milo, Tack und Kackerlack

Norton Juster

Illustrationen von Jules Feiffer

Atrium Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 305 Seiten

ISBN 978-3855356454

16 €

Ein Elefant macht Handstand“ von Markus und Lola Orths, Moritz Verlag (2021)

 

Das Buch erzählt von einem Gute-Nacht-Gespräch zwischen einem Vater und seiner siebenjährigen Tochter kurz vorm Schlafengehen auf der Bettkante.

Es scheint, als spreche der Autor mit seiner Tochter Lola.

Diese bittet ihren Vater um Rat bei der Bewältigung einer Schulhausaufgabe. Sie soll eine Geschichte selber schreiben und ist unsicher, wie man das am besten anstellt und wovon sie handeln könnte.

Behutsam und geschickt leitet Markus Orths seine Tochter an, den roten Faden der Geschichte selbst zu spinnen. Er gibt nur wenig Input und lässt sie die Antworten auf seine gezielt formulierten Fragen selber finden. Orths unterstützt sie so auf ihrem Weg zum Ziel.

„Das Schreiben geht nicht erst auf dem Papier los. Es fängt schon vorher an. Im Kopf.“

Lola und Papa. Eine herzliche Geschichte, die im Dialogstil wiedergegeben wird. Die Redebeiträge sind farblich unterschiedlich gekennzeichnet, und so eignet sich das Buch hervorragend zum gemeinsamen Vorlesen.

Es ist eine Hommage an das Schreiben und eine Einladung, es selber einmal zu versuchen.

In der Rahmenhandlung werden grundlegende Tipps gegeben. Wie sieht der Plot aus? Wo ist der Bogen? Und was soll die „Po-Ente“ sein?

Lola entscheidet sich für eine Geschichte über einen Zoobesuch und erfindet die Protagonistinnen Sofie und Mama.

Am Ende der Geschichte in der Geschichte liest Papa Lola noch aus einem anderen Buch vor, und die Nacht ist gerettet.

Möge sie genauso dezent, leise und erfolgreich sein, wie das wertvolle Vater-Tochter-Gespräch.

 

Anja Kuypers

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Ein Elefant macht Handstand

Markus und Lola Orths

Illustrationen von Kerstin Meyer

Moritz Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 96 Seiten

ISBN 978-3895654084

9,95 €

Sofabanditen – oder die verrückte Befreiung der Hühner“ von Judith Kleinschmidt, Beltz und Gelberg Verlag (2021)

 

„Wenn ich wütend bin, fühle ich mich wie ein Kugelfisch.“

Und die achtjährige Ada IST wütend. Obwohl sie ein Einzelkind und eine richtige Außenseiterin ist und auch keine Freunde hat, will sie partout nicht mit ihren Eltern in eine schönere Wohngegend, in eine größere Wohnung umziehen.

Eigentlich könnte es ihr doch egal sein. Ist es aber nicht. Ihr gefällt das in die Jahre gekommene Hochhaus mit den Kritzeleien in den Fluren.

Bockig und widerwillig wartet sie im Umzugslaster auf ihre Eltern, die noch die letzten Reste in der alten Wohnung zusammen suchen, als plötzlich das „tätowierte“ und Zigarren rauchende Schaf Lilli auf den Fahrersitz des Lasters springt und einfach losfährt.

Schnell wird klar, dass es keine gezielte Entführung ist. Denn Lilli ist in eigener Mission unterwegs: sie will die Welt ein wenig gerechter machen. Sie will Tiere befreien. Und wenn es nur das Ausladen eines LKW mit tiefgefrorenen Hühnchen bedeutet. Besser spät als nie. Zeichen setzen lautet die Devise.

Dass Lilli mit ihrem Anliegen am Ende auch in Adas Welt für ein wenig mehr Gerechtigkeit sorgen wird, ahnt an dieser Stelle noch niemand.

Ada will Lilli helfen, und sie freunden sich an. Alles ist ihr lieber, als ihren Eltern in die neue Behausung folgen zu müssen.

Auf ihrem kleinen Roadtrip lernen sie Pepper kennen. Ein Junge, der alleine in einer heruntergekommenen Sternwarte lebt.

Gemeinsam liefern sie sich ein Rennen mit Goldzahn, dem Inhaber der Hühnerfabrik. Wer gewinnt, darf entscheiden, was mit den – in diesem Fall noch lebenden - Hühnern passieren soll.....

So schnell kann es gehen: da kapert man einen mit Möbeln gepackten Umzugslaster, nimmt auf dem Sofa der Ladefläche Platz, und schon ist man ein Bandit.

Es ist ein skurriles, lustiges Buch über ungewöhnliche Freundschaften, traurige Enttäuschungen und unbändige Wiedersehensfreude. Verpackt in jede Menge Action.

Eine wahrlich bunte Mischung Phantastisches, die für mehr Lesevergnügen sorgen kann.

 

Anja Kuypers

 

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Sofabanditen – oder die verrückte Befreiung der Hühner

Judith Kleinschmidt

Illustrationen von Barbara Jung

Beltz und Gelberg Verlag (2021)

Kinderbuch

gebunden, 170 Seiten

ISBN 978-3407758477

12,95 €

Einstein – Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit“ von Torben Kuhlmann, NordSüd Verlag (2020)

 

Der zurecht mehrfach ausgezeichnete Autor punktet nun mit einem neuen Band aus seiner Reihe um eine namenlose Maus, die die Welt der Wissenschaft erkundet.

Diesmal verpasst der kleine Nager das lang ersehnte Käsefest um einen Tag. Sein Ärger ist riesig. Er wünschte, er könnte die Zeit zurück drehen, um doch noch die käsigen Köstlichkeiten genießen zu können.

Die Maus beschäftigt sich wissenschaftlich mit dem Thema Zeit und beginnt zu recherchieren. Irgendwie muss es einen Weg geben, den zeitlichen Verlauf beeinflussen zu können. Sie liest und lauscht, kombiniert und konstruiert. Bis es ihr gelingt, aus einem herkömmlichen Wecker eine Zeitmaschine herzustellen.

An dieser Stelle scheint sich der Autor an manche Details aus dem Film „Die Zeitmaschine“ erinnert zu haben.

Die Maus reist und erlebt: „Die Farbe des Himmels wechselte von Blau über Roas zu schwarz. Auf die sternenklare Nacht folgte ein noch kürzerer Tag.“ Sie gelangt an den Wirkort und in das Leben des jungen Albert Einstein zu seiner Zeit im Berner Patentamt.

Maus und angehender Nobelpreisträger tauschen sich mittels kurzer Nachrichten auf kleinen Zetteln aus, und auf diese Weise erfährt der Held auf vier Füßen so einiges über Einsteins Theorien zu Raum und Zeit. Allen voran die wohl wichtigste Erkenntnis der Relativitätstheorie.

Kuhlmann versucht sich an einer einfachen, kindgerechten Erläuterung des wohl bahnbrechendsten physikalischsten Einfalls aller Zeiten. Was nicht immer einfach ist...

Durch die Verwendung mancher Fachbegriffe sowie den Verzicht auf ausreichend wörtliche Rede, fügt sich dieser Band nur schwer in die Reihe von Kinderbüchern ein.

Dennoch überzeugt es vollends durch die einzigartigen Illustrationen und die besondere „Kuhlmann`sche Note“.

Ein wunderbares Buch für jede Altersgruppe. Es kommt eben immer darauf an, was man aus der Geschichte macht und wie man sie liest und vermittelt.

Denn wie Einstein schon sagte: „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt!“

 

Anja Kuypers

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Einstein – Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit

Torben Kuhlmann

NordSüd Verlag (2020)

Kinderbuch

128 Seiten

ISBN 978-3314105296

ca. Preis 22 €

Enola Holmes – Der Fall des geheimnisvollen Fächers“ von Nancy Springer, Knesebeck Verlag (2020)

 

Enola Holmes – die toughe Schwester des bekannten Sherlock und des etwas weniger prominenten Mycroft Holmes. Enola wagt es, sich gegen das Londoner Establishment des späten 19. Jahrhunderts aufzulehnen und räumt mit dem damaligen Frauenbild ordentlich auf.

Inspiriert durch ihre Mutter, die schon lange der Frauenbewegung angehört und dafür sogar Enola verlässt.

Seit nunmehr acht Monaten ist Enola auf der Suche nach ihr und in der Hauptstadt Englands abgetaucht. Stets auf der Hut vor ihren Brüdern, die sie viel lieber in einem Erziehungsinternat wüssten.

Sie verdient sich ihren Lebensunterhalt mit dem Aufspüren vermisster Personen, und nutzt dazu verschiedene Kostümierungen und Maskeraden.

Enola Holmes, eine junge Detektivin, die ihrem Alter weit voraus ist.

In diesem Band vier der erfolgreichen und soeben verfilmten Reihe, ist Enloa mittlerweile 14 Jahre alt und trifft in einer für damalige Zeiten top aktuellen Toilettenanlage inmitten Londons auf eine alte Bekannte: Lady Cecily Alistair. Diese wird streng bewacht und lässt Enola mittels ihres rosafarbenen Fächers eine versteckte Botschaft zukommen, in der sie dringend um Hilfe bittet. Cecily soll gegen ihren Willen verheiratet werden und wird bis dahin gefangen gehalten.

Keine Frau sollte jemals zu etwas gezwungen werden, meint Enola und nimmt sich des Falls an, für den sie in Adelskreisen recherchieren muss.

Segen oder Fluch, dass Sherlock am selben Fall arbeitet? Die beiden begegnen sich während den waghalsigen Ermittlungen des Öfteren, und familiäre Gefühle kommen auf.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive Enolas erzählt und enthält - trotz eines einleitenden Briefings zur Vorgeschichte – manche Wissenslücken für Neu-LeserInnen, um den neuen Fall mit all seinen Raffinessen und Details im Kontext verstehen zu können.

Das Lesen der vorangegangenen Bände wird also gerne empfohlen.

Denn die Reihe ist absolut lesenswert, und schnell mutiert man zum Fan der rebellisch sympathischen Enola Holmes.

 

Anja Kuypers

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Enola Holmes – Der Fall des geheimnisvollen Fächers (Band 4)

Nancy Springer

Knesebeck Verlag (2020)

Kinder- / Jugendbuch

192 Seiten

ISBN 978-3957282637

ca. Preis 15 €

 

Achtung Übernachtung! Das Geheimnis des blauen Gespenst“ von Sabine Städig, Planet! Verlag (2020)

 

Mats (8) und Alexander (8) - alias Hühnchen - sind beste Freunde und wohnen so nah beieinander, dass sie sich auch nach der Schule und dem gemeinsamen Nachmittagsprogramm noch allabendlich Taschenlampen-Lichtsignale senden können. Ein unschlagbares und vor allem untrennbares Duo.

Die erste gemeinsame Übernachtung ohne Babysitter steht für beide an. Auf diesen Abend bereiten sie sich bestens vor und erstellen eine Liste: Chips essen, Computerspiele spielen, Comics lesen, Süßes knabbern, …. Ein gemütlicher Abend soll es werden!

Aber die Kostümparty in der Nachbarschaft, zu der die Eltern der beiden am Abend eingeladen sind, ist einfach zu verlockend. Nur zu gerne würden Mats und Hühnchen wissen, wie Erwachsene feiern und was es dort zu essen gibt. Also muss eine geeignete Idee her, wie sie sich unbemerkt auf der Party einschleusen können. Als blaues Gespenst verkleidet feiern sie zunächst im Geheimen mit, bevor sie zufällig einen Diebstahl auf der Party beobachten. In der Rolle als unfreiwillige Detektive brillieren die beiden im Laufe des Abends.

Mit treffenden, kurzweiligen Texten überzeugt die Autorin und begeistert pfiffige Erstleser ab acht Jahren. Ein ausgewogenes Mengenverhältnis zwischen Fließtext und wörtlicher Rede macht die Geschichte locker leicht lesbar. Die ausnahmslos schwarz/weißen Illustrationen untermalen die Geschichte gut und ansprechend.

Leider stimmt das Verhältnis der einzelnen Phasen des Spannungsbogens nicht ganz. Das Ende kommt sehr abrupt und schon ist die Geschichte zu Ende. Schade, so unterhält sie wirklich gut und der Leser dürfte enttäuscht über die schnelle Auflösung des Falls sein.

Dennoch ist es eine gute Geschichte, und das Buch wird gerne empfohlen.

 

Anja Kuypers

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Achtung Übernachtung! Das Geheimnis des blauen Gespenst

Sabine Städig

Planet! Verlag (2020)

Kinderbuch

gebunden, 128 Seiten

Altersempfehlung ab 8 Jahren

ISBN 978-3522506830

Preis 11 €

Nickel und Horn auf Safari“ von Florian Beckerhoff, Thienemann Verlag (2020)

 

Nickel ist ein Meerschweinchen, Horn ein Papagei. Beide sind eng befreundet, lieben das Aufklären ungelöster Kriminalfälle und leben bei Herrn Locke, einem ausgedienten Detektiv, der seinen 93. Geburtstag feiert.

Seine Haushälterin Frau Perle sowie der Hund Schlappi sind Zeuge, als das Geburtstagskind eine ominöse Glückwunschkarte öffnet, die ihn zu Tränen rührt. Sie stammt von seiner alten Freundin Marry Curry, die gerade in Afrika fest sitzt und das Geheimnis um die Formel der Unsterblichkeit gelöst hat. Leider gibt es Neider vor Ort, die Marry Curry in Gefahr bringen.

Es braucht nicht lange, bis Nickel und Horn alle Anwesenden von einer sofortigen Hilfeaktion in Afrika überzeugt haben. Und los geht die Reise mit dem Ziel: „Billy-Bitton-Ranch in den Antilopenhügeln“.

Der Papagei und das Meerschweinchen werden in Käfige verbannt und verbringen den Flug im Frachtraum des Fliegers, der die lustige Menagerie befördert. Erste Ermittlungen beginnen bei den anderen tierischen Mitreisenden, die schon öfter in Afrika waren.

Nachdem Frau Perle und Herr Locke wegen eines kaputten Autos festsitzen, versuchen Nickel und Horn Marry Curry aufzuspüren. Dabei treffen sie auf zahme Löwen, schnelle Sträuße, pinke Möwen und einen Wal auf vier Beinen, die ihnen brauchbare Tipps geben.

Die Puzzleteilchen fügen sich nach und nach zu einem großen Ganzen zusammen, bevor sie am Ende auf eine Spinne mit Leopardenmuster und einen mysteriösen, fast durchsichtigen Mann mit langen, weißen Haaren treffen. Afrika hat es in sich.

Auch dieser dritte Band des tierischen Abenteuerduos liest sich wunderbar locker leicht und unterhält extremst kurzweilig.

Stets heiter verpackt, wird die Geschichte mit den ebenfalls witzig gestalteten, bunten Illustrationen zu einem Lesevergnügen par excellence.

 

Anja Kuypers

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Nickel und Horn auf Safari

Florian Beckerhoff

Thienemann Verlag (2020)

Kinderbuch

gebunden, 128 Seiten

Altersempfehlung ab 6 Jahren

ISBN 978-3522185424

Preis 13 €

Rosalie – Als mein Vater im Krieg war“ von Timothée de Fombelle, Gerstenberg Verlag (2020)

 

Im Jahr 1916 befindet sich der Vater der fünfeinhalbjährigen Rosalie im Krieg. Ihre Mutter arbeitet täglich in einer Fabrik und Rosalie verbringt die Tage unter der Obhut des Lehrers im Schulhaus für Jungen in einer französischen Kleinstadt.

Getarnt unter dem Garderobenständer, der die Mäntel der Heranwachsenden trägt, sitzt sie tagein tagaus im hintersten Winkel des einzigen Klassenzimmers und verfolgt den Unterricht aufmerksam. Auf diese Weise lernt sie unbemerkt und beiläufig das Lesen, Schreiben und Rechnen.

Allabendlich liest ihre Mutter ihr zu Hause die Briefe ihres Vaters von der Front vor.

Rosalie mag die Briefe nicht und ahnt bereits, dass die Mutter ihr den wahren Inhalt vorenthält. Mit verkniffenem Gesicht und verschränkten Armen kauert sie auf dem Boden und hört unfreiwillig zu.

Rosalie adaptiert den Krieg auf ihre eigene Weise und sieht sich selbst als Spionin, wenn sie täglich im Schulhaus im scheinbar Verborgenen hockt. Sie fühlt sich als Soldatin inmitten einer wichtigen Mission, die ihr eines Tages den so herbeigesehnten Orden einbringen soll. Hauptmann Rosalie erweist ihrem Land ihren ganz persönlichen Dienst. „Ich darf meinen Posten nicht aufgeben“, sagt sie.

Bis zu dem Tag, an dem die Mutter einen Brief erhält, der das Leben fortan verändern wird...

Die in der Ich-Perspektive Rosalies geschriebene Geschichte kommt mit wenig wörtlicher Rede aus. Ergänzt durch die eindrucksvollen Illustrationen, die überwiegend in schwarz / orange gehalten sind, wirkt die Erzählung tiefgründig. Still und intensiv. Gerne empfohlen.

 

 

Anja Kuypers

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Rosalie – Als mein Vater im Krieg war

Timothée de Fombelle

Gerstenberg Verlag (2020)

Kinderbuch

gebunden, 64 Seiten

Altersempfehlung ab 9 Jahren

ISBN 978-3836960403

Preis 15 €

Detektei Donnerschlag – Geister sind unser Geschäft“ von Jana Scheerer, woow books (2020)

 

Harald Donnerschlag – Detektiv mit Hut, Mantel, Notizblock und Handy.

Mit seinen beiden Partnerinnen Trix Dobbson und Wiebke Jansen bilden sie die Detektei Donnerschlag. Akribisch korrekt ermittelt Harald, stets orientiert an seinen eigens aufgestellten Detektivregeln, in Ruckelnsen, seinem Heimatort an der Nordsee. Das Dörfchen lebt überwiegend vom Tourismus. Gerade jetzt zur Osterzeit, als sich die Bewohner auf die ersten Frühjahrsgäste vorbereiten, passieren seltsame Dinge in Ruckelnsen. In vielen Haushalten färbt sich plötzlich das Leitungswasser grün und die Deichschafe sind mit grünen Totenköpfen beschmiert. Dessen nicht genug, erscheint grüner Nebel über dem Wasser, der eines Tages auch noch anfängt zu sprechen. Das Dorf gerät in Panik. Was ist hier los?

Ein zeitlicher Zusammenhang mit der Lesung der Autorin und Alt-Ruckelnserin Aurora Schwartz aus ihrem Buch „Das Geheimnis der grünen Johanna“ ist nicht ausgeschlossen. Rund um die Geschichte und das mehrstrophige Lied über die Protagonisten Johanna, einer Piratin und Kämpferin aus vergangenen Zeiten Ruckelnsens, reihen sich jede Menge Mythen und Erzählungen. Kehrt Johanna etwa zurück und klärt die Geheimnisse um sich und den verborgenen Schatz auf? Viele Geister- und Schatzjäger gesellen sich fortan in dem beschaulichen Dorf zu den Touristen. Das kann der Bürgermeisterin nicht gefallen...

Die Detektei Donnerschlag nimmt die Ermittlungen auf. So leicht lässt sich das Trio nicht mit fragwürdigen Hinweisen auf falsche Fährten locken. Das Netz aus Lügen und Intrigen wird immer enger gesponnen. Jetzt scheint es sogar noch einen „Maulwurf“ zu geben, denn die Presse beeinflusst mit ihrer Berichterstattung das Geschehen ungemein.

Jede Ermittlung führt zur nächsten Ungereimtheit. Kein Problem für die Detektei Donnerschlag, die zum Glück den Überblick behält.

Mit diesem zweiten Band aus der Reihe „Detektei Donnerschlag“ gelingt Jana Scheerer erneut ein unterhaltsamer, spannender Kinderkrimi.

Kurzweilig und mit allem Drum und Dran, was ein gutes Buch für lesepfiffige Kinder ausmachen sollte. Gerne empfohlen!

 

Anja Kuypers

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Detektei Donnerschlag – Geister sind unser Geschäft

Jana Scheerer

woow books (2020)

Kinderbuch

192 Seiten

ISBN 978-3961770625

ca. Preis 14 €

Frida und der NeinJa-Ritter“ von Philipp Löhle, Mixtvision Verlag (2020)

 

Eines Tages verliert Frida einen ihrer Schneidezähne und kann fortan das F nicht mehr ordentlich aussprechen. Es klingt jetzt vielmehr nach einem „Eph“.

„Wieder riss der fehlende Buchstabe ein Loch in ein Wort.“ Frida ist traurig und geschockt über diesen Zustand. Denn sie klingt nun „... wie ein reparaturbedürftiger Roboter.“

Ihre Mutter versucht auf vielfältige Art zu trösten, dringt aber nicht zu ihrer Tochter durch. Diese verkriecht sich lieber in ihrem Zimmer, bevor sie wegen eines Geräusches aus ihrem Kleiderschrank erschrickt. Sie öffnet die Schranktüre und „...ein gestreifter Ritter auf einem schwarzen Pferd.....“ galoppiert durch ihr Zimmer. Das Pferd entpuppt sich als ein Zebra, das seine weißen Streifen verloren hat und Tornado heißt. Und der kleine Ritter gehört zur Truppe der „NeinJa`s“, deren Besonderheit das Verwechseln von Nein und Ja ausmacht. Er lädt Frida ein, mit ihm in das Land der verlorenen Dinge zu reisen. Vielleicht findet er dort die Streifen für Tornado und sie ihren Zahn wieder.

Die Reise bringt sie zunächst „ans Ende der Welt“. Wer hätte gedacht, dass es dies doch gibt... Zum Glück kann die „Königin der Weißheit“ weiterhelfen. Diese weiß zwar tatsächlich viel, aber eigentlich dreht sich in ihrem Königreich alles um das farblose Weiß.

Mit einem Füllhorn an Phantasie beschreibt der Autor den Weg der beiden neuen Freunde durch eine Wunderwelt, die anders nicht sein könnte. Wo Wörter noch Bedeutung haben. Wo skurrile Gestalten durch Wolken reiten und sozialkritisch auf Geburtstagskinder geschaut wird, die jeden Tag Geburtstag feiern dürfen. Oder sollen? Oder gar müssen?

Frida und der NeinJa-Ritter lernen verschiedene Menschen, Dinge und Gegenden kennen. Allesamt beinhalten sie eine eigene Geschichte hinter der Ursprungsgeschichte.

Ein wunderbares Buch, das mit viel Wortwitz und Phantastischem punktet.

Kurzweilig und abwechslungsreich unterhält es bestens.

Und wer möchte, begibt sich nach dem (gemeinsamen) Lesen in eigene Wunderländer....

 

Anja Kuypers

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Frida und der NeinJa-Ritter

Philipp Löhle

Mixtvision Verlag (2020)

Kinderbuch

115 Seiten

ISBN 978-3958541542

Preis 14 €

High Rise Mystery – Ein tödlicher Sommer“ von Sharna Jackson, Knesebeck Verlag (2020)

 

Montag, 23. Juli. 14.27 Uhr. 35 Grad. London. Wohnanlage The Tri. Hugo Knightley (45) - Antiquitätenhändler und Kunstvermittler – wird tot aufgefunden. Anika (11) und Norva (13) Alexander entdecken die Leiche im Müll des riesigen Wohnkomplexes.

Fakten, Fakten, Fakten.....

Regelmäßig protokollieren die Mädchen Ereignisse und Beobachtungen im The Tri. Seit zwei Tagen riecht es so komisch im Gebäude. Und „...wenn 206 Knochen im Körper einer 13jährigen kribbeln, muss etwas passiert sein.“.

Mit dem fulminanten Leichenfund beginnt die Geschichte. Die jungen Hobbyermittlerinnen und Krimiliebhaberinnen ermitteln eigenständig und verdeckt - parallel zur Polizei. Denn die beiden Schwestern kennen das The Tri am besten. Der einstige, architektonische Vorzeigebau der 60iger Jahre ist mittlerweile zu einem Sozialbau verkommen. Für die Medien ein willkommener Anlass vorschnell zu urteilen und unbewiesene Schlüsse in dem akuten Mordfall zu ziehen.

Aber wer war Hugo wirklich? Was verbarg der Kunstliebhaber und warum wohnte er, trotz seines vermuteten Reichtums, im The Tri? Und wer hatte ein Interesse daran, den Exzentriker „verschwinden“ zu lassen?

Schnell steht fest, dass es nur einer der Bewohner der Anlage gewesen sein kann. Unbeeindruckt von den offiziellen Ermittlungen, unternehmen die Schwestern eigene Untersuchungen. Sie beobachten, verhören, stöbern, verfolgen und simulieren den Mordhergang in einer riskanten Unternehmung. Zügig steht der Kreis der Hauptverdächtigen fest. Nur dumm, dass sich darunter auch deren Vater Joseph Alexander befindet: der Hausmeister des The Tri. Und noch dümmer, dass die Polizei denselben Verdacht hegt.... Es kommt zu Explosionen und Verhaftungen. An Rasanz kaum zu überbieten.

Ein spannender Kinderkrimi, erzählt aus der Ich-Perspektive Anikas.

Zu Beginn der Geschichte erscheint dem Leser die Flut von Informationen rund um die vielen Bewohner des Gebäudekomplexes schier undurchdringbar. Doch das Chaos lichtet sich und schnell fokussiert sich das Geschehen auf wenige HandlungsteilnehmerInnen.

Die Kapitel beginnen und enden wie es ihnen gefällt..... keine Regelmäßigkeit. Genauso unstetig wie die hartnäckigen und mutigen Ermittlungsmethoden von Anika und Norva : „Team Alexander!“

 

Anja Kuypers

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High Rise Mystery – Ein tödlicher Sommer

Sharna Jackson

Knesebeck Verlag (2020)

Kinderbuch

280 Seiten

ISBN 978-3957283689

Preis 16 €

Irgendwo ist immer Süden“ von Marianne Kaurin, Woow books (2020)

 

Der Sommer bricht an und die Ferien stehen vor der Tür. Am letzten Schultag sind alle Kinder der Klasse 6 a aufgefordert, von ihren geplanten Urlaubszielen zu berichten.

Die 12jährige Ina spricht von ihrer Reise in den „Süden“. Details kann und will sie nicht verraten. Zuhause, in dem Tyllebakken Bauverein, einer unansehnlichen Wohngegend vor den Toren der Stadt, erfährt sie von ihrer Mutter, dass weder Zeit noch Geld für eine Reise vorhanden sind. Ihrem neuen Klassenkameraden und Nachbarn Vilmer geht es genauso. Kurzerhand gestalten sie sich ein neues, alternatives „Süden“.

Stets hin- und hergerissen zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Realität und Fiktion, gerät Ina zwischen die Fronten. Einerseits will sie dazugehören, von tollen Urlaubserlebnissen berichten und postet fake-Fotos. Andererseits genießt sie die neue Freundschaft zu Vilmer und die erste Liebe entwickelt sich.

Warum dauern die Ferien auch so lange? „Ganze 4.665.600 Sekunden“. Eine Zeit, in der Zahlenliebhaberin Ina erkennt, worum es wirklich im Leben geht. Eine Zeit, in der sie lernt, dass „man Entschuldigung tut und nicht sagt“.

Eine wunderbare Geschichte, formuliert aus der Ich-Perspektive Inas, welche die Zerrissenheit Heranwachsender auf besondere Weise darstellt.

 

Anja Kuypers

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Irgendwo ist immer Süden

Marianne Kaurin

woow books Verlag (2020)

Kinderbuch

304 Seiten

ISBN 978-3961770502

15 €

Liebe Schwester – Briefe an meine kleine Nervensäge“ von Alison Mc Ghee, Knesebeck Verlag (2020)

 

Ist es ein Comic? Ist es ein Briefroman? Vermutlich irgendetwas dazwischen... So oder so ein sehr anrührender, lohnenswerter und gerne empfohlener Titel.

Im Alter von acht Jahren bekommt ein Junge eine kleine Schwester, die er von Beginn an nur nervig findet. Sie schreit, stört und will immer nur dieses eine Buch vorgelesen bekommen. Schlimmer geht es kaum.

Das Buch enthält selbst geschriebene Briefe des Jungen an seine jüngere Schwester über einen Zeitraum von 10 Jahren. Kurze Briefe, längere Briefe. Briefe, in denen er seinen Gefühlen freien Lauf lässt. So muss sich der im Buch namenlose Bruder auf „Befehl der Wärter“ auch regelmäßig bei seinem Geschwisterchen für sein Benehmen entschuldigen. Sehr ungerecht, findet er.

Die Jahre vergehen und die Beziehungen verändern sich. Wörter mutieren und Gefühle reifen. Gemeinsamkeiten werden deutlich.

Aus Sicht des deutlich älteren Bruders wird hier das Miteinander von Geschwistern wunderbar in Szene gesetzt.

Jede Seite im Buch ist im Aufbau, in der Textmenge, in der Anzahl und Aufmachung der Illustrationen unterschiedlich gestaltet.

Die Briefe sehen handgeschrieben aus. Das macht es sehr persönlich. Häufig witzig, manchmal etwas ernster, aber immer mit einer Portion Liebe.

Ein tolles Buch, das das Herz berührt. Bitte gerne lesen!

 

Anja Kuypers

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Liebe Schwester – Briefe an meine kleine Nervensäge

Alison Mc Ghee

Knesebeck Verlag (2020)

Kinderbuch

192 Seiten

ISBN 978-3957283580

14 €

So glücklich wie noch nie?“ von Rose Lagercrantz, Moritz Verlag (2020)

 

Dunne ist krank. Und zwar so richtig. Eine Lungenentzündung zwingt sie zu einem Krankenhausaufenthalt. Ihre Freunde zu Hause und ihre beste Freundin Ella Frida, die seit einiger Zeit entfernt, in einer anderen Stadt lebt, wissen nicht was los ist. Und dann wird auch noch die Verlobung zwischen Wanda und ihrem italienisch stämmigen Vater Gianni gelöst. Das ist zu viel für Dunne. Noch am Krankenbett fordert sie die beiden Erwachsenen zu einem klärenden Gespräch auf und bittet sie um die Durchführung der Hochzeit.

Dunne sieht sich selbst und ihre allerbeste Freundin Ella Frida bereits als Blumenmädchen in tollen Kleidern. Wird die Hochzeit stattfinden? Und wieso sollte Ella Frida überhaupt zum engen Kreis der geladenen Gäste gehören?

Dunne ist grundsätzlich ein sehr glückliches und stets fröhliches Kind. Aber dieses Mal muss sie sich um sehr viele Belange kümmern. Wie eine kleine Erwachsene gibt sie Tipps, Neues zu wagen, andere Wege zu gehen.

Rose Lagercrantz ist mit diesem Band 6 ein neue, ergreifende Geschichte rund um Dunne und ihre Liebsten gelungen.

Diese kleine „Familiensaga“ liest sich flüssig und ist sehr unterhaltsam.

Die Autorin ist bekannt für ihre detailreichen Schilderungen, in Begleitung eines roten Fadens.

Die Geschichten rund um Dunne und ihre beste Freundin Ella Frida: eine echte Mädchenfreundschaft, von der man sich als LeserIn wünscht, dass sie ewig halten möge.

„Ich schwöre, dass ich dich nie vergesse! Solange ich nur nicht mein Gedächtnis verliere.“

 

Anja Kuypers

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So glücklich wie noch nie?

Rose Lagercrantz

Moritz Verlag (2019)

Kinderbuch

224 Seiten

ISBN 978-3895653902

12,95 €

Ben und Teo“ von Martin Baltscheit, Beltz und Gelberg (2020)

 

Sind sie nicht süß? Die 10jährigen Zwillinge Ben und Teo. Zum Einschlafen halten sie Händchen und nehmen den anderen in Schutz, wenn es sein muss. „Brudermodus“ eben.

Aber sie können auch ganz anders: neuerdings möchte der eine Zwilling stets besser sein als der andere. Darüber geraten sie mehr und mehr in Streit. Prügeleien sind mittlerweile an der Tagesordnung. Genervte Eltern obendrein.

Es kommt der Tag, an dem ein scheinbar magischer Spiegel ihnen neue Welten eröffnet. Zunächst eröffnet der Spiegel - mit fast erblindeter Scheibe - die Zukunft aller Menschen um sie herum. Sehr spannend für die zwei. Des Weiteren dient er aber auch als Portal in eine andere Welt. In eine Welt, in der es Ben und Teo nur noch einzeln, aber nicht mehr im Doppelpack geben soll. Sie erleben eine Zeit, in der jeder einzelne die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Eltern und das Leben als Einzelkind kennen und lieben lernt.

Die Brüder können trotz ihres neuen „Single-Lebens“ noch Kontakt halten und tauschen sich über die neuen Erfahrungen aus.

Die Situation eskaliert, als die Eltern das Spiegelglas erneuern lassen. Fortan lässt sich das Portal nicht mehr öffnen und die Zwillinge scheinen für immer in getrennten Welten leben zu müssen. Was tun? Denn gerade jetzt haben sie festgestellt, dass sie ohne den anderen gar nicht sein wollen und können.... Ein Wettlauf mit einigen Hindernissen beginnt.

Innerhalb der Kapitel melden sich Ben und Teo in separat gekennzeichneten Unterkapiteln abwechselnd zu Wort und beschreiben die Sicht in der jeweiligen Ich-Perspektive.

Der zurecht zahlreich prämierte Autor Martin Baltscheit scheint in diesem Buch über eigene Erfahrungen zu berichten. So ist er selber Vater von Zwillingen und weiß, worüber er schreibt.

Plausibilitäten sucht man in den simulierten Spiegel-Welten, die mancher Zeitreise gleichen, vergebens. Nicht weiter tragisch, denn die Kernbotschaft des unterhaltsamen Buches ist eine andere: „Was wäre, wenn es dich nicht gäbe?“

Ob mit oder ohne Zwillingen an Bord: ein echter Baltscheit. Gerne empfohlen.

 

Anja Kuypers

 

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Ben und Teo

Martin Baltscheit

Beltz und Gelberg (2020)

Kinderbuch

128 Seiten

ISBN 978-3407755483

12,95 €

Mister Marple und die Schnüfflerbande“ von Sven Gerhardt, cbj Verlag (2019)

 

Welch ein schönes Mensch-Tier-Abenteuer für Erstleser.

Theo und seine Freundin Elsa gründen die „Schnüfflerbande – Zentrale für tierische Angelegenheiten“, nachdem sie beobachtet haben, dass Hunde plötzlich spurlos verschwinden. Unter ihnen auch Dackel Bruno. Was ist da los?

Wie richtige Detektive pirschen sie sich an die verdächtigen Personen heran, belauschen Unbekannte und betreten sogar heimlich fremde Wohnungen. Als sie eine unangenehm unfreundliche Frau mit vielen Hunden im Schlepptau sehen, scheint der Fall zunächst gelöst....

Zum Glück gibt es Mister Marple, den Hamster von Theo, dem er allabendlich die Krimigeschichten seiner Lieblingsermittlerin vorliest. Kein Wunder also, dass sich der kleine, bestens instruierte Nager einmischt und die Recherchearbeit vorantreibt.

Wunderbar, gut lesbar geschrieben. Teils aus Sicht des Hamsters, der die Arbeit seiner kleinen Menschen immer witzig ironisch kommentiert.

Für Theo ist diese Detektivarbeit noch von zusätzlicher Bedeutung. So sorgt die lockere Art Elsas dafür, dass Bazillenphobiker und Verkehrssicherheitsfreak Theo nach und nach entspannt. Sein Hang zur Ordnung gerät ins Wanken und auch manche Höhen muss er trotz seiner Angst überwinden.

Eine ansprechende Geschichte, deren zweiter Band kurz vor der Veröffentlichung steht.

 

Anja Kuypers

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Mister Marple und die Schnüfflerbande

Sven Gerhardt

cbj Verlag (2019)

Kinderbuch

145 Seiten

ISBN 978-3570176436

11 €

Der Fall der verhängnisvollen Blumen – Enola Holmes“ von Nancy Springer, Knesebeck Verlag (2020)

 

Wir schreiben das Jahr 1889. Enola Holmes, die Schwester des berühmten Detektivs Sherlock Holmes, ist immer noch in London untergetaucht. Nach wie vor auf der Flucht vor ihren Brüdern Sherlock und Mycroft, die sie, nach dem Verschwinden der gemeinsamen Mutter, viel lieber in einem Internat für wohl erzogene Mädchen sehen würden. Aber Enola ist eine gewitzte junge Frau. Sie hat gelernt verschiedenste Maskeraden zu verwenden, um unerkannt zu bleiben. Dank eines kleines Vermögens ihrer Mutter, hat sie keine finanziellen Nöte. Als Perditorin hat Enola es sich zur Aufgabe gemacht, vermisste Menschen aufzuspüren. Als Dr. Watson, der enge Vertraute Sherlocks plötzlich spurlos verschwindet, muss sie sich einfach einbringen.

Enola verwandelt sich in die hübsche Viola Everseau und nimmt Kontakt zu Watsons Ehefrau auf, um Details zu erfahren. Dummerweise hat ihr Bruder Sherlock die gleiche Idee und so treffen sie im Hause Watson aufeinander. Glücklicherweise bleibt sie unerkannt.

Es kommt zu unglaublichen Verfolgungsjagden, gefährlichen Abhörsituationen und unschönen Begegnungen, bevor Enola alle erforderlichen und recherchierten Puzzleteilchen zu einem großen Ganzen zusammen setzen kann.

Mit diesem Buch geht die Reihe, rund um die jüngste Schwester der Holmes` Familie, in die dritte Runde. Weiterhin spannend und extremst gelungen. Ein neues Abenteuer, in dem Enola ihre Selbstständigkeit und Fähigkeit wieder unter Beweis stellen muss, ohne selbst aufgespürt zu werden.

Detailreich beschreibt die Autorin die Reise mit Geschichten um eine Heranwachsende im London des vorletzten Jahrhunderts.

Sehr gerne empfohlen!

 

Anja Kuypers

 

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Der Fall der verhängnisvollen Blumen – Enola Holmes

Nancy Springer

Knesebeck Verlag (2020)

Kinderbuch

172 Seiten

ISBN 978-3957282620

15 €

Der Junge in der letzten Reihe“ von Onjali Q. Rauf, Atrium Verlag (2020)

 

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive der in London lebenden, neun Jahre alten Alexa erzählt. Sie ist Halbwaise, lebt mit ihrer fürsorglichen Mutter zusammen und hat drei beste Freunde. Ein zufriedenes Leben, das eines Tages aus den Fugen gerät. Ihre Klasse bekommt einen neuen Mitschüler: Ahmet aus Syrien. Der letzte Stuhl in der letzten Reihe im Klassenraum ist nun nicht länger leer... Das Mädchen und ihre Freunde interessieren sich sehr für Ahmet und seine ganz persönliche Geschichte. Er ist alleine nach England gekommen. Den Kontakt zu seiner Familie hat er auf der Flucht verloren.

Sie bemühen sich um seine Freundschaft und versuchen ihm den Einstieg in das neue Leben in einem für ihn fremden Land zu erleichtern. Mit Erfolg. Aus dem Vierergespann wird nach und nach ein Fünfergrüppchen.

Als Alexa erfährt, dass „die Regierung die Tore schließt“ und keine weiteren Flüchtlinge mehr ins Land dürfen, schmiedet sie mit ihren Freunden einen Plan. Dabei soll das englische Königsoberhaupt eine wichtige Rolle spielen....

Mit überschaubaren Kapitellängen sowie leicht verständlichen und kurzweilig formulierten Texten ist das Buch locker lesbar. Ergänzt durch ansprechende schwarz/weiß Illustrationen.

Dank detailreicher Beschreibung der einzelnen Figuren, gelingt der Autorin ein zügiges Abtauchen in die Geschichte. So wunderbar genau beschreibt sie jeden einzelnen. Sehr gelungen.

Die Flüchtlingsthematik des Buches scheint offensichtlich. Aber dann schlägt die Geschichte Haken, mutiert zu einem mitreißendem Strom, was am Ende zu Tränen rühren kann.

Mit geballter kindlicher Naivität kommt es daher und wirft manches, augenscheinlich erwachsenes Verhalten schnell über Bord.

Ein neuer Stern am Kinderbuchhimmel.

 

Anja Kuypers

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Der Junge aus der letzten Reihe

Onjali Q. Rauf

Atrium Verlag (2020)

Kinderbuch

286 Seiten

ISBN 978-3855356300

15 €

Limonade im Kirschbaum“ von Gerda Raidt, Gerstenberg (2020)

 

„Zuckerschnecke“ hört am liebsten Hörbucher. „Kichererbse“ verbringt am liebsten Zeit in seinem Kinderzimmer. „Butterherzchen“ ist am liebsten alleine. Doch am allerliebsten würde er von seinen Eltern einfach nur Otto genannt und nicht mit Kosenamen überschüttet werden.

Sie umsorgen ihn aufs Äußerste und überwachen ihn mittels Handy permanent. Er liebt seinen Geschichten, in die er abtauchen kann. Freunde hat er kaum....

Die Eltern kaufen ihm ein Baumhaus für den Garten des Wochendhäuschens. Dann muss er einfach an die frische Luft und knüpft vielleicht doch eines Tages Bekanntschaften. So die Überlegungen seiner Eltern.

Über den Aufbau des neuen Frischluftsitzes gerät so einiges außer Kontrolle. Manchmal braucht es eben doch nichts Erzwungenes. Das Meiste ergibt sich spontan und von alleine.... Und so kommt es, dass Otto Finn kennenlernt. Einen Naturburschen, der aus dem schüchternen Otto einen interessierten, wortgewandten Kumpel macht. Unverhofft kommt oft. Was werden seine Eltern davon halten?

Ein herrliches Buch, das mit einer grenzenlosen Leichtigkeit daherkommt. Man leidet, fühlt und freut sich mit und für Otto.

Tolle schwarz/weiß Zeichnungen untermalen manches Highlight. Zum Beispiel den Moment, als Otto freudestrahlend mitteilt: „Auf meinem Knie klebte ein großes Pflaster!“

Ein schönes Buch, das berührt.

 

Anja Kuypers

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Limonade im Kirschbaum

Gerda Raidt

Gerstenberg (2020)

Kinderbuch

142 Seiten

ISBN 978-3836960236

13 €

Der Stinkehund in der Schule“ von Colas Gutman, woow books (2020)

 

Willkommen in der Welt der Hunde. Stinkehund hat Glück und hat eine Wildcard zum Besuch der königlichen Hundeschule erhalten. Er hat es satt, keine Etiketten lesen zu können und hat sich an aufgestöberten Lebensmitteln schon das eine oder andere Mal den Magen verdorben. Sein Freund, der Kater Platti, stattet ihn mit Tipps zum Schulalltag aus und reicht ihm am ersten Schultag eine leere Mülltüte, um die Schulsachen darin verstauen zu können. Die Zeit zum Lernen von Rechnen, Lesen und gutem Benehmen kann beginnen.

Seine MitschülerInnen sind allesamt Hunde. Verschiedene Rassen und Charactere. Einzig die Lehrerin ist als Mensch dargestellt. Sie ist gemein, ungerecht, fies und schrecklich. So nutzt sie Stinkehunds Aussehen und Gutmütigkeit als Negativbeispiel im Unterricht. „Kinder, kommt näher! Das hier ist ein Hund aus der Gosse“, erklärt sie den anderen Vierbeinern.

Alle machen sich fortan über Stinkehund lustig und behandeln ihn als Aussätzigen. Nur der gutmütige „Labrador mit samtigen Fell“ ergreift Partei und wagt es, Wiederworte zu geben. Gut, dass Stinkehund viele, der an ihn gerichteten Gemeinheiten gar nicht richtig versteht. Er trägt sein Herz am rechten Fleck. Eine Besonderheit, die vielen abhanden gekommen ist. Insbesondere den Menschen....

Es zählen nicht Intelligenz, Aussehen oder Reichtum. Es soll vielmehr um Miteinander, Toleranz und Respekt gehen. Kater Platti und Zottelhund Stinkehund leben es vor. Ihr liebevoller Umgang miteinander stellt ein Vorbild dar.

Die zurecht beliebte Reihe um den Zottelhund und seinen besten Freund geht mit diesem Band in die vierte Runde.

Eine rundum gelungene Mischung aus wörtlicher Rede und Fließtext, wunderschönen Illustrationen und dem Spiel mit Schriftformaten. Sehr gerne empfohlen!

 

Anja Kuypers

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Der Stinkehund in der Schule

Colas Gutman

woow books (2020)

Kinderbuch

74 Seiten

ISBN 978-3961770359

10 €

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© Anja Kuypers